Bestimmung "Hexenröhrling"

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 2.412 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (1. November 2022 um 15:07) ist von mutschkela.

  • Hallo zusammen!

    seit längerem nutze ich gerne die vielen hilfreichen Infos von 123 Pilze und gebe nun auch meinen Einstand im Forum.

    ich durfte heute einen schönen "Hexenröhrling" in Augenschein nehmen und ablichten. Zum Standort ist lediglich bekannt: Mischwald (Fotos nicht vom Standort).

    Hut ca. 10 cm Durchmesser, braun-gelb-scheckig, auch etwas rot in den Schneckenfraßstellen.

    Röhren gelb, aber eine Rötung der Poren ist ansatzweise zu erkennen. Druckstellen auf den Röhren blau, später braun.

    Fleisch hell-gelb, im Schnitt schnell aber nicht allzu stark bläuend, in der Stielbasis am Rand rötlich.

    Stiel gelb, nach schwarz verfärbend, netzartige Struktur am Stiel aber keine Stielnetz an der Stielspitze erkennbar. Keine sich farblich abhebenden Flocken. Mit wurzelartiger Fortsetzung am Stiel.

    Geruch unauffällig pilzig.

    Eure Meinungen würden mich interessieren!

    Viele Grüße!

    Chris

  • Hallo Chris, dein Pilz könnte der Anhängsel - Röhrling (Butyriboletus appendiculatus)sein.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Schönen Abend zusammen,

    Für mich eher der Falsche Anhängselröhrling BUTYRIBOLETUS SUBAPPENDICULATUS (SYN. BOLETUS SUBAPPENDICULATUS). Ist aber eine Sache für Profis!
    Lg Nael

  • Hallo zusammen,

    in der Tat wird es einer der beiden sein.

    Der Fundort Mischwald ist leider bei der Bestimmung nicht sehr hilfreich.

    Der Anhängselröhrling ist eher im Laubwald zu finden, der Falsche Anhängselröhrling eher im Nadelwald.

    Ich vergleiche den oben sehr schön dargestellten Längsschnitt mit den Bildern aus dem Buch "Mushrooms and Toadstools ..." von Geoffrey Kibby. Die gemalten Bilder im Buch zeigen sehr schön alle Eigenschaften und Unterschiede der beiden Möglichkeiten auf.

    Beim Anhängselröhrling (Butyriboletus appendiculatus) wird das leichte Blauen im Hutbereich, der gelbe Stiel und die rötliche Stielbasis inkl. Anhängsel schön beschrieben und gezeigt.

    Auch der dunkle Hut spricht sehr für diese Bestimmung.

    Im Gegenzug dazu ist beim Falschen Anhängsel Röhrling (Butyriboletus subappendiculatus) ein Blauen wenn überhaupt dann nur direkt am Übergang Hutfleisch Röhren beschrieben sonst bleibt der Pilz eher weiß gelblich. Auch das Anhängsel fehlt beim Falschen Anhängselröhrling gewöhnlich ("... usually with a rounded base") und die rötliche Stielbasis ist nicht vorhanden. Dazu wird die noch eher hellere Huthaut dargestellt.

    Soweit man anhand von Bildern überhaupt einen Pilz ordentlich bestimmen kann bleibt es für mich basierend auf dem Vergleich der Anhängselröhrling (Butyriboletus appendiculatus).

    Wenn die Exemplare noch vorliegen und KOH griffbereit ist:

    Anhängselröhrling (Butyriboletus appendiculatus) "reddisch brown"

    Falschen Anhängsel Röhrling (Butyriboletus subappendiculatus)  "bright red, stronger KOH reaction"

    Vielleicht hilft das noch weiter.

    VG Jobi

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Antworten!

    Ja, den Anhängselröhrling hatte ich (zugegebenermaßen unter anderem) auch auf dem Schirm, zumal ich ein paar Tage vorher vom selben Sammler ein Foto von einem Anhängselröhrling zu sehen bekommen habe. Dieser war aber eben in anderem Zustand (Hut gleichmäßig braun, Röhren schön gelb, Stiel schön gleichmäßig gefärbt, habituell wie ein Steinpilz), sodass ich mir da tatsächlich sicherer war als bei diesem Exemplar, obwohl ich dieses in der Hand halten konnte. Interesannterweise hatte der Sammler bei dem erstgefundenen selbst bereits die Vermutung "Gelber Steinpilz", das gezeigte Exemplar hielt er für einen Hexenröhrling.

