Kurzurlaub in Niedersachsen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 4.888 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. April 2014 um 11:34) ist von Ehemaliges Mitglied 02.

  • Liebes Forum,

    letzte Woche war ich für ein paar Tage in Niedersachsen, und zwar in den nördlichen Ausläufern des Lappwaldes - ganz in der Nähe meines Geburtsortes.

    Meine Pilzgänge erbrachten folgende Funde:

    Rehbraune Dachpilze, oder doch der Voreilende Dachpilz? Ich denke der Rehbraune Dachpilz begegnete mir. Obwohl ich 10 Stück noch niemals auf einem Stubben gesehen habe.

    1a. Rehbrauner oder doch der Voreilende Dachpilz?


    1b. Rehbrauner oder doch der Voreilende Dachpilz?

    Auch der Schwefelkopf war anwesend. Ob nun Grünblättriger oder Rauchblättriger konnte ich nicht genau ermitteln. Die Lichtverhältnisse liessen die Lamellenfarbe immer wieder anders aussehen. In diesem moment war mir keine eindeutige Zuordnung möglich.


    2. Grünblättriger oder Rauchblättriger?


    An einem alten Stubben fand ich noch drei Glänzende Lackporlinge. Allerdings war nur einer richtig ausgebildet. Auch er schien einen dornigen Weg hinter sich gehabt zu haben. Mein Respekt vor der Natur liess nur einen Schluss zu: "Lass ihn stehen, er hat es sich verdient".


    3. Glänzender Lackporling.


    Als ich letztes Jahr in dieser Gegend war, fanden einige Forstarbeiten statt. An diesen Stellen schaute ich natürlich vorbei. Holzschlagplätze, Ruderalschäden und veränderte Lichtverhältnisse finde ich immer interessant.
    Auf einem aufgerissenem erdigen Forstwaldweg fand ich diesen Pilz, den ich erst für einen Kerbrandigen Napfbecherling hielt.


    4. Kerbrandiger Napfbecherling, oder doch eher der Riesenbecherling?


    Ich gehe mittlerweile davon aus, das es sich um den Riesenbecherling handelt. Auf dem Holzschlagplatz des letzten Jahres (Kiefer, Fichte und Buche) fand ich dann diese Ansammlung von Riesenbecherlingen in den zurückgelassenen Holzspänen.


    5a. Riesenbecherling, genau hinschauen.


    5b. Riesenbecherling, etwas näher.


    5c. Schon ganz schön nah.


    5d. Nah genug. Wenn nicht, Doppelklick auf Bild.

    So sieht der Holzschlagplatz aus. Da ich ab und zu mal in dieser Gegend bin, werde ich natürlich immer wieder mal dort vorbeischauen, auch wegen der Glänzenden Lackporlinge. Eichen sind ja auch vorhanden.


    6. Habitat u.a. v. Riesenbecherling.


    Tommi und Frau besuchten mich, schön gegrillt, viel Spass gehabt (war schön). Am nächsten Morgen gingen wir Bärlauch ernten.
    Es ist ein wahrlich sehr grosses Feld. Es erstreckt sich auf einer Breite von ca. 250 Metern (ist untertrieben) in einer von mir abgelaufenen Länge von ca. 1,5 Kilometern, es ging noch weiter. Hab dann aber aufgegeben. Ich wollte das Zeug nicht mehr sehen, geschweige denn riechen. Mit meinen Schuhen hätte man Speisen würzen können. Nee nee, nur wegen dem Lauch, bzw. Knoblauchgeruch. Tommi hat sowas auch noch nicht gesehen. Da kommt der Schmalblättrige oder der sogenannte Spitzblättrige nicht mit. Is ja auch kein Bärlauch.


    7. Kleiner Ausschnitt am Wegesrand vom Bärlauch.

    Es wird ja immer wieder vor Verwechslungen gewarnt. Hab mal die Blätter von den potenziellen Verwechslungspartnern mitgesammelt und abgelichtet. Ich verstehe nicht so ganz, wie man diese Pflanzen, bzw. Blätter verwechseln kann. Die Blattform der gefährlichsten Verwechslungspartnerin fehlt allerdings dabei, nämlich die, der Herbstzeitlosen.

    Ein Bekannter (is Koch) erzählte mir vor ein paar Tagen, das seine Frau auf einem Wochenmarkt "Biobärlauch" gekauft hat. Sie hat diesen Bärlauch zum Salat gegeben, und probiert. Beim Probieren hat sie festgestellt, das etwas nicht mit dem Geschmack stimmt, und alles wieder ausgespuckt. Trotzdem waren für ein paar Tage die Nerven im Mundbereich taub. Schlimme Vorstellung, wenn ihr vierjähriger Sohn davon gegessen hätte. Sie ist noch einmal zum BIOSTAND auf diesem Markt gegangen, um die Leute darauf Aufmerksam zu machen, das etwas mit diesem Bund von Bärlauch nicht stimmt. Die Antwort der Verkäuferin war: WAS ist Bärlauch?


    8. Verwechslungen mit Bärlauch.


    So, und nu gibt es noch die:
    Bisher noch nicht eindeutig bestimmten Pilze.

    Allen voran, mal wieder meine Nuckel.


    9. Meine Nuckel


    Dann kommen diese, denk mal mittlerweile an Fichtenzapfenrüblinge.


    Fichtenzapfenrüblinge, oder?


    Und diese haben sich auch noch dazwischengemogelt.


    Und diese kleine Fremde besucht dann auch noch den Riesenbecherling. Traut sich was, oder? Oder ist der Becherling zur Schönen gegangen? Na ja, dann wollen wir die Beiden nicht weiter stören. Kurz nach der Aufnahme begann es zu regnen. Ich denke die kleine Fremde hat im Becherling ein Bad genommen.


