Vergiftungsfall Spitzgebuckelter Raukopf

Es gibt 58 Antworten in diesem Thema, welches 19.026 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. September 2020 um 11:30) ist von Da_Schwammalmo.

  • Hallo zusammen,

    puh, jetzt hatte ich doch tatsächlich den ersten schweren Vergiftungsfall, seit ich PSV bin. Ein junger Mann hat am Samstag Spitzgebuckelte Rauköpfe gegessen. Zum Glück hatte er nach 3 Tagen Magen-Darm-Symptomatik, so dass ich hoffe, dass die Nieren noch nicht zu schwer geschädigt sind.

    Beste Grüße

    Sabine

  • oha.

    Hört sich ja erstmal gar nicht schön an/hoffentlich wird das wieder.

    Man vergisst es halt auch zu leicht wie giftig die kleinen kollegen sein können/gut dass es psv's und andere spezialisten zur beratung gibt.

    Lg joe

  • Jens, nein, er hat mir die eingefrorenen Reste seiner Pilzbeute vorbeigebracht, und da war zum Glück genau einer dabei. Aber er sagte, davon hätte er mehrere gefunden und als Pfifferlinge gesammelt. Fotos hatte er wohl auch noch, aber das hat mir die Ärztin erst erzählt, als ich ihr nach seinem Besuch bei mir Bericht erstattet hatte.

  • Hallo zusammen,

    das habe ich auch schon mal gehört, dass Spitzbucklige Rauköpfe mit Pfifferlingen verwechselt wurden. Scheint immer mal wieder zu passieren und ist nicht so absurd wie es sich vielleicht anhört. Zumindest wachsen beide Arten durcheinander an den gleichen Stellen.

    Hallo Sabine,

    wie bist du an den Fall gelangt, und was genau war dein Rat? Ich bin auch PSV und wüßte sehr gern, wie du das gemanaged hast.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Aber...

    Wie kann man Spitzgebuckelte Rauköpfe mit Pfifferlingen verwechseln? Die haben ja so gar nichts gemeinsam. Außer, dass beide aus Hut und Stiel zusammengebaut sind. Doch von einem ähnlichen Vorfall hatte ich schon einmal gehört. Wer so fahrlässig mit Pilzen umgeht, der sollte nur in Begleitung eines erfahrenen Pilzlers suchen, oder seine Pilze aus dem Supermarkt beziehen.

    Doch in allererster Linie ist jetzt erst mal wichtig, dass er möglichst ohne bleibende Organschäden davon kommt. Aber in drei Tagen kann schon viel zerstört worden sein.

    LG Matthias

    Bei allen online "bestimmten" Pilzen handelt es sich lediglich um Bestimmungsvorschläge.

    Gezeigte Pilze zu 100 Prozent sicher nur über Bilder zu bestimmen ist nicht möglich, deren Verzehr kann im schlimmsten Falle tödlich enden!

    Eine Verzehrfreigabe gibt es ausschließlich vom Pilzsachverständigen/Pilzkontrolleur/Pilzberater vor Ort!

    Finde HIER den nächstgelegenen PSV

  • Hi Sabine,

    er kam auch noch selber vorbei? Des is ja heftig. War am Wochenende mit einer Gruppe unterwegs und wir fanden sehr viele

    Spitzgebuckelte. Niemand konnte sich vorstellen das man den mit irgendwelchen Speisepilzen verwechseln kann. Naja, ich

    sagte es gibt nichts was es nicht gibt. Hier wieder bestätigt.

    Hatte er nur von diesen gegessen, oder auch noch andere essbare Arten im Gericht. Sorry bin recht neugierig, aber ich hatte bis

    jetzt noch keinen Vergiftungsfall. Brauch auch nicht unbedingt einen......

    Lieben Gruss

    Hans

  • Matthias, das ist doch noch beinahe nachvollziehbar. Immerhin geht die Farbe schon mal in die richtige Richtung, und die Unterscheidung von Leisten und Lamellen fällt Laien nicht so leicht.

