Situation zur Zeit im SüdWesten

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.535 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. September 2022 um 12:23) ist von Beorn.

  • Genauer gesagt: Was geht ab zwischen Schwarzwald und Alb

    Hallole z'amme,

    die vergangenen drei Wochenenden gab es jeweils 1 bis 1 1/2 durchaus heftige Regenereignisse. Sicher mehr als anderswo (zB.:Berlin), aber auch weniger als zum Beispiel in Richtung Apen. Leider waren die dazwischen liegenden Wochentage stets so heiß und dürre, dass die positive Wirkung schnell wieder zunichte gemacht wurde. Der Druck der Bäume auf ihre Mykorrhiza-Partner war wohl schnell wieder so groß, dass die keine Gelegenheit zu fruchten fanden. Aber die Saprobionten, vor allem die Holzverwerter kamen in den zwei Wochen dann doch wieder vermehrt zum Vorschein. Ich war alle paar Tage im Wald. Hier einige Beispiele:

    #1: Angebrannter Rauchporling, Bjerkandera fumosa tolles Exemplar an einer, obenrum noch recht grüner, Buche.

    #2: Flacher Lackporling, Ganoderma applanatum, auch ein stattliches Teil.

    #3: Hier bin ich am zweifeln, ob das ein Dachpilz ist. Die Lamelllen sind nicht wirklich rosa. Der Durchmesser, 20 cm. Sporen sind wohl braun, wie am Kl. Pilz darunter zu sehen ist.

    #4: Die Ausnahme bestätigt die Regel, ein Röhrling hat sich doch gezeigt. Ich vermute ein Schwarzblauender, Cyanoboletus pulverolentus:

    #5: Riesenporling, Meripilus giganteus, der ist auch dabei:

    #6: Highlite: Löwengelber Dachpilz, Pluteus leoninus:

    #7: Nadelholz-Braunporling, Phaeolus schweinzii:

    #8: Orangeroter Kammpilz, Phlebia auranthiaca (radiata):

    #9: ein ? der wächst auf uralten Stämmen in xter Zersätzerfolge. Das Holz ist schon gannz morsch und ich habe keine Ahnung, was es sein könnte.:

    #10: Abgeflachtes Stummelfüßchen,Crepidotus applanatus:

      

    #11: Löwengelber Porling, Polyporus leptocephalus, wäre meine Vermutung aus Mangel an Alternativen:

      

      

    Ich bin dankbar für Eure Kritik. Was gestern los war folgt gesondert.

    LG, Diether

  • Nummer 3 ist Xerula radicata. Nummer 9 ist eine Simocybe. Die Porlinge sind Polyporus badius und Cerioporus leptocephalus würde ich denken.

    Danke Schupfi für die wertvollen Tips. Nr 11 ist, glaube ich, nur eine Art, eben Jung und alt. Ich komme morgen oder übermorgen noch mal hin und finde es da vielleicht raus. Cerioporus und Polyporus sind wohl Synonyme, welcher allerdings zur Zeit bei der Art der gültige ist weiß ich nicht.

    LG, Diether

  • Hallo Schupfnudel,

    ich bin meine Bilder nochmal durchgegangen. Zu Nr. 9 : Ich habe tatsächlich noch einen kleinen Pilz etwa drei Meter entfernt, den ich im Bericht nicht verwendet habe. Meiner Meinung nach ist das Simocybe reducta:

    Beachte die durscheinende Huthaut, radiale Riefung. Das hat die Nr.9 nicht, auch die Stiele sind anders:

    Ein paar Tage später:

    Bin gespannt auf die Diskusion.

    LG, Diether

  • Huhu,

    so helle Polyporus badius habe ich noch nicht gesehen, aber vielleicht kommt das ja mal vor? Die vorherigen braunen sind ziemlich sicher welche.

    Die Simocybe müsste man mikroskopieren, S. centunculus oder S. sumptuosa wäre mein Tipp. S. reducta sagt mir gar nix, aber ich habe auch nur eine Handvoll Olivschnitzlinge gefunden bisher, bin da also auch nicht tief in der Materie.

    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Simocybe reducta ist eine winzige Art (Hüte normalerweise <10mm im Durchmesser) mit deutlicher Riefung.

    Hier wären wirklich viel eher die von Schupfi genannten Arten anzunehmen. Die meisten fruchtkörper (vor allem Startbeitrag) wirken eher wie sumpuosa auf mich, aber centunculus und sumptuosa sind makroskopisch schwer zu unterscheiden. Bild 1 in Beitrag #5 sieht eher wie centunculus aus, der Rest tendenziell mehr wie sumptuosa.

