Abweichungen des Eisensulfat Wertes bei Täublingsbestimmung

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 1.340 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (14. Dezember 2022 um 20:35) ist von Steigerwaldpilzchen.

  • Liebes Forum


    Bei dem FK sollte es sich eigentlich aufgrund der Merkmale unverkennbar um einen Russula rosea - Zinnoberroter Täubling handeln.


    Fundort: Mischwald, unmittelbar neben Buche

    Geruch: neutral bis ganz leicht süsslich

    Geschmack: mild

    Hut: rosarot, glatt, matt, Huthaut lässt sich nicht/kaum ablösen

    Fleisch: sehr hart und brüchig

    Lammellen: dicht stehend, abgerundet angewachsen (stark angefressen)


    Die chemische Reaktion auf Gujak mit grün ist plausibel ausgefallen, jedoch passt die Reaktion auf Eisensulfat nicht, diese sollte lachsrosa ausfallen. (Ammoniak und Phenol habe ich keines verfügbar)

    Wie verlässlich sind die Werte? Sind Diskrepanzen möglich?


    Herzlichen Dank für allfällige Begutachtungen und

    Beste Grüsse

    Corinne


    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben.
    Zur Pilzbestimmung für Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

    Einmal editiert, zuletzt von Corinne (11. Dezember 2022 um 22:38)

  • Hallo Corinne

    Dieser gekammerte Stiel habe ich bei R. rosea jetzt noch nie beobachtet. Bei meinen Funden war er durchwegs fest..... Muss nichts heissen. Aber die Sporenfarbe ist aus meiner Sicht fast wichtiger als die chemische Reaktion, hast du die auch ermittelt? Eisensulfat und Guajak brauche ich meistens zur Bestimmung, und für wenige auch noch andere Chemikalien.

    BG Andy

  • Hallo Corinne,

    1) Russula rosea (lepida?) ist das ganz sicher nicht, denn diese hat eine monochromatische Hutfarbe und ist niemals violett oder pink. Wenn R. rosea/lepida ausbleichen sollte, dann immer in Richtung rahmgelblich bzw. milchweiß. Hartes Fleisch können noch andere Täublingsarten haben, nicht nur R. rosea/lepida.

    2) Die Angabe "Guajak-Reaktion grün" ist bestimmungstechnisch banal, man müsste stattdessen sagen, nach wieviel Sekunden das Guajak auf grün umfärbte, und ob grün schon das Ende der Fahnenstange war, oder ob da ein bisschen später noch blaugrün, blau oder sogar blauschwarz daraus wurde.

    3) Bei Täublingen gibt es keine blassrosa KOH-Reaktion, welche bestimmungsrelevant wäre. Meintest du etwa stattdessen die Eisensulfatreaktion? In der Sektion Ingratulae oder bei R. ochroleuca verwendet man KOH, diese Reaktion wäre aber rostrot bzw. feuerrot. Im Formenkreis der Roseinae ist eine KOH-Reaktion, wie immer sie ausfällt, bedeutungslos.

    4) Blieb denn bei deinem Exemplar die Eisensulfatreaktion ganz aus (nur schwach blassgrüne Färbung)? Das würde wiederum hervorragend ins Bild passen für R. cyanoxantha (Frauentäubling), den ich hier für wahrscheinlich halte. In diesem Fall wäre die Sporenpulverfarbe weiß. Schreib doch bitte gschwind hier mal rein, wie die Eisensulfatreaktion war.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Lieber Andy


    Danke dir für deine Antwort und Erläuterungen.


    Sporenabruck habe ich leider nicht vorgenommen, ich dachte, der FK kann nicht mehr gross aussporen.
    Ja die Kammerung habe ich so auch noch nicht gesehen, auch die sehr hellrosa Hutfarbe nicht, aber diese muss ja nichts heissen. Sehr typisch hingegen war der Geruch und Geschmack und das extrem harte Fleisch.

    Ich wüsste nicht, was Alternativ in Frage kommen könnte. Mögliche Verwechslungspartner würden, wie ich gesehen habe, auch lachsrosa auf Eisensulfat reagieren.


    Beste Grüsse

    Corinne

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    Einmal editiert, zuletzt von Corinne (11. Dezember 2022 um 22:35)

  • Lieber Stephan


    Danke dir vielmals für deine Begutachtung.


    Hier nochmals das Bild, ich habe eingekreist, wo ich die Eisensulfatprobe angewendet habe (leicht gräulich erkennbar). Die Reaktion des Gujak intensivierte sich nach einiger Zeit in tiefes (blau)grün, die Reaktion des Eisensulfates hingegen blieb unverändert.

    Dienen dir so diese Angaben?


    PS: und entschulige, ich habe ja nur auf Eisensulfat und auf Gujak getestet, KOH brauchte es ja nicht oder bringt nichts.


