Zunderschwämme?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.945 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Mai 2021 um 09:17) ist von AndiR.

  • Vor ein paar Monaten hab ich drei Porlinge nach Hause genommen in der Annahme es könnten alle Zunderschwämme sein. Ich hoffte nach dem Aufschneiden ist es etwas klarer. Wurde es aber leider für mich nicht. Jetzt hab ich eine KOH-Lösung gekauft und das Ergebnis:

    1. Oberster Pilz wurde Braun mit KOH. Kein Myzelialkern ersichtlich. Poren beschreibbar, sehr klein und grau. Ein grauer Feuerschwamm?
    2. Mittlerer Pilz wurde Rot mit KOH. In diesem Fall denke ich eindeutig Zunderschwamm. Myzelialkern ist jedoch nicht oder nur undeutlich erkennbar.
    3. Unterer Pilz wurde Braun mit KOH. Kein Myzelialkern. Poren weiss. Auch ein grauer Feuerschwamm?


    Ich hab gelesen die Feuerschwämme färben sich nicht mit Kalilauge:
    Zunderschwamm. Fomes fomentarius - PDF Kostenfreier Download

    Heisst das, es sind doch keine Feuerschwämme? Irgendwie komm ich mit der Bestimmung noch nicht ganz klar.

    Liebe Grüsse
    Andi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andi!


    Hm, so ganz einfach ist es nicht, ohne die Fruchtkörper auch an der Fundstelle und im Ganzen sehen zu können...

    Das Problem ist: Bei FomFom sollte nur die Kruste mit KOH reagieren, und da ginge es darum, ob sich die Pigmente herauslösen lassen, wenn man ein paar Krümelchen der Hutkruste in KOH (am besten 20%) gibt.

    Bei FomPini (Rotrandschwamm, Fomitopsis pinicola) gibt es nämlich auch eine positive KOH - Reaktion, und zwar reagieren dortTrama und Kontext beim Auftragen von KOH (5%) rot oder zuerst kurz grün und dann rot.

    Bei deinen Pilzen - Einschätzung aber unsicher, weil Gesamteindruck schwer abschätzbar) würde ich Folgendes vermuten:
    1 = Phellinus spec., also ein Feuerschwamm, je nach Substrat (Eiche?) Phellinus robustus oder Phellinus alni s.l.

    2 = Zunderschwamm (Fomes fomentarius), aber mit ziemlich ungewöhnlicher Wuchsform / Schichtung

    3 = Rotrandporling (Fomitopsis pinicola), siehe zB gröbere Poren (Farbe egal) und helleres Schnittbild.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Vielen Dank für deine Einschätzung! Ich hab leider keine Fotos gemacht vom Fundort und weiss auch nicht mehr genau wo die waren. Aber es waren sicherlich Laubbäume nach meiner Einschätzung, welche aber so verwittert waren, dass ich nicht erkannte welcher.

    Ich hab mir die Bestimmung etwas einfacher vorgestellt, aber einerseits finde ich es schwierig Informationen dazu zu finden und andererseits stimmen welche auch nicht.
    Wie z.B. dass sich der Feuerschwamm sich mit Kalilauge nicht färbt (siehe Link oben), wobei der Weidenfeuerschwamm sich mit KOH schwarz verfärbt:
    Weidenfeuerschwamm, Grauer Feuerschwamm, Gemeiner Feuerschwamm, Schwarzer Feuerschwamm (PHELLINUS TRIVIALIS, PHELLINUS IGNIARIUS VAR. TRIVIALIS)
    Und bei anderen Feuerschwämmen steht wieder nichts zur Reaktion mit KOH.

    Zum Rotrandigen Baumschwamm hab ich gelesen die Kruste wird glänzend und schmilzt mit einem Feuerzeug. Das hab ich bei Nr. 3 mal ausprobiert, aber es hat nur gebrannt und gerochen. Muss ich mal bei einem eindeutigen Rotrandporling nochmals ausprobieren. Die Poren haben sich jedoch bei Druck nicht verfärbt, das würde deine Vermutung FomPini wieder bestätigen.
    Meinst du es ist wichtig ob es 5% KOH ist oder 20% bei der Reaktion mit FomPini? Oder generell bei den Farbreaktionen? Ich hab nur 20%ige KOH und hab gedacht, das müsste eigentlich auch funktionieren.