    Was mich bei vorliegendem Exemplar irritiert hat, war das gänzliche Fehlen eines Netzes im Stielspitzenbereich und der scheckige Hut, der ein gelb-braunes Farbspiel zeigt, wie ich es vom Anhängselröhrling nicht kannte und wie es in der Literatur auch nicht beschrieben ist. Auch das Schwärzen der Stielbasis habe ich so auf Fotos eher nicht gesehen. Auch schien mir über den Röhren ein rötlicher Schimmer zu liegen (kommt auf dem Foto nicht so rüber). Außerdem kam mir der Pilz recht schwer vor, und trotz des Alters (ich bekam ihn erst drei Tage nach dem Aufsammeln) absolut fest. Von der Kosistenz und dem spez. Gewicht also eher so beschaffen wie etwa ein Flocki. Beim Anhängselröhrling hätte ich eher eine Konsistenz wie beim Steinpilz erwartet. Dem Anhängsel selber hätte ich nicht allzuviel Bedeutung beigemessen. Kennt man ja auch von anderen Arten.

    Dazu muss ich sagen, dass ich tatsächlich erst einmal zuvor, vor etlichen Jahren, einen Anhängselröhrling in der Hand hatte und die Variationsbreite bzw. die Veränderungen im Alter etc. bei dieser Art überhaupt nicht kenne. Die Art ist hier definitiv selten (und darf aus Naturschutzrechtl. Gründen ja eigentlich gar nicht entnommen werden).

    Die Frage nach der KOH-Reaktion hatte ich mir tatsächlich auch gestellt. In Ermangelung von KOH habe ich Soda genommen (siehe Bild). "reddish brown" (danke JoBi!) kommt sehr gut hin, auch wenn das wohl kein Alleinstellungsmerkmal ist.

    Das doch recht deutliche Blauen würde gegen den falschen Anhängselröhrling sprechen. Dass Mischwald nicht allzu präzise ist, weiß ich :-). Das Gebiet kenne ich, nur den genauen Fundort nicht. Hier am Rande der fränkischen Alb ist aber alles sehr kleinräumig, im Bereich der Flugsande hat man eine ganz andere Bodenchemie als in den Bereichen, in denen der weiße Jura ansteht. In der Nähe des Fundortes findet sich aber z. B. auch Cortinarius varius, grundsätzlich gehe ich eher von einem basischen Standort aus, obwohl viel Fichte und Kiefer vorhanden. Im Gröger-Schlüssel (2006) heißt es überigens "neutrophil" bei B. appendiculatus, B. subappendiculatus spricht er auf Gminder verweisend keinen Artrang zu, aber ich bin da nicht auf dem Laufenden.

    Ich danke euch jedenfalls sehr für die Antworten und gehe von Butyriboletus appendiculatus aus.

    Viele Grüße

    Chris

  • Hallo Chris, den Unterschied zum Hexenröhrling kannst du dir leicht merken. Die Hexen haben rote Röhren. Oben in deiner Beschreibung steht gelbe Röhren. Dann fallen die Hexen schon mal weg.

    Vielen Dank, das sollte mir als PSV nicht gänzlich unbekannt sein :-). Oft ist das Rot der Poren bei den Hexen aber noch nicht vorhanden, wenn jung, oder verliert sich zunehmend im Alter, häufig z.B. bei den Netzhexen. Das Auffällige war bei meinem Exemplar vielmehr, dass die Poren eben ein leichtes Rot zeigen, wie bei Hexen. Dies sollte der Anhängselröhrling eigentlich nicht zeigen. Aber es war wohl tatsächlich eine altersbedingt leichte Veränderung ins rotbraune. So leicht ist das mit den Merkmalen halt oft leider nicht. Sonst müsste man den Anhängselröhrling wegen des fehlenden Stielnetzes auch ausschließen. Aber bekanntlich ist dieses z.B. beim Steinpilz auch nicht immer erkennbar. Es sind eben nicht immer alle Merkmale erkennbar oder typisch ausgeprägt.

    Grüße

    Chris

  • Hallo Zusammen

    Ich kann mir hier kein Anhängselröhrling vorstellen. Ich würde hier noch mit der Familie Imperator vergleichen.

    Am ehesten noch mit dem I. torosus

    BG Andy

  • Hallo Andy,

    müsste der Imperator torosus im Schnittbild nicht sehr stark blauen. Eine leichte Rötung an der Stielbasis ist möglich aber sonst wird er an Hut und Stiel sehr dunkelblau. Der Farbverlauf den wir oben im Schnittbild sehen zeigt dieses Verhalten nicht.

