Knollenblätterpilz

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 7.585 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. September 2021 um 20:22) ist von Habicht.

  • Hi.

    Das mit dem Blutroten Hautkopf ist in jedem Fall Quatsch.

    Die Story mit Gloeocystidiellum porosum kann man mal zur Kenntnis nehmen auch wenn sie direkt im Text wieder relativiert wird:

    Zitat

    We have found it several times before but never experienced this reaction.

    Davon nun direkt eine pauschale Kontaktgiftigkeit her abzuleiten, wäre mMn sicher nicht sinnvoll.

    Trichoderma cornue-damae, der in dem Artikel auch erwähnt wird, wurde ja auch wie blöd maßlos durch die Presselandschaft übertrieben. Ja, es ist theoretisch möglich, die Giftstoffe von dem durch die Haut aufzunehmen. Kann man durchaus kontaktgiftig nennen. Ernsthafte Vergiftungen vom reinen Anfassen sind aber größtenteils unbekannt. Ich lasse mal einen Link zur Einordnung da.

    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hallo Brätling,

    ...habe vor Jahren einmal erfahren, dass der rote Hautkopf - ein eher sehr seltener Pilz - so giftig sein soll, dass man ihn nicht berühren sollte bzw. sich sofort die Hände waschen sollte...

    keine Ahnung, ob das wirklich stimmt...

    Das finde ich ja spannend.

    Dass man ihn nicht berühren soll, weil er so giftig ist, ist Kokolores. Ich habe den schon oft angefasst, weil ich den zum Färben benutze. Und auch wenn ich hier in meiner Gegend mehrere Stellen kenne, an denen er vorkommt, tritt er (leider) nicht in solchen Massen auf wie die anderen hier verbreiteten Hautköpfe.

    Ich habe bei ihm und den anderen Hautköpfen, die ich so kenne, mal den Orellanin-Test gemacht - das ist im Bluthautkopf nicht in mit solchen Mitteln nachweisbarer Menge enthalten. Ich habe einen Artikel ausgebuddelt, in dem im Tierversuch der Bluthautkopf bei Mäusen anscheinend leicht nierentoxisch ist, allerdings nicht vergleichbar mit den orellaninhaltigen Rauköpfen.

    Andere Berichte zu Vergiftungen mit dem Bluthautkopf konnte ich nicht finden. Die 123-Webseite spricht von mehreren bekannten Vergiftungsfällen (ebenso - wohl nicht ganz zufällig - pilzwelten.de, dort ist noch erwähnt, dass es wohl Magen-Darm-Symptome sein sollen), aber eine Quelle dafür konnte ich mir nicht ergoogeln. Wenn jemand etwas dazu weiß, wäre ich dankbar für einen Hinweis.

    Brätling, magst du noch etwas darüber sagen, woher die (Fehl-)Information stammte, die dir mitgeteilt worden war? Denn das ist für mich ein hochspannender Vorgang. Solche Gerüchte kenne ich eher über sehr gängige/bekannte Arten, zu denen sich jede*r irgendwie eine Meinung gebildet hat, oder über exotischen Kram, den niemand kennt, aber mal was drüber gehört hat. Aber über so einen zwar hier verbreiteten aber doch recht seltenen Pilz, das finde ich ungewöhnlich.

    Beste Grüße

    Sabine

  • 'n Abend,

    wer an der Antwort auf die Frage, ob es kontaktgiftige Pilze in Europa gibt interessiert ist möge bitte ab und zu in die funga-austria reinklicken. Mach's ja auch nicht anders, :wink:

    Was die "Toxizität" anderer, auch bisher beliebter Speisepilze anbelangt wird's zunehmend enger. Extrem hohe Werte - Österreichische Schwammerln „strahlen“ noch immer | krone.at

    Die Liste mit ehemalig als bedenkenlos verzehrbaren Speisepilze hat sich mittlerweile auf a l l e Champignons erweitert, die brauchen für ihre Entwicklung das Schwermetall Cadmium. Wer sich einen kurzen, aktuellen Überblick darüber verschaffen möchte, Poster Schwermetallgehalt in Pilzen –

    Ausführlichere Infos dazu kann man in diesem Buch nachlesen, Die Pilze Deutschlands von Jürgen Guthmann - Buch - 978-3-494-01788-4 | Thalia

    Zur Frage, ob Cortinarius sanguineus giftig ist findet sich im René Flammer dazu kein Hinweis. Vermute, weil der Pilz abschreckend daher kommt, kaum mit einem Speisepilz verwechselt werden kann.

    lgpeter

  • Hallo Peter,

    der verlinkte Artikel zur radioaktiven Belastung von Pfifferlingen irritiert mich.

    Meiner Kenntnis nach ist das eine Art, die eher wenig Cäsium anreichert, zumindest verglichen mit beispielsweise Maronen.

