Hygroscybe persistens (Safrangelber Saftling), oder doch der subglobispora?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 838 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. September 2022 um 23:08) ist von EL12.

  • Hallo zusammen,

    inzwischen hat es bei uns so viele Pilze, dass ich als noch nicht so erfahrener Sammler die Übersicht komplett verloren habe. Allerdings bin ich nun schon einige male bei uns im Pilzverein an die Bestimmungsabende gegangen - das hat nun dazu geführt dass ich nur noch an Pilze denke und ein Buch nach dem anderen kaufe... Gerade als Anfänger sind die Bestimmungsabende super, da sieht man viele Pilze mit Namen und kann sie anfassen, dran riechen usw. - also allen zu empfehlen die da noch nie waren!

    Bei einem kleinen Spaziergang ist mir dann dieser Pilz aufgefallen, ich hatte kein Buch dabei, war mir aber ziemlich sicher dass es ein Saftling sein muss. Da sehr viele Fruchtkörper vorhanden waren und 1/3 davon schon zertreten waren (am Wegrand eines Weges zu einem Spielplatz, künstlich angelegter Hügel auf dem auch noch Schafe weiden, Umgebung Winterthur) habe ich drei Exemplare zur Bestimmung mitgenommen (ich wusste dass gewisse Saftlinge sehr selten sind).

    Bei der Bestimmung bin ich recht schnell beim Hygroscybe persistens angelangt (Breitenbach und Känzlin, Band 3). Ich bin aber nicht ganz sicher ob es nicht doch der Subglobispora (rundlichsporiger Saftling) ist, da die Sporen doch recht rundlich aussehen. Was mein ihr?


    Rundliche Spore (die anderen haben gleich ausgesehen, das war einfach die einzige, die gut sichtbar auf der Skala lag, Teilstriche = 10 Mikrometer)


    Basidien zweisporig (wobei auffallen viele Basidien noch keine Sporen gebildet haben? Liegt das daran, dass der Fruchtkörber noch sehr jung war?, Quetschpräparat der Lamellenschneide in Wasser, 1000 fach vergrössert)

    Im Hutfleisch waren erstaunlich viele Kristalle zu sehen, habe aber nirgens etwas davon gelesen?

    Die Fruchtkörper sind jedenfalls farblich sehr schön anzusehen!

    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Also, ich muss ja gestehen, mit den Trennungen in dem Aggregat um Hygrocybe persistens / acutoconica auch nicht wirklich klar zu kommen. Was ich bisher aus der Gruppe an Funden hatte, war meiner Ansicht nach stets Hygrocybe acutoconica s.str. (sensu Boertmann), die Trennung nach der Sporenform schien mir relativ vage zu sein, weil sich die Variatuionsbreiten doch zu überlappen scheinen. Das Problem ist, daß auch die makroskopischen Variationsbreiten in der Gruppe so groß sind, daß ich nicht abschätzen kann, wo die eine Art anfangen und die andere aufhören soll (um's mal so lapidar zu formulieren).

    Wenn man das alles aber unter "H. persistens agg." zusammenfasst, dann stimmt es doch in jedem Fall, oder? :wink:


    LG; Pablo.

  • Hallo,

    danke für diesen Beitrag! Ich fühlte mich bisher bei der Bestimmung von Saftlingsarten immer etwas verloren, aber mir macht es Hoffnung, dass du anscheinend in der richtigen Gegend gelandet bist.

    Vielleicht mache ich mich an die, die ich letztes Wochenende gefunden habe, auch noch dran. Mal schauen, ob ich Zeit finde, das Mikroskop auszupacken.

    Hierzu

    ich wusste dass gewisse Saftlinge sehr selten sind

    hatte ich mich mal gewundert, als jemand schrieb, dass in der Schweiz (im Unterschied zu Deutschland) die Saftlinge nicht als Gattung komplett geschützt sind (nur der Rosarote Saftling scheint geschützt zu sein).

    Letztes Wochenende war ich in der Schweiz und habe unter anderem eine Wanderung in der Nähe von Engelberg gemacht. Holla die Waldfee! Da standen die ganzen Almwiesen voll mit Saftlingen und Rötlingen!

    Leider (natürlich nur wegen der Pilze "leider") war ich nicht allein, so dass ich nicht voll in Pilzen schwelgen konnte. Aber wenn die anderen Almwiesen in der Schweiz nur annähernd so viele Saftlinge haben, kann ich das nachvollziehen, dass die dort nicht geschützt sind.

    Beste Grüße

    Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sabine!

