Etwas zum Verstehen.

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.867 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. November 2020 um 19:51) ist von Schwede.

  • Hej hej liebe Mitglieder in diesem Forum.

    Ich lese immer wieder, dass, gerade die erfahrenen Pilzsammler und Mitglieder dieses Forums, auf die Gefährlichkeit der Pilze hinweisen (müssen (oder wollen)).

    Für mich persönlich ist es klar, dass ich NIEMALS einen Pilz essen würde, von dem ICH nicht 100 Prozent überzeugt bin, dass er das ist, was er sein soll, nämlich ein SPEISEPILZ.

    Es gibt wohl zwischen 2 bis 4 Millionen Pilzarten und ich behaupte, dass NIEMAND alle kennt. Und eine Pilzberatung in einem (in diesem Falle dieses) Forum kann es

    dabei gar nicht geben. Man kann in eine Richtung gebracht werden, aber es gibt IMMER ein Restrisiko, weil derjenige, der sich die Bilder ansieht, die Beschreibung durchliest,

    nicht die Haptik, das Gefühl für den Pilz hat.

    Ich habe nicht viel Ahnung von Pilzen. Den Unterschied zwischen einem Maronen -Röhrling und einem Pfifferling oder einem "Semmel(stoppel)dingens" erkenne ich wohl.

    Doch ich lerne auch gerne neue Sachen (z.B. Pilze, die ich nicht kenne). Ich bin erst ein paar Tage hier im Forum aber ich denke, viele anderen denken ähnlich, sie /wir wollen nur

    wissen, was das für ein Pilz sein "KÖNNTE" - ohne Garantie, dass es GENAU DIESER Pilz auch ist.

    Einen Pilz, den ich hier im Forum erfragen müsste, würde ich nie essen (und meistens ist er schon entsorgt, bevor ich die Bilder hier einstelle...

    Das waren mal so meine Gedanken und zum rechtlichen...

    Wenn mir ein Forumsmitglied sagen würde, dass ich diesen Pilz essen kann und ich esse den Pilz und er (der Pilz) ist giftig....

    Dann bin ich selbst schuld, dass ich diesen Pilz gegessen habe!!!!

    *winks* Ted

    Ich werde die von mir angefragten Pilze nicht essen. Es gibt keine 100%ige Sicherheit bei der Online-Bestimmung.

  • Hallo Ted

    "Es gibt junge Pilzsammler und es gibt alte Pilzsammler.

    Es gibt gewissenhafte Pilzsammler und leichtsinnige.

    Es gibt junge gewissenhafte und es gibt alte, gewissenhafte.

    Es gibt junge, leichtsinnige Sammler, aber keine alten, leichtsinnigen Sammler."

    Das ist lediglich aus dem Gedächtnis wiedergegeben. Fragt mich also bitte keiner nach der Quelle. :D

    LG Matthias

    Bei allen online "bestimmten" Pilzen handelt es sich lediglich um Bestimmungsvorschläge.

    Gezeigte Pilze zu 100 Prozent sicher nur über Bilder zu bestimmen ist nicht möglich, deren Verzehr kann im schlimmsten Falle tödlich enden!

    Eine Verzehrfreigabe gibt es ausschließlich vom Pilzsachverständigen/Pilzkontrolleur/Pilzberater vor Ort!

    Finde HIER den nächstgelegenen PSV

  • Lieber Ted,

    du machst das genau richtig, und ich bin froh um jede*n Pilzsammler*in, von der ich weiß, dass sie das so handhabt wie du.

    Und früher dachte ich, dass beispielsweise die Pilzartikel, die mit schöner Regelmäßigkeit in praktisch jeder Tageszeitung im August oder September auftauchen, zwar nett zu lesen sind, eigentlich aber (in dieser Häufigkeit) überflüssig seien. Schließlich weiß ja jedes Kind, und erst recht jede*r Erwachsene, dass es auch tödlich giftige Pilze gibt, die Speisepilzen ähnlich sehen können.

    Aber seit ich beim Giftnotruf eingetragen bin, bin ich schwer ernüchtert. Da gibt es Fälle, die kann man sich als Normaldenkede*r unter der obigen Annahme kaum vorstellen. Ich hatte das schon mal an anderer Stelle geschildert, aber hier noch mal ein paar Highlights:

    * ein Mann ohne Ahnung von Pilzen, der durch den Wald streifte, alle möglichen Pilze einsammelte, in die Pfanne warf und aufaß. Er war mit irgendwelchen Nervenstörungen im KH, die aber zum Glück nichts mit den Pilzen zu tun hatten, denn wie durch ein Wunder waren da nur Ungiftige dabei. Zwar auch Gallenröhrlinge, aber ansonsten Perlpilze (!), Maronen, Birkenpilze, Flockis, Steinpilze und Safranschirmlinge.

