4 Pilze seziert

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.392 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. September 2020 um 18:24) ist von ibex.

  • Hallo zusammen

    Ich war heute wieder in meinem Wäldchen und habe sehr viele Pilze gesehen. Der Wald befindet sich auf etwa 1900m ü.M. und er besteht aus Fichten, Lärchen und Arven (Zirben). Zu den Eierschwämmchen und Steinpilzen habe ich heute auch mal ein paar Kollegen zur genaueren Untersuchung mitgenommen. :) Ich hoffe ihr könnt mir ein paar Tipps geben und mir bei der Bestimmung etwas helfen.

    Pilz 1:

    Ich glaube diesen habe ich letztens schon mal ins Forum gestellt und ich glaube es ist ein Grubiger Milchling (LACTARIUS SCROBICULATUS). Der Geruch erinnert mich ein bisschen, an Äpfel, die länger in einer Holzkiste gelagert wurden. :)


    Pilz 2:

    Hier weiss ich leider nicht genau, was das sein könnte. Den Geruch würde ich als angenehm süsslich beschreiben. Der Hut ist sehr schmierig und alles bleibt daran kleben. Vielleicht ein Butterpilz oder ein Zirbenröhrling?

    Pilz 3:

    Könnte das eventuell ein Filziger Gelbfuss sein? Den Geruch empfinde ich als fruchtig mit einem Hauch Vanille.

    Pilz 4:

    Ich denke, das ist irgendein Milchling. Vielleicht wie letztens ein L. bresadolanius? Vermutlich müsste ich eine Geschmacksprobe nehmen, aber irgendwie bin ich da nicht so motiviert. :wink:


    Die Pilze habe ich noch hier. Falls ihr irgendwelche Ideen für Tests oder so habt, lasst es mich bitte wissen. Falls ihr noch weitere Bilder benötigt, sagt mir einfach Bescheid. Am meisten interessiert mich eigentlich Pilz Nr. 3, da ich diesen heute häufig gesehen habe und falls es wirklich ein Filziger Gelbfuss sein könnte, würde mich interessieren, welche Verwechslungsmöglichkeiten es gibt und ob es irgendwelche Tests gibt, um ihn eindeutig zu identifizieren.

    Besten Dank schon im Voraus

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Benjamin,

    der erste sieht für mich schon nach so einem gelben Milchling mit Grübchen am Stiel aus. Vermutlich ist der Grubige Milchling am häufigsten, aber ob man das makroskopisch genauer festnageln kann, weiß ich nicht.

    Beim letzten Milchling sehe ich auch nicht so die Chance, das ohne weitere Informationen auf Artenebene einzugrenzen.

    Pilz 2 sieht für mich nach Elfenbeinröhrling aus. Keine Ahnung, ob der auch Zirbenröhrling genannt wird, wäre jedenfalls passend, der ist ja sehr speziell in seinen Anforderungen an Mykorrhizapartner, und Zirbe ist einer davon.

    Den Filzigen Gelbfuß kenne ich nicht aus eigener Anschauung, aber nach einem Gelbfuß sieht es mir schon aus, und der Filzige klingt am plausibelsten angesichts des filzigen Huts und des Standorts.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hi.

    Ich glaube er meint Suillus plorans. Könnt schon gut sein aber kennen tue ich den selbst nicht.

    Filziger Gelbfuß finde ich auch 'ne gute Idee, wobei da ja wieder rumgesplittet wurde, also ohne Gewähr.

    Bei den anderen sind auch mindestens die Gattungen plausibel, ist aber nicht meine Expertise was Artbestimmung angeht.

    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hallo ihr zwei

    Besten Dank für eure Einschätzungen. Ich habe gelesen, dass Gelbfüsse sich beim Kochen violett verfärben. Vielleicht haue ich ihn zum Test mal in die Pfanne. :) Essen werde ich ihn aber nicht.

    LG

    Benjamin

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  • Ich glaube er meint Suillus plorans. Könnt schon gut sein aber kennen tue ich den selbst nicht.

    Ah, interessant, danke! Den hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Den punktierten Stiel empfand ich immer als relativ charakteristisch für den Elfenbeinröhrling (in Kombination mit den anderen Merkmalen), und zumindest auf den Fotos, die ich jetzt so gefunden habe, scheint der Zirben-Röhrling das eher nicht zu haben.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo

    Ich habe den Pilz gerade gebraten und er hat sich meiner Meinung nach auch violett verfärbt. Er duftet wirklich gut. In der Pilze123 Datenbank steht, dass er angenehm parfümiert schmeckt. Den Geruch nach dem Braten würde ich gleich beschreiben. Schade, dass es in meinem Ort keinen PSV gibt, ansonsten könnte ich diesen Pilz mal probieren. Nachfolgend noch ein Foto nach dem Braten:

    huehnchen69 Ja, ich denke du hast schon recht mit dem Elfenbeinröhrling. Ich habe diesen zuerst nicht beachtet, da dieser sonst so einen weissen Hut hat, habe dann aber gelesen, dass er sich gelb bis bräunlich verfärbt. Besten Dank für den Tipp.

    LG

    Benjamin

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  • Hallo ibex,

    das ist ja sehr anerkennenswert, dass du deine Pilze jetzt auch bestimmungstechnisch analysierst. Bei Pilz Nr. 1 sollte dir aufgefallen sein, dass die austretende Milch innerhalb einiger Sekunden ihre Farbe geändert hat - von weiß zu gelb. Dann könnte man den als L. scrobiculatus durchwinken. Außer es gab am Fundort auch Weißtannen, dann würde es etwas komplizierter.

