Viel zu kleine Ziegenlippe, die dann doch ein Eichenfilzröhrling wurde.

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.561 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. August 2020 um 18:48) ist von Beorn.

  • Hallo, hab die Tage in der Trockenperiode am Wegrand im Auwald ein Pilz gefunden, der für mich eine Ziegenlippe ist. Er ist halt mit 2 cm Ø nur was zu klein! Die Sporen passen auch sind aber identisch mit Denen des Schwarzblauenden Röhrling. Was meint Ihr?

    LG Rigo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rigo!

    Oh, du bist in die Einzelfruchtkörperfalle getappt. :happy:

    Filzröhrlinge verhalten sich in der Hinsicht ein wenig wie Phlegmacien: Einzelfruchtkörper und Gruppen aus nu alten fruchtkörpern kann man ignorieren, die Aussichten auf belastbare Bestimmungen sind gering. Auch bei den Filzern sind die makroskopischen Merkmale extrem wichtig - und zugleich immer einigermaßen variabel, so daß man auch das Gesamtbild berücksichtigen muss. Die Mikromerkmale sind analog: Die richtig zu interpretieren braucht es viel Erfahrung - und vor allem Erfahrungen hinsichtlich der Variationsbreiten. Selbstverständlich gibt es aber da auch wie bei den Makromerkmalen ein paar harte Kriterien.
    Also zum beispiel: Wenn das hier ein Falscher Rotfuß (Xerocomellus porosporus) wäre (was er aber nicht ist), dann wäre der mikroskopische Ansatz, ihn anhand der truncaten Sporen festzunageln:

    Bedeutet, daß die Sporen am distalen Ende (alle Abflachungen auf der proximalen Seite, also da wo der Apikulus ist, zählen nicht) erkennbar abgeflacht sind. Nicht immer bei allen Sporen erkennbar, aber bei vielen. Das Merkmal haben nicht allzu viele Filzröhrlinge.

    Dein Fund ist aber auch makroskopisch schon kein porosporus, da fehlen jegliche rußbraunen und / oder roten Farbtöne im und am Stiel.


    Und das ist eben das Porblem mit diesen Einzelfruchtkörpern, weil wenn da wass aus der Reihe tanzt, hat man rasch verloren.
    So wie hier mit dem Eichenfilzer (Hortiboletus engelii), der halt einfach mal keine Lust hatte, die orangenen Minipünktchen ganz im untersten Zipfel der Stielbasis auszubilden.

    Wären da drei Fruchtkörper gestanden, hättest du in einem oder zwei vermutlich die Pünktchen gefunden, und den einen ohne Pünktchen halt als atypisch erkannt - nur ohne die beiden anderen wird's halt diffus. :wink:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    da ich keine Pünktchen gesehen habe war Hortiboletus engelii eigentlich raus. Am besten ich halte mich bei diesen blöden Teilen einfach raus außer bei den dreien die ich auch ohne Mikro erkenne. Die sind eben dein "Fachgebiet".

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo Jörg,

    nein, nicht raushalten, jeder Ansatz ist wichtig auch wenns mal in leer führt!!

    Hallo Pablo, für deine Ausführung kann ich mich nur achtungsvoll bedanken!

    LG Rigo

  • Hallo Pablo

    Aufgrund welche makroskopischen Merkmalen hast du diesen zum Hortiboletus engelii erkannt?

    Das Schnittbild ist nun auch nicht gerade wie man es ursprünglich vermutet.

    Die Filzröhrlingen sind auch wirklich nicht leicht auseinander zu halten.

    Gibt es hierzu ein Bild mit diesen Karottenroten Punkte an Stielbasis?

    Vielen Dank

    LG Andy

  • Würde mich auch interessieren, weil Ziegenlippe gefiel mir auch nicht, aber auf H. engelii wäre ich hier nicht gekommen.

    Hier mal ein Beispiel für die karottenroten Punkte. Allerdings von H. rubellus (nimmt sich aber nicht viel).

    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Super cool, vielen Dank Schupfnudel. 👍🏻

  • Hallo Schupfnudel, auch von mir herzlichen Dank für die Ergänzung.

    Möchte noch nachtragen, der Geschmack war deutlich säuerlich. Und vielleicht ist die deutliche Rotfärbung am Stiel meines Schnittbildes ein Indiz...

    LG Rigo

  • Rigo 4. August 2020 um 22:08

    Hat den Titel des Themas von „Viel zu kleine Ziegenlippe?“ zu „Viel zu kleine Ziegenlippe, die dann doch ein Eichenfilzröhrling wurde.“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Salve!

    Daß ich den Pilz für Hortiboletus engelii halte, sollte man aber auch nicht als Bestimmung mißverstehen. Kann ja auch falsch sein.
    In der Tat ist das "Warum" hier schwer zu beschreiben. Das setzt sich so zusammen aus den ganzen Details, von Struktur der Hutoberfläche, der Stieloberfläche, Verhalten im Schnittbild (wo müsste ich denn da eine deutliche Rotfärbung sehen?)... So kam mir der eichenfilzer einfach am logischsten vor.
    Das ist eh eine komische Art, selbst wenn man Hortiboletus rubellus (Blutroter Röhrling) und Hortiboletus bubalinus (Bubalinusröhrling) als eigene Arten trennt, ist der noch dermaßen variabel... Diese karottenroten pünktchen sind es auch, die können vorhanden sein, müssen aber nicht.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Diese karottenroten pünktchen sind es auch, die können vorhanden sein, müssen aber nicht

    genau deshalb höre ich jetzt auf Filzröhrlinge genau bestimmen zu wollen.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo,

    abschließend möchte ich nun festhalten, dass diese Beitrag für mich recht hilfreich war. Erstens habe ich diesen Pilz mikroskopiert (im Rahmen meiner Möglichkeiten) und habe festgestellt, dass sich die Filzröhrlinge auch mikroskopisch sehr nahe kommen. Zweitens hat Pablo mir gezeigt, dass zumindest der X. porosporus an den Porosporen festgemacht werden kann. Und 3., dass H. rubellus und H. engelii diese roten Pünktchen im unteren Stiel und an Reibstellen haben sollte.

    Also weiter so und danke für Euer Interesse!

    LG Rigo

    PS: @Pablo, da dachte ich!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rigo!


    Aha, danke. :thumbup:
    Hatte ich tatsächlich übersehen oder ausgeblendet - ich denke auch nicht, daß es in diesem Fall eine Bedeutung hat. Es ist so inkonstant, also nur auf einer Seite vom Stiel und nur dieser eine Fleck - auch das kann äußere Ursachen haben. Womit man wieder bei dem leidigen Einzelfruchtkörper - Problem wäre.


    LG, Pablo.