Allgemeine Fragen zum Pilzwachstum in der Natur

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 2.810 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. September 2021 um 18:34) ist von Steppa.

  • Hey,

    es gibt so ein paar Frage, bezüglich des Wachstums von Pilzen, bzw. deren Mycel und was da im Allgemeinen vonstatten geht. Vielleicht könnt ihr ja ein bisschen Licht in mein Dunkel bringen...?

    Also...ich frage mich, wie breitet Sich so ein Mycel aus, über die Zeit?

    Es scheint ja, zumindest bei einigen Pilzarten (oder ist das vielleicht tendenziell meist so?) so, dass das Mycel die Fruchtkörper eher am Rand ausbildet. Und das ist der Grund, warum wir Hexenringen finden können. Stimmt das soweit?

    1. Falls ja, gilt das nur für wenige Arten, für viele Arten, für den überwiegenden Teil der Arten?

    Ich nehme jetzt einfach mal an, dass das so sei...

    Dann frage ich mich, wie geht denn das genau vonstatten..? Der Pilz bildet die Fruchtkörper aus, Sporen fallen raus und neues Mycel bildet sich. Und so breitet sich das Geflecht immer weiter aus.

    2. ABER...braucht denn das Mycel die Fruchtkörper überhaupt, um sich auszubreiten? Ich kenne es so, dass Mycel, vorausgesetzt das Substrat stimmt, sich einfach so immer weiter ausbreitet. Oder ist das vielleicht gar nicht generell so und ich irre mich hier?

    3. Und was passiert, wenn man nun einfach alle Fruchtkörper Erntet? Kann es sich dann nicht weiter ausbreiten?

    4. Sind manche Pilze vielleicht nur einjährig und deswegen, für ihre Verbreitung, auf das Ausbilden von Fruchtkörpern angewiesen?

    5. Gibt es grobe Fehltritte in meinen Annahmen?

    Das mag, für Menschen die sich gut damit auskennen, alles ein bisschen wirr und naiv erscheinen. Ist es vielleicht auch. Und um mir das in Gänze zu erklären, müsste man vermutlich zu viel schreiben. Aber vielleicht kann ich ein paar kurze Antworten und/oder Korrekturen meiner Annahmen bekommen. Ich möchte es gerne besser verstehen.

    Danke!

  • Hallo,

    Hexenringe entstehen, da das Myzel in der Mitte aufgrund Nährstoffmangels abstirbt und nicht, weil Fruchtkörper am Rand ausgebildet werden.

    Hexenring – Wikipedia

    1: Es sind etwa 60 Pilzarten bekannt, die zu Hexenringen wachsen. Das ist prozentual gesehen ein sehr kleiner Teil.

    2: Das Myzel breitet sich auch ohne Fruchtkörper aus.

    3. Das Myzel breitet sich auch ohne Fruchtkörper aus.

    4. Das Myzel breitet sich auch ohne Fruchtkörper aus. Ob es einjährige Pilze gibt, ist mir nicht bekannt.

    5. Fehltritte? Hm, vielleicht nicht vorher die offensichtlichsten Quellen konsultieren?

    Liebe Grüße

    Marie

  • Danke!

    Ah, siehst du...da war meine Vorstellung davon, wie so ein Pilzmyzel im Falle eines Hexenring wohl unter der Ede aussehen mag ganz falsch. Es ist als so, dass das Myzel in diesem Fall dann tatsächlich ringförmig ist, weil der mittlere Bereich abgestorben ist.

    Hm, vielleicht nicht vorher die offensichtlichsten Quellen konsultieren?

    Touché

  • Hallo ihr beiden,

    Hexenringe entstehen, da das Myzel in der Mitte aufgrund Nährstoffmangels abstirbt und nicht, weil Fruchtkörper am Rand ausgebildet werden.

    Inwiefern ist die Erkenntnis gesichert, dass das Myzel im Innenbereich abgestorben ist?

    Mein Kenntnisstand war ebenfalls, dass die Zuwachsbereiche besser mit Nährstoffen versorgt sind und deshalb bevorzugt dort Fruchtkörper gebildet werden. Aber gerade bei den Mykorrhiza-Pilzen würde mich das Absterben im Inneren schon wundern. @pilz_marie (oder jemand anders): kennt ihr Artikel zu dem Thema?

