Stiel dieses Pilzes fast 18 cm im Boden.

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 2.376 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. August 2022 um 19:15) ist von tulpenbaum.

  • Hallo zusammen,

    dem auf den Bildern beigefügten Pilz schenkte ich erst gar keine große Beachtung.

    Er wuchs bei uns im ganz schmalen Vorgarten, in der Nähe einer riesigen Rotbuche.

    Ich hatte einfach Interesse halber nur den Hut von oben, die Lamellen und den Ring fotografiert.

    Beide Fotos machte ich ohne den Pilz rauszunehmen.

    Ich wollte ihn einfach draußen aussporen lassen.

    Das Spornpulver ist weiß, auch wenn die Lamellen auf dem Foto einen braunen Touch haben.

    Ich dachte an Amanita excelsa. Dann kamen mir aber Bedenken, da ich am nächsten Tag etwas Erde von der Basis wegnahm und auch nach etwas tieferen Graben weder auf eine Knolle, noch etwas ähnlichem stieß.

    Der Pilz lies mir keine Ruhe, so dass ich ihn nach weiteren drei Tagen, nachdem er bereits am verfallen war, rausnahm und Fotos machte.

    Ich fand keine Knolle, aber der Stiel wurzelte noch sehr weit in den Boden, wie man anhand der Fotos auch sehen kann.

    Der Stiel ist insgesamt sicher 20 Zentimeter, wobei der aus dem Boden herausragende Stiel vielleicht 10% davon ausmachte. Der Einzige der mir dazu einfällt, wäre Aminta excelsa var.excelsa.

    Ist dies denkbar, oder liege ich hier falsch?

    Eine gute Beschreibung dieser Varietät findet sich im Ludwig.

    Danach ist der Pilz fast ohne Knolle, der Stiel bis 30 cm lang und steckt tief im Boden.

    Er hat eine eng anliegende Volva, die jedoch meist im Boden zurück bleibt.

    Die Manschette ist fein gerieft.

    Die Riefung erkennt man noch an den Fotos des frischen Pilzes.

    Auf den späteren Photos ist die Manschette, wie der gesamte Pilz, nur noch schwer zu erkennen. Viele Grüße

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Hallo Thomas,

    hat Amanita nicht immer einen knolligen Fuß mit Gesamthülle?

    Eine Knolle sehe ich zumindest nicht...

    Die Lamellen wirken auf mich angewachsen.

    Sind die grauen Pünktchen auf dem Hut Schuppen oder eher Dreck?

    Das kann ich auf den Bildern nicht unterscheiden.

    Vielleicht kannst du hierzu noch was sagen?

    Ich kann den Pilz nicht einordnen, aber auf jeden Fall bin ich gespannt, ob und was dabei rauskommt!

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    gut dass du nachfrägst.

    Auf dem Hut sind kleinere Erdbrocken, aber auch Velum.

    Dieses ist so leicht grau/bräunlich.

    Am besten ist es, wenn man das Bild vergrößert.

    Was eine Knolle angeht, hatte ich im Erstbeitrag aus Ludwig zitiert, der schreibt, dass bei dieser Varietät so gut wie keine Knolle vorhanden ist.

    Wirklich ein spannender Pilz.

    Viele LG

    Thomas

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  • Hallo Martin,

    ich hatte noch vergessen, dass du auch wegen der Lamellenhaltung angefragt hast.

    Es ist richtig, dass die Lamellen hier nicht frei sind.

    Dies spricht aber nicht automatisch gegen Amanita, denn da können die Lamellen auch angewachsen sein.

    Ist die zwar in vielen Büchern anders drin, aber das ist ein grundsätzlicher Übertragungsfehler, der dann einfach so übernommen wird.

    Bei einem Kurs von Andreas Gminder erzählte dieser, dass er einmal einen Grünen Knollenblätterpilz mit breit angewachsenen Lamellen gefunden hatte.

    LG

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Hallo Thomas,

    das ist ja mal interessant!

    Also, ich bin schon gespannt, was die erfahrenen "Alten Hasen" hierzu sagen werden.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    da du Interesse bekundet hast und es vielleicht auch Andere interessiert, Nachfolgendes was ich mir mal zur Lamellenhaltung bei Amanita aufgeschrieben hatte.

    Gab mal einen

    Übertragungsfehler aus Originalgattungsdiagnose v

    Amanita:

    Dort Gattung "Freiblättler" zugeordnet.

    Sollte aber nicht heißen, Lamellenen frei, sondern

    "nur" , daß Hut und Stielfleisch systematisch getrennt sind.

    Daraus in einer Übersetzung aber "Lamellen frei" gemacht, das sehr oft einfach übernommen und kopiert wurde.

    Eigentlich überraschend,

    da jeder mal einen Fliegen- Perl- Pantherpilze etc. in der Hand hatte u beim Druntergucken sofort die breit angewachsenen Lamellen sieht.