    Was die Stielporlinge betrifft: Die ersten beiden Bilder von #11 sind Polyporus badius (Kastanienbrauner SP / Picipes badius).
    Der kann zwar auch mal hell ausfallen, aber die anderen fruchtkörper sieht nicht wirklich nach Polyporus badius aus. Die Struktur der Hutoberfläche ist ja auch anders strukturiert, nicht nur anders gefärbt. Das kann schon was aus der Ecke um Polyporus leptocephalus / Polyporus varius sein (Löwengelber SP / Cerioporus varius). Allerdings gibt es in der Gattung noch eine ganze Reihe weitere, teils seltene Arten, hier traue ich mir keine Einschätzung zu.

    "Cerioporus" und "Polyporus" sind nicht direkt Synonyme. Die ehemalige Gattung "Polyporus" ist heterogen, und wurde darum in mehrere Gattungen geteilt. Die Arten um den Winterporling und den Maiporling zB sind zu Lentinus gewandert. Nach aktuellem Stand wäre die Gattung "Polyporus" monotypisch, d.h. nur die ursprüngliche Typusart (Polyporus tuberaster = Sklerotienporling) ist nach wie vor Polyporus.

    Allerdings ist das aktuelle Gattungskonzept aus meiner Sicht in etlichen Punkten noch arg unschlüssig. Gar nicht nachvollziehbar ist zB, daß der Löwengelbe ("Ceriporus" varius) und der Schuppenporling ("Cerioporus" squamosus) zur gleichen Gattung gehören. Das ergibt morphologisch keinen Sinn. Einige weitere Punkte sind noch wackelig, so zB die Stellung vom Eichhasen (wobei da "Dendropolyporus" schon eine vernünftige Lösung sein könnte, wobei der ja ebenso wie tuberaster ein Sklerotium bildet).

    Mein Tip: Das Ganze erstmal ignorieren und weiterhin unter "Polyporus" zusammenfassen.

    #1: Sieht mal ganz stark nach Inonotus cuticularis (Flacher Schillerporling) aus.

    #4: Komischer Fruchtkörper, Cyanoboletus mag ich aber nicht ausschließen.

    #8: Wenn das Substrat Nadelholz ist, dann ist das Rhodonia placenta (Rosafarbiger Saftporling).

    #10: Wenn Huthaut nicht mit den Eigenschaften des Dehnbaren Helmlings ausgestattet, müsste man ein paar mikroskopische Eckdaten beobachten, sonst wäre das Crepidotus spec.


    LG; pablo.

  • Hallo,

    die momentane Situation im Großraum Augsburg. Diese Region hat es den ganzen heißen Sommer durch "ganz gut erwischt", immer wieder gingen mal dunkle Wolken durchs Land und füllte kleine Tümpel wieder nach. Nach dem gewaltigen Tief das letztens über Korsika und Italien wütete und über die Alpen nach Bayern zog und richtig abschüttelte bin ich heute mal in den Wald.

    An meinem Rotfußröhrling Standort konnte ich heute schöne junge Exemplare für 3 Mahlzeiten einsammeln. Ich schreibe das deswegen, weil im Pilz-Hammer-Jahr 2019 fing es auch an diesem Standort mit den Rotfußröhrlingen an, erst später konnte man dann im ganzen Wald sammeln gehen.

    Ich glaube für unsere Region dürfte es eine gute Schwammerlsaison werden.

    Grüße

    Porli

  • Nabend,

    danke für Eure sehr hilfreichen Antworten. Pablo, Deine Ausführungen sind immer sehr lehrreich. Heute hat es überraschender Weise wieder geregnet. Das verspricht eine gute Gundlage für den September zu geben.

    Morgen gehe ich noch einmal die gleiche Tour. Bin gespannt wie sich die Stielporlinge entwickelt haben.

    LG, Diether

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Diether!


    Gut, damit kann man den Flachen Schillerporling wohl eintüten. An Rotbuchen wüsste ich keine weitere Art mit so weit ausladenden Fruchtkörpern. Wenn du magst, kannst du den Hutfilz mal im Mikroskop angucken: Inonotus cuticularis ist meines Wissens die einzige Art mit diesen markanten Setae im Hutfilz.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Mikroskop habe ich leider nicht und das 20x Binok wirds nicht bringen. inzwischen sieht der Pilz auch schon ganz schön alt aus.

    Heute war ich noch einmal auf der Tour. Bei den Stielporlingen von #11 handelt es sich tatsächlich um eine Art, wie die Bilder zeigen:

    Die vormals hellen, jungen:

    Kommt eigentlich nur P. badius infrage, obwohl er mir eigentlich zu hell ist. Auch in unserem Wald wächst der ganz dunkel rotbraun.

    LG, Diether

  • hallo Diether

    Ein schönes Cluster bei der 11 -> hier sehe ich auch Kastanienbraune Porling /Picipes badius

    Danke für deine Aufnahmen und Mühe.

    BG Andy

    • Offizieller Beitrag

    Servus!

    Ja, nun ist das doch deutlich. Also doch kastanienbraune, auch wenn die jungen fruchtkörper etwas ungewöhnlich aussahen. :thumbup:


    LG; Pablo.