Die Beute von Heute

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.138 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. September 2020 um 21:58) ist von Der Biologe.

  • Hallo,

    So langsam trauen sie sich heraus. Es hat zwar nicht ansatzweise den Korb gefüllt, aber das war auch gar nicht der Anspruch. Zumindes eine Fülle von Arten gibt es.

    1. Junger Fleischroter Speise-Täubling Russula vesca (mit sehr biegsamen Lamellen :wink:)

    Gutes Merkmal sind die in Stielnähe Y-artig gegabelten, weißen Lamellen in Verbindung mit einem fleisch-/schinkenfarbigen Hut.

    Daheim war er schon etwas spröder, aber das Eisen(II)sulfat bestätigt die Bestimmung (zügig orangebraun).


    2. Schöner Myxo - nicht näher untersucht:
    Edit: Ceratiomyces fruticulosa var. porioides-Geweiförmiger Schleimpilz. Danke an Veronika


    3. Rotstieliger Ledertäubling Russula olivacea

    Das ist ein großer, festfleischiger Täubling, mit dottergelben Sporenpulver und milden Geschmack. Der Hut ist sehr vielfarbig sein, aber wie der Name (olivacea) schon sagt, meist mit eingemischen Olivtönen. Der äußerste Hutrand ist meist purpurrötlich und die Farbe zieht es auf die Lamellenschneiden am Hutrand. Der Stiel ist gern rötlich überhaucht, kann aber auch völlig weiß sein.


    Ein typisches Merkmal ist die konzentrisch runzelig-furchige Hutoberfläche, v.a. am Hutrand.


    Mit etwas Chemie geht's noch einfacher: Die Art reagiert mit Phenol purpurviolett. Das ist fast schon ein Alleinstellungsmerkmal! Zwei ganz nah verwandte Arten reagieren auch, die aber keine isoliertwarzigen Sporen haben.



    4. Champignons - wollte ich eigentlich nicht weiter bestimmen - aber ich gehe mal von einem Schiefknolligen Anis-Champignon Agaricus cf. essettei aus. Die feinen Schüppchen hatten nur die ganz jungen, der alte war fast glatthütig.


    5. Madenfreier Perlpilz Amanita rubescens verdient es erwähnt zu werden (Okay, die Knolle hatte was...)!


    6. Kartoffelbovist Scleroderma sp.


    7. Ein Schwärz-Täubling der nicht auf einen gängigen Namen hört. Die Sektion ist gerade im Umbruch, da doch einige Arten Aggregate darstellen. Nach gängigen Schlüsseln hört dieser hier vorläufig auf Russula anthracina var. insipida / Russula atramentosa s. Sarn.

    Der Pilz ist vollkommen mild (auch in den Lamellen) und schwärzt zügig ohne vorher zu röten. Die recht dichtstehenden Lamellen haben einen (schwach) fleischfarbenen Reflex aber das kamm man auch falsch bewerten.

    Es ist (offensichtlich) kein R. nigricas (Lamellendicke), kein R. acrifolia (Geschmack), kein R. adusta (Geruch, röten). Nach Ansicht unterm scharfen Glas, kann man auch R. albonigra (keine gelben Einschlüsse in Zystiden, anderes Sporenornament), R. densifolia (keine blasigen Huthautelemente, makroskopisch generell andere/zweifarbige Hutfärbung) und R. densissima (Blasige Haare, Sporengröße) ausschließen. Es bleibt nur eine Art aus dem Anthracina-Komplex. Ein Exikat wird aufgehoben, mal sehen was die Zukunft bringt.


    8. Ockergelber Täubling Russula ochroleuca

    Einheitlich gelb, geruchlos und leicht scharf. Wer unsicher ist kann Lauge auf den unteren (gelblichen) Stielteil bringen, der färbt sich dabei rot (->Velumreste:wink:).


    9. Imme wieder schön der Klebrige Hörnling Calocera viscora


    10. Ich denke das wollen mal große Kamm-Korallen Clavulina cristata werden.

    11. Die Stielbasis riecht nach Honig-Schleimfuß Cortinarius stillatitius


    12. *umdreh* leider schon komplett zerfressen: Ein Reifpilz Cortinarius caperatus


    13. Würzige Tellerlinge Rhodocybe gemina


    14. Gut das ich grad zum Tellerling fotografieren stehngeblieben bin: Echte Knoblauchschwindlinge Mycetinis scorodonius


    15. Letzter Täubling für heute: Buckel-Täubling Russula caerula - In den hiesigen Kiefern-Wäldern ein Massenpilz. Kaum zu verkennen, bei Zweifel bittere Huthaut und mildes Fleisch prüfen.


    16. Auf Nadelstreu: Käsepilzchen Marasmius wettsteinii


    17. Tja, wer kennt mich? Hübsch auf jeden Fall:

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

    Einmal editiert, zuletzt von Steigerwaldpilzchen (2. Januar 2021 um 14:11)

  • Hallo Thiemo,

    sehr schöne Funde hast Du gemacht:agree:. Da rockt es bei dir aber gewaltig.

    Der Schiefknollige Anischampignon ist das nicht. Der hat keine solchen Schüppchen auf der Huthaut und ist bei mir ein Massenpilz unter Fichte und Buche. Das ist ein anderer dieser schwierigen Gattung.

    Wie hat dein Würziger Tellerling gerochen. Ich hatte gestern aus solche Teile und die haben einfach nur erdig gerochen.

    Deren Name verspricht eigentlich etwas anderes.

    Danke das ich an deiner Tour teilhaben durfte.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hi Jörg,

    ja Champigons halt. Ich bin mir auch nicht sicher, hab die ach so deutlichen Schuppen der kleinen auf das jugendliche Alter geschoben. Aber die Sektion steht ^^.

