Täublinge im Kiefernmischwald

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 1.686 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Oktober 2022 um 08:42) ist von Hiatamandl.

  • Liebe Pilz(mit)verrückte,

    nachdem nun auch endlich in der Mitte Sachsen-Anhalts die Pilzsaison eröffnet hat, war ich heute in meinem "Reizkerwald" unterwegs. Wie lange musste ich voller Neid die Berichte hier im Forum lesen (Pilzschwemme aller Orten) und kam dann doch enttäuscht aus meinen Revieren zurück. Wer sich die deutschlandweite Bodenfeuchtekarte ansieht, weiß auch warum. Dies scheint sich nun zu ändern, denn neben vielen Edelreizkern gab es auch noch haufenweise andere Pilze zu entdecken. Mit Täublingen will ich mich schon eine ganze Weile intensiver beschäftigen und so hielt ich auch nach diesen Ausschau. Neben einer Anzahl von "Zungenbrennern" fand ich nachfolgende zwei milde Arten, welch ich zum Bestimmen mit nach Hause nahm.

    1. In einer älteren Kiefernschonung mit Birken:

    Farbe des Hutes: grün

    Lamellen: leicht gelblich/orange bei älteren Exemplaren

    Farbe des Stieles: weiß, ohne erkennbare Verfärbungen (die orangen Verfärbungen stammen höchstwahrscheinlich von den Reizkern)

    Geruch: unscheinbar

    Geschmack: mild

    Meine Bestimmung: Grasgrüner Täubling (Russula aeruginea)

    1. Im Kieferhochwald mit Birken:

    Farbe des Hutes: violett

    Lamellen: leicht gelblich/ocker bei älteren Exemplaren

    Farbe des Stieles: weiß, ohne erkennbare Verfärbungen (die orangen Verfärbungen stammen höchstwahrscheinlich von den Reizkern)

    Geruch: unscheinbar

    Geschmack: mild

    Meine Bestimmung: Jodoform Täubling (Russula turci) - trotz des für mich nicht wahrnehmbaren Jodoformgeruches (habe ich sowieso Probleme)

    Seid ihr dabei? Oder habe ich mich mal wieder verschlüsselt?

    Liebe Grüße, André

  • Hallo niclodemus,

    Grasgrüner Täubling stimmt. Für den Jodoformtäubling müsste ein auffallender Medizin-/Krankenhausgeruch am Stiel vorhanden sein. Meiner Meinung nach ist das eher der Kiefern-Weichtäubling (Russula cessans), aber das ist wie fast immer bei Täublingen nur mal eine erste Bestimmungsidee, die man mikroskopisch untermauern müsste.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan,


    vielen Dank für deine Einschätzung. Mit dem Kiefern Weichtäubling kann ich sehr gut leben, einen besonderen Geruch konnte ich nicht feststellen und optisch und auch von den anderen Merkmalen passt es. Super. Ich weiß, dass Täublinge ein weites und kompliziertes Feld sind.

    Ich wünsche dir einen schönen Abend.


    VG André

  • Hallo,


    hier würde ohne Mikroskop die unterschiedliche Guajak Reaktion gut zur Unterscheidung zwischen R.turci agg. und R.cessans agg. helfen.


    Bei einem vermuteten Jodoform-Täublingen ist anzuraten, immer an mehreren Fruchtkörpern einer Kollektion zu riechen (Stielbasis), denn manche haben nur einen sehr schwachen Jod-Geruch.


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Thiemo,

    danke für deine Einschätzung. Das nächste Mal versuche ich noch mal gebündelt zu "schnüffeln". Allerdings kommt meine (Pilz)Nase schnell an ihre Grenzen. Guajak müsste ich sogar haben, allerdings die Täublinge nicht mehr. Wie schwierig es mit den Täublingen ist, sieht man daran, dass der Kiefern Weichtäubling nicht mal im großen BLV zu finden ist.