    Bei den Messwerten des Münchener Umweltinstituts waren Messwerte für Pfifferlinge aus Österreich zwar regelmäßig mit am höchsten, aber die höchsten Werte, die ich so beim kurzen Nachschauen gefunden habe, lagen bei 1500 Bq/kg, und das war vor 20 Jahren. Aktuelle Messungen von über 7000 finde ich dementsprechend seltsam.

    Gibt es eine Übersicht, die für Österreich Messwerte von damals und heute listet? Beim Umweltinstitut liegt der Schwerpunkt schon eher auf (Süd-)Deutschland.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Die Liste mit ehemalig als bedenkenlos verzehrbaren Speisepilze hat sich mittlerweile auf a l l e Champignons erweitert, die brauchen für ihre Entwicklung das Schwermetall Cadmium.

    Ouuuh, das wird die Champignonerzeuger und -vertreiber aber nicht freuen (oder sind die Zuchtchampignons zufälligerweise ausgenommen?), und das mit der radioaktiven Belastung die Pfifferlingssammler und -vertreiber. Nachdem schon vor ein paar Jahren die Morcheln diskreditiert wurden, wären dann mal fairerweise die Steinpilze dran. Auf der anderen Seite darf man komischerweise immer noch rauchen, Alkohol trinken und dieselfahren...

    Bei dem kontaktgiftigen Gloeodingsbums habe ich mich gefragt, ob den ein gewöhnlicher Speisepilzsammler überhaupt im Wald registriert, und es sich infolgedessen um eine eher minderschwere Gefahr handeln könnte. Zumindest ich käme nicht auf die Idee, so was anzulangen, und ich gehe echt oft Pilze sammeln. Aber schön, wenn sich Leute Sorgen darüber machen.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.


  • Liebe Sabine,

    bei uns in Kärnten war die Koralpe besonders betroffen, dieses Gebiet sollte man für eine Pilzsuche meiden. Eine gute Übersicht über besonders belastete Gegenden findest du hier,

    bodenbelastung.html

    Seit zwei Jahren gibt es eine lose Zusammenarbeit zw. Naturwissenschaftlicher Verein Kärnten und der Lebensmitteluntersuchungsanstalt, da ist die neue Obfrau unseres Vereines, die Evelin, stark dahinter.

    Steinpilz, Parasol, Eierschwammerl u n d Maronenröhrling sind nicht belastet, die kann man bedenkenlos verzehren. Nur halt net von der Koralpe,

    lgpeter


    Die Liste mit ehemalig als bedenkenlos verzehrbaren Speisepilze hat sich mittlerweile auf a l l e Champignons erweitert, die brauchen für ihre Entwicklung das Schwermetall Cadmium.

    Ouuuh, das wird die Champignonerzeuger und -vertreiber aber nicht freuen (oder sind die Zuchtchampignons zufälligerweise ausgenommen?), und das mit der radioaktiven Belastung die Pfifferlingssammler und -vertreiber. Nachdem schon vor ein paar Jahren die Morcheln diskreditiert wurden, wären dann mal fairerweise die Steinpilze dran. Auf der anderen Seite darf man komischerweise immer noch rauchen, Alkohol trinken und dieselfahren...

    Bei dem kontaktgiftigen Gloeodingsbums habe ich mich gefragt, ob den ein gewöhnlicher Speisepilzsammler überhaupt im Wald registriert, und es sich infolgedessen um eine eher minderschwere Gefahr handeln könnte. Zumindest ich käme nicht auf die Idee, so was anzulangen, und ich gehe echt oft Pilze sammeln. Aber schön, wenn sich Leute Sorgen darüber machen.

    FG

    StephanW


    Ouuuh, die Frage, warum Zuchtchampis davon ausgenommen sind brennt auch mir unter den Fingernägeln. Wenn die Gattung für ihre Entwicklung zwingend Cadmium benötigen, warum ausgerechnet diese Art nicht, :party:?

    Eine Morcheldiskreditierung ist wo nachzulesen? Im René Flammer unterm Morchella-Syndrom jedenfalls nicht, "Pilzgift unbekannt".

    Der Steinpilz wurde bereits ins Visier genommen, Jungchen. "Chwaluk (2013) berichtet über eine reale Vergiftung nach (übermäßigen) Genuss von Rotkappen und Steinpilzen (siehe auch Hahn & Grünert 2016). Damit steht fest, dass der Steinpilz sicherheitshalber nicht in mehreren Mahlzeiten und in größeren Mengen hintereinander über mehrere Tage verteilt verspeist werden sollte.

    Qu: Die Pilze Deutschlands

    Leute, die sich für a l l e Pilze, darunter auch vermeintlich kontaktgiftige interessieren, diese auch mikroskopieren & sequenzieren machen sich darüber keine Sorgen ---> die wollen wissen, welchen Pilz sie vor sich haben, :wink:

    Zum Dürfen per se noch was, egal ob Dieselfahrer, Raucher oder Bierliebhaber. Die Summe aller Laster ist eine konstante Größe, :S

    lgpeter

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (17. September 2021 um 21:35)