Vier Februarfunde

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.460 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Februar 2021 um 16:07) ist von Beorn.

  • Hallo Pilzfreunde,

    nach fast acht Wochen Eis und Schnee ging ich jetzt mal wieder in den Wald. Dort traf ich auf etliche, meist nicht mehr ganz frische, alte Bekannte: Flammulina, Auricularia, Fomitopsis, Trichaptum, Trametes, Exidia, Xylaria und andere. Doch da waren auch einige, die ich wohl in den pilzreichen Monaten nicht beachtet hätte. Ich versuchte mal, denen den richtigen Artnamen zuzuordnen. Aber das war für mich nicht einfach. Vll. kennt einer von euch den einen oder anderen Kandidaten. Vielen Dank für eine korrektive Info!

    Servus, Tonio

    1) Auf morschem Laubholz. Vergesellschaftet mit Mollisia, Lachnum und Dacrymyces.

    ~Wachsgelbes Haarbecherchen (Neodasyscypha cinerea)

    2) Porling auf Kiefer. ~4 Poren/mm. Keine Sporen nachweisbar. ~Mehlstaubporling (Postia rennyi)

    3) Resupinater Porling, ocker. Evtl. Laubholz. Keine Sporen. Mehr Wirren oder Zähnchen als Poren. 1-3/mm.

    ~Harziger Wachsporling (Ceriporiopsis resinascens)

    4) Weißer papierartiger Rindenpilz. Nadelholz. Leicht lappig vom Holz abziehbar. Kein Geruch. Keine Sporen.

    ~Dicke Gewebehaut (Athelia decipiens)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Toni!


    Das sind schöne Funde und schöne Bilder. :thumbup:

    Neodasyscypha cerina würde ich auch unterstützen als Bestimmung, soweit ich weiß, ist das tatsächlich auch eine makroskopisch ansprechbare Art.

    Bei den Krusten danach allerdings: Keine Chance ohne mikroskopische Eckdaten. Die Beobachtung der Sporen ist auf jeden Fall da obligat, aber auch Hyphenstrukturen, Zystiden, Basidieneigenschaften etc. Ohne das ist bei allen Dreien (2-4) noch nicht mal eine Gattungseinschätzung möglich.
    Immerhin soweit kann ich (ohne Belege unterm Mikro) schon mal weiter helfen: 4) ist keine Athelia. Die Fruchtkörper sind ja deutlich warzig, das dürfte eher in die Richtung Sistotrema gehen, oder (und da braucht's halt schon zwingend Mikromerkmale) in den Bereich Hyphodontia / Xylodon gehören.
    2) ist voraussichtlich nichts aus der Postia - Ecke (bzw. kein Oligoporus s.l.), weil die Porenform dazu nicht passt. Das sieht hier fast aus wie ein Cyphelloider Pilz, also keine Poren sondern einzelne, zusammenfließende Becherchen. So wie das zB bei Stromatoscypha fimbriata und einigen anderen - für Stromatoscypha fehlen hier die auffälligen Rhizomorphen (wobei die Fruchtkörper halt noch jung sein könnten), insofern müsste man halt auch da reinlinsen.
    3) kann alles mögliche sein, Ceriporiopsis ist durchaus möglich, aber resinascens so vom Gesamteindruck eher unwahrscheinlich, zumal die von gilvescens und pseudogilvescens ohnehin nur mikroskopisch unterschiedbar ist.


    LG; Pablo.

  • Servus Pablo,

    Mikrodaten kann ich dazu leider keine liefern. Dazu fehlen mir die Kenntnisse und auch die entsprechende Vergleichs-Literatur.

    Aber ich habe nun mal die "Fungi of temperate Europe" durchgeblättert. Die Fotos dort sind super, aber leider halt nur eins oder zwei von jeder Art. Der Text in Satzform ist auch nicht optimal. Da gefällt mit die tabellarische Auflistung wie bei 123Pilze besser.

    Für 3) und 4) kam ich dort auch nicht recht weiter.

    Aber für 1) würde Proliferodiscus pulveraceus (S. 1395) besser passen. Einen deutschen Namen fand ich nicht.

    Und für 2) passt doch sehr gut der Orangeviolette Wachsporling (Ceriporia aurantiocarnescens) (S. 946). Man sieht dort soger die runden Umrandungen bei den runden Poren. Was nicht so ganz passt, dass bei meinem Fund keinerlei violetter Schimmer vorlag. Und auch dass dort auf Laubholz verwiesen ist; vll. kann der ja auch mal auf Kiefernhoz fremdgehen.

    Wie bewertest du diesen makroskopischen Vergleich mit FOTU?.

    LG, Toni

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Toni!


    Die Haare von Proliferodiscus pulveraceus sind etwas flauschiger, feiner und ohne Grüntöne. Siehe zB auch >hier<.

    Ceriporia aurantiocarnescens sollte viel "bunter" sein (auch wenn ich diese seltene Art noch nicht in der Hand und unterm Mikro hatte), die Porenstruktur wäre auch anders.

    Rindenpilze und Porlinge vergleiche ich nicht mit Fungi of Temperate Europe, dafür habe ich speziellere Literatur. :wink:

    Es ist aber leider wirklich so: Du kannst Bilder vergleichen, so viel du willst, ohne mikroskopische Merkmale kommst du bei keinem deiner drei Rindenpilze in diesem Thema zu einer Bestimmung. Da gibt es einfach zu viele Arten aus zu vielen Gattungen, die sich makroskopisch so ähnlich sehen, bzw. deren makroskopische Variationsbreiten sich viel zu weit überschneiden.


    Lg; Pablo.