Pilze, Pflanzen und Getier - ein Tag im Wald: Teil 1

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.006 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. April 2020 um 13:20) ist von ThomasL.

  • Hallo Naturfreunde!

    Letzten Sonntag war es endlich wieder einmal soweit: ich konnte für ein paar Stunden im Wald umherstreifen! Herrlich!

    In dieser kleinen Miniserie nehme ich Euch mit auf Tour!


    Beginnen möchte ich mit der Käppchenmorchel: seit Längerem ist es mir endlich wieder gelungen, ein paar neue Fundstellen auszumachen. Interessanterweise waren diese auch in unmittelbarer Nähe zu Eschen zu finden. Sind diese auch mit diesem Baum vergesellschaftet?

    Hier Pilz und Stamm auf einem Bild:


    und nun ein paar Fundstellen immer mit Suchbild und Detailaufnahmen:

    Fundstelle 1:


    Fundstelle 2:


    Fundstelle 3:


    Fundstelle 4:


    Fundstelle 5:


    und hier noch der Querschnitt:


    Liebe Grüße aus Salzburg!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Ganz generell würde ich sagen: Diese Käppchenmorcheln sind nicht allzu wählerisch. Nach meienr Beobachtung können die sich von der Streu diverser Baumarten ernähren: Esche gehört sicherlich dazu, aber auch diverse Pappeln, diverse Rosaceen, etliche Prunusgewächse...

    Es ist wohl auch so, daß man da in Zukunft auch verschiedene Arten unterscheiden muss. Persönlich habe ich es bisher nicht geschafft, die morphologischen Unterschiede (Paraphysen gegabelt oder einfach) im Zusammenhang mit einem bestimmten Standort (mit oder mit ohne Pappeln) nachzuvollziehen - insofern für mich momentan alles noch Morchella semilibera s.l., da fällt einem ja auch kein Zacken aus der Krone (oder Krone aus dem hohlen Zahn?), die Käppchenmorcheln einfach mal als Käppchenmorcheln zusammen zu fassen.


    LG; Pablo.

  • Seas Alex,

    eine Käppchen-Morchel habe ich diese Woche zum ersten mal gefunden, in der Nähe einer Esche ......... reufreu, netter Perser, :party:

    Ob die mit Eschen vergesellschaftet sind ist eine gute Frage. Die Böhmische/- und die Fingerhutverpel habe ich ebenso wie die Speisemorchel bisher nur bei Eschen gefunden. Mykorrhiza wurde mW bisher, zumindest bei M. esculenta, nicht nachgewiesen. Mein Verdacht geht in Richtung Substrat, die bauen alte, abgefallene Blätter ab.

    Powidel, wenns anders ist, Hauptsach' wir finden's, :wink:

    LG

    Peter

  • Fingerhutverpel habe ich in einem reinen Hecken (weiss Dorn glaub vor allem) gefunden. Kein Baum geschweige den Esche vorhanden.

    Lg jens

    PS Morcheln gehören offiziell hier in der Ch noch zu den saprobionten, also abbauer von totem material. Es gibt aber erste Stimmen die auch zt Symbiose mit Bäumen stark vermuten.

    Lg jens

  • Hallo Zusammen!

    Vielen Dank für Eure Beiträge!

    Ja, die Funde haben mich echt gefreut! die Burschen sind so was von gut getarnt! Da muss man schon mit der Nase direkt drauf fallen! Leider bleibt nach dem Trocknen nicht viel übrig!

    Danke Pablo für die Details zum Pilzchen! Dachte ich mir schon, dass es da wieder mehrere geben wird. Ich belasse es beim Sammelbegriff. :wink:

    Die Fingerhutverpel hab ich leider noch nicht gefunden und die Böhmische Verpel nur 1x und das vor viiiielen Jahren. Die hatte einen verspäteten Schneefall überlebt.

