Röhrling

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 6.910 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Juli 2020 um 22:15) ist von Codo.

  • Servus miteinander,

    bin heute mit dem Hund nur an einem Wald vorbei gegangen, da stand er am Rand.

    Ist es ein Birkenpilz?

    Er stand aber nicht am Fuß einer Birke sondern einer jungen Eiche.

    Die Stilbasis verfärbt sich nicht nach dem Anschnitt. Das Fleisch wird leicht bräunlich.

    Der Stiel ist hin aber der Hut ist noch schön fest und ohne Würmer.

    Gruß Schwammler

  • Schwammler 17. Juli 2020 um 20:29

    Hat den Titel des Themas von „Ruhfußröhrling“ zu „Röhrling“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Ein Birkenpilz "im weiteren Sinne" ist das schon, und irgendwo im Umkreis von 20 metern wird auch eine Birke gestanden haben. Die Wurzeln eines Baumes reichen ja recht weit, und die Mykorrhiza kann sich darüber hinaus auch noch einige Meter ausdehnen. Daß der fruchtkörper "am Fuß einer Fichte" stand, muss ja nichts bedeuten, das Mycel ist ja sehr viel weitläufiger.

    Komisches Ding aber dennoch, das sollte in den Formenkreis vom Vielfärbenden Birkenpilz (Leccinum variicolor s. lat.) gehören. Aber nicht die Art im strengen Sinne (die hat eine ganz andere Hutoberfläche), sondern eine der bislang nicht wirklich solide definierten Arten aus dem Umfeld.
    Potentiell ist das dieser Pilz:



    Einen schlüssigen Namen habe ich dafür aber bislang nicht. Leccinum bertauxii wäre nahe dran, sollte aber eine Art in oder an Mooren (staunasse Böden, saurer & torfiger Untergrund) sein. Inwieweit Leccinum rigidipes / oxydabile da vielleicht passen könnte, wäre noch eine interessante Frage.
    V>orerst kann man das aber bei "Vielfärbender Birkenpilz im weiteren Sinne" belassen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    das kann ich mir nicht vorstellen. Der verfärbt sich doch nicht so dunkel. Mein erster Eindruck ist der Pappel-Raufuß aber für den fehlt mir die überhängende Huthaut die der aber auch nicht immer hat. Die Blaufärbung am Stiel und die eher netzartige Struktur des Stieles sprechen aber wiederum für den. Das macht der gern einmal.

    Hier habe ich meine Dokumentation für den. Ich kann mir nichts anderes vorstellen.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Also rein von den Bildern würde ich meinen dass dieser von dir beschriebene Pappelrauhfuß zutrifft. Komme nächsten Freitag wieder zu dem Wald dann schau ich mir mal den Baumbestand näher an.

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!

    Hm, die Röhren und Poren sind ja nicht gelb, oder?
    Weil gestern fiel es mir nicht auf, heute aber wirken die gerade auf den Bildern im Startbeitrag etwas gelblich.
    Dann könnte es auch in richtung Leccinellum gehen (also die gelbporigen, im Fleisch graunenden bis schwärzenden Arten um Hainbuchenröhrling, Gelbporigen Raufuß etc.).
    Damit wäre man dann beim Hainbuchenraufuß im weiteren Sinne (Leccinum carpini / pseudoscabrum s.l.), der außer mit Hainbuchen auch mit Birken und Hasel Mykorrhiza bilden kann.

    Die bläulichen verfärbungen am Stiel sind dabei ungewöhnlich, sind mir selbst aber auch schon mal bei Hainbuchenröhrlingen begegnet. Wenn auch nicht so ausgeprägt wie hier.



    Das sonstige Verfärbungsverhallten würde dazu gut passen, ebenso wie Habitus und Struktur der Stielschuppen. Die Poren / Röhren müssten dann allerdings schon blass gelblich / gelbgrau oder sonst irgendwie mit einem gewissen Gelbton versehen sein.

    Gegen den Pappelraufuß (Leccinum duriusculum) sprechen aus meiner Sicht außer der gar nicht überhängenden Huthaut auch die sehr groben Stielschuppen und der Habitus.

