Zu Argument Nr. 1: daraus, dass Sie nicht nachvollziehen können, dass es zu Verwechslungen zwischen Perlpilz und Pantherpilz kommen kann, dürfen Sie nicht ableiten, dass es in der Praxis nicht dazu kommt. Leider beweist die Empirie das Gegenteil, und genau das ergibt das Aufgabenfeld des Pilzberaters. Von einer etwa vorhandenen "intuitiven Klugheit" von Pilzsammlern auszugehen, ist sicherlich nicht angezeigt. Speziell in diesem Jahr haben etliche Pilzsammler und Pilzverkoster mir gegenüber ein wahrhaft erstaunliches Maß an Dummheit offenbart.
Ich teile deine Meinung komplett, ich kann es aber trotzdem weiterhin nicht verstehen. Du offenbarst mir da aber auch ein bisschen meine eigene Dummheit, ich vergesse manchmal gerne, dass Menschen sehr unterschiedlich in dieses Thema eingeführt werden und sich Gelerntes halt auch hartnäckig hält.
Zu Argument Nr. 2: noch besser und sicherer ist es, wenn Pilzsammler die schlimmsten Giftpilze kennen würden. So lange das nicht der Fall ist, ist die Nicht-Vergiftung eigentlich Zufall. Wer Perlpilze zum Essen sammelt, muss selbstverständlich wissen, was ein Pantherpilz ist und wie der aussieht. Bei reinen Steinpilzsammlern mag das anders aussehen, da sich hier eine Verwechslung mit Bitterröhrlingen durch stark abweichenden Geschmack des Pilzgerichts offenbart.
Damit hast du Recht, das habe ich gegengelesen einfach dämlich formuliert. Eigentlich predige ich auch immer, dass es viel sinnvoller ist sich erst mit Giftpilzen zu beschäftigen, denn wer diese kennt, der sammelt sie dann ja auch nicht. Für mein Empfinden ist der Perlpilz halt ein extrem markanter Pilz, alleine schon der Schritt auf die Wulstlinge als Speisepilze, wo es so viele tödlich giftige Arten gibt, für mein Empfinden einen sehr bewusst überlegten Sprung darstellt. Aber wie gesagt, ich vergesse wohl, dass Menschen hier unterschiedlich herangehen und herangeführt worden sind.
Diese Meinung kann ich nicht so ohne Bemerkung stehen lassen. Die Beweispflicht im Falle einer Vergiftung hat nicht der Rat suchende, sondern der Pilzberater. Deshalb muss er ja ein Protokoll führen, welches die vorgelegten Pilze benennt und die Kontaktdaten der Person. Was derjenige nicht vorlegt, ist nicht relevant für den Pilzberater, nur das, was er tatsächlich gesehen hat. Jemandem Pilze mit Gewalt einzuverbleiben, gehört ja wohl zu kriminellen Handlungen und verstehe ich hier nur hypothetisch.
Hallo zurück weisheit. Ich habe schon damit gerechnet, dass ein Post in diese Richtung kommt. Ich finde es Schade, dass mir der Beitrag darauf runterreduziert wird, weil ich eigentlich doch deutlich mehr als nur das geschrieben habe, vielleicht hab ich mich gestern aber auch etwas provokant ausgedrückt. Der Eingangspost behandelt eine juristische Frage und das schöne am deutschen Recht ist, dass es schön pingelig und detailliert niedergeschrieben ist. Du findest das gesamte deutsche Recht zum Nachlesen hier: Gesetze im Internet
Da gibt es keinen Spielraum für hypothetische Einschätzungen von Laien und das was ich da geschrieben habe, bezieht sich eben auf die juristische Frage aus dem Eingangspost. Im Deutschen Recht gibt es keine Unterscheidung zwischen einem PSV und dem "pilzkundigen" Nachbarn. Daraus ergibt sich eben auch, dass du als PSV keine erweiterten Pflichte vor dem Gesetz hast. Eine Pilzfreigabe durch einen PSV ist juristisch nicht abgedeckt. Heißt konkret: Wer Pilze isst, ist vorm Deutschen Recht dafür selbst verantwortlich. Du als PSV kannst erst dafür belangt werden, wenn du selbst eine Straftat, wie etwa das gewaltsame Einverleiben von Fruchkörpern gegenüber einer anderen Person vollziehst. Das wäre in diesem Beispiel dann eine Form der Körperverletzung. Gegen etwaige rechtliche Konsequenzen durch eventuell anfallende Zivilklagen oder durch die Staatsanwaltschaft durch grob fahrlässiges Handeln (wie auch immer das hier genau aussehen soll) seid ihr als PSV durch die DGfM finanziell abgesichert. Es würde mich wie gesagt sehr interessieren, wie oft das in den letzten 40 Jahren überhaupt zu einem Rechtsstreit gekommen ist. Rein aus dem Bauch heraus würde ich ja sagen, dass dort nie etwas passiert ist. Aber sag halt niemals nie.
