Stadtpilze

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.820 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Juni 2021 um 19:31) ist von huehnchen69.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,

    mir waren gestern ein paar interessante Stadtbewohner aufgefallen, von denen ich gern ein paar Bilder mit euch teilen möchte...

    Pilz 1. (unbekannt)

    Wohnlage: Im Park, an Totholz. So etwas habe ich bislang noch nie gefunden. Könnte es sich um eine der Holzkeulen handeln, und wenn ja, welche?

    Pilz 2. Ein Schwefelkopf (?)

    Wohnlage wieder im Park. Sehen für mich ziemlich klar aus wie Schwefelköpfe, wobei ich die um die Jahreszeit eigentlich nicht erwartet hätte. Die Lamellenfarbe lässt mich sogar vermuten, dass es sich um den Rauchtblättrigen Schwefelkopf (Hypholoma Capnoides) handeln könnte, den ich bislang noch nie gefunden habe. Oder sieht das bei den grünblättrigen in dem Alter auch so aus? Die Ziegelroten würde ich ausschließen, da zu schmächtig.

    Interludium: Nichtpilz.

    Ein Feuerkäfer.

    Pilz 3. Einer der Stinktäublinge?

    In prekärer Wohnlage, Bauminsel mit Linde direkt an der Straße.

    Auffällig geriefter Rand, überstehende Lamellen, wattig gekammerter Stiel, einzelne braune Flecken. Auch etwas merkwürdiger (wenn auch wenig intensiver) Geruch, den ich nicht so recht beschreiben kann, vielleicht metallisch oder gummiartig.

    Dieser Pilz gab mir zunächst einige Rätsel aus, da ich wegen des hohlen und gar nicht so auffällig brüchigen Stiels und der fast frei stehenden Lamellen nicht sofort an einen Täubling gedacht habe. Mit den cremefarbenen Sporen bleibt dann aber nicht viel anderes übrig, denke ich. Für den wahrscheinlichsten Kandidaten halte ich Russula Pectinatoides, den Kratzenden Kammtäubling, würde aber auch andere Stinktäublinge nicht ausschließen.

    Danke schonmal fürs ansehen + lesen!

  • Hallo,

    deinen Schwefelkopf halte ich für den Grünblättrigen. Sobald die Sporen reif sind, sind die Lamellen bei allen drei Arten (Grünblättriger, Rauchblättriger, Ziegelroter) mehr oder weniger grau.

    Auch wenn man die Stielspitze, die am aussagekräftigsten ist, nicht sehen kann, sehen die Stiele zumindest auf meinem Bildschirm so giftgrün aus, dass ich den Grünblättrigen für am wahrscheinlichsten halte.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Kopfpilz,

    Kratzender Kammtäubling (Russula pectinatoides/praetervisa/livescens) möchte ich bestätigen.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo

    Beim Russula finde ich auch in der Sektion Ingratae - >Untersektion Pectinatinae nachzuforschen. Die Huthaut macht auf mich eher einen klebrigen, etwas schleimigen Eindruck.Gibt es noch Angaben zur Geschmacksprobe? Nachbarsbäume Habitat?

    Chemie zur Hande?

    Lg Andy

  • Hallo Andy?

    Gibt es noch Angaben zur Geschmacksprobe?

    Eine Geschmacksprobe von einem Stinktäubling?

    Ich bin bei Geschmacksproben ja einigermaßen schmerzfrei, aber das würde zumindest ich mir dann doch nicht geben <X

    Aber es gibt ja andere, die noch schmerzfreier sind - Pilzbuch-Autorinnen zum Beispiel ^^

    Beste Grüße

    Sabine

  • Augen zu und durch...... 😉

  • Hallo,

    Eine Geschmacksprobe von einem Stinktäubling

    Die Stinktäublinge sind ja alle mehr oder weniger eklig scharf, da darf man gerne verzichten. Bei den Kammtäublingen kann das für die Bestimmung aber schon ganz interessant sein ob scharf, mild, oder mild-> kratzend, wie hier wahrscheinlich.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hi,

    erstmal danke an alle für eure Hilfe!

    deinen Schwefelkopf halte ich für den Grünblättrigen. Sobald die Sporen reif sind, sind die Lamellen bei allen drei Arten (Grünblättriger, Rauchblättriger, Ziegelroter) mehr oder weniger grau.


