Von Pilzen und Käfern - ein kleiner zoologischer Exkurs

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.871 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. April 2020 um 16:04) ist von Der Biologe.

  • Hallo Pilzfreunde!


    Heute möchte ich Euch ein paar interessante Funde von meinem letzten Spaziergang zeigen!


    Auf der Suche nach einem neuen Morchelgebiet, fand ich einen schönen Auwald in meiner Nähe. Bärlauch überall und auch alle sonstigen Zeigerpflanzen waren zu finden. Leider war es staubtrocken und somit blieb es bezüglich der Morcheln nur ein theoretisch neuer Fundort!

    Zum Glück hatte ich noch die Idee, dass ich auch direkt am Ufer eines kleinen Baches nachschauen könnte, da hier ja das Thema Wasser kein Problem sein sollte und siehe da: Morchelbecherlinge!!!

    Bis ich den ersten gefunden hatte, bin ich schon auf zwei anderen herumgetrampelt….. Grrh! Aber seht selber – ich hab mich riesig gefreut!


    Und nun zu einem kurzen zoologischen Exkurs:

    Beim Absuchen den Geländes fielen mir auch noch kuriose schwarzblaue Käfer auf, die ich bis dato noch nie gefunden habe. Nach der Beschreibung der Häufigkeit werden ihn wahrscheinlich viele von Euch schon kennen. Für mich wars neu und wissenschaftlich sehr spannend darüber zu recherchieren!


    Für alle die Lust haben, hier ein kurzer Bericht:

    Gefunden hab ich hier den Ölkäfer, der gerade in der Frühlingszeit auf Blütenwiesen und im Auwald häufig vorkommt. Ich vermute hier den Violetten Ölkäfer Meloe violaceus, da das Halsschild eingebuchtet ist, was beim sehr ähnlichen schwarzen Ölkäfer gerade sein sollte.

    Dieses Exemplar sollte ein Männchen sein, da die Fühler stark geknickt sind. Wichtig hier auch der kleine gelbliche Tropfen am Tier – aber dazu später!



    Und hier noch mal deutlicher der Knick in den Fühlern:


    In dem Tropfen – einem Abwehrsekret für Feinde und ein Lockstoff für die Weibchen – ist das Nervengift Cantharidin enthalten, das auch in der spanischen Fliege enthalten ist. Es verursacht beim Menschen auf der Haut Blasenbildung ( daher wird er neben Maiwurm auch Blasenkäfer genannt).


    Noch interessanter fand ich den Lebenszyklus des Käfers: (als Biologe muß das jetzt sein!)

    Die erwachsenen Tiere leben nur ein Monat. Nach der Paarung legen die Weibchen 1000ende Eier in den Boden, aus denen 3mm große Larven schlüpfen und auf Blüten klettern.

    Dort lauern sie auf Insekten, an die sie sich festklammern und mitgenommen werden, wie mit einem Flugtaxi!

    Nur, wenn sie das Glück hatten sich an eine solitär lebende Wildbiene zu klammern haben sie eine Chance zu überleben.

    Im Nest der Wildbiene ernähren sie sich nämlich von der Brut und dem eingetragenen Nektar und Pollen. Nach einiger Zeit verpuppen sich die Larven und erst nach einer 2-jährigen Entwicklung schlüpfen die erwachsenen Tier und sind dann wieder nur für ein Monat zu finden, um für Nachwuchs zu sorgen.


    Hier noch ein Weibchen, das noch auf einem angekauten Blatt sitzt:

    Für mich war das total spannend und ich hoffe für Euch auch!


    Liebe Grüße!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Alex

    Gratulation zu deinem Fund der Adrigen Morchelbecherling, so schön....... :gefuehle_smilie_0384:Habe ich leider noch nie gefunden, ist ja auch schwierig wenn es aussieht wie ein Blatt von weitem.

    Ganz toller Bericht hast du hier reingestellt vom Ölkäfer, sehr interessant und lernreich. :thumbup:

    Hoffen wir auf baldigen Regenschauer :rain:, damit wir evt. Noch eine letzte Chance erhalten für nach Speisemorchel :pilzherbstzeit002:zu suchen...

    Schönen Tag

    LG Andy

  • Hi Andy!


    danke Dir! Das freut mich!

    Wenn’st Deinen Becherlingsblick schulen möchtest, dann ist der große Bursche am Fuße des kleinen Strauches zwischen dem Bärlauch zu entdecken!


    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Zwei schöne Funde. :thumbup:

    Eine Frage stellts ich mir gerade: Der erste Ölkäfer hat ja auch einen stark aufgeblähten Hinterleib. So als wäre der angefüllt mit Eiern. Das können aber nur die Weibchen, nehme ich an?
    Bei dem Männchen auf dem Bild danach ist es schwierig zu sehen, aber der Hinterleib scheint da anders geformt zu sein, und die Flügeldecken länger?

    Aber wie ist das dann mit den geknickten Fühlern? Oder gibt es da vielleicht einen Variationsspielraum?


    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,

    ich glaube, nur der auf dem Zweig ist ein Männchen. Bei den dickeren Weibchen ist nur so ein Bogen im Fühler.

    Auf diesem Bild von einer Paarung sieht man schön den Größenunterschied.

    LG Christine

  • Schönen Morgen!


    Das freut mich, dass es Euch gefällt!


    vorausgeschickt sei gesagt, dass ich hier sicher kein Experte bin, aber das muss ja auch nicht sein.


    bei diesem Bestimmungsschlüssel kann man recht komfortabel via Hyperlinks zum richtigen Ergebnis kommen.

    Ich denke, dass Ihr da recht habt! Der dicke Hinterleib und die nicht verdickten/geknickten Fühlen zeigen die Weibchen.
    beim Männchen ist der Hinterleib kürzer und schmaler, wie auf Christines Bild schön zu sehen ist. Das 5-7. Fühlerglied ist hier zudem verdickt.

    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christine & Alex!


    Danke für's Nachforschen. :thumbup:
    Damit bin ich auch wieder ein Stückchen schlauer.


    Lg; Pablo.

  • Hallo Freunde!

    Da ich kürzlich nochmals die Ölkäfer gefunden habe, hier nochmal ein paar schönere Fotos:

    Hier das dicke Weibchen: es scheint so, als würde eine Mücke oder ähnliches den Käfer stechen, oder?


    und hier das Männchen mit den geknickten Fühlern:


    Liebe Grüße!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Lieber Alex,

    vielen herzlichen Dank - jetzt wünschte ich, ich hätte den (vermutlichen) Ölkäfer, den ich neulich bei meinem Auwald-Ausflug noch kurz vor dem Auto entdeckt hatte, genauer angeschaut...

    Liebe Grüße

    Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Schön'Abend!

    Autsch. Da piekst sich ja echt was rein in den Käfer!

    Also wie die Mücken bei uns Säugetieren, gibt's wohl auch entsprechende Blutsauger, die auf Käfer gehen. Nur, daß Käferblut freilich ganz anders aussieht.
    Mit unserem Blut dürfte diese Mini-Käfermücke wohl wenig anfangen können, ebenso, wie eine normale Stechmücke mit Käferblut.
    Aber was für ein Bohrwerkzeug diese Mücke haben muss, um den Chitinpanzer durchdringen zu können!


    LG; Pablo.

  • Super!

    Vielen Danke für den Hinweis! die kannte ich noch nicht!

    lg

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!