Zeitungspapiertest nach Wieland beim Gifthäubling aussagekräftig?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.685 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. September 2021 um 19:48) ist von Steppa.

  • Hallo alle miteinander,

    es ist ja schon interessant: Je mehr man sich mit dem Thema Pilzidentifikation beschäftig, desto mehr Methoden zur selbigen erschließen sich.

    Nun stieß ich, hier im Forum, auf den Zeitungspapier-Test nach Wieland. Dieser dient der Feststellung von Amatoxinen in Pilzen oder Pilzmaterial. Ab einem bestimmten Schwellenwert.

    Können wir diesen Test auch als Identifikations- bzw. Unterscheidungshilfe für die Differenzierung von Gifthäubling und Stockschwämmchen verwenden?

    Die Zeitschrift für Mykologie von 1984 sagt ja. Gibt es hier gegenläufige oder neuere Erkenntnisse?

    Ansonsten wäre das ja auch ein tolles Mittel zum Ausschluss des Gifthäublings.

    Oder was sagt ihr?

  • Hallo Steppa,

    bei mir haben schon viele Gifthäublinge einen positiven Wieland-Amanitin-Test produziert.

    Allerdings, wie ich in diesem Posting beschrieben habe, auch schon mal welche nicht, die ich eigentlich ohne große Zweifel als Gifthäublinge einsortiert hätte.

    Ich habe allerdings noch nicht herausgefunden, ob es womöglich doch irgendwelche anderen Häublinge waren, die vielleicht kein Amanitin enthielten, oder woher die negative Reaktion rührte. Eigentlich hatte ich noch mal einen breiter angelegten Versuch machen wollen, mit Gifthäublingen, die Andreas Gminder ebenfalls als solche identifiziert hatte, aber dann hatte ich keine Zeit und habe sie nur getrocknet. Ich muss mal suchen, ob ich die noch habe.

    Jedenfalls würde ich - insbesondere zum Essen - eine makroskopisch eindeutige Bestimmung von Stockschwämmchen immer vorziehen und nichts essen, bei dem ich mir nicht sicher bin und nur mit Wielandtest getestet habe (mal davon abgesehen, dass sowieso nicht mehr viel von so einem Pilz übrigbleibt, wenn man den erst mal auf eine Zeitung gerieben hat und man ja jeden einzelnen Pilz bestimmen sollte, nicht bloß einen aus einem Grüppchen...).

    Zum Sicherheit Gewinnen bei der Bestimmung halte ich es als zusätzliches Kriterium für tauglich.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Sabine,

    danke für deine Einschätzung und deinen Link. Gestern hatte ich noch Angaben über die Empfindlichkeit des Tests gesehen. Also ab welchem Gehalt der anspricht. Leider finde ich sie just nicht.

    Zum Sicherheit Gewinnen bei der Bestimmung halte ich es als zusätzliches Kriterium für tauglich

    Ja, du hast Recht. Identifizierung war das falsche Wort. Dafür kann man den Test generell nicht heranziehen. Aber als zusätzliches Bestimmungskriterium tauglich. So hatte ich mir das vorgestellt. Wieder was gelernt. =)

    Danke.

  • Hallo Steppa,

    gedanklich gehst du in die richtige Richtung. Man müsste die Nachweisgrenze ("Empfindlichkeit des Tests") kennen und das ganze hochrechnen, um Abschätzen zu können, wieviel Amatoxin unerkannt im zu verspeisenden Pilzmaterial vorhanden sein könnte. Da der Gehalt aber wiederum natürlichen biologischen Schwankungen unterliegt und eine Probe auch unter anderem deshalb nur begrenzt repräsentativ für das gesamte Untersuchungsmaterial ist, macht es keinen Sinn, einen solchen Test für den Nachweis der Harmlosigkeit einer Probe heranzuziehen.

    Nur umgekehrt wird ein Schuh draus: Eine positive Reaktion sollte unbedingt als Nachweis für die Anwesenheit des Analyten gewertet werden.

    Gruß,

    Rolf

  • Eine positive Reaktion sollte unbedingt als Nachweis für die Anwesenheit des Analyten gewertet werden.

    Wenn wir es so allgemein halten und nur von Untersuchungsmaterial und Analyten sprechen? Eher nicht, oder? Die falsch-positiv Rate bei diesem Test ist sehr hoch. So ca. 20%, scheinbar.

    Wenn wir aber nun tatsächlich von einem spezifischen Pilz, wie dem Gifthäubling sprechen, dann gebe ich dir 100% Recht.

    Ich denke, wie Sabine schon sagt, dieser Test kann immer nur als zusätzliches, unterstützendes Kriterium herangezogen werden, da er selbst eher unzuverlässig ist. Zum einen wegen der Nachweisgrenze, zum anderen wegen der viele falsch-positiven Ergebnisse.

    Zu der Nachweisgrenze fand ich unterschiedliche Angaben. Zwischen 1ng/ml und 10ng/ml.

  • Hallo,

    Wir haben gerade eine Pfanne Pfifferlinge/Stockschwämmchen genossen.

    Die habe vor einer Stunde gesäubert.

    Wichtig ist bei den Stockschwämmchen JEDEN genau anzusehen und dann den Stiel abknipsen.

    Wenn ich mir starke Salzsäure daneben stelle und noch bei jedem Saft ausdrücken soll, gäbe es die dann frühestens zum Frühstück.

    Gruß

    Ralph A

  • Hallo Steppa,


    natürlich gehts mir hier nur um diesen Test. Und da ist die Frage, warum man den Test überhaupt macht.

    Falsch positiv bedeutet, man geht, möglicherweise unberechtigt, vom Schlimmsten aus. Zuhause würde das heißen, es gibt besser ne Pizza und die möglicherweise schmackhaften Pilze landen halt in der Tonne. In der Klinik würde man vielleicht schon mal zur Schadensbegrenzung das Silymarinpräparat aus der Krankenhausapotheke ordern und verabreichen, während in einer der Giftnotrufzentralen eine handfeste Analytik durchgeführt wird.

    In beiden Fällen würde man aber eine negative Reaktion nicht als Ausschluss der Anwesenheit von Amatoxinen werten wollen, da die Risiken beim Vorliegen eines falsch negativen Ergebnisses wahrscheinlich keiner akzeptieren möchte.


    Gruß,

    Rolf

  • Und da ist die Frage, warum man den Test überhaupt macht.

    Naja, wie gesagt, letzten Endes nur als weiteres Hilfsmittel....weil man's kann. Oder in meinem Fall, weil's mich einfach sehr interessiert und freut die Ergebnisse zu haben und auszuwerten. Habe soeben meinen ersten Zeitungspapiertest durchgeführt.

    Ich bin sozusagen generell Fan von kolorimetrischen Tests. Nicht nur bei Pilzen. hehe