    LG André

  • Gibt es zum Thema Täublinge gute Literatur für "praktische" Belange? Ich weiß, dass mein Vater und meine Großmutter füher Täublinge gesammelt haben (wahrscheinlich nur einige wenige Arten), aber dieses Wissen ist leider verloren gegangen.

    Ich kann im Wald einen Pilz anschauen und zuverlässig sagen "das ist ein Täubling", ohne jetzt klar die Lexikonmerkmale zu benennen, die mich darauf bringen.

    Aber dann zu sagen "das ist ein essbarer Täubling", dafür habe ich kein Konzept und würde gerne eines entwickeln.

  • Wenn du Täublinge sicher erkennst, kannst du doch kosten. Ausspucken nicht vergessen. Alle mild schmeckenden Täublinge sind essbar. Nicht bitter oder scharf. Sagt dann natürlich nichts über die Art aus. Da habe ich das Gefühl, dass man viel Zeit und Muße benötigt.


    VG André

  • Hallo Pilznomade,

    an deiner Stelle würde ich gar nicht erst ein Konzept entwickeln wollen, sondern die fünf bis sechs wirklich guten Täublinge auswendig lernen: Gefelderter Grüntäubling, Frauentäubling, Fleischroter Speisetäubling, Pfirsichtäubling, Orangeroter Graustieltäubling und vielleicht noch den Apfeltäubling. Damit bist du schon, was die Waldtypen angeht, ziemlich breit aufgestellt. Dann kannst du dir noch als Regeln merken, dass die graublaugrünhütigen alle essbar sind, und dass man von Täublingen mit reinrotem oder gelbem Hut besser die Finger weglässt, ebenso von denen mit rosalila Stielüberhauchung. Mehr muss der, der Täublinge zum Essen sammelt, eigentlich nicht wissen.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    • Offizieller Beitrag

    Nicht zu vergessen, der sehr gute und einfach zu bestimmende Wieseltäubling. :)

    Herzliche Grüße aus Regen

    Frank

  • Hi,

    Kiefern Weichtäubling nicht mal im großen BLV zu finden ist.

    Das (im übrigen gute!) Buch von E.Gerhardt ist nun mal kein Täublingsbuch. Und gerade die für Speisepilzsammler (Zielgruppe des Buches) uninteressanten Zwergtäublinge hat er bis auf eine/zwei Arten komplett rausgelassen.

    Gibt es zum Thema Täublinge gute Literatur für "praktische" Belange? I

    Praktisch umsetzbar ist der Ansatz, den die André genannt hat: Kosten -> mild = essbar (ob schmackhaft ist ein anderer Punkt). Dann musst du damit zurechtkommen, dass du nicht weist, was du isst außer, dass es ein essbarer Täubling ist.
    Möglichkeit Nr. 2: Du lernst die wenigen, gut kenntlichen Täublinge auswendig, die sich besonders gut für den Verzeht eignen und bei dir häufig vorkommen. (Fleischroter Speisetäubling, etc...)

    Ein "einfaches" Täublingsbuch gibt es meines Wissens nach nicht. Die Gattung ist zu komplex (und natürlich interessant). Wäre ja vielleicht eine Marktlücke, evtl muss ich mal daran arbeiten ^^.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Gibt es zum Thema Täublinge gute Literatur für "praktische" Belange?

    Es gibt ein aktuell verfügbares 250-Schwammerl-Buch mit einem erstaunlich guten Täublingsteil: N. GRIESBACHER, Schwammerlsuche in Bayern, SüdOstVerlag.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Wenn du 300 Gramm Täublinge auf dem (Viktualien-)Markt kaufen musst, bist du auch um dies ärmer. Da ist das gleiche Geld doch besser in ein Buch mit gutem Täublingsteil investiert.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    • Offizieller Beitrag

    Sehr selten finde ich sogar einen einzelnen bei mir um die Ecke auf nur rund 700 Meter üNN.