Cortinarius?

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 3.133 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Oktober 2022 um 21:17) ist von StephanW.

  • Lieber Benjamin, liebe Interessierte


    ich habe folgendes Exemplar gefunden und versucht, nach deinen Vorgaben zu bestimmen:


    Hut schleimig, Stiel nicht schleimig, Basis knollig: müsste sich somit um einen Klumpfuss handeln


    Gefunden im Fichten- Nadelwald

    der Geruch irritierte mich (es hatte geregnet, FK war nass) ich nahm Honig, Anis und Kümel war

    Der Hut scheint mir bereift

    Sporenabruck ockerfarben

    Fleisch weisslich faserig

    die Farbe des Velums kann ich nicht deuten


    Aufgrund dieser Angaben bin ich mal auf den bereiften Klumpfuss gestossen. Aber ich denke, so einfach kann es ja nicht sein, doch stelle ich gerne die Aufnahmen zu.


    Ich bin schon schon froh, wenn ich bei den Klumpfüssen richtig liegen würde.


    Beste Grüsse und danke für ein allfälliges Statement

    Corinne



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    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben. Zur Pilzbestimmung für

    Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

  • Liebe Corinne,

    ob du mit deiner Bestimmung richtig liegst, kann ich dir nicht sagen - dafür müsste ich mich selber durch den Schlüssel wühlen, und dafür fehlt mir leider gerade die Zeit.

    Aber Klumpfuß scheint mir plausibel, und besonders deine Beobachtung, dass du die Farbe des Velums nicht beurteilen kannst, finde ich super. Denn das ist der Grund dafür, weshalb man bei Schleierlingen häufig Fruchtkörper in verschiedenen Entwicklungsstufen braucht, um zu einer sinnvollen Artbestimmung zu gelangen. Denn die Farbe des (Teil-)Velums kann man normalerweise nur bei ganz jungen Pilzen, wo sich das noch vom Hutrand zum Stiel zieht und nicht von Sporen eingefärbt ist, gut beurteilen.

    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo liebe Corinne

    Mir gefällt es wie du die Pilze präsentierst (schöne Fotos und Beschreibung). :thumbup:Für die Zukunft wäre es noch gut, wenn du ein Schnittbild durch den ganzen Pilz (also vom Hut bis zur Knolle) machen würdest.

    Zuerst möchte ich nochmal sagen, dass ich bei der Bestimmung von Schleierlingen auch noch am Anfang stehe und meine Einschätzungen daher auch nur Ideen sind. Ich habe mal versucht zu schlüsseln, bin aber auch wieder ein paar Mal falsch abgebogen. ^^ Mit dem Bereiften Klumpfuss meinst du Cortinarius melliolens? Falls ja, fehlen mir dort die Violetttöne, die ich auf deinen Fotos sehe. Ich hatte am Schluss zwei, die mir gut gefielen und zwar den Mehlklumpfuss - Cortinarius dionysae oder den Reihigen Klumpfuss - Cortinarius glaucopus. Mein Favorit wäre eigentlich der Mehlklumpfuss - Cortinarius dionysae (Mehlklumpfu゚, Mehldickfu゚, Mehligriechender Klumpfu゚ = CORTINARIUS DIONYSAE (SYN. PHLEGMACIUM DIONYSAE)), aber der Geruch sollte dort eigentlich mehlartig/gurkig sein. Die Merkmale gelbliche Knolle, der etwas wellig verbogene Hut und dass das Fleisch im Stiel violettlich, in der Knolle (und im Hut?) eher weisslich ist, passt meiner Meinung nach eigentlich gut zu deinem Fund. Vielleicht kannst du ja noch berichten, ob als Geruch mehlartig/gurkig in Frage kommen würde. Wenn wir Glück haben, meldet sich vielleicht StephanW noch mit einer Einschätzung. Ich denke er hat hier im Forum am meisten Erfahrung mit Schleierlingen und wenn jemand eine belastbare Einschätzung geben kann, dann m.M.n. er. Edit: Ich habe noch Pablo Beorn (tut mir leid Pablo :)) vergessen, der zwar, bescheiden wie er ist, oft sagt, er kennt sich nicht gut mit Schleierlingen aus, aber das sehe ich anders. Jedenfalls lege ich auf seine Einschätzungen sehr grossen Wert.