    LG

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Hallo Thomas,

    ich muss gestehen, ich hatte dergleichen noch nicht in der Hand - zumindest nicht die letzten 40 Jahre - und kenne die drei Alkerwelts-Amanitas nicht aus eigener Anschauung, da ich mich noch zu viel kurz mit Pilzen beschäftige. Bin mir gar nicht sicher, ob es hier überhaupt Fliegenpilze gibt! ;(

    Übersetzungsfehler kann ich mir in übersetzen Büchern schon vorstellen, aber hätte gehofft, dass zumindest Bücher von deutschen Autoren nicht von Englischen abgeschrieben werden.

    Ich muss mal meine Literatur prüfen, was dort zu den Lamellen bei Amanita steht...

    LG, Martin

  • Ok!

    Im Guthmann/Hahn werden alle denkbaren Varianten für den Lamellenansatz bei Amanita als möglich erwähnt - von frei bis angewachsen und mit Zahn herablaufend.

    Bei A. Gminder auch, was gut zu deiner Schilderung passt.

    Fungi of temperate Europe schreibt "free, .. rately adnexed gills".

    Hingegen im Lüderschen Pilzbuch und bei Bresinsky dagegen wird der Ansatz nur als frei beschrieben.

    Ich werde das bei künftigen Funden beobachten!

    LG und danke für die Hinweise, Martin

  • Übersetzungsfehler kann ich mir in übersetzen Büchern schon vorstellen, aber hätte gehofft, dass zumindest Bücher von deutschen Autoren nicht von Englischen abgeschrieben werden.

    Ich glaube, der "Übersetzungsfehler" war nicht gemeint als Übersetzung von einer Sprache in die andere, sondern eher als "Übertragungsfehler" (der Begriff wurde ja auch verwendet), oder vielleicht als "Übersetzungsfehler" von Mykologendeutsch in Pilzlaiensprache.

    Auf jeden Fall interessant!

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Thomas,

    zu deinem angefagten Fund kann ich leider nichts sagen aber zum Thema Freiblättler. Wem es interessiert kann sich hier einen Vortrag von Christoph Hahn darüber anschauen. Ich finde ihn sehr informativ.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Klasse Jörg!

    Danke👍

    Wenn ich mich richtig erinnere, stammen meine obigen Kenntnisse auch aus Mitteilungen von Christoph Hahn im Münchner Pilzverein.

    LG

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Hallo zusammen,

    wie ich schrieb, sind meine Angaben zu dem Pilz alles andere als optimal.

    Andererseits denke ich, dass es wenige Pilze gibt, die so einen langen Stiel haben, in Kombination mit weißem Sporenpulver, Ring und dieser Hutoberfläche.

    Insoweit bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass irgendjemand zumindest eine Richtung angeben könnte.

    Der Pilz mit dem außergewöhnlichen und auffallenden langen Stiel ist aus meiner Sicht auch hochinteressant.

    Daher fände ich es etwas schade, sich damit nicht auseinander zu setzen.

    Sicher muss ich mir selber sagen, ich hätte rechtzeitig mehr mikroskopieren sollen und auch eventuell mehrere Merkmale makroskopischer Art angeben.

    Andererseits so ganz wenige Merkmale sind es nun nicht und eben dieser herausragende Stiel.

    Vielleicht kann doch noch jemand irgendetwas dazu sagen.

    Klar, wenn es nicht geht, geht es nun mal nicht und ich werde beim nächsten Mal auch bei erstmal anscheinend klarer Gattung oder Art besser "aufpassen".

    Ein Grund war allerdings auch, dass ich ihn bei uns im Vorgarten aussporen lassen wollte und daher erstmal nicht raus nahm.

    Nun aber kurz und gut, würde mich freuen, wenn jemandem doch noch etwas einfallen würde und sei es auch nur eine Annäherung.

    Viele Grüße

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Hallo Thomas

    Ich würde den Pilz unter Mißbildung abspeichern. Man findet ja hin und wieder Pilze mit Wurzel.Manche haben immer eine Wurzel. Aber bei einigen Pilzen entsteht die Wurzel ja, weil der Pilz zu tief im Boden anfängt zu wachsen und er ja an das "Tageslicht" möchte. Wenn du den nicht am oberirdischen Teil bestimmen kannst, bleibt er leider unbestimmt. Dass der Pilz immer so eine Wurzel hat, glaube ich nicht. Interessant ist der Pilz aber!

  • Hallo Thomas,

    ein Pilz, der notorisch eine sehr lange Wurzel hat, ist der Marzipanfälbling.

    Ich denke zwar, dass dir dann der Geruch hätte auffallen müssen, aber du kannst ja trotzdem mal vergleichen.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Besten Dank Sabine und Uwe.

    Der Geruch wäre mir wohl aufgefallen, aber nachdem ich ihn sehr spät rausnahm, könnte es sein, dass der Geruch bereits nicht mehr vorhanden war (der Pilz war zu diesem Zeitpunkt schon leicht faulig).

    Gegen einen Fälbling spricht allerdings die weiße Sporenpulverfarbe.

