Austernseitlinge züchten

Es gibt 54 Antworten in diesem Thema, welches 20.994 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Juli 2021 um 15:07) ist von AnnetteOe..

  • Hallo Leute

    Ich bin neu hier im Forum und hoffe, alles richtig zu machen.

    Vor 2 Monaten hatte ich mein erstes Substrat (Strohpellets) mit Körnerbrut beimpft. Das Myzel war nach zwei Wochen wirklich stark eingewachsen.

    Habe dann die Fruchtphase eingeleitet. Tageslicht , 18° C und zweimal täglich besprüht, um einer Austrocknung vorzubeugen. Als sich nach knapp 4 Wochen intensiver Pflege am Zustand absolut nichts änderte, flog der Pelletblock in die Biotonne. Aber aufgeben gibt's nicht.

    Vor 4 Tagen habe ich erneut 2 Substrate beimpft, wieder Strohpellets. Die beiden Behälter habe ich auf einen Schlafzimmerschrank gestellt. Dachte mir, je höher, desto wärmer. Das Zimmer lässt sich auch hervorragend abdunkeln. Das Myzel, ebenfalls wieder Körnerbrut, fängt an, sich gut zu entwickeln.

    Nun zwei Fragen: Damit eine Temperatur von 25° C in diesen Tagen ereicht wird, wurde tagsüber die Heizung aufgedreht. Nur bei der Temperatur schlafen ist so garnicht mein Ding, also schalte ich die Heizung vorm Schlafengehen aus.

    Nachts habe ich dann eine Temperatur von knapp 19° C auf dem Schrank. Ist dieser ständige Temperaturwechsel auf Dauer schädlich für das Myzel?

    Oder reicht eine konstante Temperatur von eben diesen 19° C vielleicht schon aus für eine gutes Durchwachsen?

    Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar

    LG

    Arachnon

  • Hallo arachnon,

    Zum einwachsen sind Temperaturen von 20-25°C von Vorteil, was du nun für Möglichkeiten dafür hast kannst eigentlich nur du selbst heraus finden. Ich nutze jetzt den Heizraum manch anderer hat ein kleines Anzuchtzelt das mit einer Reptilien Heizmatte oder einen Wasserglas mit Aquariumheizung steht um gute Temperaturen zu erreichen.

    Natürlich geht es auch bei 19°C halt langsamer.

    In Boxen habe ich auch schon Versuche gemacht, ich war da wegen den austrocknen des Substrates nicht so Glücklich daher nutze ich lieber Folienbeutel die zur Belüftung mit einen Nagel gelöchert werden ein befeuchten gibt es da bei mir nicht.

    Aber du schreibst ja selbst das beim ersten Versuch nach 2 Wochen alles gut bewachsen war, danach beginnt die Reifephase deine 4 Wochen sind für eine Auster schon oK jetzt stellt sich mir die Frage war es vielleicht zu warm zum fruchten?

    Ich schlage jetzt vor lasse deine neuen Versuche durchwachsen und danach wieder 4 Wochen reifen sollten sie nicht von alleine Fruchten einfach kühler stellen würde da so 16°C probieren wenn es ein Wildfund oder der columbinus ist womöglich noch kälter.

    Versuch macht klug nur nicht aufgeben.

    Gruß Matthias

  • Hallo Sönke und Matthias,

    ich bin total fasziniert, mit welcher Hingabe ihr bei der Austernpilzzucht vorgeht.

    Ich nehme immer einfach Eimer, werfe Kaffeesatz rein, mische die Körnerbrut unter, stelle die Eimer raus und halte den Inhalt durch gelegentliches Gießen feucht.

    Allerdings habe ich auch keinen Zeitplan, wann etwas kommen müsste. Was kommt, das kommt, und das dauert normalerweise sicherlich länger als 4-6 Wochen, und wenn das Substrat aufgebraucht ist, pflanze ich noch gutes Myzel auf neues Substrat und kippe den Rest auf den Kompost.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine, das dein Kaffeesatz bei etlichen Seitlingen funzt steht fest. Das was bei uns aber an Kaffeesatz anfällt wäre für meine Experimente viel zu wenig.

    Dann sind auch noch die anderen Arten die sich so über die Jahre angesammelt haben Buchenpilze Shiitake und und und ...... hatte erst vor kurzen recht guten Ansatz beim ABM (Mandelpilz) ist eben ein Hobby 8)

    Gruß Matthias

  • Hallo Sabine, Hallo Greizer

    Ihr habt schon recht. Kaffeesatz soll gut geeignet sein. ( Bei Galileo gab es mal einen Beitrag, in dem jemand Austernpilze mit Kaffeesatz im großen Stil in einem alten Bunker züchtet. Er bekommt Nachschub aus Restaurants und Cafe's aus einer Großstadt.) Mit diesem Beitrag bin ich überhaupt erst auf die Idee gekommen, selber Pilze zu züchten (...oder es zumindest zu versuchen). Ich lebe alleine und wenn ich meine benutzten Kaffeefilter im Biomüll zwischenlagere , bekommen diese schon nach wenigen Tagen einen farbenprächtigen Flaum in einem leuchtenden orange.