    Übrigens ist die Velumfarbe (zumindest mit meinen Schlüsseln) bei Schleimfüssen, Schleimköpfen und Klumpfüssen nicht so wichtig, bei Gürtelfüssen (Telamonia) aber sehr. Dennoch ist wichtig, wie Sabine geschrieben hat, dass man Fruchtkörper in verschiedenen Entwicklungsstufen beobachten kann. Zum Beispiel lässt sich die Lamellenfarbe oft nur bei jungen Exemplaren beurteilen, da sie dann durch das braune Sporenpulver braun gefärbt werden. Zudem wird oft auch KOH benötigt. Ich benutze im Moment für Schleierlinge hauptsächlich "The genus Cortinarius in Britain" von G. Kibby. Ich glaube dort sind etwa 350 Arten enthalten, bei uns in Europa gibt es aber, soweit ich weiss, noch ein paar 100 mehr (ich glaube vor allem Telamonia).

    Was ich auch sehr gerne allgemein für die Bestimmung nutze, ist 2000 Pilze Übersichtsschlüssel für Röhrlinge und Blätterpilze, Nichtblätterpilze und Schlauchpilze p.p. von Ruedi Winkler und Gaby Keller. Damit arbeite ich sehr gerne, da man auch makroskopisch meistens weit kommt. Ich habe das Buch (Version 2020) beim Pilzseminar in Hornberg gekauft. Das kann ich dir wirklich empfehlen. Seit ich das Buch habe macht mir das Bestimmen viel mehr Spass, da ich jetzt auch oft zu einer Art komme oder zumindest eingrenzen kann, wo ich früher nur im Nebel gestochert habe. Zudem ist das Buch auf Deutsch, was ich doch angenehmer wie Englisch finde.

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

    Einmal editiert, zuletzt von ibex (16. Oktober 2022 um 19:30)

  • Lieber Benjamin


    Wow, danke erneut herzlich für deine wertvollen Ergänzungen!!!!


    Danke für den Tipp mit dem ganzheitlichen Schnittbild, mache ich künftig so.

    Ich muss/ will mich in alles in Ruhe einlesen und versuche auch, mir das Buch und die Übersichtenschlüssel zu beschaffen. Ich hoffe fest, dies noch zu erhalten.


    Noch zum mutmasslichen Mehlklumpfuss.
    Da ich wohl in der präzisen Wiedergabe des Geruchs wohl nicht so zuverlässig bin, habe ich diesen einer weiteren Person „unter die Nase gerieben“, sie bestätigte mir einen Honig, Kümelartigen Geruch, wirklich eher nicht mehlig. Ansonsten würde er sehr nahe kommen.


    Vielen Dank erneut für deine Zeit und Supertipps und beste Grüsse

    Corinne

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    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben. Zur Pilzbestimmung für

    Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

  • Hallo zusammen,

    trotz aller widrigen Rahmenbedingungen und der fehlenden Angabe, dass da eine Buche am Fundort war (eine einzige würde reichen), halte ich hier den Buchenwald-Klumpfuß (Cortinarius anserinus) für möglich. Dazu müsste der Pilz in allen Teilen KOH-negativ sein und eine bitter schmeckende Huthaut haben.

    C. dionysae kenne ich persönlich dunkler (auf dem Hut richtig braun und in der oberen Stielhälfte richtig blau) und halt schon mit auffallendem Mehlgeruch, C. glaucopus soll eine nur wenig knollige Stielbasis haben, dieser hier hat dagegen schon eine recht prächtige Knolle.

    Dass das eine gute Funddokumentation ist, finde ich auch, aber zum Bestimmen von Phlegmacien (= Klumpfüße und Schleimköpfe) sollte man auch die KOH-Reaktion im Bild festhalten - d. h. Corinne, du solltest dir demnächst KOH 20 % anschaffen, wenn du dich so für Cortinarien interessierst.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Lieber Stephan


    Danke auch dir herzlich und entschuldige die fehlende Angabe zur Buche.

    Bevor ich also erneut eine Cortinarie zur Ansicht einbringe, werde ich sie mit KOH 20 % behandeln. Nehme an, dass ich diese auf den Stiel träufeln muss.


    Beste Grüsse und danke erneut

    Corinne

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  • KOH kann man lohnenderweise an 5 Stellen auf den Pilz schmieren: Hutoberseite gegen den Rand zu, oberer Knollenrand, Knollenunterseite (dazu muss man diese meist vom Dreck vorsichtig freikratzen), Hutfleisch, Knollenfleisch. Manchmal gibt es da bizarre Überraschungen, z. B. leuchtend pink auf der weißen Knollenunterseite, oder tintenrot auf der braungelben Hutoberseite, oder chromgelb im weißen Hutfleisch... Oder eben nur Verdunkelungen des ursprünglichen Farbtons, das wäre dann KOH-negativ, und auch das kann seine Bedeutung haben.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.