    Liebe Grüsse

    Corinne


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    Einmal editiert, zuletzt von Corinne (11. Dezember 2022 um 22:36)

  • Corinne 11. Dezember 2022 um 22:33

    Hat den Titel des Themas von „Abweichungen des KOH Wertes bei Täublingsbestimmung“ zu „Abweichungen des Eisensulfat Wertes bei Täublingsbestimmung“ geändert.
  • Hallo Corinne,

    ich würde mich Stephans Vorschlag gleich anschließen, was auch das Ausbleiben einer deutlichen Eisen(II)sulfat Reaktion erklärt; Das ist vermutlich Russula cyanoxantha. Als ein Täubling in der von Romagnesi aufgestellten Untergattung Heterophylidiae (Frauentäublinge, Speise-Täubling, Samt- und Brätlingstäublinge, Grautäublinge), hat diese Art viele in Stielnähe gegabelte Lamellen, so wie sie bei dir zu sehen sind. Auch farblich passt der Pilz nicht zum Zinnobertäubling, dafür gut zum Frauentäubling.

    Die Eisensulfat-Reaktion macht man normalerweise auf der Stielrinde.

    Wie Stephan schon angedeutet hat, ist bei der Guajak Reaktion der Zeitfaktor entscheidend. Man zählt nach dem Auftragen bis 8Sekunden und notiert ob immer noch braun (negativ), etwas türkis-bläulich (+), blau (++) oder dunkelblau (+++). Alles was sich danach tut ist fast immer unerheblich. Selbst ein negativer Täubling wird nach einiger Zeit "positiv", da das Guajak-Harz auch durch Luftsauerstoff den blauen Gujazulen Farbstoff bildet.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Lieber Thiemo, lieber Stephan

    Danke euch ganz vielmals für die Erläuterungen auch betreffend Anwendung des Guajak. Somit weiss ich für nächstes Mal Bescheid und achte auf die ersten 8 Sekunden. Bin somit jetzt froh, dass ich den FK doch noch zu eurer Stellungnahme eingereicht habe.:)

    Beste Grüsse

    Corinne

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  • Hi,

    und jetzt stellt der Täublings-Laie mal die Frage: Waren die Lamellen speckig/biegsam/nicht brüchig?

    Damit sollte man doch auch ohne weitere (chemische) Versuche die Vermutung von Stephan und Thiemo bestätigen / ausschließen können...?:smilec:

    VG, Boris

  • Hi Boris,


    Ein guter Einwand. Grundsätzlich ist das auch so.

    Leider jedoch ist das nicht immer konstant, v.a. wenn die Fruchtkörper älter werden oder auch austrocknen. Dann verschmieren die Lamellen des Frauentäubling nicht mehr. Ich hatte so einen Gesellen dieses Jahr gefunden, bei dem mich dann nur die negative Eisensulfat Reaktion samt Mikroskopie überzeugen konnte.


    LG Thiemo

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  • Lieber Boris


    Das Problem war, dass der FK an den Lammellen stark von Schnecken zerfressen waren.

    Jedenfalls war das was noch übrig blieb nicht biegsam, wie es beim Frauentäubling üblich ist, brüchig hingegen auch nicht. Das was noch übrig blieb war einfach hart, wie der ganze FK.

    Es war auch sehr kalt und möglicherweise hatte er bereits Frostschäden abbekommen. An Geruch und Geschmack war auch nichts mehr auszumachen. Ich hatte einen russula cyanoxantha nicht in Erwägung gezogen. Einen solchen hatte ich so spät auch noch nie gefunden und war in keiner Weise mit den vielen Funden im Frühsommer und mitte Herbst vergleichbar.

    Doch scheinen die Indizien der absoluten Täublingsexperten für einen Solchen zu sprechen, und darauf zähle ich primär. Der FK war leider wirklich nicht mehr sehr repräsentativ.


    Ich hoffe, dir damit deine Frage ansatzweise beantwortet zu haben und ich für mich würde ihn als frostgeschädigten Frauentäubling ad acta legen.


    Liebe Grüsse

    Corinne

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  • Hallo Corinne,


    danke für dein Lob aber als „absoluten Experten“ in Sachen Täublinge sehe ich mich ehrlich gesagt nicht. :blush:

    Dafür beschäftigte ich mich noch nicht lange genug damit (lass‘ es vier Jahre sein) und kenne einige bisher nur aus Literatur. Mein Wissenstand auf diesem Gebiet ist sicherlich vertieft aber „echte“ Experten wie Jurkeit, Kleine oder Hampe sind ein anderes Kaliber.


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Lieber Thiemo


    Für mich seit ihr jedenfalls riesige Kaliber aber ich als Laie kann das natürlich nicht so beurteilen. Zu erwähnen ist vor allem eure Hilfsbereitschaft, Tipps, welche so dienlich zum Verbessern sind und Geduld, das schätze ich so sehr und bei dieser Gelegenheit nochmals vielen Dank dafür!


    Von der von dir genannten „Ikonen“ sagt mir nur Werner Jurkeit von der bayrischen Mykologiegesellschaft etwas, die anderen beiden anderen kenne ich nicht.

    Beste Grüsse

    Corinne

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  • hallo Corinne

    Das sind aber dann schon namhafte Personen -> siehe hier Felix Hampe.

    Wissenschaftliche Veröffentlichungen von Felix Hampe

    Oder Kleine -> siehe da

    https://www.researchgate.net/profile/Jesko-kleine-2

    Die machen auch Publikationen neuen gefunden Arten.

    BG Andy

  • Lieber Andy


    Danke dir herzlich für die Links 👍


    Beste Grüsse

    Corinne

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