    Matthias möchte ich noch fragen. Was benutzt

    Du als Wuchsmedium/Substrat ?

    Grüße

    Sönke

  • Sönke, wenn ich nur auf unseren Privat-Kaffee angewiesen wäre, müsste ich auch länger sammeln. Aber mein Freund bringt den Kaffeesatz aus dem Büro mit, da kamen zumindest in Vor-Corona-Zeiten so 2-3 Haribo-Dosen voll zusammen.

    Allerdings brauchte ich auch schon mal sehr viel aufgesparten Kaffeesatz, als ich beim Ferienprogramm mit einer Kindergruppe Austernpilze angesetzt habe, da habe ich die Portionen vorher ins Gefrierfach gelegt und dann am Tag vor der Benutzung wieder aufgetaut. Das würde sicherlich auch mit Haushalts-Kleinportionen funktionieren, bis eine ausreichende Menge zusammengekommen ist. Alternativ geht auch trocknen (im Sommer natürlich besser als im Winter, denn der Kaffeesatz muss schon sehr trocken sein, damit er nicht anfängt zu schimmeln....).

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sönke,

    Für verschiedene Seitlinge hatte ich Strohsubstrat gemacht, hatte kürzlich in einen anderen Beitrag auf mein letztes große Projekt verwiesen.

    Für Kräuter, Shiitake , Buchenpilz und eigentlich alles andere was an Holz -zersetzern so als Zuchtpilze gibt mache ich Buchenspäne + kleie Substrate aber steril.

    Gruß Matthias

  • Leute, vielen Dank für eure Antworten und Anregungen.

    Diese haben für mich einen wirklichen Mehrwert.

    Ich melde mich wieder und berichte dann über meine "Zöglinge".

    Gruß Sönke

  • Hallo, Sabine, Hallo Matthias,

    ich habe da doch nochmal eine Frage. Kann man die Durchwachsungs-Phase auch überreizen? Also in dem Sinne, dass ich zu lange warte, bevor ich die Fruchtphase einleite. Bzw, woran kann ich erkennen, wann ich die Fruchtphase einleiten kann/muss? Habe mein Substrat in einem blauen Eimer, da mir meine Klarsichtbox kaputt gegangen ist.

    Ich habe Matthias Rat mit der Thermomatte umgesetzt und das Myzel ist in ein paar Tagen geradezu explodiert. Jedenfalls auf der Oberfläche, wo ich's sehen kann. Tolle Sache

    Grüße Sönke, und bleibt gesund

  • Hallo Leute, Hallo Sabine, Hallo Matthias,

    schade, dass so garkeine Reaktion auf meine letzte Frage erfolgte. Nun gut, Schwamm drüber.

    Ich habe jetzt mein Myzel zur Einleitung der Fruchtphase in mein Bad gestellt. Ein wenig Tageslicht, 16° C, nachts kälter und 70% Luftfeuchtigkeit.

    2 - 3 mal am Tag besprühe ich mit kaltem, abgekochtem Wasser.

    Frage: Wenn alles gut läuft, wann kann ich dann mit den ersten Veränderungen rechnen?

    Gruß Sönke

  • Lieber Sönke,

    ich kann dir auf die "Durchwachsphase überreizen"-Frage leider keine Antwort geben. Wie ich oben beschrieb gibt es bei mir keine Unterteilung in solche Phasen. Ich behandle meine vom Beimpfen bis zum Ernten immer gleich.

    Beste Grüße und viel Erfolg, dein durchwachsenes Substrat sieht für mich super aus

    Sabine

  • Hallo Sönke,

    na ja schaue nun auch nicht jeden Tag hier vorbei.

    Ausgepackt hätte ich sie nun nicht wegen austrocknen. Ich züchte deshalb lieber in Folienbeuteln die zum belüften nur gelocht werden.

    Austern und ihre ganzen Verwanden verzeihen einiges an Fehlern, bei mir dauert es je nach Art 2-4 Wochen ( wenn das Substrat bewachsen ist) bis sie fruchten wenn es nicht zu warm oder kalt ist.

    Hatte erst kürzlich in einen anderen Beitrag auf meine andere Zucht arbeit verwiesen, es ist einfacher mit Wort und Bild sein Hobby zu zeigen.