    * ein Mann, der einen Fliegenpilz gegessen hatte, weil er dachte, das könne kein Fliegenpilz sein, weil ihm die weißen Punkte fehlten. Er hatte aber auch keine Meinung dazu, was für ein Pilz es sonst sein könnte, er hielt ihn also nicht für einen Kaiserling, Täubling oder sonstwas, sondern einfach nicht für einen Fliegenpilz, so als wäre das der einzige Giftpilz auf Erden, den man einfach nur ausschließen müsse (und noch nicht mal das ist geglückt...)

    * eine Frau, die Nebelkappen (!) als Ziegenlippen (!) gegessen hat

    * einen Mann, der sonst immer nur Maronenröhrlinge sammelt, aber dachte, er nimmt die schönen Pfifferlinge auch mal mit (die leider Spitzgebuckelte Rauköpfe waren)

    * mehrere Einzelpersonen und Paare, die (z.B. im Garten entdeckte) Champignons essen, denn die kennen sie ja aus dem Supermarkt. Wenn sie bei mir landen, haben sie natürlich Karbolegerlinge erwischt. Da waren dann auch welche dabei, die meinten: "Stimmt, jetzt wo Sie es sagen - so richtig lecker waren die eigentlich nicht, aber gegessen haben wir sie trotzdem".

    * eine Frau, die sonst immer nur Maronenröhrlinge sammelt, aber einfach mal noch eine andere Art, die lecker aussah, mit dazugeschnippelt hat. Zum Glück waren es "nur" Hallimasch, denen die 7 Minuten Garzeit nicht gereicht haben.

    Ich könnte noch 'ne Weile so weitermachen...

    Und auch wenn all diese Leute (und auch Leute nach einer Internetbestimmung) natürlich "selbst Schuld" sind, hoffe ich trotzdem, dass ich vielleicht helfen kann, zumindest ein paar Vergiftungen von vornherein zu verhindern, wenn ich zumindest bei Anfragen, die so klingen als wolle jemand ohne Ahnung die Pilze nach unserer "Bestimmung" einfach aufessen, auf Gefahren hinweise. Natürlich zu deren Nutzen, aber auch zu meinem eigenen. Denn auch wenn es mir wenig ausmacht, wenn so unvorsichtige Pilzsammler*innen mal 'ne Nacht über der Kloschüssel hängen - als der junge Mann mit kaputten Nieren ins KH musste, fand ich das auch für mich ziemlich belastend, das spukte mir ordentlich im Kopf rum (ich glaube, Ärztin wäre kein Job für mich..).

    Es gibt junge, leichtsinnige Sammler, aber keine alten, leichtsinnigen Sammler.

    Doch, ich kenne eine :P

    Freundin meiner Schwiegermutter, inzwischen um die 95. Meine SchwieMu war mit der auch schon Pilzesammeln (und -essen =O). Ich dachte, ich brech' ab, als die mir vor Jahren mal erzählte, dass sie beim Zubereiten ja immer eine Zwiebel mitkocht, um zu schauen, ob ein Giftiger dabei ist 8|. Und sie sammelte auch Stockschwämmchen, hatte vom Gifthäubling aber noch nie was gehört.

    Sie sammelte zwar - zumindest zu Hause - wohl überwiegend die Arten, die sie von Kleinauf kannte, und anscheinend halfen da Erfahrung/Intuition, dass sie die auch zuverlässig identifizierte. Aber in unbekannten Gegenden hatte sie auch kein Problem damit, nur vermeintlich erkannte Pilze zu essen. Beispielsweise hatte sie wohl ordentlich Brechdurchfall, als sie in Teneriffa mal "Maronenröhrlinge" gesammelt hatte (auf die ihr Zwiebeldetektor erstaunlicherweise nicht angesprungen ist...:rolleyes:).

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Ted,

    oft ist der Fall ganz eindeutig: es werden Pilze angefragt, die in großer Menge abgeschnippelt und vorgeputzt auf dem berühmten rotkarierten Tischwachstuch liegen. In solchen Fällen ist ganz klar, dass die Pilze gegessen werden sollen, der Sammler kurz vor dem letzten Zubereitungsschritt kalte Füße bekommen hat und jetzt nach jemandem sucht, dem er die Verantwortung auf die Backe drücken kann.

    Manchmal ist der Fall nicht ganz eindeutig: es wird ein einzelner Pilz angefragt, dann kommt die kurze Antwort eines (!) Users, welcher Pilz denn das wohl sein könnte, danach bedankt sich der Anfrager für die "schnelle Bestimmung" und schließt mit dem Satz: "Na dann werde ich mir die (!!) jetzt mit Zwiebeln und Speck in die Pfanne hauen". So lange es solche Anfragen gibt, wird vom verantwortungsvollen Antwortgeber immer der Disclaimer mit dazugeschrieben, obwohl es meines Erachtens einfach nur lästig ist, solche Disclaimer zu schreiben. Man kann einfach bei der Vielfalt der Forumsnutzer nicht automatisch davon ausgehen, dass jeder einzelne vernünftig ist, und leider merkt man einem Anfrager auch nicht immer sofort an, ob das ein Vertrauensseliger oder vielleicht ein Prozesshansel oder vielleicht noch was anderes ist.

