Verblassender Täubling (RUSSULA EXALBICANS)

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 962 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. Dezember 2022 um 20:22) ist von Hubi.

  • Hallo liebe Pilzfreunde

    Ich möchte gerne wissen, ob ich mit Verblassender Täubling (RUSSULA EXALBICANS) richtig liege?

    Funddatum: 20221007_01

    Fundort: auf einem Wiesenstreifen am Strassenrand entlang zu einem Parkplatz

    Begleitbäume: Birken

    Wuchsform: gesellig

    Hutform: halbkugelig, leicht eingedellt, ausgebreitet

    Huthaut- Konsistenz: matt, glatt, gesprenkelt

    Huthaut-Farbe: karminrot und ausblassend

    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/4 abziehbar

    Fleischfarbe unter Huthaut: weisslich

    Hut-Frassstellen-Rand-Verfärbung: weisslich

    Hutrand: glatt, gerieft

    Lamellen: weiss, cremefarbig, scharf

    Lamellensprödigkeit: brüchig

    Lamellenschneiden: glatt

    Lamellen-Stielübergang: ausgebuchtet angewachsen, gegabelt und untermischt

    Stiel: exzentrisch, weiss, fest, wattig, längsaderig, leicht grauend

    Stielbasis: zylindrisch

    Fleisch: weiss

    Größe: Hutdurchmesser 6-8cm; Stiellänge 3-5cm, Stieldurchmesser ca. 12-20mm
    Sporenpulverfarbe: IIIa - IIIb Tabelle Fr. Marxmüller,

    Geruch: obstartig  

    Geschmack: scharf, dann vergehend

    Reaktion Stielcortex mit Eisensulfat: nach 20sec rosa

    Reaktion Stielcortex mit Guajak: nach 20sec blau

    Bild 1

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    1000× in Melzer Sporen aus Abwurf 9.09 – 7.11 – 6.38 x 7.36 6.07 – 5.83 Q = 1.7

    Sporenform rundlich bis elliptisch, das Ornament isoliert stehenden bis ca. 0.8 µm hoch

    Bild 11

    Sporenornament: isoliert stehendend aber auch mit teilweise verbunden Warzen

    Bild 12

    Beobachtung in der HDS mit Kongorot (SDS) bei 400× Haare sind septiert, verzweigt und am Ende gerundet


    Bild 13

    Beobachtung in der HDS mit Kong11orot (SDS) bei 400× Pileozystiden sind zylindrisch bis keulig auch kopfig eingeschnürt

    Bild 13a

    Bild 14

    Beobachtung in der HDS mit SV bei 400× Pileozystiden sind gut ersichtlich, grauviolett

    Vielen Dank für die Antwort schon im Voraus


    LG Hubi

  • Hallo Hubi,

    wieder eine schöne Präsentation deines Fundes. Gut gefällt mir auch, dass du so Feinheiten wie die leicht grauende Stielrinde erwähnst.

    GIbt es einen Grund warum du hier unsicher bist, bzw. was könnte es alternativ sein? Bei einem Ockersporer unter Birke mit vergänglich scharfen Geschmack kann man ohne weiteres R.exalbicans dranschreiben.

    Am Rande:
    Nicht ganz richtig korrekt ist das Sporenornament in deiner Betrachtung.

    isoliert stehendend aber auch mit teilweise verbunden Warzen

    Eigentlich haben die Sporen des Verblassenden Täubling ziemlich viele Verbindungslinien, man könnte sie sogar als zebriert oder teilnetzig bezeichnen. EIn isoliertes Sporenornament würde der Bestimmung tatsächlich entgegenstehen und in's "Bestimmungsnirwana" führen.

    Falls du es nicht schon so machst, bitte bei der Sporenmikroskopie immer die Blende maximal öffnen um das beste aus der Optik deines Mikroskops rauszuholen. Gerade bei solchen Feinheiten wie dem Sporenornament braucht es eine möglichst hohe Auflösung, sonst sieht man es nicht richtig. Erschwerend kommt bei dieser Art hinzu, dass das Ornament l. SARNARI nicht immer ganz amyloid ist, also sich nicht vollständig oder z.T. nur schwach mit Jod färben lässt, was die Sichtbarkeit dessen weiter erschwert.