    Ich hatte in diesen Filmchen alle meine Pleurotus Sorten am Start und bis auf den Taubenblauen (Pleurotus ostreatus var. columbinus) haben alle gefruchtet. Den Taubenblauen war es echt zu warm, den Beutel habe ich einfach stehen lassen und siehe da im September hat er dann gemocht. Das waren 3,5 Monate und das Myzel hatte im Strohsubstrat noch genug Nährstoffe um Fruchtkörper zu bilden, es darf halt nicht austrocknen.

    Gruß Matthias

  • Hallo Leute


    Ich weiß, war hier lange untätig. T'schuldigung.

    Habe nun seit September 5 mal versucht, Austernseitlinge zu züchten. Das Substrat war immer gut durchwachsen, aber habe bis heute nicht einen Pilz gesehen.

    Nun bin ich mal umgestiegen von Austernseitling zu Kräuterseitling.

    Das Substrat war, wie gewohnt, gut durchwachsen Aber was jetzt passiert verstehe ich nicht. Mein Substratblock ist hart wie ein Laib Brot und er sieht aus, als hätte er die Pocken. Teilweise sind "Knollen" gewachsen, die aussehen wie ein großer, weißer Trüffel. Immerhin ist in der Fruchtphase ja endlich mal etwas passiert.

    Temperatur: 11C°, Luftfeuchtigkeit: 90 %, Myzel ist in einer 8l Gefriertüte gewachsen mit vielen kleinen Löchern drin.

    Ich füge mal Fotos an. Vielleicht hat irgendjemand eine Idee, was da falsch gelaufen sein könnte.

    Grüße Sönke

  • Ja, Greizer, der sieht nicht nur klein aus, der IST klein. Das sind "Bonsai-Kräuter";) Wirklich weiter hilft mir Dein Kommentar nicht. Aber, trotzdem schön, dass Du dich gemeldet hast.

    Die Frage, die ich mir stelle: Kommen da noch "Normalos", oder kann ich diesen Versuch auch mal wieder in die Tonne treten?;(

    Steht jetzt seit 10 Tagen so rum. (Natürlich nicht so, wie auf den Bildern, sondern im Gewächshaus) Es kommen immer mehr "Pickel" aber sonst passiert nichts. Wenn jeder davon ein Pilz werden würde, gäbe es 3 Wochen nur Seitlinge zum Mittag.

    Hab schon daran gedacht, den Block einfach durchzuschneiden, bzw. -zusägen, so hart wie der ist.

    Gruß

    Sönke

    (Hab 'n schlechtes Gewissen, weil ich so lange nicht im Forum war. Aber siehst ja, ich weiß nichts und ich kann nichts.)

  • Hi Sönke

    Mein guter lass den Kopf nicht hängen, an sich machst du vieles schon richtig. Deine Brut ist gut dein Substrat passt er fruchtet.

    Hast mir auch etwas geholfen sind zwar andere Arten bei denen ich meine Fehler suchte aber das passt zu deinen kleinen Burschen.

    Was mir jetzt bei dir nicht so gefällt das du die Beutel komplett runter machst, da trocknet der Block bloß zu schnell aus . Oben öffnen und evtl. seitlich ein paar Stellen öffnen, da wo halt Fruchtkörper wachsen.

    Die zweite Welle kommt eher seitlich oder sogar unten.

    Das du den zur Fruchtungs Anregung kalt gestellt hast passt auch nur (!!!) bei 10°C stehen die zum ranwachsen echt zu kalt.Stelle die wärmer 16-18°C sind für die passend.

    Gruß Matthias

    PS ist halt blöd bei der Abendbrot Pause schnell mal zu schreiben, Arbeit geht halt vor.

  • Moin Matthias

    Danke für die aufmunternden Worte.

    Der Pilz steht nicht so rum, wie es auf dem Foto den Anschein hat. Ich habe ihn nur für die Fotos rausgeholt.

    Er ist normalerweise unter einer umgedrehten, durchsichtigen Plastikbox, in die ich 7 mm Löcher gebohrt habe. Außerdem habe ich zwischen dem unteren Rand der Box und der Unterlage 2cm Platz gelassen. Hier ist die Plastiktüte so umgelegt, dass sich um den Pilz quasi ein Ringkanal gebildet hat, von dem aber das Wasser nicht in flüssiger Form an das Substrat kann. Die Box nehme ich 2 x am Tag kurz hoch, um sie von innen zu befeuchten. Auf der halben Höhe in der Box steht mein Luftmessgerät. Hier herrscht ständig eine Luftfeuchte von sage und schreibe 97 %. Also wegen Austrocknung, denke ich, muss ich mir keine Sorgen machen.