    Lg Andi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andi!


    Alle Feuerschwämme reagieren mit KOH (ab ca. 5% Konzentration aufwärts) schwarz oder mindestens dunkel schwarzbraun. Eigentlich sogar alle Hymenochaetaceae, wenn mich nicht alles täuscht. Also neben den Gattungen Phellinus s.l. auch Inonotus s.l., Hymenochaete und einige weitere. Zudem aber halt auch noch einige Porlinge und Rindenpilze aus anderen Familien, das ist jetzt nicht wirklich ein besonders aussagekräftiges Bestimmungsmerkmal. :wink:

    Fomes und Phellinus s.l. ist aber schon ein großer Unterschied, die gehören sogar in unterschiedliche Ordnungen. Bei Fomes müsste ich mal noch ein paar Testreihen selbst durchführen, aber grundsätzlich sollte nur die Hutkruste auf die oben beschriebene weise rt mit KOH reagieren (auch da übrigens ab Konzentrationen von 5% aufwärts), Kontext (Hutfleisch) und Trama (Röhrenfleisch) nicht rot, aber bräunlich oder auch mal schwärzlich bei Konzentrationen von 20% oder mehr könnten möglich sein.

    Bei Fomitopsis pinicola reicht für die Reaktion 5%ige Kalilauge aus. Natürlich klappt die Reaktion aber auch mit höheren Konzentrationen, aber dann kann es auch vorkommen, daß das so dunkel wird, daß es schon wieder fast schwarz aussieht.

    Müsste ich auch noch ein paar Mal durchtesten, aber da kann es analog sein zu den Reaktionen bei vielen "weichen" Rindenpilzen: Da bringen Konzentrationen von mehr als 10% auch mal verfälschte Ergebnisse, weil sie entweder die Hyphen zu stark zerstören - dann hast du da keinen Pilz mehr, sondern nur noch einen schwarzen, braunen, ockerlichen oder gar roten Fleck von Matschebrei, der mit einer geringeren Konzentration gar nicht reagiert hätte. Also: Bei rindenpilzen können höhere KOH - Konzentrationen zu falsch-positiven oder auch nicht beurteilbaren ergebnissen (wegen vollständiger Auflösung des Pilzes) führen.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Herzlichen Dank für die ausführlichen Infos. Also, ich staune nur woher du das alles weisst. Solch Infos finde ich sind wirklich schwierig zu finden auf dem WWW. Deshalb ist es um so genialer, wenn du uns profitieren lässt von deinem grossen Erfahrungsschatz.

    Danke und liebe Grüsse
    Andi

  • Hallo Andi

    .... und ausserdem hat mal jemand gesagt: wenn etwas leicht zum bestimmen ist, dann bestimmt keine Pilze😉.

    In diesem Sinne viel Freude und Spass von studieren interessanter Literaturen im Reich der Fungi.

    LG Andy

    Ps: hier habe ich auch viel gelernt und lerne jeden Tag dazu.

  • Hallo Andy,

    Haha, ja das stimmt. Oft wenn ich denke jetzt hab ichs, kommt unverhofft wieder ein zusätzlicher Verwechslungspartner, den ich nicht im Schirm hatte. Jaja, das machts ja spannend. ;)
    Danke dir und ebenfalls viel Spass.

    Lg Andi

  • Nachtrag zur Feuerzeug-Probe:

    Die Vermutung von Pablo scheinen sich bestätigt zu haben. Nur beim Zunderschwamm ist das ganze Trama (Röhrenschicht nicht) schön runtergeglüht und bei den anderen beiden nicht.

    Dass beim Rotrandigen Baumschwamm die Kruste glänzend wird und schmilzt (wie in einem Artikel erwähnt) hat sich bei meinen Funden nicht bestätigt.

    Lg Andi