Fleischroter Speisetäubling (RUSSULA VESCA)

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 2.288 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Juni 2022 um 11:26) ist von CH-Andy.

  • Hallo liebe Pilzfreunde

    Ich möchte gerne wissen, ob ich mit dem Fleischroter Speisetäubling (RUSSULA VESCA) richtig liege?

    Fundort: Buchen Mischwald

    Begleitbäume: Buchen, Weisstannen, Fichten,

    Wuchsform: gesellig
    Hutform: halbkugelig, abgeflacht, Oberfläche leicht höckerig
    Huthaut- Konsistenz: matt,
    Huthaut-Farbe: weinbraun, mit leichtem Olivton, blass 
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/3 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut: violettrosa
    Hut-Frassstellen-Rand-Verfärbung: violettrosa 
    Hutrand: Stumpf leicht gerieft
    Lamellen: weiss, cremegelb, in Stielnähe gegabelt, engstehend
    Lamellensprödigkeit: biegsam

    Lamellenschneiden: glatt.

    Lamellen-Stielübergang: angewachsen 
    Stiel: weiss, fest, wattig,

    Stielbasis: leicht verjüngt, Basis mit braunen Flecken

    Fleisch: weiß,
    Größe: Hutdurchmesser 5-6cm; Stiellänge 3-5cm, Stieldurchmesser ca. 12-16mm
    Sporenpulverfarbe: Ia - Ib Tabelle Fr. Marxmüller,

    Geruch: schwach unbedeutend

    Geschmack: mild

    Reaktion: Stielcortex mit Eisensulfat: fleischrosa

    Sporen: aus Abwurf: 1000× in Melzer 8.25-6.87-6.47x6.71-5.74-5.68 Q = 1.2 Isoliert mit einzelnen Verbindungen, Ornament bis 0.5µm hoch Beobachtung mit Melzer bei 1000×.

    Isoliert mit einzelnen Verbindungen

    Haare: Beobachtung in der HDS mit SDS bei 400×.

    Crins: Beobachtung in der HDS mit SDS bei 400×.

    Pileozystiden: Beobachtung in der HDS mit SV bei 400×.

    Vielen Dank für die Antwort schon im Voraus.


    LG Hubi

  • Ich möchte gerne wissen, ob ich mit dem Fleischroter Speisetäubling (RUSSULA VESCA) richtig liege?

    Hallo Hubi

    Du liegst falsch. Schon der Blick auf die Hutfarbe geht in Richtung Frauentäubling, Papageientäubling.

    Beim Fleischroten Speisetäubling ist die Hutfarbe anders und die Huthaut am Rand verkürzt.

  • Hallo Hubi,


    tolle Doku, du hast dir wieder richtig viel Mühe gemacht. :thumbup:

    Aber ein entscheidendes Merkmal könntest du noch suchen, erst das würde mich von Russula vesca überzeugen. Farben sind nicht unbedingt ausschlaggebend, aber mit violett-Tönen hab ich noch keinen Speise-Täubling gesehen.


    Such in der Huthaut zwischen den Haaren und Zystiden nach sehr langen, schmalen Elementen. Diese Rosshaare, Wimpernhaare oder auch Crins, haben nur die Speise-Täublinge! Das wäre dann die unumstößliche Beweisführung.

    Tip: Manchmal sind die Crins recht spärlich, am meisten findet man um die Hutmitte. Ohne Crins ist’s leider kein Russula vesca.


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Thiemo und UWE

    Vielen Dank für eure Stellungnahme

    Ist das auf dem Foto Nr 13 keine Crins?

    Wie müsste den die Rosshaare / Wimperhaare aussehen. Den ich habe bei der Mikroskopie noch sehr wenig Erfahrung und habe erst damit angefangen.

    Ich werde versuchen eine Crins zu finden.

    LG Hubi

  • Der Speisetäubling gehört zu den wenigen Täublingen, die makroskopisch leicht und sicher bestimmbar sind. Es passt bei deinem Fund nichts für einen Speisetäubling, außer einem milden Geschmack. Man braucht nicht mal einen Sporenpulverabdruck machen.

    Wie stark biegsam sind die Lamellen?

    Schau mal, ob sich die Lamellen am Stiel gabeln!

  • Hallo Hubi

    Ja schöne Doku, aber du sprichst es ja schon an oberhalb -> die Lamellensprödigkeit = biegsam.!? Erster Eindruck ist bei mir auch -> Frauen-Täubling (Russula cyanoxantha)

    Ich kann aber auch falsch liegen, die Russula's haben es in sich😏

    Auf jeden Fall bist du schon weiter als ich im mikroskopieren.

    Bin gespannt ob wir deinen Fund einen definitiven Namen geben können.

    BG Andy

  • Hallo Hubi,


    für mich keine eindeutigen Crins. Die sind lang, dünn, dickwandige, schwach aber gleichmäßig gebogen und spitz zulaufend. Bild hab ich keines zur Hand aber Google hilft.

    Russula-vesca-Mikrobilder unten rechts.


    LG Thiemo

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  • Hallo,

    makroskopisch paßt eigentlich gar nichts zu R. vesca und bin wie Andy hier eher bei R. cyanoxantha.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hey,

    makroskopisch paßt eigentlich gar nichts zu R. vesca und bin wie Andy hier eher bei R. cyanoxantha.