    An eine Missbildung hatte ich überhaupt noch nicht gedacht, weil ich eben bei Ludwig Erhard (Band 3) den Hinweis fand, dass es diese Varietät von Aminta excelsa, nämlich Aminta excelsa var.excelsa gibt.

    Aber ganz klar, auch das müsste in jedem Fall überprüft werden.

    Nochmals euch beiden besten Dank.

    Viele Grüße

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Hallo Thomas,

    ja der Pilzfund ist sicher interessant!

    Ich kann aber leider bei der Bestimmung nicht helfen!

    Vor Kurzem habe ich meinen ersten Spindeligen Rübling (Gymnopus fusipes) aus dem Boden gezogen und nicht schlecht gestaunt.

    Erst glaubt man einen kleine Pilz vor sich zu haben und dann kommt bei vorsichtigem Ziehen ein elend langer Stiel aus dem Boden.

    Aber wie Uwe ja schreibt, ein langer Stiel kann auch eher zufällig entstehen, wenn mehr Substrat über dem Pilz lagert als üblich, dann muss der Stiel halt länger ausfallen.


    LG, Martin

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Angesichts der gar nicht weißen Lamellen könnte ich mir hier auch einen Igel (Amanita solitaria) vorstellen. Die Art kann auch mal eine "rübenartig" wurzelnde Stielbasis bilden.

    Bewerten kann ich allerdings nur die beiden (nicht allzu merkmalsreichen) Aufnahmen des frischen fruchtkörpers. Die späteren Aufnahmen sind wegen dem verwesungszustand nicht mehr beurteilbar.


    Lg; Pablo.

  • Hallo Martin, hallo Pablo,

    erstmal besten Dank.

    Es scheint tatsächlich so zu sein, dass sich öfters mal ein längerer Stil entwickelt.

    Mehr Substrat lag allerdings dort nicht, er kam direkt aus dem planen Erdreich.

    Selbstverständlich können es dann auch andere Ursachen sein.

    @Pablo.

    Jetzt hat mich fast der Schlag getroffen Pablo, denn mit sehr sehr großer Wahrscheinlichkeit ist es genau der Pilz gewesen, den du nun genannt hast.

    Der Grund liegt darin, dass dieser Pilz, an praktisch dieser Stelle, bereits vor zwei Jahren auftauchte.

    Ich hatte damals diesen stehen lassen, nur fotografiert und mir Notizen gemacht, die ich beifüge.

    Ich hatte nur nicht mehr daran gedacht, erst als du diese Art angesprochen hast.

    Ich gehe mit von mir geschätzter 90-prozentiger Sicherheit davon aus, dass es diesmal auch wieder dein genannter Pilz, nämlich der Igelwulstling ist.

    Noch eine Frage Pablo, nachdem du dies angesprochen hast:

    Sind dessen Lamellen etwas dunkler?

    In jedem Fall nicht einmal Hut ab, sondern dreimal. Wirklich hammerartig, wie du darauf gekommen bist👍👍👍. Ich bin wirklich beeindruckt.

    Wie du schon sagst, eine 100-prozentige Einordnung ist allein anhand der von mir genannten Merkmale nicht möglich.

    Aber es spricht nahezu alles dafür. Nochmals besten Dank und sollte er noch mal auftauchen (vielleicht im kommenden Jahr), werde ich versuchen ihn nach allen Regeln der Kunst zu bestimmen.

    Viele Grüße

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

  • Liebe Sabine,

    nachdem ich so lange auf dem langen Stiel "herum geritten" bin, setzt sich meist nur dies fest und dann kommt man auf alle Pilze, bei denen man einen langen Stiel eben mal gesehen hat oder einen Pilz mit so einem gefunden hat.

    Das ist doch prima.

    Ich freue mich auch sehr, dass ich dank Pablo jetzt einen Favoriten habe.

    Schon toll, dass Pablo aus diesen Angaben auf diese Art kam.

    Noch eine schöne Woche und Viele Grüße

    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!

    Das ist ja praktisch, daß du an der Stelle bereits Igel nachweisen konntest. Weil ich wüsste zwar keine andere Passende Art mit so einer dunklen Tönung der Lamellen, aber das muss nichts heißen. Sicher kann ich mir nur nach den Bildern nicht sein. Aber das ist zum Glück mit den PIlzen in der Hand auch nochmal ganz anders.

    Amanita solitaria fühlt sich inzwischen entlang des Oberrheins sehr wohl und ist regelmäßig anzutreffen. Insofern kenne ich die Art schon recht gut, aber wie schon gesagt: Bilder ist halt was Anderes als Pilz in Hand. :wink:


    Lg; Pablo.

  • Servus Pablo,

    ganz klar, war mit den Infos und Photos von mir, mehr als eine harte Nuss. Aber ich habe daraus viel gelernt, daher nochmals vielen Dank für deine so erfolgreiche Arbeit.

    Ein schönes Wochenende und vielleicht geht da auch trotz Hitze etwas mit unseren geliebten Pilzen.

    LG

    Thomas

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