    Ich habe kein High-End Mikroskop sondern nutze nur das 800€ Modell von Andreas Gminder, aber das Ornament sieht bei mir so aus.

    Russula exalbicans
    Sporen in MELZER x1000[Öl]


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Zusammen

    Ja da steckt viel Arbeit in diese Dokumentation. Du hast diesen anfangs Oktober gefunden, somit sind deine Mikrobilder aus einem Exsikkat hergestellt?

    Und nebenbei lerne ich auch noch viel bei euch..... Wirklich toll. BG Andy

  • Hallo Zusammen

    Danke herzlich für eure Begutachtungen und Antworten

    GIbt es einen Grund warum du hier unsicher bist, bzw. was könnte es alternativ sein? Bei einem Ockersporer unter Birke mit vergänglich scharfen Geschmack kann man ohne weiteres R.exalbicans dranschreiben.

    Ich habe vor ca. 1 1/2 Jahren mit dem Bestimmen der Täublinge begonnen. Ich habe grosse Schwierigkeiten mit den Farben bei den Täublingen.

    Zudem halte ich die, von mir gezeigten Täublinge, das Erstmal in den Händen, um eine Bestimmung zu machen.

    Ich will mir sicher sein, dass meine Bestimmungsunterlagen auch wirklich richtig sind.

    Beim Sporenornamet habe ich auch meine liebe Mühe, es richtig scharf zu bekommen. Danke für deinen Tipp.

    Aus meiner Sicht könnte zum Beispiel Russula versicolor in Frage kommen.

    Ich habe Deinen Tipp angewendet und bekomme tatsächlich ein bessres Sporenornament.


    Du hast diesen anfangs Oktober gefunden, somit sind deine Mikrobilder aus einem Exsikkat hergestellt?

    Ja meine Microbilder sind aus einem Exsikkat hergestellt es werden noch weitere folgen. Denn erst jetzt habe ich mehr Zeit, um mich mit der Mikroskopie von Täublingen zu befassen.

    LG Hubi


  • Hallo,

    Ich habe grosse Schwierigkeiten mit den Farben bei den Täublingen.

    Das ist gar nicht schlimm, denn gerade die Hutfarben sollte man bei der Bestimmung nicht zu sehr gewichten.

    Aus meiner Sicht könnte zum Beispiel Russula versicolor in Frage kommen.

    Damit du mehr Sicherheit bei deinen Bestimmungen bekommst, wären hier die für mich entscheidenden Unterschiede: R.versicolor ist ein schmächtigerer Pilz mit auffällig gilbenden Fleisch und stark positiver Guajak-Reaktion - sieht also makroskopisch recht anders aus. Mikroskopisch hätte dieser deutlich mehrfach septierte Pileozystiden.

    LG Thiemo

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  • Hallo Hubi,

    die diversen Pilzschulen bieten spezielle Sprödblättler-Seminare an, das ist für deine Bedürfnisse genau das Passende. Im übrigen ist es sehr erfreulich, wenn sich Leute wie du die Täublinge genau anschauen, es braucht überall Auskenner.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hi,


    apropos Kurs, hier wird nächstes Jahr wieder ein reiner Täublingsmikroskopier-Kurs mit Felix Hampe angeboten:

    Pilzkunde.de - Dr. Lothar Krieglsteiner - Seminarprogramm 2023

    Daran hatte ich ich letztes Jahr teilgenommen und war sehr zufrieden mit der Vielzahl an Untersuchungsmaterial und Tips zu allen erdenklichen Problemen. Hat mein Wissen in der Gattung sowie meine Mikroskopierpraktik weiter vertieft. Noch gäbe es freie Plätze.


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Hallo StephanW und Thiemo

    Vielen Dank für den Tipp und die Adresse zu dem Täublings Kurs. Er würde mich schon interessieren, aber er findet für mich zu weit weg statt. Ich werde mich mal umschauen, was es alles noch so gibt.

    LG Hubi