Der ergiebige Regen - er ist verpufft!

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.359 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Oktober 2020 um 17:23) ist von Beorn.

  • Hallo Pilzfreunde

    Nachdem sich letzte Woche nach dem Regen so allerhand finden ließ, stapfte ich frohen Mutes in meinen Stammwald. Schon auf den ersten Metern stand fest - hier ist es zu trocken. Ein Knacken und Rascheln bei jedem Schritt. Wo ist der ganze Regen hin? Hier hat er definitiv seine Spuren nicht hinterlassen. Pilze standen da, gar nicht mal so wenige. Jedoch beschränkten sie sich auf trockengeschädigte Gelbe Knollenblätterpilze, Grünblättrige Schwefelköpfe jeglichen Alters und von der Trockenheit völlig unbeeindruckten Kartoffelbovisten, manche davon hatten ihr Soll schon erfüllt und nur noch die leeren Hüllen waren vorhanden. Genau das eben, das gerade überall rumsteht.

    Dieses Bild änderte sich auch nicht, egal wie weit ich umherstreifte. Die einzige Lösung: Ich muss die tiefer gelegenen, feuchten bis sumpfigen Stellen aufsuchen. Hier zeigte sich zum Glück ein völlig anderes Bild.

    Pilze, Pilze, Pilze. Manchmal wusste ich gar nicht, wo ich hintreten sollte. Schleierlinge aller Couloer - bis auf wenige Arten/-gruppen stehe ich da ja da wie der sprichwörtliche Ochs' vorm Berg. Darum lasse ich diese mal außen vor und konzentriere mich auf einige der anderen Arten.


    Halt! Dieser war sogar noch im Trockenen. Sein penetranter Anisgeruch macht ihn leicht kenntlich.

    1 Grüner Anistrichterling (Clitocybe viridis)


    Im jungem Stadium ist er sogar essbar und schmeckt gar nicht mal so schlecht. Dieser hier ist allerdings schon zu alt und ganz hart.

    2 Kastanienbrauner Stielporling (Picipes badius)

    Spoiler anzeigen

    2a) Draufsicht

    2b) von unten


    Vor kurzem wurden hier Zwitterlinge angefragt. Selbstverständlich, dass ich sie dann auch mal finden möchte. Bisher wusste ich nur von deren Existenz und dass sie auf alten Pilzfruchtkörpern wachsen. Jetzt hatte ich sie vor mir. Nicht nur ein paar, sondern richtig viele.

    3a)

    Allesamt auf vergammelten Schwärztäublingen. Die deutlich ausgebildeten, weit auseinander stehenden Lamellen deuten auf den Beschleierten Zwitterling (Asterophora parasitica).

    3b)


    Hier mal ein Suchbild von einem Hexenring und noch etwas.

    4

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    Einen Hexenring aus Semmelstoppelpilzen, das hatte ich bisher nur an dieser Stelle. Wobei dieser nicht der einzige dort ist. Wegen der herablaufenden Stoppeln bin ich bei Hydnum repandum var. rufescens.

    4a)

    Wer sich da hinter den Jungfichten versteckt, das werden die meisten schon gemerkt haben. Ein Fichtensteinpilz (Boletus Edulis), wie man ihn gerne vorfindet. Standesgemäß war der Stiel leider etwas madig.

    4b)


    Ein schönes Dreierlei an diesem Baumstumpf.

    5

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    Zuerst fällt natürlich gleich der Rotbraune Scheidenstreifling (Amanita fulva) auf. Oben rechts ein Schwärztäubling. Er blieb am Fundort stehen, daher nur Russula sp. Unten rechts dann noch eine Cortinarie. Diese gehört nicht zu meinem Repertoire. Ich könnte mir eine Telamonie vorstellen. Nur aufgrund dieses einen Fotos, das sie nur ganz vage abbildet, wird wohl niemand was genaueres sagen können, doch darum geht es mir hier auch nicht. Sie standen auch gleich nebenan munter unter Geraniengürtelfüßen (Cortinarius flexipes Agg.) vermischt da. Nur gibt es davon leider kein Bild.


    Das hier dürfte nach den Zwitterlingen mein zweiter Erstfund sein. Substrat ist ein sehr morscher Kiefernstumpf. Ein Stiel ist nicht erkennbar.

    6 Ohrförmiger Seitling (Phyllotus porrigens) Stummelfüßchen (Crepidotus sp), vielen Dank an Pablo!

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    6a) Draufsicht

    6b) von unten


    Ein wirklich schönes Paar! Ich hatte mich zu stark auf den unteren konzentriert und so gar nicht gemerkt, dass der obere total überbelichtet ist. Viel zu schön standen die beiden da, um auch nur einen davon zu entfernen. Der untere ist wohl ein Safranschirmling (Chlorophyllum sp).

    7

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    Ein Blick von oben verrät sogleich die Identität des zweiten.

    7a) Berindeter Seitling


    Den Anfang machte ein Pilz mit Anisgeruch. Da passt es doch recht gut, dass der letzte Pilz, den ich finden konnte, auch mit starkem Anisaroma glänzte. Im Gegensatz zum Ersten kam dieser aber - mit Freude - in den Sammelkorb.

    8 Aniszähling (Lentinellus cochleatus)


    Gerade regnet es wieder und für die kommenden Tage sind weitere Schauer angekündigt. Morgennebel und -tau sollten für weitere Feuchtigkeit sorgen. So bin ich guter Dinge, dass pilztechnisch noch so einiges kommen kann. Die zehn bis vierzehn Tage nach dem großen Regen sind sowieso noch nicht verstrichen, die die meisten Mykorrhizzapilze zum Fruktifizieren brauchen.

    Euch allen noch eine schöne Woche.

    LG Matthias

    Bei allen online "bestimmten" Pilzen handelt es sich lediglich um Bestimmungsvorschläge.

    Gezeigte Pilze zu 100 Prozent sicher nur über Bilder zu bestimmen ist nicht möglich, deren Verzehr kann im schlimmsten Falle tödlich enden!

    Eine Verzehrfreigabe gibt es ausschließlich vom Pilzsachverständigen/Pilzkontrolleur/Pilzberater vor Ort!

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    Einmal editiert, zuletzt von Da_Schwammalmo (6. Oktober 2020 um 17:29)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Eins ehr ähnliches Bild übrigens in meiner Gegend. Pilze gibt's ausschließlich in feuchten Tallagen, die Hänge und Hügel sind komplett pilzleer, trotz der Niederschläge (und ordentlciher Bodenfeuchtigkeit). Aber auch in den Tälern ist es eher spärich, die Artenvielfalt ist niedriger als in den (ebenfalls sehr trockenen) Jahren zuvor.

    Deine Nummer 6 dürfte im Abwurf braunes Sporenpulver zu erkennen geben, ist also kein Ohrförmiger Seitling. :wink:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo

    Bei der Nummer 6 dann eher in Richtung Stummelfüßchen? Da hätte ich ein Exemplar zum Absporen mitnehmen sollen.

    Auch wenn das dann wohl kein Ohrförmiger Seitling ist, irgendwann kommt mir der auch mal unter. Da hat er gar keine Chance. :D

    LG Matthias

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    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Du wirst ihn finden. Zur not einfach los in den Schwarzwald, da sollte das klappen.

    Stummelfüßchen wäre meine Idee gewesen. Die haben teils eine angedeutet hygrophane Hutoberfläche, in der Weise kommt das bei Pleurocybella nicht vor.


    LG; Pablo.