Frage an die PSV unter euch

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.935 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. September 2020 um 13:59) ist von ibex.

  • Hallo Pilzexperten

    Habt ihr als PSV eigentlich nie Angst, dass ihr durch einen Fehler oder eine Unachtsamkeit jemanden durch eine Fehlbestimmung gefährden, oder schlimmstenfalls sogar ins Grab bringen könntet? Vielleicht ist es eine blöde Frage, aber ich denke selbst wenn ich PSV wäre und mich wirklich sehr gut mit Pilzen auskennen würde, hätte ich immer eine kleine Restangst, dass ich eventuell jemanden gefährden könnte.

    Gibt es eigentlich dokumentierte Fälle in denen ein PSV Fehler gemacht hat und es so zu einer Vergiftung gekommen ist?

    Vielen Dank schon im Voraus für eure Antworten.

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo benjamin,

    Ich habe da keine Angst aber gesunden Respekt. Wenn man mal unsicher ist, dann wird ein Pilz nicht freigegeben.

    Man ist in der Ch auch als PK (Pilzkontrolleur) versichert, aber die mir bekannten Fälle wo die mal gezogen wurde sind zb unübliche Unverträglichkeit, nicht alle Pilze gezeigt etc.

    Es gibt aber einen berühmten todesfall. Eine Frau brachte ihren Mann mit dem grünen knolli um. Weit weg in der Ch hat sie den einem pk gezeigt. Ein pk darf dann je nach begleitumständen gegen Ausweis Kopie dokumentiert einen giftpilz herausgeben....

    Der ehemann starb daraufhin...

    Ex-Cheftoxikologe Peter Iten vom Zürcher Institut für Rechtsmedizin öffnet exklusiv für BLICK die Akten: Das fast perfekte Verbrechen der Pilz-Mörderin.


    Lg jens

  • Hallo Benjamin,

    nein, die Angst habe ich nicht.

    Gerade die Essensfreigabe finde ich eigentlich ziemlich einfach, weil ich sowieso nur das freigebe, was ich selber zu 100% als essbar identifizieren kann. Alles andere bleibt im Wald bzw. wandert in die Biotonne. Wenn da auch Pilze dabei sind, die eigentlich essbar wären, ist das halt Pech. Bei mir hier in der sauren Gegend ist das eher nicht so viel, aber ich habe auch mal eine Pilzwanderung in einem eher basischen Wald gemacht, da habe ich der Gruppe schon vorher gesagt, dass es da auch haufenweise Pilze gibt, die ich höchstens aus der Theorie kenne und nicht zum Essen freigeben kann, selbst wenn sie vielleicht essbar wären. Aber für solche Gebiete muss ich eine Stunde fahren, sowas kriege ich zu Hause nie auf den Tisch.

    Vergiftungsfälle sind etwas heikler, denn da habe ich oft nicht den tatsächlich verzehrten Pilz in der Hand. Zum einen, weil der ggf. ganz weg ist, und ich die "diese hier sahen ganz genauso aus" anschaue, und/oder weil ich nur Fotos anschaue, weil ich ein total aufgelöstes Kleinkind-Elternteil nicht durch den halben Landkreis spazierenfahren lasse, nur um mir einen Tintling zu zeigen. Entwarnung gebe ich aber nur dann, wenn ich mir sicher bin, dass (außer evtl. ein bisschen Bauchgrummeln) nichts zu erwarten ist, ansonsten schicke ich ins KH.

    Ich bin trotzdem sehr dankbar für die Versicherung, denn natürlich gibt es jede Menge Unwägbarkeiten: Auch wenn ich immer sage, dass die Ratsuchenden mir alle Pilze zeigen sollen, kann ich nicht ausschließen, dass sie daheim noch einen Haufen "die sehen doch genauso aus" oder "die kenne ich doch" haben, oder dass sie die Pilze nach dem Freigeben noch eine Woche im Kühlschrank "reifen" lassen, bevor sie sie zubereiten, oder dass sie nach der Beratung noch welche dazusammeln, weil sie jetzt ja wissen, wie die aussehen müssen. Und dann bei einer Vergiftung denken: "Na, wie kann das denn sein, ich war doch extra zur Pilzberatung".

    Ähnlich kann es grundsätzlich schon sein, dass das 2jährige doch nicht, wie vom Elternteil behauptet, nur mal kurz den Pilz im Mund hatte und wieder ausgespuckt hat, sondern in den 10 Minuten vorher schon durch den Garten gepflügt ist und alles in den Mund gestopft hat, was es zu greifen bekam. Oder der "sah genauso aus wie diese hier" leider doch ein ganz anderer war, der nichts mit den vorgezeigten Pilzen zu tun hat. Oder in Pilzputzresten/Pilzvorräten zwar ein Giftpilz zu finden ist, der die Symptome erklären kann, aber darüber hinaus noch ein weiterer Giftpilz verzehrt wurde, von dem nichts mehr da ist.

    edit: Jens, das ist ja eine faszinierende Geschichte. Wie kann man nur auf so eine bescheuerte Idee kommen?

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Jens

    Vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Den Zeitungsbericht fand ich auch spannend zu lesen. Krass daran fand ich ja auch, dass das Gift mit einer Spritze direkt unter die Haut gespritzt wurde.=O

    Hallo Sabine

    Auch dir vielen Dank für deine spannenden Einblicke. Es ist wirklich sehr interessant als Aussenstehender etwas zu eurer spannenden und wichtigen Arbeit zu lesen. Ihr müsst nicht nur Pilze begutachten und bestimmen, sondern je nach dem auch noch Detektivarbeit leisten. Tönt wirklich sehr spannend.

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo ibex,

    wenn man keine Bedenken hätte, dass man falsch beraten könnte, wäre man kein guter Berater. Die schlechtesten Berater finde ich immer diejenigen, die ob ihrer vermeintlichen Sicherheit lautstark und großspurig auftreten und jede Vorsicht fahren lassen. Leider ist es aber so, dass die Leute einem Berater eher glauben, wenn er entsprechend selbstbewusst auftritt, als wenn er nachdenklich ist, dann meinen die Leute glatt, der kennt sich nicht richtig aus. Es gibt auch vereinzelt Leute, die es einem Pilzberater verübeln, wenn er besorgt ist und lieber mal einen Pilz mehr aus dem Korb aussortiert als einen zu wenig. In einem Nachbarforum hatten wir vor kurzem das Problem mit einem Vollhorst, der behauptet hatte, dass Pilzberater nur Alarmisten sind.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Es gibt auch vereinzelt Leute, die es einem Pilzberater verübeln, wenn er besorgt ist und lieber mal einen Pilz mehr aus dem Korb aussortiert als einen zu wenig. In einem Nachbarforum hatten wir vor kurzem das Problem mit einem Vollhorst, der behauptet hatte, dass Pilzberater nur Alarmisten sind.

    Vielen Dank für die Infos Stephan. Schon komisch, was es teilweise für Leute gibt. Statt dankbar zu sein, dass man die Möglichkeit hat, seine Pilze einem Experten zeigen zu dürfen, wird noch rumgemault. Da frage ich mich weshalb diese überhaupt zu einem Pilzberater gehen, wenn sie sowieso alles besser wissen. Ich wäre wirklich froh, wenn es bei mir in der Gegend einen PSV geben würde.

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.