Raufußweichritterling / Douglasie

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.554 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. Dezember 2020 um 19:46) ist von Beorn.

  • Super Netzseiten! Hier eine Anmerkung

    Unter Melanoleuca verrucipes - Raufußweichritterling steht:

    Er soll angeblich mit der Douglasie eingeschleppt worden sein. Na wenigstens einer der wenigen Pilze die dieser Baum mitbringt. Douglasie ist (meist, fast) kein Mykorrhizabaum, außer der Karthäuser-Trüffel ist nur noch der Douglasienröhrling als Symbiosepilz zu diesem Baum bekannt.

    Zuerst sei angemerkt, dass die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) hunderte von Mycorrhizapilzen an ihren Wurzeln hat, zumindest wo sie heimisch ist, hier im pazifischen Nordwesten/PNW. Schwammerlsucher lieben Douglasienforste da sie voll von Cantharellus formosus sind, die Teller groß werden. Aber das ist nebensächlich...

    Vielleicht ist die Aussage nur auf ortsfremde Forste bezogen, aber das sollte erwähnt werden

    Zum zweiten Lese ich gerade In Buck MacAdoo's "Profiles of Northwest Fungi (2020)" , dass Melanoluca verrucipes aus Europa eingeschleppt sei, also im diametralen Gegensatz zu der Ausage oben. Buck schreibt auch , das es ein echtes Phänomen ist , wie dieser Pilz plötzlich in Europa, Japan und Nordamerika auftaucht. Zuvor wäre der Raufußweichritterling als seltene Art angesehen gewesen, die entlang von Straßen und in Wiesen in abgelegenen "mountains of Central Europe" ihr Dasein fristete.

    Herzlichen Dank für die faszinierenden Netzseiten, die Ihr erstellt habt. Hoechst beeindruckend und hilfreich. Ich schreib gerade über Speisepilze hier im PNW und schätze Eure angaben zu den giftigen Bestandteilen der Pilze. Nur auf Listen wo es nur mit Deutschen Namen zugeht verzweifele ich, was ironisch ist, da ich sehr bemüht bin, dass wir endlich auch gute Englische Pilznamen in Nordamerika benutzen und nicht nur wissenschaftliche, da viel Leute sich vor denen fürchten. Und die meisten Leute fürchten sich traditionell vor Pilzen in Nordamerika, dank Anglo-Fungphobie.

    herzliche Grüsse, Daniel Winkler

    Welcome to Daniel Winkler's Web-pages Dedicated to Mushroom Eco-Tours | Mushroaming - Daniel Winkler's Webpages Dedicated to Mushrooms and Nature Tours / http://www.Pilzreisen.info

  • Hallo Daniel,

    zur deinen in Europa eingeführten Mycorrhizapilzen der Douglasie kann ich noch Suillus caerulescens hinzufügen. Den scheint es aber nur hier bei mir zu geben. Zumindest ist keine weitere Fundmeldung aus Europa bekannt. Am selben Standort habe ich auch schon Goldröhrlinge, ohne jegliche Lärche im Umkreis von 100 m und einen mir völlig unbekannten Gelbfuß (Chroogomphus spec.) gefunden, der im Anschnitt blaut.

    Leider habe ich von dem kein Foto vom Blauen der Stielbasis. Jung sind die ganz grau. Vielleicht hast Du irgendeine Ahnung, um was es sich hier handeln könnte?

    Ob Melanoleuca verrucipes irgendetwas mit Douglasien zu tun hat weiß ich nicht. Mein einziger Fund der Art war auf Holzhäxel einer gefällten Espe.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Chroogomphus tomentosus (Murrill) O.K. Mill. verfaerbt sich lila wenn alt oder beim Kochen, echtes Blauen ist mir nicht bekannt.

    Aber das schaut mir mehr nach Gomphidius aus, so hiess Chroogomphus auch mal, nach einer trockeneren Periode. Vergleich mal Gomphidius oregonensis Peck.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Daniel!

    Willkommen im Forum!

    Melanoleuca verrucipes habe ich allerdiings durchaus auch schon völlig ohne Bezug zu irgendwelchen Douglasien gefunden. Die muss der anscheinend nicht haben, und ist ja auch kein Mykorrhizapilz, sondern ein Zersetzer.
    Soweit ich weiß (das müsste ich aber nochmal nachrecherchieren, woher ich das habe), bildet Pseudotsuga auch in Europa durchaus Ektomykorrhizaverbindungen. Nur läuft blöderweise irgendwas dabei verkehrt, denn die Mykorrhizapartner sind nicht in der Lage, Fruchtkörper zu bilden (oder nur ganz vereinzelt). Das meint selbstverständlich die europäischen Arten, die als Allrounder für Pseudotsuga für Symbiosen in Frage kommen. Also zB Boletus edulis (gibt's jaa auch in Nordamerika), Imleria badia, sicherlich auch etliche weitere Pilzarten.
    Warum das aber so ist, daß die in Europa von Psudotsuga nicht genug Energie bekommen, um fruchtkörper zu bilden, das entzieht sich meiner Kenntnis. Vermutlich hat es was damit zu tun, daß hier ja das gesamte Mikrobiom im Boden anders ist, nicht nur die Pilze, sondern auch Bakterien, Schleimpilze und so weiter und so fort, udn die ja allesamt in Wechselwirkungen stehen.

