Pilz an toter Birke

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.874 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. August 2021 um 06:23) ist von Marcus.

  • Hallo,

    am 01.05.2021 sah ich nördlich von Halle unmittelbar an einem Kiessee an einer toten Birke diese Pilze:

    Hut ca. 18 cm breit, Geruch: pilzartig, das kleinere Exemplar zäh, ledrig, das größere trocken, fest

    Allein schon die Färbung fand ich ziemlich auffällig. Daheim den BLV aufgeschlagen und aus der Erinnerung heraus gesucht - Phellinus igniarius könnte passen (Größe, Vorkommen, Zuwachskanten rostbraun). Beim Anblick weiterer Aufnahmen im Internet dann aber doch ganz schnell verworfen. Und auch die eigenen Aufnahmen - passt irgendwie nicht.

    Was könnte es dann sein? Von der Farbe her passte für mich Ganoderma pfeifferi. Nur der Glanz fehlt. Dieses Foto unter kupferlack4.jpg: kupferlack4.jpg

    und meine Zweifel waren weg. Dann aber den Text gelesen, erst im BLV: an lebenden Stämmen, seltener auch Stümpfen von Laubbäumen, besonders Rotbuch oder Eiche, selten. Passt nicht zu meinem Fund - Birke und dann auch nicht mehr lebend.

    Und dann unter: Kupferroter Lackporling (GANODERMA PFEIFFERI): an Laubbäume, gerne Buche und Eiche, meist ein Folgezersetzer, gelegentlich aber auch ein gefährlicher Schwächeparasit bei lebenden Bäumen.

    Kurzum: So richtig kann ich Ganoderma pfeifferi auch nicht erkennen - wobei das Äußere wohl recht variabel ist. Eine andere Art, die besser passen würde, habe ich bislang aber auch nicht gefunden.



    Unter dem größeren Exemplar war der Boden etwas heller (Sporenpulver?).

    VG Marcus

  • Hallo Uwe,

    ich sehe ja inzwischen auch Fomitopsis pinicola.

    Neben den Angaben unter dem obigen Link hatte ich aber auch nach dem BLV die Art, dort unter dem Trivialnamen "Fichten-Porling" eher ausgeschlossen ("an lebendem und totem Nadel-, seltener Laubholz, vor allem Fichte"). Auch die Anmerkung im BLV hat mich eher von dieser Art abgebracht ("der Hut ist mit einer wachsartigen, mit dem Fingernagel eindrückbaren Schicht überzogen.") - diese Eigenschaft habe ich überhaupt nicht wahrgenommen.

    VG Marcus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marcus!

    FomPini kann in jeder Höhenstufe jedes Laub- und Nadelholz besiedeln. Die bevorzugtesten Substrate sind Rotbuche, Fichte und Birke. Wo er eine dieser Baumarten in Mengen vorfindet (unud zugleich mit genügend geschwächten Individuen) nimmt er bevorzugt diese Gehölze. Unabhängig von der Höhenstufe. Wenn die Lieblingssubstrate gerade nicht so im Angebot sind, dann gehen halt auch alle anderen Laub- und Nadelbaumarten.

    Die Bezeichnung "Fichtenporling" finde ich darum etwas irreführend. ist allerdings ja auch nur ein Name, keine Beschreibung. Boletus edulis ("Fichtensteinpilz") bildet ja auch bevorzugt Mykorrhiza mit Rotbuche, Eiche, Kiefer, Hainbuche, Hasel, Birke, Tanne, Linde, Fichte, Lärche, Esskastanie und allerhand weiteren Laub- und Nadelbäumen, sofern diese generell Ektomykorrhizaverbindungen zulassen. Müsste also streng genommen "Baumsteinpilz" heißen. :wink:

    Ein schöner deutscher Name für Fomitopsis pinicola (wenn man denn nicht kurz und knackig "FomPini" sagen will) wäre zum Beispiel "Rotrandschwamm" oder "Rotrandiger Porling".
    Wobei auch das komisch ist, weil der ja sehr oft gar keinen roten Rand hat, sondern einen weißen, gelben oder schwarzen, oder auch der ganze Pilz maal rot sein kann.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für deine umfangreichen Ausführungen.

    In der Tat erscheint mir Fichtenporling als Trivialname ungeeignet, wenn die Fichte nur eines von vielen Lieblingssubtraten ist. Allerdings mag dies jemand, der den Pilz in einem reinen Fichtenwald antrifft anders sehen.

    Aber durch das variable Äußere scheint auch eine Alternative, die sich auf Äußerlichkeiten bezieht, nicht viel besser. Ein z. B. komplett rotes Exemplar als Weißrandigen Baumschwamm zu bezeichnen, passt ja auch nicht unbedingt.

    VG Marcus

  • In der Tat erscheint mir Fichtenporling als Trivialname ungeeignet, wenn die Fichte nur eines von vielen Lieblingssubtraten ist. Allerdings mag dies jemand, der den Pilz in einem reinen Fichtenwald antrifft anders sehen.


    Aber durch das variable Äußere scheint auch eine Alternative, die sich auf Äußerlichkeiten bezieht, nicht viel besser. Ein z. B. komplett rotes Exemplar als Weißrandigen Baumschwamm zu bezeichnen, passt ja auch nicht unbedingt.


    VG Marcus

    Hallo Marcus

    Die deutschen Namen passen alle nicht wirklich. Vielgestaltiger Baumschwamm müßte er sich nennen. Aber das ist Wunschdenken ...............

  • Hallo Uwe,

    es ist leider sowohl bei den Trivialnamen als auch bei den wissenschaftlichen Bezeichnungen so, dass sie manchmal überhaupt nicht passen. Aber mit dem Wissen von heute lässt sich leicht reden.

    VG Marcus

  • Hallo zusammen,

    ein toller Pilz, auch nach Monaten ist er immer noch anzutreffen und auch noch zu erkennen. Die nachfolgenden Aufnahmen entstanden am 07.08.2021:

    Foto 1 und 2 = Pilz auf dem 1. Foto im 1. Beitrag links am Baumstumpf:

    Foto 3 = Pilz am liegenden Stamm auf Foto 1 im 1. Beitrag = Pilz vom 29.05.2021

    VG Marcus

  • hoi, ne sehen gut aus. Diese Pilze wachsen über Jahre. Somit ist das kein Problem. Ich schaue mir immer die Poren an. Wenn sie nicht zu dunkel sind und man ein wenig malen kann ist es in Ordnung.

    Zudem wird der Pilz eh getrocknet und ähnelt eher Holz als etwas anderem.

    Kann wie Zunder verarbeitet werden.

    Hier noch ein Bild von unserem Prachtskerl.Gefühlt 2 Männerhände gross.Aber wir lassen diesen weiterwachsen.

    Gruss Olli