    Die ganzen Raufüße sind ja generell problematisch, wenn man sie wirklich detailliert bestimmen will.
    Idealerweise geht man da etwas zurück zu älteren Bearbeitungen (Lannoy & Estades 1995; Engel et Al. 1978), weil sich viele neuere Bearbeitungen lauf die Studien von Den Bakker & Noordeloos 2005 beziehen - die zwar genetisch sehr wichtige Erkenntnisse geliefert haben (Entdeckung und Eingrenzung der Mikrosatelliten in der ITS), aber leider in der Konsequenz auf taxonomisch / morphologischer Ebene viel zu viel synonymisiert haben, was definitiv nicht zusammen gehört.
    Aktueller Stand: Die Gattung ist Chaos, aber es wird inzwischen dran gearbeitet, die genetischen Erkenntnisse vor allem von Henk Den Bakker zu nutzen und mit den älteren morphologischen Studien zu kombinieren, um ein schlüssigeres Bild zu erhalten.


    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Generell sind ja alle Raustielröhrlinge (Leccinum s.l.) essbar. Aber roh bzw. unzureichend gegart teils arg unangenehm giftig.
    Um die kulinarisch zu verwerten braucht man aber keine detaillierte Artbestimmung und Taxonomiediskussion. :wink:
    Nur frische, junge Fruchtkörper, die nicht weich oder madig oder schimmlig sind, und beim Zubereiten eine ausreichend lange Garzeit.

    Also immer auch die eigene Einschätzung und Sicherheit priorisieren, weil nur nach Bildern im Netz >geht's halt nicht mit den Verzehrempfehlungen<.
    Ist hier aber ja rasch gelernt und antrainiert, weil es sich ja ebenso verhält wie mit den ganzen Filzröhrlingen, Täublingen, Champignons: Um diepotentiell essbaren Vertreter zu erkennen muss man nicht nach aktuellem pilzkundlichem Stand die genaue Art bestimmen.


    LG; Pablo.

  • Ist hier aber ja rasch gelernt und antrainiert, weil es sich ja ebenso verhält wie mit den ganzen Filzröhrlingen, Täublingen, Champignons: Um diepotentiell essbaren Vertreter zu erkennen muss man nicht nach aktuellem pilzkundlichem Stand die genaue Art bestimmen.

    Hallo Pablo

    So ganz kann ich das nicht abnehmen. Eine genauere Artbestimmung ist gerade beim Geschmack wichtig. Ich will mal so sagen, alle milden Täublinge sind essbar. Aber einige Arten schmecken nicht. Darum ist auch etwas Artenkenntnis wichtig, um ein geschmackliches Pilzgericht zu erstellen.

    Wenn man aber an Pilze so viel Speck und Gewürze dazu gibt, dann schmecken auch die schlechteren Arten, aber nur nicht nach Pilzen.

    Bei Filzröhrlingen sind auch alle essbar. Aber geschmacklich teilweise minderwertig. Dort muß man auch besonders auf die Menge im Pilzgericht achten. Große Mengen "versauen" auch ein Pilzgericht.

  • Dass alle Rauhstiele essbar sind und keine giftigen Verwechsler haben, das hab ich mir mal bei einem Schwammerlkurs gemerkt. Und auch dass man sie 15-20 Min erhitzen soll, steht auf dem Merkblatt 👍🏻 Danke nochmal für den Hinweis.

    Die Filzröhrlinge und Maronen frier ich normalerweise ein. Steinpilze und Rauhstiele find ich ja nicht viele, die trockne ich dann. Zum Einen weil ich finde dass getrocknete Pilze das Aroma besser behalten. Es riecht schon so gut wenn man das Glas aufschraubt :)

    Zum Anderen möcht ich die gerne auseinander halte können. Die kriegen dann eine Beschriftung.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uwe!

