Grünender Pfeffermilchling (Lactifluus GLAUCESCENS)

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.238 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Juli 2021 um 21:59) ist von Habicht.

  • Hallo liebe Pilzfamilie

    Ich möchte gerne wissen, ob ich mit dem Grünender Pfeffermilchling (Lactifluus GLAUCESCENS) richtig liege?


    Habitat: Mischwald bei Buchen, Fichten

    Hut: 4–8cm flachgewölbt, trichterförmig, glatt, glänzend, weisslich cremig

    Milch: weiss, verfärbend: nach dem Eintrocknen über Nacht olivgrün, brennend scharf, die Zungenspitze ist nach dem Probieren für einige Zeit taub gewesen. Mit 20% KOH gelborange.

    Lamellen: cremefarbig, breitangewachsen, leicht herablaufend, dichtstehend, gegabelt. Schneiden leicht fransig.

    Fleisch: weisslich, cremefarbig, scharf.

    Stiel: 3-6cm zylindrisch, Ø 1-2,5cm, fest, hart, Basis leicht verjüngt

    Geruch: angenehm, nach gedörrten Äpfeln am Morgen.

    Geschmack: scharf

    Sporenpulver: weiss

    KOH 20% gelborange

    Verfärbung in olivgrün

    Schneiden leicht fransig


    Vielen Dank für die Antwort schon im Voraus.


    LG Hubi

  • Hubi 21. Juli 2021 um 18:02

    Hat den Titel des Themas von „Grünender Pfeffermilchling (LACTIFLUUS GLAUCESCENS)“ zu „Grünender Pfeffermilchling (Lactarius GLAUCESCENS)“ geändert.
  • Servus Hubi,

    pipifeine Doku & taugt mir, dass du drangeblieben bist, :)

    Mein Pfeffermichlingsfund wurde einst von 'Wissenden' als F. piperatus eingestuft, ich habe ihn trotzdem mitgenommen, nach vier Stunden war's der glaucesens,



    Thimo hat deinen Fund bereits durchgewunken, schließe mich gerne seiner Meinung an.

    Bei se we, KOH 20 % ist heftig, zerstört den Pilz. Ein Tropfen 10 % reicht völlig aus.

    Der Grünender Pfeffermichling ist wesentlich seltener kartiert als der Langstieliger Pfeffermichling. Vermutlich wird mancherorts zu oberflächlich 'bestimmt',

    LG

    Peter

  • Hi.

    Dass die zu oberflächlich bestimmt werden ist recht wahrscheinlich, denn zwischenzeitlich sagt man leider, dass die Trennung nur noch über die Mikroskopie der Huthaut sicher machbar ist.

    Siehe hier.

    LG,

    Schupfi

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hubi 22. Juli 2021 um 15:56

    Hat den Titel des Themas von „Grünender Pfeffermilchling (Lactarius GLAUCESCENS)“ zu „Grünender Pfeffermilchling (Lactifluus GLAUCESCENS)“ geändert.
  • Hallo zusammen

    Vielen Dank für die Informationen. Es freut mich sehr, dass Euch mein Beitrag gefällt, vor allem, dass ich ins Schwarze getroffen habe. Für mich ist der Grünender Pfeffermilchling Lactifluus Glaucenscens ein Erstfund.

    Ich war mir nicht sicher, welches der richtige Nahmen ist. Weil bei Pilze 123 der Name Lactifluus Glaucenscens steht und bei Pilze der Schweiz K&B Band 6 = Lactarius Glaucescens


    LG Hubi

  • Hallo Hubi,

    Pilze der Schweiz ist eine tolle Buchreihe, aber in einigen Punkten leider deutlich veraltet. Daher die Abweichung. Natürlich ist es nicht falsch den Pilz mit Lactarius anzusprechen und jeder Mykologe weis, was damit gemeint ist, aber korrekterweise gehört er in die zweite MIlchlingsgattung Lactifluus mit trockenen ungezonten oft samtigen Hüten.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hi.

    Dass die zu oberflächlich bestimmt werden ist recht wahrscheinlich, denn zwischenzeitlich sagt man leider, dass die Trennung nur noch über die Mikroskopie der Huthaut sicher machbar ist.

    Siehe hier.

    LG,

    Schupfi


    Hi Schupfi,

    zitiere mal aus deinem Link, die für mich nicht verständlichen Stellen sind rot markiert,

    Morphologisch erscheinen die häufig verwendeten Merkmale der Latexfärbung und der makrochemischen Reaktionen von Latex und Kontext als diagnostische Merkmale zur Unterscheidung der Spezies nicht brauchbar, die mikroskopischen Merkmale der Pilipellis sind jedoch aufschlussreich.

    'Erscheinen' ist eine schwache Beweisführung, denn weiterführenden Links bin ich nicht gefolgt. Wozu auch, die meisten Fories mikroskopieren nicht.


    @ Servus Thiemo,

    die in den PdS angeführten lat. Benennungen (Synonyme) kann man mit der 123Pilzsuche sehr gut korrigieren. In die MycoBank oder ins IndexFungorum reinklicken schadet auch nix.