    Auch mikroskopisch sieht das klar nach Russula cyanoxantha aus. Das was Hubi als "Crins" zeigt, sind lange Haare, die typisch für den Frauentäubling sind. Ich weis nur nicht was beim Eisen(II) schief gelaufen ist, denn es sollte damit nur graugrün werden. Evtl. noch mal an einer zweiten Stelle mit frischen Kristallen probieren? Ich hatte auch schon Funde die ganz schwach positiv reagiert haben. An einer zweiten Stielstelle wars dann aber nur graugrünlich und passte. :)

    LG Thiemo

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  • Die Lammen waren nicht brüchig und verklebten sich nicht

    Das ist übrigens bei ausgetrockneten Frauentäublingen auch so richtig. Nicht immer klappt der Fingertest zuverlässig. :wink:

    LG Thiemo

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  • Hallo zusammen,

    hier noch mein unmaßgeblicher Senf zum Thema:

    - auf dem Foto in Beitrag Nr. 7 sind mehrere gesplitterte Lamellenstücke zu sehen (auf 2 Uhr, auf 5 Uhr und auf 8:30 Uhr), also scheint die Angabe "Lamellen biegsam" nicht zu stimmen

    - die Sporen in der Anfragedoku sehen in Form, Größe und Ornament schon sehr nach Russula-vesca-Sporen aus

    - die nur schwach anfärbbaren, überhaupt nicht keuligen Pileozystiden passen ebenfalls gut zu R. vesca

    - den rostfleckigen, basal etwas verjüngten Stiel kennt man ebenfalls von R. vesca, ebenfalls die positive Eisensulfatreaktion (ob das nun Fleischrosa oder Lachsorange war, lässt sich ohne Foto nicht verlässlich klären)

    R. cyanoxantha fällt wegen der spröden Lamellen und der positiven Eisensulfatreaktion gänzlich raus, für eine Griseinae ist das Sporenpulver zu blass, und man hätte unter dem Mikroskop keulige, gut anfärbbare Pileozystiden finden müssen.

    Mein Fazit wäre, dass das wohl doch R. vesca sein kann. Thiemo hat natürlich recht, dass zur vollständig überzeugenden Dokumentation ein Foto von einem Crins gehört, wenn schon mikroskopiert wurde.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan,

    Griseinae fallen klar raus, da bin ich bei dir.

    Aber das was Romagnesi und Marxmüller zu den Zystiden schreiben und zeichnen, sieht mir bei vesca & cyanoxantha ziemlich ähnlich aus. Nämlich unscheinbare, schmale Zystiden. Auch die Sporen sind bei beiden sehr ähnlich, mit ihrem niedrigen, fast isolierten Ornament. Ich könnte anhand dieser Merkmale die Beiden nicht trennen.

    Wenn du dir jedoch die Haare in Kongo anschaust, die Hubi zeigt, fällt auf, dass diese wenig untergliedert sind und recht lange Endzellen vorherrschen. Das spricht für mich, neben dem Fehlen von Crins gegen R. vesca. Ist deiner Erfahrung nach R. vesca da recht variabel? Ich habe tatsächlich noch nicht so viele R. vesca & cyanoxantha mikroskopiert.

    Nach meiner Beobachtung kommen die Rostflecken an der Stielbasis generell bei den Heterophyllae gerne vor. Das umfasst die Frauentäublinge, Griseinae, Speisetäublinge, und auch die Gruppe um den Grüngefelderten.
    Da Hubi schreibt, die Lamellen seien biegsan gewesen, wurde bestimmt mit etwas mehr Druck der Lamellentest durchgeführt und bei trockenen Frauentäublingen kann dann schon mal irgendwann etwas abbrechen.

    Nur das Eisen(II) stört mich persönlich noch. Hubi Waren das grüne Kristalle oder Lösung? Oder finde eine Crins und wir sind hier fertig. ^^

    LG Thiemo

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  • Hallo Zusammen


    Ich hatte meine Bestimmung der Crins auf dem Foto Nr. 13 aufgebaut und mich darauf verlassen, was sich ev. als falsch herausstellte. Zusätzlich hatte ich noch einen positiven Eisensulfat Test mit Lösung gemacht (siehe Foto Nr. 8), den ich leider nicht mehr durchführen kann, weil ich nur noch Trockenmaterial habe.

    Gemäss dem Tipp von Thiemo versuche ich nun Crins zu finden, was sich als sehr schwierig entpuppt, da ich kein Frischmaterial mehr habe. Ich habe sieben Proben gemacht und nur etwas gefunden, was aussehen könnte, wie eine Crins. Bin mir aber gar nicht sicher, ob es eine ist.


    LG Hubi

  • Hallo,


    das ist doch was. Könnte für meinen Geschmack länger sein aber die Dickwandigkeit ist zu erkennen.


    Bei Romagnesi im Kommentar zu vesca heißt es:

    „Der Hut ist typisch weinbraun, purpurlich-braun, aber ziemlich poly- chrom, graulila, steinfarbig, schwärzlich, selten mit grünlichem Ton.„


    Also darf er sogar lila Töne haben, was mir völlig neu ist.


    LG Thiemo

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  • Hallo Thiemo und Stephan

    Vielen Dank für Eure Tipps und Bestätigung des Crins.

    Durch Eure Erfahrung und Euer Wissen über die Täublinge und der Mikroskopie konnte ich wieder einiges dazu lernen.

    Ich freue mich, den Beweis zur Russula Vesca gefunden zu haben.


    LG Hubi

  • Hallo Hubi, genial.... Hier sieht man schön an deinem Fund, dass sämtliche Merkmale zu prüfen sind. Makroskopisch wie auch mikroskopisch. Viel Aufwand der sich lohnt.

    BG Andy