Was macht das Judasohr auf der Wiese? ... Rundgang nach Regen

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 2.752 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (1. Juli 2022 um 22:09) ist von Miesmuschel.

  • Liebe Pilzler

    Meine beiden Lieblingsrouten in meiner Gemeinde haben die eine oder andere Überraschung nach ergiebigen Gewittern bereit gehalten. Und Fragen aufgeworfen, bei denen Ihr mir hoffentlich helfen könnt.

    Angefangen mit den 2 eiförmigen Pilzen, noch nie bemerkt, ich tippe auf Eierwulstling (gehe morgen nochmal hin, dürfte dann offen sein). Pilz Nr. 1 auf gefällten Buchen (2 Stämme, 2 Pilze):


    Pilz Nr. 2 auf Nadelsubstrat, schätze es ist ein klebriger Hörnling



    Ein freudiger, wenn auch gefühlt früher Fund ist dieser hübsche Lackporling, Pilz Nr. 3:


    Dann kam eine wirkliche Überraschung, in all den Jahren, die ich dort spazieren gehe, habe ich diesen Pilz Nr. 4 (und wohl auch Nr. 5) noch nie gesehen, und da bin ich wirklich oft, zuletzt am Mittwoch. Ich tippe auf Fransigen Wulstling. Meine Hand war nach dem Hantieren mit dem ersten weiss gesprenkelt. Geruch kaum bis gar nicht vorhanden.


    Ein paar Meter weiter Nr. 5


    Zuletzt ein verlässlicher Kamerad (kommt immer wieder), der aktuell wirklich zum Anbeissen aussieht- wie ein Dessert! Ich bin bei Flacher Lackporling, Pilz Nr. 6.


    Was meint Ihr, liege ich richtig? Pilz 1 wie gesagt noch zu kontrollieren, aber die sind Mega- schnell:omg:.

    LG, Miesmuschel

  • Ups, das mit dem Judasohr hab ich total vergessen:


    Auf der Wiese waren Judasohren, ich hab echt gestaunt. nur ein paar Meter weiter oberhalb lag dieses Holzstück- ob die daher stammen?

    LG, Miesmuschel

  • Hallo Miesmuschel,

    Amanitas kann man nur schwer bestimmen, wenn man keine Draufsicht auf die Basisknolle hat. Nur auf dem ersten deiner Fotos ist eine (abgebrochene?) Basisknolle zu sehen. Auch die Hutoberfläche ist nicht wirklich gut präsentiert. Zumindest scheinen die Lamellen reinweiß zu sein. Daher sage ich: Fransiger Wulstling ist hier gut möglich, aber nicht sicher.

    Bei Pilz Nr. 1 ist eine Amanita natürlich möglich, aufgrund deiner Fotos ist aber nicht einmal klar, ob das überhaupt ein Lamellenpilz oder nicht vielleicht ein Hexenei oder gar eine hypogäische Trüffel (z. B. Octaviania asterosperma) ist. Den Eierwulstling jedenfalls kenne ich als sehr massiven Pilz (Hutdurchmesser ausgewachsen 15 bis 20 cm) aus kalkreicher Erde wachsend, aber nicht auf verrottendem Holz. Der Fundort deutet eher in Richtung Hexenei.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Miesmuschel

    Schöne Runde -

    Der fransige Wulstling passt recht gut zu den Fotos. Wichtiges Merkmal ist die stielspitze . Dort fühlt sich alles beim zerreiben zwischen den Fingern sehr cremig an.

    die Basis sollte recht derb sein und meist mit anklebender Erde behaftet.
    das Judas Ohr wurde sicher verschleppt.

    Auf die weissen Eier bin ich gespannt. Ein Schnitt Wäre interessant, falls da nichts in die Höhe schiesst heute…

    Schöner dunkler lackporling denk ich, Bruder vom glänzenden.
    lg jens

  • Amanitas kann man nur schwer bestimmen, wenn man keine Draufsicht auf die Basisknolle hat.

    Hallo Stephan,

    was bezeichnest Du als Draufsicht? Ich kenne als Draufsicht nur die Sicht von oben. Aber danach müßte der Stiel ja quer geschnitten sein. :hmmm:

    Gruß - Franz

  • hallo

    So ein schön ausgeprägter Stiel passt doch sehr gut zum Ganoderma lucidum

    Glänzende Lackporling.