    VG JoBi

  • Hallo Andy,

    müsste der Imperator torosus im Schnittbild nicht sehr stark blauen. Eine leichte Rötung an der Stielbasis ist möglich aber sonst wird er an Hut und Stiel sehr dunkelblau. Der Farbverlauf den wir oben im Schnittbild sehen zeigt dieses Verhalten nicht.

    VG JoBi

    Ja das stimmt, jener hier im Bild blaut nur sehr wenig..... aber den Druck auf die Röhren und das schmutzige Erscheinungsbild hat mich zu diesem Tipp bewegt. Auf alle Fälle denke ich Chris kennt die Unterschiede des Anhängselröhrling gut. Weshalb mal nicht ein Exoten als Option prüfen.

    BG Andy

  • Hallo Zusammen

    Ich kann mir hier kein Anhängselröhrling vorstellen. Ich würde hier noch mit der Familie Imperator vergleichen.

    Am ehesten noch mit dem I. torosus

    BG Andy

    Hallo Andy, hallo zusammen,

    an I. torosus (die anderen Purpurröhrlinge passen definitiv weniger) habe ich tatsächlich auch gedacht, war wohl doch nicht so abwegig. Allerdings habe ich auch den nie in Natura gesehen und ein Fund hier wäre echt spektakulär.

    Nachdem bzgl. B. (sub)appendiculatus relativ große Einigkeit herrschte, war ich fast schon beruhigt, aber jetzt macht ihr mich wieder unsicher :-).

    Die Konsistenz ist wie gesagt eher wie bei einer Hexe, ein massiver Pilz also. Vielleicht kann hier noch jmd was zur Dichte von B. appendiculatus sagen, ich hatte den wie gesagt erst einmal in der Hand, sodass mir jegliche Vorstellung fehlt, so dicht hatte ich den jedenfalls nicht in Erinnerung. Fühlt sich B. appendiculatus nicht eher wie B. edulis s.l. an? Wenn du einen Steinpilz drei Tage liegen lässt (sogar im Kühlschrank), ist der weich und schlabbrig, der hier liegt nach vier Tagen noch ganz gut da...

    Hinsichtlich des Hutes würde zwar das Farbenspiel für den I. torosus sprechen, von der Farbe her würde ich aber die grauen Töne vermissen. Zwar lese ich beim I. torosus im Netz mancherorts etwas von einer braunhütigen Nadelwaldform, aber die meisten Bilder, etwa auch auf 123Pilze zeigen eher graue Töne und oft auch grünliche Stellen. So überaus ausgeprägt war das Farbspiel auch nicht.

    Das spektakuläre grünblaue Anlaufen war bei diesem Exemplar nicht der Fall. Allerdings ist die Frage, ob das nach paar Tagen noch so aussagekräftig ist. Der Pilz war halt auch nicht mehr so feucht.

    Das Fehlen des Netzes an der Stielspitze spricht gegen I. torosus (aber auch gegen B. appendiculatus :-(). Hier weiß ich nicht, wie zuverlässig dieses Merkmal ist. Bei B. edulis inst das Netz oft nicht erkennbar, bei den Netzhexen würde man aber mindestens an der Stielspitze eines erwarten dürfen, auch und gerade bei alten Exemplaren.

    I. torosus müsste nach Stunden nach Rhabarberrot zurückfärben. Unten ein Foto nach Abklingen der Bläuung: Das Gelb ist intensiver als nach dem Anschnitt, die Rotanteile mehr (aber Rhabarberrot?).

    Den fruchtigen (Ananas)geruch bei I. torosus habe ich nicht wahrnehmen können, aber was sagt das schon.

    Nun, letztlich habe ich mit beiden Arten wenig Erfahrung, den I. torosus glaube ich auch nicht wirklich, mit B. appendiculatus hatte ich mich schon fast zufriedengegeben, aber vielleicht fällt ja noch jemandem was ein :)

    Viele Grüße

    Chris

  • Hallo

    Kann jemand von euch noch ein Ratschlag geben. Beorn, Schupfnudel  mutschkela vielen Dank. BG Andy

  • Hallo,

    Ein interessanter Fund.

    Auf jeden Fall ist das kein Gelbporer, man sieht schon Rottöne an den Röhrenmündungen. Ich hatte wie Andy zuerst ein einen Imperator gedacht, da der gesammte Fuchtkörper blaut, aber die schwache schwache Intensität passt dafür nicht.