Ansonsten lese ich aus deinem Beitrag, dass jeder andere Menschen in Sachen Pilze beraten darf, wenn er über Pilze Kenntnisse hat, egal in welchem Umfang. Das schließt ein, dass auch jeder anderen das Auto fahren beibringen kann ohne Fahrlehrer zu sein, wenn es der jenige nur möchte. Er muss dir nur unterschreiben, dass du aus der Haftung bei einem Unfall raus bist.
Diese Vereinfachung ist schlicht und ergreifend realitätsfremd.
Wissen vermitteln darf jeder - ja. Da werde ich auch immer hartnäckig bleiben. Was das Autofahren betrifft, so gibt es hierzu einen ganzen Katalog an Gesetzen im explizit dafür formulierten Fahrlehrergesetz: https://www.gesetze-im-interne…g_2018/BJNR216210017.html
Ein Fahrlehrer übernimmt ja auch zB die Haftung für seine Fahrschüler, außerdem steht am Ende einer Fahrausbildung ein Führerschein, also einem rechtsbindenden Dokument, welches dich zum Führen eines KFZ auf einer Kraftfahrstraße legitimiert. In den Wald gehen und sich irgendwas in den Mund stecken, das darfst du ab deiner Geburt. Ob das so schlau ist - das ist eine andere Sache.
Bezogen auf Pilze gibt es abseits von den Sammelbestimmungen, natürlich auch dem Waldrecht und dem Naturschutz keine rechtsbindenden Texte. Das bedeutet zB auch, dass jeder Jeck, der eine Wanderung durch den Wald für etwas Geld anbietet, deutlich mehr Juristerei beachten muss, als ein PSV. Der PSV gibt vor allem eines: nämlich Vertrauen, bedingt durch eine Institution gefüllt von Wissen, Hingabe und harter Arbeit. Auf juristischer Ebene gibt es den PSV gar nicht. Meinen Dr. phil. hingegen darf ich mir sogar in den Ausweis drucken lassen, da gibt es sogar Gesetze für. Heißt du bist genau so wenig haftbar oder zu etwas verpflichtet wie jeder andere Mensch, falls du mal Unsinn erzählen solltest. Nur falls ein Gericht das gegen dich auslegt, dann wird dir die DGfM die entstandenen Kosten zahlen und das finde ich zB auch sehr gut. Gibt nen Haufen Bekloppter da draußen, die es wirklich auf solche Streitfälle anlegen.
Ich finde den Vergleich mit dem Führerschein übrigens nicht schön, denn das impliziert nach meinem empfinden, dass man für die Natur und den Wald einen Führerschein braucht und sich da ein Kreis an Experten die Herausgabe pachten möchte. Bitte nicht falsch verstehen, wie im Post davor auch schätze ich euch PSV sehr - ich plane nächstes Jahr ja auch die Prüfung zum PSV, aber ich empfinde manche Haltung als echt schwierig und verkopft. Vielleicht seh ich da ein paar Sachen aber auch falsch - ihr habt alle viel mehr Felderfahrung als ich, viel mehr Erfahrung mit bestimmt sehr beratungsresistenten Menschen in diesem Thema, das beeinflusst bestimmt auch die Sichtweise. Trotzdem behaupte ich auch weiterhin frech, dass ich im Stande bin Leuten zeigen zu können, wie sie sich in die Welt der Pilze herantasten können um auf eigene Verantwortung heraus ihre umgebende Lebenswelt besser erleben und verstehen zu können. Wenn ich dir eine persönliche Frage stellen darf: wer hat dich denn damals an diese Thematik herangeführt?