    Beim ersten war mein Gedanke auch wie bei Schupfi.

    BG Andy

  • Der glänzende lackporling kommt ‚eigentlich‘ nur auf Laub stumpf, der dunkle Zwillingsbruder G. Carnosum auf Nadel stumpf . Hab mal gelesen dass der auf Laub stumpf nur in Finnland nachgewiesen wurde.
    auf dem Bild sieht es nach Nadeln aus . Er ist bei uns auch viel häufiger.

    Lg jens

  • Amanitas kann man nur schwer bestimmen, wenn man keine Draufsicht auf die Basisknolle hat. Nur auf dem ersten deiner Fotos ist eine (abgebrochene?) Basisknolle

    Stimmt, ging gestern unter, und ja, Basis ist teils abgebrochen.


    Nummer 1 kannst du mal weiter beobachten, das könnte vlt. auch Volvariella bombycina werden.


    Schupfi und Andi sehen das richtig:agree::agree:. So sehen die Beiden heute aus.

    Danke Euch allen!

    LG, Miesmuschel

  • Wow Neid kommt auf ein wirklich wunderschönes Exemplar des Wollige Scheidling (Volvariella bombycina)

    Schöne Aufnahme der Hutoberfläche und Volva.

    BG Andy

  • Hallo und guten Abend,

    der Wollige Scheidling Volvariella bombycina wurde ja bereits vorgestellt.

    So bleibt mir nur, euch ein paar Details der „vergoldeten“ Form vom

    Wolligen Scheidling Volvariella bombycina var. flavices) zu zeigen.

    Eine gute Zeit

    Gelbfieber & Co

  • Hallo zusammen

    Irgendwie passt etwas nicht zusammen mit Flachen Lackporling, aber ich sehe durchaus an der frisch gewachsenen Hymenium einige Anzeichen von zitzenartigen Auswüchse evt. von der Gallenfliege und daher müsste es wohl so sein. Die Kruste (Hutoberfläche) errinert mich eher an einen anderen Porling.

    Das Substrat ist wahrscheinlich eine alte Buche, die Entstehung auf Wurzelhöhe.

    Ist immer schwierig so eine Ferndiagnose.

    Wäre schön wenn Beorn kurz drüberschauen kann. Würde mich selber interessieren.

    BG Andy

  • Hey Miesmuschel,

    Volvariella bombycina ist ein toller Fund, den hast sehr gut aufgenommen, :thumbup:

    Für deinen vermeintlichen G. applanatum gibt es eine einfache Bestimmungsmöglichkeit. Wenn du mit dem Daumen kräftig draufdrückst und die Hutschicht einbricht, dann ist er es.

    Von der Aufnahme her tendiere ich eher zu G. australe.

    Der Glänzender Lackporling entwickelt im Juni die ersten Fruchtkörper, dass passt von der Zeit. Mit der Bestimmung wird's knackig, weil G. lucidum und G. carnosum sich über dass Substrat nicht bestimmen lassen.

    Lucidum bevorzugt Laubholz, verschmäht aber auch Nadelholz nicht. Carnosum wiederum bevorzugt Nadelholz, findet aber auch Laubholz lecker.

    Typischer 'Pablo-Pilz' wieder einmal, sofern er deinen Fund unters scharfe Glas schiebt, :)

    lgpeter

  • Leute- ich bin total überwältigt von Euren Beiträgen und hüpfe hier laut singend auf einem Bein in der Gegend rum....:smile2:

    Danke viel- vielmals"


    da lohnt es sich ja fast, nachts alle Stunde ein Foto zu machen…

    Balzers ist eine Reise wert, grins. Ja, so ein Zeitraffer wäre schon toll (und Merci noch für Deinen ausführlichen Beitrag ganz weit oben und den taktilen Tipp- ging etwas unter, sorry:blush:)


    Wow Neid kommt auf ein wirklich wunderschönes Exemplar des Wollige Scheidling (Volvariella bombycina)

    Hübsch ist der- Du hattest ja im Herbst schon mal Interesse an der Entwicklung des Pilzes bekundet, den ich Nähe Berlin entdeckt hab- nur kam ich da nicht mehr hin. Warum in die Ferne schweifen...


    So bleibt mir nur, euch ein paar Details der „vergoldeten“ Form vom

    Wolligen Scheidling Volvariella bombycina var. flavices) zu zeigen.

