Mittelkleine bräunliche Pilze an altem Holz (+ 2 mehr)

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.940 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. Dezember 2020 um 09:37) ist von KopfPilz.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,

    gestern hat mich das tolle Spätherbstwetter mal wieder in den Wald gezogen. Da ich inzwischen nicht mehr wirklich damit rechne noch (für mich erkennbare) Speisepilze zu finden, habe ich mir stattdessen die Aufgabe gesetzt, mich mal mit der für mich bislang nebelhaften Gruppe von "mittelkleinen, bräunlichen Pilzen an altem Holz" etwas auseinanderzusetzen. Dafür habe ich bei jeder größeren Ansammlung, die mir davon begegnet ist, 1-2 Ansichtsexemplare eingepackt und fotografiert. Zusätzlich habe ich noch zwei weitere Pilze mitgenommen, die zwar nicht auf das Muster passen, mir aber einfach so interessant erschienen. Hier sind sie:

    Unter die Pilze habe ich dabei jeweils meine erstbeste Vermutung und die bei diesem Pilz zu erwartende Sporenpulverfarbe geschrieben. Dazu später mehr.

    Bei 2, 3 und 5 bin ich eigentlich recht zuversichtlich, dass meine Bestimmungsversuche passen. Bei 1, 4, 6 und 7 ist das nicht so. Deshalb möchte ich die euch gerne etwas näher vorstellen.

    1: (kleingeratene) Nebelkappe?

    Einer der beiden Pilze, die nicht unter die Kategorie aus dem Titel fallen. Bei diesem Pilz war meine erste Vermutung, dass es sich um eine etwas klein geratene Nebelkappe handeln könnte. Allerdings ist der Habitus doch deutlich anders als bei Nebelkappen, wie ich sie sonst kenne und auch der typische Geruch fehlt.

    Leider fehlt hier ein Standortfoto und der Pilz ist beim Transport ziemlich verdreckt worden. In der Nähe standen noch ein paar weitere solcher Pilze in ähnliche Größe. Als Baumpartner kommen auf jeden Fall Fichten in Frage, ich möchte aber nicht ausschließen, dass noch andere Bäume in der Nähe standen. Vielleicht reicht es ja so schon für eine Aussage.

    4: Gifthäubling

    Habe ich hier einen Gifthäubling gefunden? Farben, Größe, Wuchsort und Lamellenstruktur scheinen zu passen, und auch eine angedeutete Ringzone ist da. Das silbrig überfaserte am Stiel lässt sich allerdings höchstens erahnen...

    6 Auf jeden Fall kein (Schwefel-)Ritterling

    Warum ich mir da so sicher bin? Nunja, der Pilz ist der einzige von allen, der mir bislang seine Sporenfarbe mitteilen wollte:

    Der Geruch des Pilzes war im Wald etwas merkwürdig chemisch, daher mein erster Gedanke mit dem Schwefelritterling. Dank des ockerfarbenen Sporenpulver kann ich aber alle Ritterlinge wohl guten Gewissens ausschließen. Was könnte es aber dann sein?

    7 Ein Tintiling

    Hier vermute ich, einen Tintling vor mir zu haben, vielleicht den Glimmertintling:

    Achso... am Ende meiner Runde habe ich dann übrigens doch noch eine gute Handvoll Semmelstoppelpilze und 1 einsame Marone gefunden. Es ist fast Dezember. Verrücktes Jahr!

  • Hi Jörg,

    das mit dem Schneckling scheint wirklich ziemlich gut zu passen. Da wäre ich jetzt nicht selbst drauf gekommen, da die Hutoberfläche schon im Wald überhaupt nicht schleimig war (was ich jetzt bei Schnecklingen so erwartet hätte) - aber das könnte ja vielleicht wetterbedingt sein.

    Zu 6 habe ich einen neuen Verdacht: Kommt hier vielleicht ein Hautkopf in Frage, z.B. CORTINARIUS CINNAMOMEUS?

    Einmal editiert, zuletzt von KopfPilz (30. November 2020 um 19:35) aus folgendem Grund: Tippfehler

    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Nr. 6 ist ein Gymnopilus, aber leider so wenig von dem Pilz zu sehen...