    Grundsätzlich hast du da schon recht, was Täublinge betrifft.
    Ich habe früher schon auch ohne konkretere Bestimmung manches gesammelt, was halt im Wald weder bitter noch mild scharf (eieieiei....) schmeckte.
    Aus zwei gründen sammle ich aber mittlerweile nur noch solche Täublinge, die ich auch ohne Kauprobe schon einer Art (oder wenigstens im weiteren Sinne einer Artengruppe) zuordnen kann:

    1. Da waren immer mal wieder welche dabei, die in der Pfanne einfach nicht gut geschmeckt haben. Wenn auch nicht bitter oder scharf, aber es gibt auch einige milde Arten, die dann nichtssagend oder muffig oder sonstwie fad schmecken.

    2. Irgendwann brennt's im Mund beim Sammeln, und man erkennt den Geschmacksunterschied eh nicht mehr, nachdem man innerhalb von einer halben Stunde auf drei oder vier scharfen Kollektionen rumgekaut hat. :wink:

    Wobei ich mir auch nicht immer völlig sicher bin, ob ich nun einen Frauentäubling oder eine der ähnlich gefärbten Arten mit annähernd so biegsamen Lamellen einsammle. Oder ob nun Pfirsichtäubling, Samtiger Brätlingstäubling oder das thermophile Laubwald - Pendant: Da müsste man eh im grunde mikroskopieren, aber diese bebbigen Samttäublinge sind ja alle gleich lecker. :happy:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Ich habe früher schon auch ohne konkretere Bestimmung manches gesammelt, was halt im Wald weder bitter noch mild schmeckte.

    wirklich, da gehörst Du wahrscheinlich zu denen, die alles silieren. Das wird ja hauptsächlich in Osteuropa gemacht und dein Name klingt nicht unbedingt nach dieser Gegend:wink:. Oder hat sich da wieder einmal das Tippfehlerteufelchen eingeschlichen:horny:.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jörg!

    Hoppala. :wink:
    Die Finger tippen schneller als der Kopf denkt. Ich habe einen Mannheimer Pilzkumpel (Alex, ist im Nachbarforum auch aktiv), der sehr gerne siliert. Probieren durfte ich schon und find's durchaus lecker, aber in diesem Fall - nein, das ist sein Job, die Scharfen einzusammeln.
    Milchlinge sind da auch noch besser als Täublinge... und die kann ich auch etwas besser erklären, weil etwas mehr Ahnung vorhanden.


    LG, Pablo.

  • Hallo,

    Espen, Eichen, Rotbuchen und ein paar Fichten

    ohne Hainbuchen vor Ort ist es dann der Pappel-Raufuß (Espe=Zitterpappel). Mal sehen ob es jetzt noch Gegenmeinungen gibt.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

    • Offizieller Beitrag

    Salve!

    Wie schon angedeutet: Schwierig, bei einem Einzelfruchtkörper und ohne selbst vor Ort zu sein bzw. den Pilz in der Hand zu haben.

    Klar, auch ein Pappelraufuß mit arg ungewöhnlich ausgeprägter Stieloberfläche und eher dezent überhängender Huthaut wäre hier möglich.
    Aber: Der Partnerbaum kann bis zu 20 Meter vom Pilz entfernt stehen - und auch dann kann es immer noch die 50cm hohe Jungbirke irgendwo zwischen Gras und kleinen Fuchten versteckt sein. :wink:


    LG, Pablo.

  • Hihi, den Tipp mit dem 'lange garen' bei den Raustielröhrlingen hätte ich wohl früher brauchen können... leider gab's zu der Zeit weder Foren, noch Internet... :)

    Auf einer Norwegen-Tour Anfang der 90er hatte ich einen wunderschönen Birkenröhrling gefunden, und den im Triangia-Camping-Geschirr wahrscheinlich nur halbwegs durchgebraten... jedenfalls hab ich danach dermaßen den Wald vollgeko... und mit Durchfall verunstaltet, dass es eine helle Freude war, und dort bestimmt ein Jahr lang niemand anderes mehr ein Zelt aufschlagen konnte... :)

    Zu der Fachdiskussion oben kann ich leider nichts beitragen. Jedenfalls fängt auch hier im Münsterland die Pilzsaison an, Unmengen schönste Parasole habe ich schon gesehen (und gegrillt), sowie kleine Maronen, und 2 überalterte, ca. 20 cm große Steinpilze...

    Gruß,

    Codo