    Klasse, Gelbfieber, Dankeschön. Rundet das Ganze wunderbar ab!


    Das Substrat ist wahrscheinlich eine alte Buche, die Entstehung auf Wurzelhöhe.

    Stimmt, Andy: Buche, und zwar eine stolze alte Buche. Bin noch zu wenig genau mit meiner Beschreibung, ich arbeite dran... :wink:


    Wenn du mit dem Daumen kräftig draufdrückst und die Hutschicht einbricht, dann ist er es.

    Das probiere ich mal demnächst- Schonzeit steht vor der Tür....

    Der Glänzender Lackporling entwickelt im Juni die ersten Fruchtkörper,

    Auch hier ist noch Luft nach oben bei meiner Beschreibung....:blush: Hauptsächlich Buchen, teis sehr jung, aber auch Kiefern und Fichten.

    Ich muss noch recht kämpfen mit den lateinischen Namen, hab erst im 2019 kurz vor Corona angefangen. Wie meine Grossmutter zu sagen pflegte: Ich bin nur eine kleine, dumme... aber ich wachse noch!

    LG und herzlichen Dank, Miesmuschel

    • Offizieller Beitrag

    Servus!

    An den oben gezeigten Lackporlingen kann ich jetzt keine eindeutigen Zitzengallen erkennen. Von der Form her meine ich, daß das in der Tat auch gut ein Wulstiger (Ganoderma australe) sein könnte. Mit der "Eindrückbarkeit der Hutkruste" tue ich mich schwer als Merkmal, weil das erfahrungsgemäß variiert im Wachstumsverlauf der Fruchtkörper. Neben der Sporengröße finde ich dagegen die Farbe des Kontextes ein relativ solides Trennmerkmal (+/- durchgehend dunkel rotbraun bei australe, helleres Braun ohne auffällige Rottöne und oft mit weißlichen "Mycelplacken" bei applanatum).


    Bei mehrjährigen Fruchtkörpern kann man auch noch die Dicke der Mycelschicht zwischen den einzelnen Röhrenschichten im Schnittbild angucken: Da hat eventuell der Habicht - Peter auch noch einen Link dazu. Funktioniert halt nur, wenn bereits mehrere Röhrenschichten ausgebildet sind.

    Eine der einjährigen Arten mit harzhaltiger Kruste (lucidum, valesiacum, resinaceum & carnosum) ist das hier nicht, da bin ich ziemlich sicher. Das lässt sich aber zur Not auch mit einem Brutzeltest noch überprüfen (wird hier negativ / kein Harz vorhanden) sein.


    LG; Pablo.

  • Servus Pablo,

    https://www.arboristik.de/2010/roehrenschichtanalyse.htm


    Eine der einjährigen Arten mit harzhaltiger Kruste (lucidum, valesiacum, resinaceum & carnosum) ist das hier nicht, da bin ich ziemlich sicher. Das lässt sich aber zur Not auch mit einem Brutzeltest noch überprüfen (wird hier negativ / kein Harz vorhanden) sein.


    Kuckuck,

    worauf bezieht sich dein obiger Satz?

    G. lucidum, valesiacum & cranosum haben keine harzhaltige Kruste, :wink:

    lgpeter

  • Hallo Miesmuschel,

    von mir noch eine Gratulation zur Volvariella bombycina, die habe ich selber noch nicht finden können.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • von mir noch eine Gratulation zur Volvariella bombycina,

    Danke vielmals! Reines Anfängerglück, glaub:hmmm:.

    Hier noch ein Update: Vom Ei bis zur Leiche in nur 3 Tagen, Fotos vom Mittwoch, 29.06.2022


    Nebst Zahnarzt- Spiegel hab ich im meinem "Überlebensrucksack" auch ein Metermass...:blush:, er wies ca. 23cm Durchmesser aus. Unsere Pilzkontrolleurin hat ihn für mich dankenswerterweise kartiert.




    Anbei noch ein Baby- Lackporling, hier sieht man die Jungbuchen (Ergänzung zu oben). Foto vom 30.06.2022. Leider auch eine Mountain-Biker- Strecke, nebst Pilzen auch diverse Mäuse und Küken tot und platt auf dem schmalen Weg.

    Der Glänzender Lackporling entwickelt im Juni die ersten Fruchtkörper, dass passt von der Zeit.