    Als Tipp hätte ich für dich, damit du nicht mit den vorgenannten Personen verwechselt wirst: schreibe doch einfach einen kurzen Disclaimer in deine Signatur: Ich werde die von mir angefragten Pilze nicht essen. Dann weiß der Antwortgeber genau, worauf er sich einlässt.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hi,

    ich denke hier spielt der Dunning-Kruger-Effekt eine große Rolle: Wenn ich wirklich überhaupt keine Ahnung von Pilzen habe, dann weiß ich auch nicht, dass ich keine Ahnung von Pilzen habe. Erstmal zu verstehen, dass es in fast jedem Wald hunderte teilweise giftiger Pilzarten gibt, die dann auch noch schwer zu unterscheiden sind ist der erste Lernschritt, den viele noch gar nicht vollzogen haben.

  • KopfPilz, da hast du sicherlich recht. Aber was ich mich frage: Wie kommt man - zumindest in Deutschland - um diese Information drumrum? Das lernt man in Kindergarten und Schule, das wird in Zeitungen breitgetreten, das kommt im Herbst im Frühstücksfernsehen, das erzählen (zumindest mir) die Leute ungefragt im Wald. Und meistens sind die Leute keine 15 oder 20, sondern so zwischen 30 und 60. Wie kann man so lange pilztechnisch mit Scheuklappen rumlaufen, und dann auf einmal aufwachen, Pilze einsammeln und essen? Das würde mich so brennend interessieren.

    Bei meinen Kandidaten frage ich das trotzdem nicht, denn die sind meistens so aufgewühlt, da will ich nicht noch mit "wie kann man auf so eine bescheuerte Idee kommen" nachtreten, auch nicht in freundlicher formuliert.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Wie kommt man - zumindest in Deutschland - um diese Information drumrum? Das lernt man in Kindergarten und Schule, das wird in Zeitungen breitgetreten, das kommt im Herbst im Frühstücksfernsehen, das erzählen (zumindest mir) die Leute ungefragt im Wald. Und meistens sind die Leute keine 15 oder 20, sondern so zwischen 30 und 60. Wie kann man so lange pilztechnisch mit Scheuklappen rumlaufen, und dann auf einmal aufwachen, Pilze einsammeln und essen?

    Hi Sabine,

    ich denke, das geht erstaunlich gut. Vielleicht besteht deine "Bubble" ja hauptsächlich aus naturverbundenen Leuten, für die so ein gewisses Grundwissen über Tier- Pflanzen und Pilzwelt eben selbstverständlich ist. Aber so ein typischer Stadtmensch, der hat vielleicht mal einen großen Teil seines Lebens überhaupt nichts damit am Hut. Und dann gehen solche Infos, wo auch immer sie auftauchen halt zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Betrifft dich ja nicht als Stadtmensch. Aber in irgendeinem Alter kommt man dann aus irgendwelchen Gründen auf den Trichter, dass Bewegung in der Natur ein toller Ausgleich zum Stadtleben ist und sucht nach Aktivitäten, die man dort machen kann - und so kommt man aufs Pilze sammeln. Dann fängt man vielleicht zufällig gerade einen Schnipsel wie den folgenden hier im Internet auf:

    Pfifferling

    • sehr bekannter und beliebter Speisepilz
    • Lamellen lassen sich einfach lösen
    • Rillen im gesamten Pilz
    • Verwechslungsgefahr: keine
    • Genießbarkeit: als Beilage zu vielen verschiedenen Gerichten geeignet

    Und haut dann die nächstbesten gelben Pilze in die Pfanne.

  • #kreischen (schade, der von woanders rüberkopierte Kreisch-und-Wegrenn-Smiliey scheint hier nicht zu funktionieren... der passte so gut)

    Danke dir! Jetzt habe ich schon eine bessere Vorstellung davon, wie sowas laufen kann.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hej hej und vielen Dank für eure Antworten.

    Tja, die Psyche eines Menschen ist wohl doch nicht so einfach zu durchschauen. Hinzu kommen wohl auch noch Fehlinformationen, wie die von Hausgarten.net.

    Danke dir! Jetzt habe ich schon eine bessere Vorstellung davon, wie sowas laufen kann.

    Ja, das geht mir auch so ;)

    Am Wochenende bin ich wieder mit den Hunden im Wald (wenn es hell ist). Dann halte ich die Augen wieder offen.

    Ich habe ja das Glück, dass ich von meinem Grundstück genau 12 Sekunden habe, um in den Wald zu kommen. :D

    *winks* Ted

    Ich werde die von mir angefragten Pilze nicht essen. Es gibt keine 100%ige Sicherheit bei der Online-Bestimmung.