    Die krasseste "Verwechslung", die mir untergekommen ist, war eine angebliche Ziegenlippe, die sich als Nebelkappe entpuppte :huh:.

    Aber ich hatte auch schon einen Mann, der durch den Wald geschlappt ist und alles in die Pfanne gehauen hat, was ergefunden haben (war zum Glück nichts Giftiges dabei, aber Gallenröhrlinge schon).

    Einen Mann, der einen Fliegenpilz gegessen hat, weil keine weißen Punkte drauf waren. Ohne eine Idee davon zu haben, was für ein Pilz es sonst sein könnte.

    Das sind die Fälle, die mir wirklich Kopfzerbrechen machen, weil ich mich frage, wie man 20+ Lebensjahre abreiten kann, ohne an der Information vorbeizukommen, dass man Pilze nur dann essen sollte, wenn man sie sicher identifizieren kann.

    Seit Samstag sind es leider schon 5 Tage....

    Stephan, der Mann war bei seiner Hausärztin, und die erhielt meine Nummer über den Giftnotruf.

    Ich riet ihm, sofort ins Krankenhaus zu fahren, und habe dann seine Ärztin kontaktiert, die die Einweisung ausstellt und ihr die Details geschildert zu Pilzart, welches Gift, und dass das Klinikum mich bei weiteren Fragen kontaktieren kann, dann hätte ich ihnen ggf. Kopien von Pilzgift-Büchern schicken können o.ä.

    Was ich peinlicherweise in der Aufregung vergessen hatte, ihn direkt zu fragen: Ob noch jemand anders von der Pilzmahlzeit gegessen hat. Aber das habe ich der Ärztin dann noch gesagt.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Hans,

    er hatte jede Menge Maronen, und dann den Spitzgebuckelten. Ich habe ihn aber so verstanden, dass es mehr als ein weiterer davon war.

    Ich wäre auch dankbar gewesen, wenn ich meine restliche PSV-Zeit ohne einen solchen Fall hätte zubringen können.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Derjenige hat bestimmt eine PilzApp verwendet, die führt zu Ergebnissen, die "nahe dran" sind.:P

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Sabine,

    vielen Dank für deinen interessanten Bericht. Gut, dass es scheinbar vergleichsweise glimpflich ausgegangen ist. Noch mal Glück gehabt, nicht auszudenken was mit seinen Nieren passiert wäre, hätten sich keine gastrointestinalen Symptome gezeigt.

    Ich behaupte mal, dass wir alle die hier öfters schreiben und "vom Fach" sind so eine Verwechslung für unmöglich halten. Aber man glaubt nicht was Laien ohne entsprechende Merkmalkenntnis alles verwechslent können. Oder sei es einfach Unachtsamkeit und ungenügendes Betrachten der eingenen Funde.

    Aber ich hatte auch schon einen Mann, der durch den Wald geschlappt ist und alles in die Pfanne gehauen hat, was ergefunden haben

    So einen Fall hatte ich neulich - zum Glück vor der Pfanne! Nicht nur lauter Gammelpilze, die vom Ratsuchenden mit "kann man doch noch reinschneiden" quittiert wurden, sondern auch ein paar Kahle Kremplinge ...

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Thiemo,

    ob es glimpflich ausgegangen ist, ist leider noch nicht raus. Aber es ist hoffentlich besser, als wenn er es erst mit den Nierenschmerzen gemerkt hätte.

    Aber ich war selber gerade von Sonntag bis heute im Krankenhaus, wegen einer viel harmloseren Sache, und mag mir gar nicht ausmalen, wie diese Nacht für ihn ist.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo,

    Mensch, der arme Mann. Ich hoffe dass er die Sache halbwegs gut übersteht..

    Das Thema an sich ist aber schon interessant. Vielleicht kannst Du, Sabine uns noch mehr über deine Erfahrungen als Giftpulz-Beraterin erzählen? Alle anderen die in dem Tätigkeitsbereich unterwegs sind natürlich gerne auch.