    Der Tellerling riecht (und schmeckt) ranzig--würzig. Ich kenne leider keine andere Art die identisch riecht. Die Intensität ist witterungsbedingt. Ich habe auch noch ein zweites Bild von 3m weiter:



    LG Thiemo

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  • Hallo Thiemo,

    im Nachbarforum sind sich ja alle einig, dass es der ist aber er hat einfach nur nach Erde gerochen. Selbst ein Ankratzen hat nichts daran geändert. Das wäre übrigens ein Perser für mich.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo,

    der Schleim hört auf den Namen Ceratiomyces fruticulosa var. porioides-Geweiförmiger Schleimpilz in porioider Form.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Thiemo,

    schöne Täublinge und topp dokumentiert, das sieht man sowas von gerne! Beim Buckeltäubling habe ich noch einen Schnell-Bestimmungstipp für dich: der ist auf der Stielrinde SV-positiv (magentarot) und Guajak-negativ (keine Verfärbung innerhalb der ersten Minute).

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan,

    Danke für deine Antwort und das Lob. Da hast du natürlich Recht, das hab ich ganz vergessen zu erwähnen. Die Reaktion hatte ich wann anders auch mal daheim getestet, klappt super. Da der zitzenartige Buckel selten fehlt und der Pilz bei uns sehr häufig ist traue ich mich diese Art sogar ohne nähere Untersuchung anzusprechen. Im Gelände hab ich kein SV dabei, da ich mir das daheim immer frisch mische.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Hallo Thiemo!


    eine sehr schöne Runde zeigst Du uns da!


    den Schleimi hat Veronika schon bestimmt. Der ist mir erst einmal vor die Linse gekommen und ist dann einem Synchronisationsfehler zum Opfer gefallen.

    Beeindruckend auch Deine Kenntnisse bei den Täublingen. Die sind ja eine schwierige Gruppe!

    Wäre spannend zu erfahren, welche Täublinge man rein makroskopisch bestimmen kann!
    vielleicht kannst Du mir da weiter helfen?


    danke und Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Alex,

    danke für dein Lob. Ja die Russulales haben's mir angetan. :)

    Wäre spannend zu erfahren, welche Täublinge man rein makroskopisch bestimmen kann!
    vielleicht kannst Du mir da weiter helfen?

    Ich denke das ist wie bei vielen Gattungen relativ. Wenn man sich zunehmend damit beschäftigt, kann man immer mehr Arten auch schon makroskopisch ansprechen. Das gilt gerade vor Ort, wo man seine Pappenheimer kennt. Das kann man mit einem schneller Blick durch Mikro oder dem richtigen Reagenz absichern.

    Mir hat persönlich sehr geholfen einen groben Überblick über die Gattung während eines Seminars zu bekommen. Danach kennt man natürlich nicht ansatzweise alle Arten, aber man kann sie oft einer Sektion zuordnen und versteht was die entscheidenden Merkmale hierfür sind. Der zweite Punkt ist natürlich Spezialliteratur. Ich habe mir von Fr. Marxmüller die CD von ihrem Werk RUSSULARUM ICONES geholt. Die beinhaltet zusätzlich einen tollen Bestimmungsschlüssel von A. Bresinsky (allerdings nur mit Mikro sinnvoll nutzbar). Mit den Angaben, Schlüssel und Mikrozeichnungen kann man schon sehr viele Täublinge mit mehr oder weniger Aufwand gut bestimmen.

    Das ist daher jetzt auch sehr subjektiv, aber ich halte z.B. folgende Arten für makroskopisch (inkl. Makrochemie) bestimmbar:


    - Dickblättriger Schwärztäubling
    - Stinktäubling s.l. (foetens & subfoetens)

    - Morse-Täubling

    - Ockergelber-Täubling

    - Frauen-Täubling als Aggregat

    - Die "3" Speise Täublinge (Rot, Grün, Wiesel)

    - Grüngefelderter Täubling

    - (Violettstieliger) Pfirsich-Täubling

    - Grasgrüner Täubling

    - Jodoform & Amethyst Täubling

    - Buckel-Täubling

    - Rotstieliger Ledertäubling als Aggregat

    - Harter Zinnober-Täubling

    - Goldtäubling

    - Apfel-Täubling
    - Bluttäubling

    - Stachelbeer- Täubling

    - Zitronenblättriger Täubling

    - Zedernholz-Täubling

    ... Lässt sich sicher noch fortsetzen v.a. wenn es um das Erkennen von Sektionen geht (Graustiel-Täublinge, Herings-Täublinge, Kamm-Täublinge, Brätlings-Täublinge,...).

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Hallo Tiemo,

    wow, das sind ja echt viele:agree:. Die ersten neun bekomme ich auch hin, dazu noch den Gelben Graustieltäubling und die bei mir im Gebirge häufigen Ockertäublinge aber das war es dann auch schon (Standortbekannte ausgenommen).

    Mach bitte weiter so. Noch einen Täublingskenner neben Stephan im Forum zu haben ist bestimmt nicht von Nachteil.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo Thiemo!


    vielen Dank für Deine Rückmeldung!

    Da bin ich noch weit davon entfernt, die alle zu erkennen. Aber schrittweise werde ich mich Deiner Liste annehmen und immer wieder meine Vermutungen zeigen. Wäre schön, wenn Du mir dann helfend etwas unter die Arme greifen könntest!


    derzeit traue mich mir, zu diese hier zu kennen:


    - Schwarztäublinge

    - Ockergelber-Täubling

    - Frauen-Täublinge

    - Wieseltäubling

    - Grüngefelderter Täubling - seeehr selten bei uns...

    - Rotstieliger Ledertäubling


    die Liste ist somit noch ausbaufähig....


    Liebe Grüße

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

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