Welche Flechtenart in historischen Burggraben?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.465 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. September 2021 um 19:05) ist von Bemoeh.

  • Hallo ans Forum, Hallo Jens,

    ein interessanter Flechtenfund am 14.09.2021 in einem historischen Burggraben der Falkenburg bei 32760 Berlebeck .

    Auf feuchten, felsig, bemoosten Untergrund.

    Welche Flechtenart habe ich vor die Linse bekommen?:?::hmmm:

    Bin auf eure Meinung gespannt!

    Ein abendlicher Gruß

    Bernd

  • Guten Morgen Bernd,

    es handelt sich (natürlich) wieder um eine Peltigera-Art.

    Da sich viele dieser Arten untereinander recht ähneln, wäre m.E. es das Beste, sich mit Probe und Lupe in der Hand durch den Bestimmungsschlüssel zur Zielflechte vorzutasten.

    Leider wachsen hier nur sehr wenige Peltigeren. Ich konnte sie bisher nur an zwei weit entfernten Stellen finden - und das war dann leider die gleiche Art.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    etwas verspätet meine Meldung, bin heute vom Wandern zurück.

    Es hilft mir schon das es wieder eine Peltigera-Art ist, es war auf einer völlig anderen Bodenbeschaffenheit ( feuchte felsige bemooste Erde ).

    Habe auf meinen Touren noch eine historische Bleigrube mit schwermetallhaltigen Böden besucht und dort auch Flechten Fotografiert.

    Werde die Fotos noch einstellen.

    LG

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    schade, dass sich niemand zu deiner Anfrage äußert - aber wie schon gesagt...

    Peltigera ist für mich sicher gesetzt.

    Leider ähneln sie sich teilweise sehr, bzw. die Variabilität in der Erscheinung gilt als groß.

    Dann versuche ich als Anfänger mal mein Glück mit dem Peltigera-Schlüssel à la Wirth, um die Art einzugrenzen:

    - keine Cephalodien auf dem Thallus / nasser Thallus nicht grün => P.venosa, P.aphthosa, P.leucophlebia scheiden aus!

    - Sorale vorhanden? Bortensorale meine ich, sind nicht vorhanden => P.collina scheidet aus!

    - Flecksorale? Bin mir nicht sicher, ob in Bild 4 eventuell Sorale auf der Oberseite zu sehen sind, könnte sein - das Bild ist etwas unscharf.

    Falls ja, käme eventuell P.didactyla in Betracht:

    P.didactyla s.lat. wäre oberflächlich feinfilzig (Lupenkontrolle, Flechte muss möglichst trocken sein!), ev in Bild 1, 3 &6 als weißliche Bereiche zu erahnen.

    # Die Lappen muschelförmig aufgebogen, kommt hin;

    # Unterseite weißlich-bräunlich (Bild 3+6), passt;

    # weißliche Netzadern sehe ich in Bild 3.

    # Apothecien häufig: ok.

    L# appen 0,5-1,5 cm breit - hmmm, erscheinen mir im Vergleich zum Daumen breiter als 1,5cm, P.didactypa s.lat. würde sonst vielleicht passen...

    Also eher nicht P.didactyla...

    Aus gleichem Grund (Lappenbreite) auch P.extenuata nicht, zudem weist diese Flechte wenig / selten Apothecien auf.

    - Falls die Oberfläche nicht flächig, sondern nur die Ränder feinfilzig sind (sonst wären andere Flechten in Betracht zu ziehen):

    - Thallus größer 2-3cm => keine P.lepidophora

    - Isidien an (Rissen und) Lappenrändern? Nein => keine P.praetextata

    - Unterseite schwammig, fast ohne Rhizinien? Nein => keine P.malacea

    - Unterseite mit Adern, Haarfilz randlich angedrückt? (Lupenkontrolle!) Ich postuliere mal ja...

    - Lappen breiter als 1,5cm?

    - P.praetextata wegen fehlender Isidien ausgeschlossen (sonst noch möglich) => P.canina oder P.mambranacea

    - Thallusoberseite mit Längswülsten über Adern? Sehe ich nirgends. Rhizinien flaschenbürstenartig? Auch nicht! => keine P.membranacea.

    - Oberseite oft mit Längswülsten? Nein. Rhizinen vielgestaltig? Nicht zu erkennen, die Sichtbaren wirken einfach und gleich. Rhizinen büschelig, zottelig? Nein. => wohl uach keine P.canina

    Vielleicht sind die Lappen doch schmaler, dann vielleicht doch P.didactyla??

    Kommt vor u.a. auf "...bemoosten Silikatfelsen, ... an lichtreichen Standorten, meist an gestörten, nährstoffreichen Standorten, .... offenen Böschungen, ... Mauern, ... ephemerer Pionier, oft mit Moosen vergesellschaftet, ... in kalk- und reliefarmen Gebieten selten." (Wirth et al. "Die Flechten Deutschlands", S.829)

    P.didactyla könnte man als Arbeitshypothese verwenden, denke ich.

    LG, Martin

    Mal schauen, ob sich noch jemand anderes zu diesem interessanten Thema meldet...