    Liebe Grüße :shy:

    Flo

  • „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann, Aber Pilze wird es immer geben“ :cool:

  • Liebe Sabine & Fories,

    dem bedauernswerten Pilzfinder/Patienten wünsche ich alles Gute, :)

    Mit solchen Fällen haben wir in Kärnten keine Erfahrung, es möge so bleiben.

    LG

    Peter

  • Hallo Flo,

    hmmm - was würde dich denn noch interessieren?

    Spontan fällt mir nur ein, dass die meisten Anfragen (zumindest bei mir, aber das scheint auch bei zumindest einigen anderen so zu sein) kleine Kinder betreffen, die irgendwas von der Wiese gepflückt haben, und wo die Eltern manchmal nicht wissen, ob sie wirklich etwas gegessen haben oder nicht. Mit etwas Glück standen da noch weitere derselben Art rum, manchmal gibt es auch nur etwas zermatschten Pilzrest.

    Aber vielleicht hast du ja konkrete Fragen.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hey,

    Danke für deine Antwort. Mich würde interessieren wie du dazu gekommen bist, wie man das überhaupt wir, was besondere Fälle.. Eigentlich alles rundum diese Thema. Ich finde das einfach wahnsinnig spannend:shy:

    Liebe Grüße

  • Hallo Flo,

    ich habe einen Pilzsachverständigenkurs bei einem DGfM-Kursleiter gemacht, die Prüfung abgelegt und mich als beratungswillige PSV in die DGfM-Liste eintragen lassen. Eine Weile später (ein Dreivierteljahr oder so?) rief eine Dame von der Giftnotrufzentrale an und fragte, ob ich einverstanden damit wäre, mich bei ihnen in die Liste eintragen zu lassen. Das habe ich gemacht, und wenn es einen Fall bei mir in der Nähe gibt, geben sie meine Nummer weiter.

    Die Fall-Highlights habe ich ja oben schon geschildert. Ach, nee, einen hab' ich noch: Eine Patientin im Krankenhaus hatte die Pilze, die ihre Magen-Darm-Symptomatik verursacht haben, mitgebracht: Irgendwie seltsam roh gesalzen und in Olivenöl eingelegte Kahle Kremplinge. Als ich die aus dem Glas auf einen Teller kippte, glitschten sie raus wie eingelegte Nacktschnecken <X. Wie man sowas essen kann, erschließt sich mir nicht.

    Außerhalb der Haupt-Pilzsaison passiert normalerweise wenig.

    Beste Grüße

    Sabine

    Einmal editiert, zuletzt von huehnchen69 (27. März 2021 um 19:23)

  • Hallo Sabine,

    Also suchen die von der Giftnotrufzentrale so händeringend Leute, dass die auf die PSV zukommen? Mensch, dabei wäre es so wichtig dass die genug Sachverständige gibt.


    Wow, klingt wirklich ekelig. Es ist schon verwunderlich was die Leute zum Teil so alles mitnehmen. Manchmal wenn ich andere Sammler im Wald sehe frag ich mich ob die das Zeug das sie dabei haben wirklich essen. Uralte Maronen, total madig und so.... Mir graust es da nur vom angucken, das zu essen muss doch eine Qual sein. Unverständlich...

    Liebe Grüße

    Flo

  • Also suchen die von der Giftnotrufzentrale so händeringend Leute, dass die auf die PSV zukommen?

    Nein, die suchen nicht händeringend Leute. Die suchen Leute vor Ort, die die vielen Giftpilze bestimmen können. Nur bei Kenntnis des genauen Pilzes und der Giftart kann eine wirkungsvolle Behandlung eingeleitet werden.

    Die Giftnotrufzentrale ist nur ein Weitervermittler.

  • Uwe, ich denke, es ging Flo um das "sie kommen auf die PSV zu" und nicht um etwas wie "die nehmen wohl jeden".

    Und ich muss zugeben, dass ich auch überrascht war, dass da anscheinen jemand regelmäßig die neu hinzugekommenen PSV abtelefoniert.

    Beste Grüße

    Sabine