    Bei Saftlingen ist es allerdings wie mit den meisten anderen Pilzen auch: Der Schutz der fruchtkörper ist sinnlos, wenn die Pilze selbst nicht geschützt sind. Die Mycelien könnnen aber nur in intakten Biotopen überleben, bedeutet demnach: Die Biotope sind zu schützen, nicht die einzelnen fruchtkörper der dort vorkommenden Arten.

    Allerdings taugen viele Saftlinge als gute Bioindikatoren, sie zeigen eine hohe Biodiversität an sowie eine stabile, über lange Zeit entstandene Vernetzung von Arten in einem Biotop.

    Dazu muss man allerdings sehr wohl differenzieren, was prinzipiell sogar leichter fallen würde, seit die Saftlinge und Ellerlinge auch taxonomisch deutlicher aufgeteilt wurden.
    Auch in Deutschland gibt es "Saftlinge" (Hygrocybe conica agg., Gliophorus psittacinus, Cuphophyllus virgineus & Cuphophyllus pratensis), die alles andere als selten sind, und auch in verhältnismäßig artenarmen Biotopen überleben. Auch die verschwinden ab einer bestimmten Stickstoffbelastung, benötigen aber nicht so ein ausgeklügeltes Artengleichgewicht in ihrem Biotop wie zB Porpolomopsis calyptriformis oder andere, noch wesentlich seltenere Arten, die überhaupt nicht geschützt werden und auch nicht als Bioindikatopren wahrgenommen werden (div. Clavariaceae, Dermoloma-, Porpoloma-, Camarophyllus - Arten...).


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    dass ein Fruchtkörper-Sammelverbot aus Pilzschutzgründen nicht sonderlich sinnvoll ist, weiß ich natürlich, und die Auswahl der in Deutschland gesetzlich geschützten Pilze scheint zudem reichlich willkürlich. Ich hätte mir vorstellen können, dass es in der Schweiz sinnvollere Vorgaben gibt, denn mW stammt die bekannteste Langzeitstudie zur Auswirkung vom Absammeln von Fruchtkörpern von dort.

    Aber da das nicht der Fall ist und es in der Schweiz sogar zusätzlich zu geschützten Arten regional auch noch Schonzeiten gibt, vermute ich, dass die Logik hinter der Benennung von geschützten Arten dort ähnlich war/ist wie in Deutschland, und hatte vermutet, dass Saftlinge dort einfach deutlich häufiger sind als bei uns - was sich ja auch bestätigt hat.

    Danke für die Infos zu den Biotopen, das ist spannend!

    Beste Grüße

    Sabine

  • Vielen Dank euch für die Antworten.

    hatte ich mich mal gewundert, als jemand schrieb, dass in der Schweiz (im Unterschied zu Deutschland) die Saftlinge nicht als Gattung komplett geschützt sind (nur der Rosarote Saftling scheint geschützt zu sein).

    Letztes Wochenende war ich in der Schweiz und habe unter anderem eine Wanderung in der Nähe von Engelberg gemacht. Holla die Waldfee! Da standen die ganzen Almwiesen voll mit Saftlingen und Rötlingen!

    Leider (natürlich nur wegen der Pilze "leider") war ich nicht allein, so dass ich nicht voll in Pilzen schwelgen konnte. Aber wenn die anderen Almwiesen in der Schweiz nur annähernd so viele Saftlinge haben, kann ich das nachvollziehen, dass die dort nicht geschützt sind.

    Beste Grüße

    Sabine

    Das klingt spannend, dann muss ich wohl auch mal ein Wochenende in höhere Lagen fahren und ein paar Proben einsammeln. ich finde die Saftlinge gerade auch optisch sehr attraktiv, und da ich das mikroskopieren von Pilzen gerade erst am kennenlernen bin bietet es sich ja gerade an diese Gattung etwas weiter zu erforschen...
    Momentan bin ich gerade etwas überfordert mit der Anzahl an Pilzarten die überall wachsen, ich glaub ich fokussiere mich mal auf wenige Arten, die ich genauer anschaue (natürlich nebst dem sammeln von Speisepilzen:)).

    Bezüglich der Liste der Geschützten Arten in der Schweiz meine ich mal irgendwo gelesen zu haben dass diese gerade überarbeitet wird.
    Die WSL ist momentan z.B. gerade auf der Suche von Herbarproben diverser selteneren Arten um einerseits deren aktuelles Vorkommen zu erheben, andererseits aber auch um eine DNA Datenbank aufzubauen um später die Verbreitung auch mittels Sporenfallen zu überwachen.

    Grüsse

    Elias