    16 - 18°C ist nur schwer zu realisieren, wenn das Fenster auf kipp steht. Habe gelesen, dass der Pilz viel Frischluftzufuhr benötigt, um zu Fruchten. Jetzt ist mir gerade die Idee gekommen, die Heizung aufzudrehen bis 17 °C in der Box messbar sind und dann jede Stunde das Fenster für 5 min. auf kipp zu stellen. Nachts stell ich die Heizung aus. Keine Lust, mich wegen des Fensters stündlich wecken zu lassen .:sleeping: Oder fällt Dir vielleicht noch etwas etwas Besseres ein??

    Seit Monaten und jeder Menge Ausgaben, soviel Umstände wegen ein paar Pilze. Wäre ich mit dem Geld zu Edeka gegangen, hätte ich schon kiloweise Seitlinge kaufen können.

    Aber es geht uns ja nicht nur um die Pilze in der Pfanne. Selbermachen ist eben etwas ganz anderes und gibt einem Selbstbestätigung. (WENN ES DENN IRGENDWANN FUNKTIONIIIIERT. ;()

    Danke Dir für die Tipps. Irgendetwas wird in den nächsten Tagen ja passieren...oder...vielleicht...auch nicht.:denkend_smilie_0025:

    Gruß

    Sönke

  • Hallo Leute,

    danke euch für die warmen Worte. Das bringt Motivation.

    Besonderer Dank geht an Matthias. Ohne seine Tipps wäre der Substratblock wohl schon in der Tonne verschwunden, wie alle vor ihm auch.

    Muss jetzt nur noch herausfinden, wann der Kräuterseitling erntereif ist. Vom Austernseitling weiß ich es.

    Anbei noch ein Bild von heute morgen. ( Aber Achtung. Die Pilze sehen nach "Schweinkram" aus.)

    Ach ja, ist es immer so, dass 2 - 3 Pilze schnell wachsen und die vielen, vielen 2 cm langen Karposoma (hab ich gegoogelt) hingegen kaum oder gar nicht? Liegt das vielleicht an den Nährstoff-Ressourcen im Substrat?

    Falls ja, gibt es eine A-Z Nährstofflösung, die ich in das Substrat spritzen könnte, um den Nährstoffpool wieder aufzufüllen.?

    Wenn nicht, sollte ich vielleicht mal dran "forschen". Ja, ich weiß, für einen Neuling lege ich die Latte mal wieder viel zu hoch. Ist aber meine Natur. ( Der Sanitätslehrling denkt schon über seine erste Herz-OP nach)

    Liebe Grüße

    Sönke

  • Die können noch ein wenig stehen bleiben. Bei mir war es aber auch so dass sich einige groß ausgebildet haben und die anderen klein blieben. Ich denke nicht dass es am Subtratblock liegt sondern eher ein Feutigkeits bzw. CO2 Problem ist. So genau kann ich es auch nicht sagen.

    Gruß Klaus

  • Danke Klaus

    An zu geringer Luftfeuchtigkeit kann es sicher nicht liegen. Der Substratblock liegt auf einem 15 cm hohen Styroporgerüst darunter befinden sich drei übereinander gelegte, nasse Handtücher, unter diesen wiederum liegt eine 75 W Heizmatte. Abgedeckt wird das Ganze von einer Klarsichtbox 40 x 40 x 50 cm, in die in 2 Seiten und dem Dach ( also eigentlich ist dies der Kistenboden) 30 7mm-Löcher gebohrt sind. Die Box lagert auf vier Wäscheklammern und ist nach vorne 6 cm über das Tischende geschoben. Zwischen Tischkante und Boxenrand bildet sich so ein 40 cm langer und 6 cm breiter Spalt.

    Auf halber Höhe der Box befindet sich ein Messgerät, das Luftfeuchtigkeit und Innentemperatur anzeigt.

    So erreiche ich eine konstante Luftfeuchtigkeit von 99 % und eine Temperatur von 18°C - 20°C. Durch den Spalt am Tischüberhang und dem kleinen Spalt rundherum, der sich durch die Lagerung auf den Wäscheklammern bildet, wird von unten ständig unverbrauchte Luft in die Box gezogen, da warme und sehr feuchte Luft durch die Bohrlöcher nach oben entweicht. Das kann man mit dem Handrücken an den Löchern gut spüren. Das Fenster in dem Raum steht ständig auf kipp. Außerdem hebe ich 4 - 5 mal täglich die Box hoch und drehe die Öffnung nach oben. So tausche ich die Luft in der Box mehrmals täglich komplett aus. Die Frischluft ist innerhalb weniger Minuten wieder auf die o. a. Werte.

    Auf die Handtücher gieße ich morgens und abends je einen halben Liter lauwarmes Wasser.

    Wüsste nicht, wie ich es dem Pilz noch angenehmer machen könnte. Ich werde mir noch einen CO2 - Sensor zulegen.

    Nicht gerade billig, aber, so what ?

    LG

    Sönke