    Ein Suillellus ist das nicht, bei Rubroboletus fällt mir auch nichts passendes ein. Da er blaut fällt auch Hemileccinum weg. Butyriboletus subappendiculatus habe ich zwei mal in der Hand gehabt, aber nie so gefärbt und erst recht nicht mit rötlichen Tönen an den Röhrenmündungen. :/

    Was man noch prüfen könnte ist ob das Stielfleisch eine positive Amylon-Reaktion mit Jod zeigt.


    Das Problem ist hier wie auch bei anderen Gattungen: Einzelexemplare lassen sich nur schwer oder gar nicht bestimmen. EIne Kollektion von jung bis alt wäre hilfreich, auch um abschätzen zu können ob das schwache Blauen konstant ist oder ob die jungen Pilze die gleiche Farbe an dern Röhren zeigen.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Chris,

    zwei Sachen sind mE noch nicht klar:

    1) du hast geschrieben, "der Pilz war halt nicht mehr so feucht"; heißt das, dass das Schnittbild erst vier Tage nach der Entnahme des Pilzes entstanden ist? Das würde das ungewöhnlich schwache Blauen erklären, und dann würde die Wahrscheinlichkeit für einen Imperator steigen. Nach ein paar Tagen Liegezeit kann man sich bei Dickröhrlingen generell nicht mehr auf die Farben verlassen. Wer schon auf Pilzausstellungen war, auf denen Dickröhrlinge, die zwar selten aber nicht mehr wirklich frisch sind, ausgestellt wurden, kennt dieses Problem.

    2) am Pilz wurde offenbar noch keine Geschmacksprobe gemacht. Bei Bitterkeit käme zusätzlich noch der Wurzelnde Bitterröhrling ins Spiel. An der Stielbasis ist jedenfalls eine Wurzel zu sehen. Das angebliche Röten der Poren könnte auch einfach ein altersbedingtes Bräunen sein.

    Was mMn auf jeden Fall gesichert rausfällt, sind B. appendiculatus und subappendiculatus. Auf den Fotos 2 und 4 sieht man, dass der Pilz im gesamten Hutfleisch relativ stark blaut. So etwas macht weder B. appendiculatus noch subappendiculatus.

    Eine Person gibt es, der das Problem lösen kann: Jürgen Schreiner. Leider ist er nicht hier unterwegs, sondern nur auf Pilzforum.eu. Vielleicht kann man das Foto im Nachbarforum einstellen und Jürgen herbeirufen. Jürgen ist der wohl beste Röhrlingskenner Deutschlands.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan,

    1. B. radicans schließe ich aus. Geschmacksprobe war mild.

    2. Ja, Schnittbild entstand Samstag abend. Pikz wurde Mittwochs aufgesammelt. Ich habe ihn noch und er bläut immer noch deutlich beim Anschneiden. Wenn ich einen alten Flocki anschneiden würde und der würde nach drei Tagen so blauen würde ich mir nichts denken.

    Danke für den Hinweis aufs andere Forum. Vielleicht versuch ich das noch.

    Chris

    • Offizieller Beitrag

    Servus!


    Das würde ich schon für einen Flocki im weiteren Sinne halten. Ob es nun ein "rein Gelber" (Neoboletus pseudosulphureus / junquilleus) mit stark braun oxidierter Hutoberfläche oder ein stark ausgeblasster "erythropus" ist, wird sich mit einem Einzelfruchtkörper kaum noch unterscheiden lassen.

    Ohne jeden Ansatz einer Netzzeichung sind aber sowohl sämtliche Butyriboleten (dazu passt auch das Verfärbungsmuster im Schnitt gar nicht) als auch sämtliche Imperatoren ausgeschlossen. Flockis blauen halt mal so mal so, bei verwitterten Fruchtkörpern (hier ja offensichtlich, siehe auch Rotfärbung im Schnittbild) ist das ohnehin oft schwach ausgeprägt.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo ,

    Ich sehe da zumindest keinen Imperator Torosus. Der müsste vom anfassen blau Spuren aussen haben. Und auch wenn das blauen witterungsabhängig ist, denke ich dass er zumindest auch komplett blauen müsste wie er es auch frisch tut. Nur im Hut zu blauen passt auch nach paar Tagen nicht. Aber Das kann ich nächstes Jahr mal ausprobieren bei meiner Stelle.
    lg jens