Noch ein Ritterling

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.701 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. November 2020 um 18:04) ist von Beorn.

  • Hallo pilzscout,

    meiner Meinung nach ist das einer aus der Sektion der weißen Ritterlinge, einer Sektion, bei der die Bestimmung in erster Linie über den Geruch geht. Somit lässt sich hier leider nichts weiter machen.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Toni!


    Mehlartiger Geruch wäre nun allerdings nicht wirklich einer der in Frage kommenden Arten zuzuordnen, bzw. kommt als Komponente in mindestens drei der relevanten Arten vor.
    Die möglichen, in Frage kommenden Gerüche wären:
    - honigartig (ziemlich exakt der Geruch von Amanita phalloides)

    - urinartig (erinnert am ehesten an eine vollgemüllte Unterführung in einem verrufenen Stadtbezirk, die auch regelmäßig als Pissoir genutzt wird)

    - staubartig (erinnert am ehesten an einen schon länger nicht mehr genutzten, aber noch ungeputzten Pferdestall an einem heißen Sommertag)

    - nach Schwefelritterling (dann aber bei Berührung rasch und deutlich gelb verfärbend)

    Aber alle diese Gerüche sind komplex, also stets aus etlichen anderen Komponenten bestehend. Zudem muss man sie durch Reiben, Anwärmen, Dosenhaltung oder gar Zerbröseln der Fruchtkörper erlebbar machen. Darum braucht es schon einige Funderfahrung bei diesen Pilzen, dann kann man sich die Gerüche einprägen und merken und vergleichen.

    Mehlartigen Geruch kenne ich rehct intensiv von einer dieser Riecholomas, die aber entweder noch eine unbeschriebene Art ist oder auch nur firsche, "unvollständig" riechende Fruchtkörper von Tricholoma lascivum (das ist der Pisssoir - Pilz). Tricholoma album (der Honig - Pilz) riecht alelrdings auch gelegentlich so, da aber eher die älteren Fruchtkörper, manchmal auch mit einer staubartigen Note dabei. Der staubartige ist Tricholoma stiparophyllum, der auch makroskopisch schon etwas anders aussieht als die anderen, und wo man in der verstaubten Pferdescheune auch manchmal noch ein paar alte Mehlsäcke ruumliegen riecht.

    Eine Aussage zu Tricholoma inamoenum gibt's von mir nicht, der wäre im Gegensatz zu all den anderen eine Art der sauren Bergnadelwälder, den hatte ich aebr erst einmal in der Hand und noch keine festgelegte Assoziation zum geruch.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    ich kenne die alle nicht aus eigener Anschauung, aber hierzu habe ich eine Frage:

    nach Schwefelritterling (dann aber bei Berührung rasch und deutlich gelb verfärbend)

    Am Stiel sieht das ja schon nach Verfärbungen aus - ist das die Art von Gelb, die zu erwarten wäre, oder müsste das mehr Postkastengelb oder sonst irgendwie anders sein?

    Beste Grüße

    Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sabine!

    Ich habe Tricholoma sulphurescens erst in diesem Jahr zum ersten Mal in der Hand gehabt. Da war das schon kräftiger als hier auf dem Bild, aber dennoch nicht ganz so richtig schön Agaricus-xanthodermus-mäßig, wie es in der Literatur beschrieben steht. Eher so Anischampiu - artig, also etwas ockerlicher und nicht ganz so krass leuchtend. Aber in der Gattung schon echt bemerkenswert, weil solche zackigen verfärbungen bei sonst kaum einer Ritterlingsart vorkommen.
    Unser Fund von Tricholoma sulphurescens roch für meine Nase übrigens sehr ähnlich dem Schwefelritterling.


    LG; Pablo.

  • Echt Klasse wie du die Gerüche beschreibst und kategorisierst. Wenn ich draußen bin ist die zweite Aktion bei den Fruchtkörper auch gleich dran zu riechen, es hat sich so irgendwie bei mir eingebürgert. Eine für mich auch gute Vorgehensweise: ein Exemplar bei Zimmertemperatur in einer geschlossenen Dose (ca. Halben Tag) aufbewahren und dann durch das öffnen die volle Dosis einwirken zu lassen.

    Bei den kühleren Temp. Ist es durchaus nicht ganz einfach die Einordnung vor Ort zu bekommen.

    LG Andy

  • Hallo Pablo,

    der Geruch von Tricholoma inamoenum entspricht mMn dem des Schwefelritterlings (T. sulfureum bzw. bufonium). Die beiden T. sulfurescens-Aufsammlungen, die mir dieses Jahr unter die Augen bzw. Nase kamen, erinnerten mich geruchsmäßig dagegen nicht an den Schwefelritterling, sondern an T. lascivum, waren nur längst nicht so penetrant.

    Die Verfärbungen von T. sulfurescens würde ich - das entspricht dem wissenschaftlichen Namen - als schwefelgelb bezeichnen, in etwa vergleichbar der Milch bei Lactarius scrobiculatus oder chrysorrheus. Die Verfärbung ist ein paar Stunden lang leuchtend, aber am nächsten Tag bleiben nur ockerbräunliche Flecken so wie hier zu sehen. D. h. wenn die Fotos des Pilzes erst am nächsten Tag gemacht wurden, könnte das durchaus T. sulfurescens sein. Es kann auch sein, dass sich der typische komplexe Geruch am nächsten Tag zu einem Mehlgeruch reduziert hat. Dennoch fände ich es nicht seriös, aufgrund solcher Spekulationen dem Pilz gewaltsam einen Namen zu geben. Der Anfrager weiß jetzt, dass man an so aussehenden Pilzen grundsätzlich riechen muss, am besten sofort nach dem Aufnehmen, wenn man später einen Pilznamen haben will.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo,

    zu T. sulfurescens kann ich nichts beitragen, aber am Lästigen Ritterling T. inamoenum konnte ich schon schnuppern. Wirklich wie Schwefel-Ritterling, aber mMn schwächer.

    Tricholoma inamoenum:


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan und Thiemo!


    Danke für die Ergänzungen und Geruchseinschätzungen zu T. sulphurescens und inamoenum.
    Das zeigt aber eben auch noch, daß man diese Arten wirklcih ein paar mal in der Hand gehabt haben und beschnuppert haben muss, um sie anhand ihrer Gerüche und ihres Verhaltens wirklich erkennen zu können.

    Also: Am Anfang nicht zu sehr auf die Benennung fixiert sein, sondern einfach nur kennen lernen und vergleichen.


    LG; Pablo.