Wiesenchampignon?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.148 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Juni 2021 um 18:07) ist von Beorn.

  • Hallo liebe Pilz Freunde,

    Auf einem lichten Stück Kiefernwald habe ich folgendes gefunden:

    Ich vermute Mal auf eine Champion Art. Geruch angenehm pilzig.

    Vielen Dank für eure Meinung

    LG

    Marcel

  • Marcel784 18. Juni 2021 um 20:27

    Hat den Titel des Themas von „Unbekannter Champion?“ zu „Wiesenchampignon?“ geändert.
  • Hi,


    die schuppige Oberfläche ist ganz normal - und durch die Trockenheit halt zudem rissig.
    Grösse scheint für mich auch plausibel.
    Liegt für mich alles noch im Rahmen.

    VG Boris

    • Offizieller Beitrag

    Servus!

    Von der Form her und ausgehend von der Ringstruktur wäre Agaricus campestris schon eine Möglichkeit.

    Aber mit so grob aufschuppender Hutoberfläche habe ich den noch nie gesehen - etwas feiner schon, das ist sogar ein ganz gutes merkmal. In der Form bin ich aber skeptisch, ob das noch in der Variationsbreite liegt. Zumal mittlerweile bekannt ist, daß auch in Mitteleuropa Champignonarten vorkommen können, die wie Agaricus campestris aussehen, aber eben andere Arten sind. Darunter gibt's auch die eine oder andere schwach bis mäßig giftige Art, oder zumindest gesundheitlich fragwürdige Arten (und zwar auch ohne deutliches Gilben und ohne Karbolgeruch).

    Anders ausgedrückt: Ich kann diesen Champignon nicht einordnen.

    Demnach die allerhäufigste Art der Gattung, nämlich "Agaricus spec.". :confused:


    LG; Pablo.

  • Servus Pablo,

    Unter Agaricus campestris steht: "

    Riechen Champignons (Egerlinge) pilzig angenehm und haben keine Gelbfärbung an der Stielbasis, sind sie immer essbar!"

    Wo kann man sich weiterführend über die Agaricus campestris Verwechslungsarten informieren? In Bestimmungsbüchern habe ich hierzu nichts gefunden.

    Ist demnach Agaricus campestris generell nicht (sicher) bestimmbar?

    Vielen Dank und VG

    Marcel

  • Hi,


    ich denke, Pablo spielt auf „eingeschleppte Exoten“ an, die in der gängigen Pilzliteratur für Deutschland bisher nicht (oder nur selten) Erwähnung finden, weil sie eben noch kaum häufig sind.

    In Deinem Fall ist zudem der Standort („lichter Kiefernwald“) zumindest mal wenig typisch für A. campestris - und gepaart mit der sehr deutlichen Schuppung gibt es halt Argumente, hier auf die „Sammelgattung“ Agaricus spec. zurückzurudern. Reine Vorsichtsmaßnahme sozusagen.
    Ich denke schon, dass man sich - an typischen Standorten - auf die von Dir zitierte „Regel“ einigermaßen sicher berufen darf - insbesondere, um dem Karbolchampignon sicher aus dem Weg zu gehen.
    Immerhin sind mir keine Champis bekannt, die einen ins Jenseits befördern können😉

    VG Boris

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Wenn man den "echten" Wiesenchampi (Agaricus campestris s.str.) gut kennt, und sich auf einigermaßen typisch ausgeprägte Kollektionen fokussiert, dann ist das meiner Ansicht nach ein gut bestimmbarer Pilz. Und einer der ganz wenigen Wildchampignons, die ich hin und wieder noch mitnehme (weil eben wirklich lecker und eine vergleichsweise geringe Cadmiumbelastung).

    Wer mag, kann mal eine Suchmaschine der Wahl mit "Agaricus pseudopratensis" füttern - das wäre so ein langsam von Süden her einwandernder Pilz, der nicht deutlich gilbt, nicht immer karbolig riechen muss und dem Wiesenchampi ziemlich ähnlich sieht.

    Ist halt die Frage, wie giftig der dann wirklich ist. Auch Karbolegerlinge (Agaricus xanthoderma s.l.) sind ja jetzt nicht eben brutal giftig, manche Leute können die sogar einigermaßen beschwerdefrei verzehren. Bei Agaricus xanthodermus gibt es übrigens auch Kollektionen, die weder karbolartig riechen noch erkennbar gilben (hört, hört!).

    Auch bei vielen anderen Champi - Arten ist die Genießbarkeit ziemlich fraglich. Und damit meine ich jetzt nicht, daß die teilweise massenhaft Schwermetalle anreichern und Agaritin in unterschiedlichen mengen enthalten (das auch nicht eben gesund sein soll), sondern daß zB Arten wie Agaricus bresadolanus (übrigens ebenfalls mit variablem Geruch und nur an der Wurzel unter der Stielbasis gilbend) hinsichtlich ihres Speisewertes (oder Giftigkeit) gar nicht einschätzbar sind, obwohl nicht allzu selten.

    Ein weiteres Problem ist auch, daß sich mittlerweile die Erkenntnis durchsetzt, daß die Gattung Agaricus sehr viel komplexer ist, als man bisher angenommen hat. Soll heißen, es gibt sehr viel mehr Arten, als bis vor 10-15 Jahren bekannt war, und davon sind in den meisten Büchern immer nur sehr wenige abgebildet bzw. beschrieben. Auch wenn man das Buch (und die ganze Gattung) anschließend vielleicht verzweifelt in die Ecke werfen will, lohnt sich ein Blick in die zuletzt erschienene Agaricus - Monografie von Parra Sanchez aus der Fungi Europaei - Reihe.

    Was die Champi - regel betrifft: Ich würde das so nicht umsetzen, sondern konkreter formulieren: Essbare Champignons sind die, wo man die Art sicher erkennt oder die im Schnitt überall deutlich röten oder gleichzeitig gilben und marzipanartig riechen.

    Wobei man dann immer noch die Probleme hat mit Agaritin und Schwermetallen (v.A. Cadmium); gerade einige rötende Arten und die Anis - Gilber reichern teils erstaunliche Mengen an...


    LG; Pablo.