    Und zu guter letzt, mal wieder eine schöne Atmosphäre. Und gut is.


    Schöne Pilzgänge. Heinz

    Einmal editiert, zuletzt von Ehemaliges Mitglied 02 (27. April 2014 um 02:09)

  • Hallo Heinz
    Ein super Urlaubsbericht! :agree:
    Bei Grünblättrigen Schwefelköpfen sehen bei älteren Pilzen die Lamellen schon mal schmutzig grau- grün aus.
    Aber Rauchblättrige/Graublättrige Schwefelköpfe wachsen nur auf Nadelholz.
    Im Zweifelsfalle kann man auch den Pilz probieren, da passiert nichts.
    Graublättriger = mild
    Grünblättriger = bitter
    Wenn du Fichtenzapfenrüblinge vermutest, sollten auch vergrabene Fichtenzapfen vorhanden sein. Kann man leider nicht erkennen. Sehen aber wie Fichtenzapfenrüblinge aus. Die möchte ich mal in größerer Menge finden. Soll ein guter Suppenpilz sein. Aber die letzten Jahre hatte ich nur Einzelfunde.

    Einmal editiert, zuletzt von Ehemaliges Mitglied 01 (27. April 2014 um 08:08)

  • Hallo Heinz !
    schöne Gegend in der Du Dich da aufgehalten hast :)
    die Schwefelköpfe halte ich für Grünblättrige , die Stielfarbe spricht unbedingt dafür .
    die kleinen Nuckel sind irgendwelche Helmlinge ( Mycena )
    das drittletzte Bild zeigt Faserlinge ( Psathyrella spec. )
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzberater vor Ort , Bestimmungsvorschläge meinerseits sind keine Essensfreigaben

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen, Heinz!

    Ein sehr schöner Bericht, und so einige interesante Pilze hast du da eingesammelt. :agree:

    An Nadelholz gibt es zwei "Arten", die genauso aussehen, wie der Rehbraune Dachpilz. Das wären der Voreilende Dachpilz (Pluteus primus) und Pouzars Dachpilz (Pluteus pouzarianus). Beide sind nur mikroskopisch sicher zu bestimmen. Allerdings kann man da auch geteilter Meinung sein, ob man die als eigene Arten betrachtet, oder einfach zum Rehbraunen (Pluteus cervinus s.l.) rechnet.
    Gerade bei P. pouzarianus ist es strittig, ob fehlender Rettichgeruch (kann auch bei P. cervinus schwach ausgebprägt sein oder fehlen) und das teilweise Vorhandensein von Scnallen in der Huthaut ausreicht, um eine eigene Art zu beschreiben. P. primus hätte ebenfalls Schnallen in der Huthaut (mehr noch als P. pouzarianus), keinen Rettichgeruch und zusätzlich noch längere, anders geformte Zystiden.
    Ich denke, solange man nicht kartiert, kann man die Arten als Hobbysammler ganz gut zusammenwerfen. :wink:

    Zu den Schwefelköpfen hat Uwe schon das Wesentliche geschrieben.

    Beim Reishi (Ganoderma lucidum) ist es so, daß die Fruchtkörper einjährig sind. Das, was du da gefunden hast, sind also abgestorbene aus dem Vorjahr. Aber die Stelle wäre natürlich gut, da könnten wohl auch in diesem Jahr wieder junge, frische Fruchtkörper kommen.

    Mit den Becherlingen ist das so eine Sache. In der Gattung Peziza lässt sich ohne Mikroskop keine sichere Bestimmung vornehmen. Da gibt es zu viele ähnliche Arten, die auch noch jede für sich sehr variabel sind.
    Ein kleines Beispiel: Der Buchenwald - Becherling (Peziza arvenensis) wird ebenfalls sehr groß, sieht haargenau so aus und würde hier genausogut passen. Wobei ich garnicht ausschließen kann, daß es auch Peziza varia (Riesenbecherling) wäre, oder noch eine ganz andere Art der Gattung.

    Die "Nuckel" auf Bild 9 sollten irgendwelche Helmlinge sein (Gattung: Mycena). Auch hier wird's keine sichere Bestimmung geben ohne viel mehr Merkmale (Substrat, Geruch, Lamellenschneiden, eventuell Saftaustritt beim Abbrechen, Mikrodetails).

    Die Kandidaten nach den FiZaRüs sind Faserlinge, der Frühe Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea) wäre hier recht wahrscheinlich, optisch würde es passen, aber auch da gibt's einige nur mikroskopisch sicher trennbare Arten.

    Vorletztes Bild, hinter dem Becherling: Ein Samthäubchen (Gattung: Conocybe). Jetzt müsste ich erneut das ewige Mantra singen ("muss mikroskopiert werden, muss mikroskopiert werden, muss mikroskopiert werden...").
    Sorry. Fies sind sie manchmal, unsere kleinen (und nicht ganz so kleinen Freunde). Und Meister des Versteckspiels, in zweierlei Hinsicht.


    LG, Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Uwe, Harry und Pablo,

    vielen Dank für eure immer wieder hilfreichen Anregungen und Hinweise. Auch wenn ich manchmal bei der Beurteilung der von mir gefundenen Pilze wieder von vorne anfangen muss. Es sieht wohl so aus, das ich mir ein Mikroskop zulegen werde. Habt ihr da vielleicht einen Vorschlag, welches Gerät sich eignet, und nicht zu teuer ist.

    Gruss aus Berlin. Heinz