Hallo Rigo,
deinen Hinweis auf die Freeware "IC Measure" nahm ich zum Anlass, mich intensiver mit dem Vermessen von Pilzsporen zu befassen. Darüber möchte ich am Beispiel von Ganoderma applanatum kurz berichten.
Zunächst sei festgestellt, das in jedem Pilzbuch andere Maße angegeben sind. Offenbar will sich kein/e Autor/in dem Vorwurf aussetzten, abgeschrieben bzw. etwas übernommen zu haben; z.B.:
6,0 - 8,0 x 4,5 - 5,5 µm (Lüders)
5,5 - 8,0 x 4,5 - 6,0 µm (123Pilze)
6,0 - 9,0 x 5,0 - 7,0 µm (Dörfelt + Ruske)
5,5 - 8,5 x ? µm (Wikipedia)
In der Summe also die Spanne 5,5 - 9,0 x 4,5 - 7,0 µm. Würde man weitere Autoren bemühen, könnte sich diese, doch sehr breite Maßangabe noch erweitern.
Tatsächlich erzielt man mit dem Erstellen von Fotos und der Vermessung am Monitor sehr genaue Daten. Für diese Messungen eignet sich das o.g. Programm vorzüglich. Zunächst benötigt man auch bei IC Measure ein einmaliges Referenzfoto mit dem Objektmikrometer. Damit lässt sich das Programm auf einen Mikrometermaßstab kalibrieren. Die Objektfotos sind grundsätzlich bei gleichen Bedingungen wie einst das Referenzfoto zu erstellt. Ein in IC-Measure eingefügtes Sporenfoto lässt sich in Schärfe, Kontrast, Helligkeit etc. bearbeiten, sowie ohne Maßstabsveränderung zoomen. Im nächsten Schritt werden Linien über die Sporen gezogen. Direkt neben der jeweiligen Linie und in einer Tabelle erscheinen die Werte. Fotos mit den Maßen und Tabellen lassen sich für eine weitere Bearbeitung exportieren.
Meine jeweils 10 Messungen von Länge und Breite ergaben 6,98 - 9,07 x 4,72 - 6,51 µm.
Man kann alternativ die Angabe eines Mittelwerts aller Einzelmessungen bevorzugen
= 8,02 x 5,94 µm,
± 10 % = 7,2 - 8,8 x 5,3 - 6,5 µm,
± 20 % = 6,4 - 9,6 x 4,7 - 7,1 µm.
Natürlich sind einzelnen Ausreißer entsprechend der Gauß-Verteilung zu erwarten. Damit bewegt man sich durchaus in den Bereichen der Literaturangaben. Nicht hydrierte Sporen (direkt vom Pilz übertragen) und hydrierte (über Nacht in Wasser gelegt) ergaben keinen signifikanten Unterschied.
Die klassische Messmethode am Mikroskop ist einfacher und dürfte meist ausreichen (Siehe Links im Thread "Mikroskopmerkmale" vom 30.01.2020). Hier wird auch einmalig pro Objektiv mit Hilfe des Objektmikrometers ein Okularmikrometer kalibriert. Beim Mikroskopieren hat man immer die Mikrometer-Skala des Okulars im Sichtfeld und kann somit die Sporengröße ablesen. Fotos durch das Okular lassen sich nachträgliche problemlos vergrößern, da sich Objekt und Maßstab synchron verändern.
LG, Toni
Bei IC Measure: Kalibrierung der Skala auf 100 µm
Bei IC Measure: Vermessung der Sporen
Bei der Standard-Messmethode: Kalibrierung einer Okular-Skala mit einem Objektmikrometer
Bei der Standard-Messmethode: Vermessung der Sporen eines Flockenstieligen Hexenröhrlings
(eine Teilstrichdistanz entspricht hier 1,2 µm)