    Pilz Nr. 2 ist mMn kein eindeutiger Suillus plorans. Ein alter, angetrockneter Elfenbeinröhrling (Suillus placidus) kann in der Tat auch solche Farben haben, der ist nur frisch so schön weiß wie auf den Pilzbuchfotos. Lässt sich so aus der Ferne nicht eindeutig klären.

    Bei Nr. 3 hast du eine absolut angesagte Bestimmungsmethode angewendet und den Pilz erhitzt. Dadurch hat sich das Fleisch violett verfärbt, was für Chroogompus typisch ist. Jetzt: welche Chroogomphus-Art? C. rutilus wächst mit Kiefer, C. helveticus mit Fichte. C. helveticus hat eine filzige Hutoberfläche und bekommt bein Befassen rosarote Flecken. C. rutilus hat eine glatte, kupferrote Hutoberfläche und fleckt nicht rosarot. Bei anderen Merkmalen kommen andere Chroogomphus-Arten in Frage, da müsste dann mikroskopiert werden.

    Zur exakten Bestimmung von Nr. 4 als L. bresadolanius geht es leider nicht ohne Geschmacksprobe. Da aber auch hier der Stiel weiß und nicht orange ist, wird er es schon sein.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    Einmal editiert, zuletzt von StephanW (12. September 2020 um 11:51)

  • Hallo Stephan

    Vielen Dank für deine Einschätzung. Ich bin immer wieder über dein Wissen zu Pilzen erstaunt und wirklich dankbar, dass du uns hier daran teilhaben lässt.

    Zu Pilz Nr. 1 kann ich bestätigen, dass die austretende Milch innert Sekunden Gelb geworden ist und am Fundort standen keine Weisstannen.

    Hättest du zu Pilz Nr. 2 noch eine Idee, was es sonst noch sein könnte, auch wenn es nur eine Spekulation ist?

    Ich habe bei Pilz Nr. 3 noch ein Foto vom Fundort angesehen und dort war er noch durchwegs braun. Erst zu Hause, als ich ihn dann geteilt habe sind mir stellenweise rosarote Flecken aufgefallen, habe aber gar nicht daran gedacht, dass diese durch die Berührung entstanden sein könnten. Vielen Dank für diesen Hinweis. Zudem wuchsen am Fundort Fichten und ich denke auch das spricht für C. helveticus.

    Danke auch nochmals für seine Einschätzung zu Pilz Nr. 4. Wenn ich im Internet nach L. bresadolanius suche, finde ich leider keine weiterführenden Informationen. Gibt es da auch einen deutschen Namen? Oder ist dieser Pilz schlecht dokumentiert? Zur Geschmacksprobe habe ich noch eine Frage. Besteht bei solchen Proben nicht die Gefahr sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren? Könnte man den Pilz vielleicht vorher mit kochendem Wasser übergiessen um so eine Gefahr zu minimieren?

    Besten Dank nochmals und LG

    Benjamin

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  • Hallo Benjamin,

    bei Pilz Nr. 2 habe ich als Alternative Suillus placidus schon angegeben. Einer der beiden ist es, da bin ich mir sicher.

    Lactarius bresadolanius wird in Deutschland Scharfer Gebirgsmilchling oder auch Scharfer Zonenmilchling genannt, ob in der Schweiz ein anderer Name üblich ist, weiß ich nicht. Bei der Geschmacksprobe soll man das Material nicht schlucken, sondern möglichst restlos ausspucken und ggf. den Mund ausspülen, wenn man Wasser dabei hat.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan

    Vielen Dank für die detaillierten Informationen.

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo,

    Pilz Nr. 1 ist schon der Grubige-Fichtenmilchling Lactarius scrobiculatus. Bei diesem kontrastieren die dunklen "Flaum-Büschel" auf dem gelben Hut deutlich und auch die Hutfarbe ist leuchtender gelb als bei der nah stehenden Tannen Art.

    Pilz Nr. 4 dürfte wahrscheinlich auf L. zonarioides (=bresadolanus) hören, aber wie Stephan schon schreibt geht da nichts ohne den Geschmack und Angaben zur Ökologie.

    Vermutlich müsste ich eine Geschmacksprobe nehmen, aber irgendwie bin ich da nicht so motiviert.

    Ich kann dein Bedenken zwar verstehen, aber du wirst dich dann damit abfinden müssen, dass deine Bestimmversuche von Täublingen und Milchlingen oft scheitern werden. Ich wäre da schon motiviert, bevor man nur raten kann. Du wirst doch bestimmt schon mal etwas scharfes gegessen haben, so schlimm ist das nun auch wieder nicht. :wink:

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Ich kann dein Bedenken zwar verstehen, aber du wirst dich dann damit abfinden müssen, dass deine Bestimmversuche von Täublingen und Milchlingen oft scheitern werden. Ich wäre da schon motiviert, bevor man nur raten kann. Du wirst doch bestimmt schon mal etwas scharfes gegessen haben, so schlimm ist das nun auch wieder nicht. :wink:

    LG Thiemo

    Hallo Thiemo

    Ich weiss, dass die Bestimmung gerade bei Täublingen und Milchlingen oft nur durch eine Geschmacksprobe möglich sind. Für mich ist aber schon mal ein Fortschritt, dass ich Täublinge und Milchlinge jetzt einigermassen von anderen Pilzgattungen unterscheiden kann. Ich hatte mal eine Zeit in der ich sehr scharf gegessen habe und ich esse auch heute noch gerne scharf, von dem her wäre es also absolut problemlos. ;) Ich denke, ich werde mich künftig schon mal an eine Geschmacksprobe heranwagen.

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.