    Jedenfalls klappt es in europa nicht mit den Douglasien, zumindest nicht in geschlossenen Beständen.
    Da wo Douglasien aufgeforstet werden und nicht nur vereinzelt zwsichen heimischen Baumarten stehen dürfen, ist hierzulande in null komma nichts alles tot im Boden. Tot im Sinne von: Artenvielfalt reduziert sich bald um sowas zwischen 70 und 90 Prozent. Das betrifft wohl auch die anfangs mykorrhizafähigen Pilzarten, die wohl irgendwann auch aufgeben, wenn sie a) keine fruchtkörper bilden können und b) von Springkraut und Brombeeren erstickt werden.

    Die Bodenökologie in Nordamerika ist halt schon irgendwie grundlegend anders als in Europa, und was dort im Zuge der Evolution an Gleichgewichten und Netzwerken entstanden ist, lässt sich nicht mal so eben hierher übertragen (und würde ja auch keinen Sinn machen).


    Lg; Pablo.

  • Sehr interessant Pablo, dass Douglasien so fremdeln! Auch hier sind Douglasienforste absolut Artenverarmt, schade. So wie halt Fichten oder Kiefermonokulturen bei Euch.
    Und auch hier kein Boletus edulis an Douglasien -Wurzeln. Nur einer von 5 einheimischen Boletus sensu strictu, B. fibrillosus, aber der fruchtet selten in Gruppen, mehr Einzelgaenger und nicht haeufig. B. edulis fruchtet hier mit Abies, Picea und Pinus. Imlera fehlt an der Westkueste. Etliche Xerocomellus und Suillus treten mit Douglasie auf, aber sonst all das uebliche Ritterlinge, Korallen, Taeublinge, Milchlinge, Amanita, Lactarius, Inocybe etc .

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Daniel!

    Bei Kiefern und Fichten kommt es drauf an. Dort, wo die außerhalb ihres natürlichen verbreitungsraumes aufgeforstet sind, sind die Bestände eher artenarm. Dort, wo diese Baumarten ursprüngliche, und natürliche Bestände gebildet hatten, sind selbst reine Fichten- und Kiefernwälder sehr artenreich. Also in den Höhenlagen des Schwarzwaldes zB, wo Fichten schon immer natürlich verbreitet waren, findet man eine hohe Artenvielfalt an Pilzen (Mykorrhiza wie auch zersetzer).
    Ist aber wohl generell einfach so, daß die ganzen Tier-, Pilz-, Pflanzen- und Bakeriengemeinschaften eines Waldes über sich über Jahrhunderte entwicckeln müssen, um ein wirklcih diverses und auch funktionierendes Gleichgewicht zu bilden, und das geht wohl auch nur bei einigermaßen konstanten Bedingungen.
    Wenn man den Douglasien in europa einige hundert Jahre Zeit gibt (uund vorerst vor allem in gemischten Beständen mit Weißtannen, Fichten, Rotbuchen usw. eingestreut belässt) haben die sicher auch eine Chance, sich hier zurecht zu finden.
    Das klappt nur nicht mit der Hauruckmethode, wie es manche Forstwirte und leider auch politische Institutionen gerne hätten, sondern richtet im derzeitigen Modell leider auch immense Schäden an den bestehenden Biotopen an, weil die (heimischen) artenreichen und damit entwicklungsfähigen Biotope durch verstandfreie Aufforstungen mit "Exoten" immer weiter verdrängt werden, bzw. sich nicht entwickeln und anpassen können.

    Wenn in Nordamerika Douglasien außerhalb ihres natürlichen verbreitungsareales massiv in geschlossenen Beständen aufgeforstet wurden, dann dürfte da das gleiche Porblem bestehen, wie mit der Fichte in Europa, daß sie einfach keinen Anschluss an die biologischen Gegebenheiten finden, darum artenarm sind und bleiben und entsprechend wenig Wiederstandskraft gegenüber sich ändernden Bedingungen (zB Klimawandel) haben.


    Lg; Pablo.