Ritterling?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.392 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. Januar 2021 um 17:46) ist von StephanW.

  • Hallo Pilzfreunde,

    dieser Novemberfund ist mir unbekannt. Spp. weiß; Sp. ca. 5,4-7,1 x 4,2-4,8 µm (mit Exospore, Patentblau); Hut bis 7 cm.

    Danke für eine Info.

    LG, Toni

  • Hallo Pilzscout,

    ja, das sieht mir stark nach Ritterling aus.

    Hier noch ein paar Rückfragen, die für die Benennung relevant sind:

    wie waren der Geruch (mehlig-gurkig oder nicht?) und die Fleischfarbe (weiß oder blassgelb)?

    wie war der Farbübergang von braun zu weiß am Stiel (abrupt oder fließend)?

    welche möglichen Begleitbäume hast du am Fundort gesehen (Fichten, Birken, Kiefern, Eichen, Weißtannen)?

    wie waren die Bodenverhältnisse (sauer, neutral oder basisch)?

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Toni!


    Doch, bei den Ritterilngen bist du schon richtig. Hat ja Stephan oben auch so eingeordnet.

    Was Stephan schreibt, bezieht sich auf die Bestimmungskriterien innerhalb dieser Gattung (Tricholoma), die ist nämlich teilweise ganz schön knifflig. Mikroskopisch geben Ritterlinge zB wenig bis nichts her. Die makroskopischen Merkmale der frischen fruchtkörper sind viel wichtiger, und dazu gehören bei den merkmalsarmen braunen Ritterlingen eben die von Stephan beschriebenen wichtigen Punkte wie vollständiges Schnittbild, Geruch (unverletzt und im Schnitt), Geschmack (aber nur wenn man den Fund schon so weit eingegrenzt hat, daß man die Sektion erkennt und weiß, daß die Kauprobe auch zielführend ist), die Farbverläufe (vor allem Stielspitze / oberes Stieldrittel genau beobachten!), die Haptik und Struktur von Hutoberfläche, Velum, Stieloberfläche und natürlich die ökologischen Begleitumstände (Bäume im Umkreis von 20Meter um die Fundstelle, Bodenacidität, Höhenlage etc.).


    Lg; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Im Klartext: Nur ein Experte kann Ritterlinge bestimmen. Genauso wie bei Schleierlingen, Risspilzen, Trichterlingen, Becherlingen, Rindenpilze ... und vielen Rüblingen, Träuschlingen, Tintlingen und und und. Ganz schön frustrierend für einen Hobby-Pilzfreund.

    Ich werde also weiterhin die meisten Fotos mit den Zusätzen cf., agg., s.n., s.l. abspeichern und mich im Wesentlichen an der Formenfülle erfreuen. Pilze sind und bleiben für mich ein faszinierendes Universum mit vielen Geheimnissen. Und gesund sind die Waldwanderungen sowieso.

    LG, Toni

  • Hallo Toni,

    das würde ich so nicht sagen. Auch wenn man kein Experte ist, kann man durchaus den einen oder anderen Ritterling....u.v.a. bestimmen. Man muss nicht unbedingt mikroskopieren, sondern die Merkmale in Büchern und im Internet genau mit dem gefundenen Pilz vergleichen und das nicht nur einmal. Ich weiß, das ist nicht einfach, aber man kommt bis zu einem gewissen Grad ans Ziel.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Toni

    Ich lese gerade deinen Beitrag und wollte antworten. Veronika hat aber schon alles gesagt. Es ist wirklich so, erstmal das Umfeld anschauen, Boden, Bäume. Dann den Pilz "begrabbeln", klebrig, faserig, fest oder weich, durchschneiden. Schnittbild mit evtl. Farbänderungen u.s.w.! Riechen ist ganz wichtig.

  • Hi,

    Zitat


    Riechen ist ganz wichtig


    Daher heißen die Tricholomas umgangssprachlich auch „Riecholomas“, da der Geruch viel zur Bestimmung beiträgt.
    Allerdings muss man halt auch wissen, wonach z. B. „Scheunenstaub“ riecht 😉


    VG Boris

    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Da kann ich Veronikas Beitrag nur voll und ganz unterstreichen!

    Selbstverständlich kann man viele Ritterlinge bestimmen. Es ist sogar eine besonders dankbare Gattung für Makroskopiker, weil mikroskopisch eben so wenig rauszuholen ist. Daß es einige Funderfahrung und eine gute und umfassende Merkmalsbeobachtung braucht, ist doch klar, aber das ist doch bei allen Pilzen so.

    Den hier hätte man vermutlich sogar schon ganz schnell eingeordnet gehabt, wenn man nur mal die Stieloberfläche aufkratzt (direkt unter der Stielrinde gelblich) und die Birke in der Nähe gefunden hat.


    LG; Pablo.

  • Auch wenn man wenigstens eine dabeistehende Fichte oder Tanne erwähnt hätte, oder vielleicht eine Buche, wäre schon was gegangen. Aber so ganz ohne Zusatzinformationen geht es bei den braunen Ritterlingen leider nicht, da gibt es zu viele verschiedene Arten, die sich alle ähnlich sehen.

    pilzscout

    So statisch muss man das auch nicht betrachten. Ein dynamisch denkender Pilzfreund kann sich ja auch mit der Zeit Gattungskenntnisse aneignen und sein Wissen ausweiten, er muss es halt ernsthaft anstreben, und er muss sich auch wirklich für Ritterlinge interessieren (die sich ja kaum zu Speisezwecken eignen). So wird aus Frust nach und nach Kompetenzerleben. Was meinst du, wieviele Jahre es bei mir gedauert hat, bis ich die braunen Ritterlinge auseinanderhalten konnte? Aber ich bin immer drangeblieben, weil sie nun mal im Wald sehr häufig sind und es mich immer genervt hat, so häufige Pilze nicht benennen zu können.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.