    Mit diesen Bänden arbeite ich sehr gerne, weil sie gezeichnete Mikrostrukturen zu jedem Pilz enthalten. Dass sich die HDS von L. glauccescen vs. L. piperatus mikroskopisch eindeutig trennen lässt ist darin dargestellt.

    Für mich bleiben die Verfärbung der Milch und die Reaktion auf KOH weiterhin die wesentlichen Bestimmungsmerkmale, :)

    Angeblich ist Langstielige Pfeffermilchling eine Mutprobe, der brennt einem ein Loch in die Zunge. Der Grünender fährt gleich mit der ganzen Zunge ab, :wink:

    LG

    Peter

  • Hi Peter,

    du kannst das natürlich weiterhin so machen und ich gebe ja gerne zu, dass ich nun auch nicht jede Bestimmung hundertprozentig absichere, aber ich dann packe ich mir ein cf. dran und breche mir damit ja auch keinen Zacken aus der Krone. Ich persönlich würde aber nicht einfach weiter drauf beharren, dass das schon irgendwie so passt, wenn neue Erkenntnisse dazu kommen. Vorsichtige Formulierungen sehe ich in wissenschaftlichen Arbeiten sogar ganz gerne, die haben aber nix mit der Beweisführung zu tun, die später im Artikel kommt. Da müsste man aber weiterlesen.

    Zitat

    Our findings demonstrate that a colour change of drying latex (greenish versus unchanging) is not a diagnostic characteristic. Both Lf. piperatus and Lf. glaucescens clades contain collections with the latex turning greenish when drying. Our findings reject the diagnostic value of the macrochemical characteristics of the latex and the context to delineate species within this section, since both clades of Lf. piperatus and Lf. glaucescens contain collections that display a colour reaction of the latex with KOH and the colour reaction of the context with (sulpho)formaldehyde is not a unique characteristic for either one of the species.

    (...)
    Our experience in determining milkcap species from both Lactarius and Lactifluus taught us that the colour change of the latex in contact with KOH is largely depending on the time interval between isolating the latex and bringing it in contact with the solution. To accommodate to this effect, we used a strict protocol for applying the chemicals, as described in the materials and methods section. Additionally, the reaction with the chemicals often varies with the age and the condition of the specimens. This is in accordance with the observations within the genus Lactarius, subsection Triviales. One of the characteristics often used to distinguish between L. trivialis and L. utilis is the reaction of the latex with KOH, which turns orange-yellow in L. trivialis and is unchanging in L. utilis (Heilmann-Clausen et al. 1998). However, this reaction appears to be strongly dependent on the time between isolating the latex and bringing it in contact with the KOH-solution. For both species, the reaction turns out more positive when the KOH is added on dry latex (unpubl. data). Romagnesi (1980) further indicated that the reaction of the context of species from Lf. sect. Piperati with sulphoformaldehyde is strongly dependent on the stage of development of the specimen.

    LG,

    Schupfi

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hallo Peter,

    Angeblich ist Langstielige Pfeffermilchling eine Mutprobe, der brennt einem ein Loch in die Zunge. Der Grünender fährt gleich mit der ganzen Zunge ab,

    Das kann ich unterschreiben. Dagegen ist jeder Spei-Täubling ein Witz. :evil:
    Das ist ähnlich wie mit Chilli-Schoten in der Küche, bloß nicht mit den Fingern die Milch abbekommen haben die Lippen berühren! Um so lustiger ist, dass der Pilz nach dem Braten vollkommen mild und essbar ist. Die Terpene sind nur in der Milch und nicht im Fleisch konzentriert.

    Mit diesen Bänden arbeite ich sehr gerne, weil sie gezeichnete Mikrostrukturen zu jedem Pilz enthalten. Dass sich die HDS von L. glauccescen vs. L. piperatus mikroskopisch eindeutig trennen lässt ist darin dargestellt.

    Das hab ich schon oft gehört, dass die Mikrozeichnungen absolut klasse sind. Leider hab ich die Reihe nicht um mich davon zu überzeugen.

    "Both Lf. piperatus and Lf. glaucescens clades contain collections with the latex turning greenish when drying."

    Das die KOH-Reaktion nichts aussagt wusste ich, aber dass das Grünen, wenn es zu beobachtet ist, nicht sicher zum Grünenden Pfeffermilchling führt ist schon überraschend. Gut dass ich mir bei meinem letzten Fund die Huthaut angeschaut habe :D.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • 'n Abend,

    Schupfi's Textstellen sind erhellend, Thiemo hat eine aufschlussreiche bereits eingestellt,

    "Sowohl Lf. piperatus und Lf. glaucescens clades enthalten Ansammlungen, bei denen der Latex beim Trocknen grünlich wird".

    Clades = Kladen Hat jeder hier drauf, ich no net so wirklich, da muss ich nachschärfen, :party:


    Kurze Unterbrechung für Thiemo, eine Produktplatzierung, Werbung für die Pilze der Schweiz,




    Nullo Problemo, ich schau' mir bei künftigen Funden die HDS an. Auf der Bestimmungsstraße über bleiben alle Pilzler ohne Mikroskop.

    Wer nicht kartiert sollte sich einen Dreck drum scheren, meine Denke.. Einfach vor Ort die Milch kosten, :S


    lgpeter