    Steppa, deine Fragen klingen so, als wäre deine Annahme, dass die Sporen auf irgendeine Weise für das Weiterbestehen/Weiterwachsen desjenigen Myzels benötigt, das die Fruchtkörper ausgebildet hat. Das ist, wie auch @pilz_marie schon schriebt, nicht der Fall. Sondern die Sporen sind dafür da, dass irgendwo anders ein neues Myzel entstehen kann. Es gab mal eine Untersuchung (ich glaube in der Schweiz), bei der in zwei Gebieten regelmäßig Fruchtkörper gezählt wurden, wobei in einem der Gebiete immer alle Fruchtkörper abgesammelt wurden. Auf den Artenreichtum hatte das keinen Einfluss.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    Mein Kenntnisstand war ebenfalls, dass die Zuwachsbereiche besser mit Nährstoffen versorgt sind und deshalb bevorzugt dort Fruchtkörper gebildet werden. Aber gerade bei den Mykorrhiza-Pilzen würde mich das Absterben im Inneren schon wundern. pilz_marie (oder jemand anders): kennt ihr Artikel zu dem Thema?

    Es gibt wohl mehrer Arten von Feenringen, die nicht alle etwas mit dem Absterben des Myzels zu tun haben:

    Zitat

    Type 1 fairy rings occur most commonly on golf course putting greens, and occur less commonly on home lawns. The fungi involved produce compounds that reduce the amount of water that the soil can absorb, leading to drought conditions that cause the grass in the ring to brown and die.

    Type 2 fairy ring fungi efficiently decay organic matter releasing nitrogen that promotes lush growth and leads to a dense green ring of grass.

    Finally, Type 3 fairy rings have rings of mushrooms that appear during wet periods, particularly in the fall.

    Fairy Rings – Wisconsin Horticulture

    Eventuell ist mit Typ 3 das Absterben des Myzels gedeckt, leider steht da kein Grund.

    Liebe Grüße

    Marie

  • huehnchen69

    Ja, du lagst da genau richtig mit deiner Annahme. Letztendlich ging es ein bisschen um die Frage der Nachhaltigkeit beim Pilzesammeln, wie wichtig die Fruchtköper für das Überleben des Pilzes sind, sowie auch schlicht darum die "ganze Geschichte" ein bisschen besser zu verstehen. Und dabei ist deine Anmerkung zu der Untersuchung auf jeden Fall eine interessante.

    Mein Kenntnisstand war ebenfalls, dass die Zuwachsbereiche besser mit Nährstoffen versorgt sind und deshalb bevorzugt dort Fruchtkörper gebildet werden.

    Zuwachsbereiche = Rand, oder?

  • Vor allem sind Sporen für die geschlechtliche Vermehrung wichtig, und damit für die Anpassung an geänderte Umweltbedingungen.

    Weil jede Spore einen anderen Phenotyp hervorbringt und deswegen die Chance besteht, dass einige davon in anderen Lebensräumen besser klar kommen?

  • Zuwachsbereiche = Rand, oder?

    Ja, genau.

    Weil jede Spore einen anderen Phenotyp hervorbringt und deswegen die Chance besteht, dass einige davon in anderen Lebensräumen besser klar kommen?

    Nein, sondern weil - im Gegensatz zur ungeschlechtlichen Vermehrung, die wir beispielsweise betreiben, wenn wir Pilzmyzel aus Fruchtkörpern klonen - das Bilden eines (fruchtkörper-ausbildenden) Myzels zwei Sporen benötigt, so wie bei der geschlechtlichen Fortpflanzung bei Tieren oder Pflanzen, und damit bei der Kombination des Genmaterials die Karten immer wieder neu gemischt werden.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Ja, das schon (Phänotyp müsste ich erst noch wieder nachschauen - bedeutet das nicht, dass sie sich im Aussehen unterscheiden? Das muss nicht der Fall sein, ich hätte gesagt anderer Genotyp), aber nicht aus einer einzelnen Spore, sondern der entsteht beim Verschmelzen von zweien. Wobei nicht die Sporen direkt verschmelzen, sondern jede Spore zunächst ein Einkernmyzel bildet, und diese Myzelien dann zu einem Zweikernmyzel verschmelzen.

    Ich glaube, das ist in manchen Pilzbüchern kurz erläutert, und bestimmt gibt es auch im Internet was zu finden.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Es besteht zumindest die Chance auf einen neuen Phänotyp besteht, weil der Genotyp so stärker variiert als bei ungeschlechtlicher Vermehrung.
    Eigentlich kann man aber auch davon ausgehen, dass immer ein neuer Phänotyp entsteht - es hängt eben auch davon ab, was man als Veränderung betrachtet und vor allem auch wahrnehmen kann.

    Übrigens sind es zwei Sporen, die sich verbinden. Das sind quasi die Geschlechtszellen der Pilze.

  • Übrigens sind es zwei Sporen, die sich verbinden. Das sind quasi die Geschlechtszellen der Pilze.

    Hast du dazu eine Quelle? Ist zwar aus dem Gedächtnis, aber ich kenne es so wie oben beschrieben, dass die Einkern-Myzele sich verbinden, nicht die einzelnen Sporen.

    Beste Grüße

    Sabine