Ein Täubling mal wieder

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.257 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. September 2021 um 13:24) ist von Steigerwaldpilzchen.

  • Hi.

    Den folgenden Täubling fand ich gestern in einem Park. Baumpartner war eine alte Linde, Standort dürfte eher wärmebegünstigt sein, da in der Nähe viele wärmeliebende Arten wachsen.

    Geschmack ist mäßig scharf, vlt. auch etwas bitterlich. Der Sporenabwurf ist ziemlich weiß für mein Daherhalten.

    Dafür sind die Lamellen über Nacht schwach gelblich geworden.

    Der Hut scheint wohl mal schleimig gewesen zu sein, wenn ich von dem ganzen Dreck obenauf ausgehe. Auffällig ist außerdem die knüppelharte Konsistenz und der mit bräunlichen Punkten beflockte Stiel zur Basis hin.

    SPP:

    Mein Favorit wäre wohl Russula atropurpurea, zumindest sehe ich nicht viel das dagegen spricht. Etwas ungewöhnlich ist höchstens die Linde als Baumpartner. Könnte das hinkommen?

    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hallo Schupi,

    nach meinem Fürhalten ist das Sporenpulver keinesfalls weiß. Das schaut mir vielmehr nach einem Creme-Ockersporer aus, was dem Purpurschwarzen Täubling Russula atropurpurea die Rote Karte zeigt.

    Versuch mal KOH 20-30% auf die Stielbasis aufzutragen, bei Rotfärbung heist dein Fund Lederstiel-Täubling Russula viscida. Der schmeckt nur in den Lamellen schärflich im Stiel komplett mild, hat diese Farben und Proportionen (Stieform!) und eine klebrige Huthaut. Eigentlich eine Art der montanen Nadelwälder, wird aber scheinbar auch im Flachland unter Laubbäumen angetroffen (n.Marxmüller u. Romagnesi). Sein Doppelgänger wäre der Honigtäubling (unter Laubbäumen, vollständig mild, keine KOH Reaktion und einzigartige Sporen für einen Russula).

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hi Thiemo,

    Auf dich hatte ich gehofft (neben Oehrling). :P

    Ich muss mir dringend mal so eine Sporenpulver Farbtafel besorgen auch wenn ich dieses Jahr eigentlich nix mehr ausgeben wollte fürs Hobby...

    KOH teste ich morgen mal allerdings hatte ich in dem Fall vom Stiel gekostet, woher also oben der Geschmackseindruck stammt. Der war also schon mal nicht mild.

    Aber schauen wir mal was das KOH zu Tage fördert.

    Lg.

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  • An Thiemos Ideen hänge ich mich doch glatt dran. R. viscida habe ich zwar noch nie unter Linde gesehen, aber das ist ja kein Argument. Aussehen tut der Pilz jedenfalls eher wie R. viscida als wie R. atropurpurea. Die Idee mit dem Honigtäubling hat auch in gewisser Weise was für sich, aber der wäre dann extrem dunkel. Fazit: mikropflichtig, v. a. die Sporen anschauen in Melzers Reagenz.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Tjoa, Volltreffer würde ich sagen:

    Schaue ich in die Kartierungsdaten so sehe ich an meinem Fundort diverse Erfassungen der Art in den letzten Jahren. Symbiont vor Ort, wenn erfasst ist immer: Tilia sp.

    Also kann man sich wohl mal merken, dass der mit Linde darf und auch das Stielfleisch nicht immer mild sein muss. Und Schupfi notiert sich, dass die Stielform auch relevant sein kann. DIe hatte ich hier einfach ignoriert.


    Danke euch!

    LG.

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  • Hallo,

    Eindruckvolle Reaktion, sehr schön jetzt ist es 100%ig. Und rein makroskopisch :).

    Die Schärfe variiert scheinbar, wie so vieles. Tendenziell sollten die Lamellen scharf sein, aber schnell vergänglich beim Kauen und der Stiel fast mild.

    Nicht nur du notierst dir nach dieser Erfahrung die Linde. Ich hatte die Art bisher nur einmal gesehen. Das war unter Tanne/Fichte im fränkisch-schwäbischen Wald.

    LG Thiemo

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