    Standortbilder sind schon was Tolles, idealerweise macht man beides, Bilder an der Fundstelle (von möglichst vielen Individuen einer Fruchtkörperkollektion), und dann nochmal daheim im "Studio" (so wie du's bei den anderen gemacht hast), wobei ich bei "Studiobildern" immer darauf achte, die Bilder bei Tageslicht aufzunehmen, bei künstlichem Licht wird's immer schwierig.

    Gymnopilus picreus würde so aussehen:


    LG, Pablo.

  • Hi Pablo,

    vielen dank für deine Einschätzung! Ja, leider hab ich bei dem Pilz kein echtes Standortbild gemacht, ich kann also hier leider auch nichts nachreichen. Wobei, das Einleitungsbild wurde in unmittelbarer Nähe der Pilze gemacht. Es standen in der Nähe also in erster Linie Fichten und vermutlich auch nichts anderes. Und, das hatte ich oben wohl vergessen dazu zu schreiben, dieser Pilz zählt zu den zwei Ausnahmen, die (mindestens augenscheinlich) _nicht_ an Holz wuchsen. Die Pilze stand mehr oder weniger einzeln, jedenfalls nicht büschelig. Würdest du trotzdem beim Gymnopilus bleiben, oder kommt vielleicht doch ein Cortinarius in Frage?

    Daniel

  • Hallo Daniel,

    dann bezieht sich dein Tipp mit dem Hautkopf auf Nr. 6, nicht Nr. 4, oder? Ich hatte mich erst gewundert, warum du von dem plausiblen Gifthäubling zu Hautkopf umgeschwenkt bist.

    Aber bei Nr. 6 sehe ich ziemlich sicher keinen Hautkopf. Lamellen zu wenig freudig gefärbt, Hut zu fleischig, Stiel sieht zu wattig-fest aus.

    Aber auch andere Cortinarien sehen für mich vom Gefühl her (Habitus, insbesondere die Kombination von Hut und Stiel, aber ich kann es nicht so richtig festnageln) nicht so vielversprechend aus. Ich wäre wie Pablo auch eher bei einem Flämmling.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hi Sabine,

    ja das mit der 4 war natürlich ein Tippfehler! Habs gerade korrigiert. Die Nummer 6 war gemeint, bei 4 bleibt meine Einschätzung bei Gifthäubling (oder jedenfalls irgendein Galerina).

    Der Flämmling wirkt auch nicht unplausibel auf mich, aber ich beginne erst langsam zu verstehen, was euch hier zu der Einschätzung bringt, dass Flämmling passt aber Hautkopf nicht. Von den Bildern und Beschreibungen wirken beide für mich erstmal ähnlich weit weg / nah dran zu meinem Pilz 6. Deshalb war meine Verdacht, dass Pablo seine Bestimmung unter der falschen Annahme gemacht hat, dass der Pilz an Totholz gewachsen ist, was nicht (oder jedenfalls nicht sichtbar) der Fall war.

    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    An einen Schleierling würde ich da nicht glauben. Was die Bindung an Totholz betrifft: Es kann ja auch ein zersetzer sein, der an vergrabenem Holz siedelt (dann oft auch kein büscheliger Wuchs bei normalerweise büschelig wachsenden Pilzen) oder kleinen, verholzten Detritus im Boden verstoffwechselt.

    Die Schleierlinge mit dem Farbspektrum, die ich kenne, hätten eine anders strukturierte HUtoberfläche. Entweder hygrophan (Cortinarius limonius zB) oder irgendwie faserig, schuppig oder körnig (div. andere Haut- und Rauköpfe).


    LG; Pablo.

  • Stimmt, die Hutoberfläche sieht bei den Hautköpfen schon deutlich anders aus. Das ist so eins der Merkmale, was man leicht übersieht wenn man die Pilze bislang nur von Bildern kennt.

    Vielen Dank nochmal an alle für eure Hilfe, ich habe auf jeden Fall wieder was gelernt!