    Auch wenn man die Stielspitze, die am aussagekräftigsten ist, nicht sehen kann, sehen die Stiele zumindest auf meinem Bildschirm so giftgrün aus, dass ich den Grünblättrigen für am wahrscheinlichsten halte.

    Ja, hm, okay. Die Farben täuschen zwar etwas auf dem Foto, aber in echt sahen die Stiele eher noch einen Tacken grün-gelblicher aus. Wenn die grünblättrigen im Alter auch solche grau-violetten Lamellen bekommen, dann sind es wohl mal wieder Grünblättrige.

    Hallo,

    Eine Geschmacksprobe von einem Stinktäubling

    Die Stinktäublinge sind ja alle mehr oder weniger eklig scharf, da darf man gerne verzichten. Bei den Kammtäublingen kann das für die Bestimmung aber schon ganz interessant sein ob scharf, mild, oder mild-> kratzend, wie hier wahrscheinlich.

    LG Thiemo

    Auf die Geschmacksprobe werde ich in dem Fall verzichten, weniger wegen der Pilzart (Geruch wie gesagt gar nicht sooo penetrant) als mehr wegen der Wuchsstelle. Der wuchs nämlich an einer stark zugemüllten Hundegassi-Bauminsel direkt an der Straße. Später im Jahr sind da regelmäßig Stadtchampignons zu finden, aber diesen Pilz hatte ich da bislang noch nicht gesehen. Und mit einem Täubling hätte ich da jetzt wirklich nicht gerechnet - bislang hielt ich die eher für reine Waldbewohner.

    Aber wegen Pilz 1 möchte ich nochmal nachhaken. Hat da niemand eine Idee, was das sein könnte?

  • Hallo Sabine,

    das wollte ich auch sagen: Russula pectinatoides gehört nicht zu den Stinktäublingen (Foetinae), sondern zu den Kammtäublingen (Pectinatinae). Und da braucht man schon die Geschmacksprobe, da von mild (z. B. R. insignis) bis sehr scharf (z. B. R. amoenolens oder R. sororia) alle Geschmäcker vertreten sind.

    Typisch für den Kratzenden Kammtäubling sind die rostbraunen Flecken an der Stielbasis, welche KOH-negativ sind. Diese sieht man hier sehr deutlich.

    FG

    StephanW

    Edit: Bei Pilz 1 würde ich auch eine Holzkeule (Xylaria) vermuten.

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Lieber Stephan,

    ich habe es mit den Sektionen und Untersektionen eh nicht so, und hatten den Kammtäubling aus der Erinnerung zu den Stinktäublingen sortiert, und mir vorgestellt, ich müsste irgendeinen aus der Gruppe probieren - uaaaahhh.

    Aber jetzt beim Nachlesen in der Funga Nordica finde ich den Kratzenden Kammtäubling zusammen mit dem Stinktäubling (R. foetens) in der Sektion Ingratae. Deshalb wäre ich wohl, auch wenn ich nachgeschaut hätte (und nicht in allen Büchern geschaut hätte - vielleicht machen andere das anders?) wohl zu dem Schluss gekommen, dass sie beide in derselben Sektion zu finden sind. Ist die Einteilung, die du beschreibst, eine andere? Neuere? Vollständigere?

    Danke jedenfalls schon mal für den Hinweis.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    im SARNARI und in den Großpilzen BW Band 2 wird die Ingratae-Sektion weiter unterteilt in die Untersektionen Kammtäublinge (Serie Pectinatae; gewöhnliches Sporenornament) und Stinktäublinge (Foetinae, derbstachelig-derbgratiges bis fast geflügeltes Sporenornament). Das hilft bei der mikroskopischen Bestimmung, wenn man sich das Sporenornament des Bestimmlings anschaut, enorm weiter.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.