    lg

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

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    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Mehr als Vermutungen gibt es meines Wissens auch nicht zur Lebensweise diverser Morcheln. Wenn überhaupt, dann wäre eine verbindung mit irgendwelchen Bäumen auch optional. Zumal die in Frage kommenden Bäume (Eschen & div. Rosaceae) eigentlich gar keine Ektomykorrhiza ausbilden.
    Aber: Bei einigen Rötlingsarten ist es anscheinend so, daß die irgendwie die Feinwurzeln von Rosaceae (Weißdorn gehört da freilich auch dazu, ebenso wie Apfel, Birne, Schlehe usw., denke ich?) "anzapfen" können. Das soll dann wohl eine Verbindung sein, die vor allem dem Pilz nutzt, und dem Baum weniger.
    Anders rum machen es anscheinend diverse Orchideenarten, die wohl in der Lage sind, so ziemlich alle Pilzmycelien an und in ihre Wurzeln zu locken, die zu einer Verbindung theoretisch in der Lage sind unter anderem auch so skurrile Sachen wie Thanatephorus - Hyphen, von diversen Saftlingen ganz zu schweigen). Die bedienen sich dann eher an dem Pilz als umgekehrt, und auch hier hätten sowohl Pilz als auch Pflanze ohne den jeweiligen Partner keine nenneswerten nachteile.


    LG; Pablo.

  • Danke Pablo!

    Sehr spannend! :thumbup:

    Dein Beitrag hat mich dazu gebracht nochmal darüber nachzudenken. Dabei ist mir eingefallen, die Orchidee in einem anderem Beitrag von mir sehr weiß war und auch keine klassischen Blätter hatte. Immer ein Zeichen, dass da parasitisch was im Busch ist!

    und siehe da, bei Wikipedia findet man unter Ökologie die Bestätigung der Vermutung:

    Zitat:

    "Die Vogel-Nestwurz ist ein sogenannter Vollschmarotzer (Holoparasit). Sie ist fast ohne Chlorophyll, und auch ihre Spaltöffnungen sind spärlich und funktionslos. Die Pflanze benötigt bis zur Blühreife etwa neun Jahre. Nach der Blüte zerfällt das Rhizom oft von der Mitte her, und es entwickeln sich von randständigen Wurzeln ausgehende Tochterpflanzen, die dann nach einigen Jahren zur Blühreife gelangen. Wurzelhaare fehlen, stattdessen versorgt der Pilz die Pflanze vollständig mit Wasser, Nährsalzen und Assimilaten; es liegt also eine Myko-Heterotrophie vor. Die äußeren Schichten der Wurzelrinde besitzen Pilzhyphen im Zellinneren, es handelt sich also um eine endotrophe Mykorrhiza des Orchideen-Typs; in den weiter innen gelegenen Schichten werden die Pilzhyphen verdaut. Die Pflanze ist also kein Saprophyt, sondern sie parasitiert auf dem Pilz. Da dieser gleichzeitig als ektotropher Mykorrhiza-Pilz in Kontakt mit den Baumwurzeln, z. B. von Buchen steht, stammen die organischen Verbindungen letztlich von den Bäumen; man spricht hier von Epiparasitismus.[3]"

    Liebe Grüße!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Alex!


    Aha! Dann hat die Vogel-Nestwurz also eine sehr ähnliche Lebensweise wie der Buchen- und Fichtenspargel!

    Auch diese Pflanzen produzieren kein Chlorophyll, und veräppeln sozusagen die Mycelien von PIlzen (offenbar vorwiegend Ritterlinge, und da insbesondere wohl Seifenritterlinge, jedenfalls also auch Ektomykorrhizabildner mit anderen Bäumen), so daß sie ihre Nährstoffe vom Pilz erhalten.
    Bei Monotropa gibt es glaube ich auch recht umfangreiche Studien, wie das da im einzelnen funktioniert.

    Und wenn Monotropa tatsächlich zu den Ericaceae gehört: Heidekraut hat auch ein paar recht soektakuläre Kniffe auf Lager. Irgendwie ist Heidekraut in der Lage, Mykorrrhizaverbindungen von anderen umgebenden Pflanzen mit Pilzen zu stören oder sogar ganz zu verhindern. Was dem Heidekraut wiederum einen Ortsvorteil verschafft, indem es anderen Pflanzen (vor allem Bäume, unter denen das Heidekraut nicht mehr wachsen könnte) die Besiedelung der Standorte erschwert.


    LG; Pablo.

  • Sehr interessant, Pablo!


    das werd ich mir genauer anschauen! Das würde die oft größeren baumlosen Bereiche, wo Erika wächst gut erklären.


    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

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  • Was die Speisemorcheln betrifft, mein zweiter Fund war in der fränkischen auf einer Wiese. Die nächsten Bäume waren mindestens 50m (eher mehr) entfernt.

    Viele Grüße

    Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.