Eine eher forstbotanische Frage

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.736 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Oktober 2020 um 08:58) ist von Beorn.

  • Am Fuß der Blutbuche vor meinem Haus findet sich dieser Pilz. Die Buche hat einen Stammdurchmesser von 1m und die Pilze bedecken einen Bereich von ca. 40 cm mal 20 cm. Bis auf diese Stelle sieht die Buche gesund aus, keine kahlen Äste und keine Rindenverletzungen. Um was für einen Pilz handelt es sich und muss ich mir Sorgen um die Buche machen?

    Grüße von Daniela

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!

    Ein Schwefelporling wäre schlimmer.
    Die Idee von Joe (Inonotus cuticularis) gefällt mir ganz gut. :thumbup:


    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,

    kann man bei diesem Pilz davon ausgehen, dass er mit seinem Myzel im Holz der Buche wächst?

    Wenn das so ist, wäre es mittel- bis langfristig gar nicht gut für die Buche, da Baum-Pilze ja bekanntlich Holz zersetzen. Oder macht genannter Pilz da eine Ausnahme?

    VG Rolf

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rolf!


    Ja, so ist das. Schillerporlinge sind Schwächeparasiten, die - zwar eher langsam - den Baum schädigen und letztlich zum Absterben bringen.

    Es gibt extrem aggresive Schwächeparasiten, wie zB Hallimasch, Rotrandigen Baumschwamm oder Schwefelporling, bei den meisten Inonotus - Arten wird der Wirt deutlich weniger geschädigt. Aber irgendwann...

    Man sollte den Baum auf jeden Fall im Auge behalten, die Satbilität testen (und Notfalls einschreiten, wenn anliegende Gebäude oder Gehwege etc. bedroht sind) und hoffen, daß es noch länger dauert. Vielleicht auch direkt schon mal ein kleines Bäumchen daneben setzen, dann wäre die nächste Generation schon da, wenn die alte den Gang allen Lebens geht. Kann ruhig wieder eine Blutbuche sein (ökologisch hochwertiger Baum!), der Pilz am alten nachbarbaum hat da auch keine Auswirkung, denn der kann tatsächlich nur ältere oder sonstwie vorgschädigteBäume befallen.


    LG; pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

    Einen neuen Baum pflanzen macht sicherlich Sinn.

    Noch eine Frage: Ist bekannt, ob die Blutbuche, so wie die Rotbuche, essbare Mykorrhiza-Partner hat?

    VG Rolf

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rolf!


    Soweit ich weiß, ist die Blutbuche nichts anderes als Fagus sylvatica - lediglich die Pigmentverteilung ist etwas anders. Also selbstverständlich ebenso ein obligater Ektomykorrhiza - Baum. Heißt: Ohne Mykorrhizapartner kann sie nicht überleben. Welche Pilze da als Symbionten andocken können und ob die dann auch fruchtkörper bilden, hängt von den weiteren Bedingungen ab (Mikroklima, Bodentyp, Bodenbeschaffenheit, Stickstoffkonzentration, Biozönosen vor Ort (also stationäre Populationen an Bakterien und weiteren Pilzen etc.).


    LG; Pablo.

  • Hallo Jabaa,

    Du müsstest mit der Motorsäge das komplett mit dem Myzel befallende Holz entfernen, ähnlich wie ein Chirurg Wucherungen entfernt. Manchmal ist das möglich, wenn man den Abschottungsbereich des Baumes im Holz gut erkennen kann. Aber bedenke immer auch die Standsicherheit des Baumes muss gewährleistet sein. Bedeutet dass das bei einem sehr großem Baum problematisch wird.

    Ich habe das schon einige Male probiert, mal ist es gelungen, mal aber auch nicht. Vor allem wenn man zu tief in das Holz muss (Standfestigkeit) kann es sein, dass man den Baum dann gleich ganz entfernen muss. Und auch die Wundbehandlung muss über die Folgejahre gewährleistet sein.

    Aber ich vermute, wenn ich mir die großen Fruchtkörper auf Deinen Fotos ansehe, dass das Myzel schon zu tief im Stamm ist.

    VG Rolf

    • Offizieller Beitrag

    Bon Jour!

    Ja, so ist es. Das entfernen der Fruchtkörper interessiert den Pilz nicht. Der eigentliche Pilz ist das Mycel, und das sitzt innen im Holz.

    LG; Pablo.