Brauner Zahnträger = ev. Mycoacia nothofagi

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 736 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Dezember 2022 um 19:42) ist von KaMaMa.

  • Hallo Pilzfreunde!

    Beim heutigen Waldgang fand ich durch Zufall neben einer Gruppe auffälliger Pilze einen interessanten, schön braunen Rindenpilz mit hellen Zähnen.

    Ich habe nicht herausbekommen, was das sein könnte.

    Vielleicht weiß jemand hier mehr dazu?

    Ich würde mich über einen Tipp sehr freuen.

    LG, Martin


    Als ich besagten Baumstumpf inspizierte, der mit Gallertfleischigen Fältlingen (Merulius tremellosus), Geweihförmigen Holzkeulen (Xylaria hypoxylon) und etwas wie dem Gelbporigen Spaltporling (Schizopora flavipora) und anderem überzogen war, bemerkte ich noch einen braunen, wie ergossen wirkenden Pilzkörper - im folgenden Foto in der Ecke oben rechts.

    Bild 1 Gruppenbild mit Holzpilzen

    In der Fläche ist der Pilz dunkelbraun, am Rand von weißen Hyphenkranz gesäumt.

    Er bildet keine echten Hüte , aber Überstände aus unter denen hele Zähne senkrecht nach unten weisen.

    Die Oberfläche glänzt wachsartig/fettig und ist elastisch.

    Die Moosästchen werden vom Pilz umflossen und überwachsen.

    Weitere Aufnahmen:

    Bild 1

    Bild 3

    Bild 4 Überfrostete Pilzprobe

    Die hellen Zähnchen sind platt und und unter der Lupe faserig.

    Unter dem Mikroskop lassen sich inkrustierte dickwandige Hyphen und Schnallen finden.

    Ich finde einige tropfenförmige, farblose Sporen in der Größe von 5-6 x 2,5-3 µm², teilweise mit zwei Tropfen; aber keine Basidien - es könnten also auch Fremdsporen sein.

    Bild 5

    Der Pilz wirkt elastisch.

    Im Querschnitt sind knorpelige Lagen zu erkennen, die unter Nadeldruck zurückfedern.

    Bild 6 Querschnitt, Substratseite ist rechts

  • Hallo Martin, das Ding erinnert mich an einen Erdwarzenpilz (Thelephora). Allerdings ist dafür die Fundstelle und das Aussehen ungewöhnlich.

    Vielleicht liege ich auch vollkommen daneben aber es ist so ein Eindruck.

    LG Emil

  • Hallo Emil,

    An Thelephora glaube ich nicht so recht; das wären doch mehr trichter-, fächerförmige oder gefingerte Fruchtkörper.

    Es soll zwar auch resupinate FK geben, aber Thelephora sind Braunsporer, mit ornamentierten Sporen.

    Die Sporen habe ich zwar nicht als Bild gezeigt, aber diejenigen, die ich gefunden habe, waren farblos und glatt, nicht braun oder auch nur bräunlich.

    Zahnartige Auswüchse haben die Telephoren doch auch nicht, oder?

    Auf deine Anregung hin habe ich mal Thelephora gegoogelt: ich finde leider nichts, was meinem Pilzfund ähnlich sieht.

    Ich dachte wegen des Wachstums eher an etwas phlebia-artiges, kammpilziges Objekt.

    Was ich sonst fand war Gloiodon strigosus (Schuppiger Stachelrindenpilz): das ist zwar ein brauner, zahntragender Rindenpilz, das ist aber auch schon alles an Gemeinsamkeiten.

    Ich bin ratlos!

    Auf jeden Fall, vielen Dank für deine Antwort - ich schau mir die Thelephoren sicher noch mal genauer an!

    Hmm, mal abwarten, was noch für Ideen kommen...

    LG, Martin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Martin!

    Insbesondere wenn du einen arg komischen, schnapsig-obstigen Geruch beobachtet hast, würde dein Fund ziemlich gut zu Phlebia nothofagi (= Mycoacia nothofagi) passen.
    Die kann auch mal so braun sein. Der Geruch ist - wenn man ihn kennt - auch sehr charakteristisch, so daß mit dem enstprechenden Geruch und etwas Erfahrung die Art sogar makroskopisch ansprechbar ist.

    Der helle, resupinate Porling sieht für mich sehr ungewöhnlich aus für eine Schizopora. Die bewimperten Ränder (Zuwächse) passen nicht dazu. Das wirkt eher wie zB ein Oxyporus oder vielleicht eine Ceriporia. Da müsste man auf jeden Fall reinlinsen, um das genauer zu definieren.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für dein ausführliche Erklärung! Mycoacia nothofagi also womöglich?

    Da finde ich ja im Schwesterforum ein hervorragendes Pilz-Portrait zum Thema von dir. :thumbup:

    Das könnte schon sehr gut dieser Pilz sein. Leider habe ich mir keinen Geruch notiert - Mist!

    Einen Geruch kann ich jetzt bei dem Exsikkat nicht mehr feststellen und ein nochmaliges Einweichen aktiviert womöglich nur den Schimmel, fürchte ich, bringt also nichts mehr.

    Ich muss mir endlich angewöhnen IMMER an den Pilzen zu schnuffeln!!!

    Tatsächlich konnte ich Mycoacia fuscoatra, der im Buch beschrieben fand, wegen der fehlenden Farbreaktion an den Stachelspitzen (KOH+ purpur) ausschließen.

    Ich hatte schon etwas mikroskopiert, und dafür

    a) Material von einem Zahn (Spitze) genommen und

    b) etwas von der braunen Masse in der Fläche entnommen

    Stellen für Probennahme - Habe ich also genau an den falschen Stellen nach Basidien gesucht?

    Leider konnte ich keine Basidien finden, aber zumindest einige wenige freie Sporen von diesem Typus:

    Die Sporen kann man durchaus noch als elliptisch bezeichnen. Die Abmessungen würden hinkommen.

    Die Stacheln/Zähne dienen wohl doch nicht einfach zur Vergrößerung des Hymeniums, wie ich naiv dachte, sondern halten vielleicht Fressfeinde vom wichtigen Hymenium ab.

    Dann wären die Stellen direkt oberhalb der Stacheln als nächstes zu untersuchen.

    Die langen, dick inkrustierten Strukturen, die ich als inkrustierte Hyphen ansah, entsprechen wohl den Pseudozsytiden aus dem Portrait, da dem Stacheltrama entnommen.

    Ich lege den Fund mal als Mycoacia nothofagi ab und versuche mich beim nächten Mal unbedingt an die Geruchprobennahme zu erinnern, das sollte interessant werden!

    Bei Gelegenheit schaue ich mir das Exsikkat nochmals genauer an, ob ich nicht doch noch die Basidien finde...

    LG, Martin

  • KaMaMa 13. Dezember 2022 um 19:51

    Hat den Titel des Themas von „Brauner Zahnträger“ zu „Brauner Zahnträger = ev. Mycoacia nothofagi“ geändert.