Kirschroter Speitäubling (RUSSULA EMETICA)

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.004 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Januar 2023 um 12:34) ist von StephanW.

  • Hallo Liebe Pilzfreunde

    Ich möchte gerne wissen, ob ich mit dem Kirschroter Speitäubling (RUSSULA EMETICA s.str.) richtig liege?

    Funddatum: 20220923_01

    Fundort: Bergfichtenwald auf 1200-1400 m. ü. M inmitten von Moss und Heideleeren

    Begleitbäume: Fichten, Kiefern

    Wuchsform: gesellig
    Hutform: halbkugelig, ausgebreitet

    Huthaut- Konsistenz: matt, leicht seidig glänzend,

    Huthaut-Farbe: zinnober, kirschrot, Mitte dunkler

    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/4 abziehbar

    Fleischfarbe unter Huthaut: leicht rötlich

    Hut-Frassstellen-Rand-Verfärbung: weiss

    Hutrand: glatt, stumpf

    Lamellen: weiss mit etwas cremefarbenem Reflex

    Lamellensprödigkeit: brüchig

    Lamellenschneiden: glatt

    Lamellen-Stielübergang: angewachsen, gegabelt, queraderig

    Stiel: weiss, fest, längsaderig,

    Stielbasis: zylindrisch, bis leicht verdickt

    Fleisch: weiß,

    Größe: Hutdurchmesser 5cm; Stiellänge 6cm, Stieldurchmesser ca. 15mm
    Sporenpulverfarbe: Ia - Ib Tabelle Fr. Marxmüller,

    Geruch: fruchtig  

    Geschmack: sehr scharf

    Reaktion Stielcortex mit Eisensulfat: nach 20 sec rosa

    Reaktion Stielcortex mit Guajak: negativ nach 60 sec hellblau grün

    Bild 1

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    1000× in Melzer Sporen aus Abwurf 10.32 – 9.31– 8.22 x 8.77 7.87 – 6.97 Q = 1.18

    Sporenform amyloid, rund bis breitelliptisch, das Ornament mit Warzen bis ca. 1.1µm hoch

    Bild 11

    Sporenornament: netzartig mit feinen Linien verbunden

    Bild 12

    Beobachtung in der HDS mit Kongorot (SDS) bei 400× Haare sind septiert, verzweigt und stumpf am Ende


    Bild 13

    Beobachtung in der HDS mit Kongorot (SDS) bei 400× Pileozystiden sind zylindrisch, keulig, unregelmässig kopfig

    Bild 13a

    Bild 14

    Beobachtung in der HDS mit SV bei 400× Pileozystiden sind gut ersichtlich, grauschwarz, ein bis zweifach septiert

    Vielen Dank für die Antwort schon im Voraus


    LG Hubi


  • Frohes neues Jahr.

    Im Emetica-Aggregat bist du richtig. Ich finde es hier schwierig zwischen R.emetica s.str, und R.silvestris zu unterscheiden.

    R.emetica ist ein knallroter, ziemlich großer Pilz, mit bis zu 10-11Mikrometer großen Sporen. R.silvestris eher klein, zerbrechlich und weniger knallig bzw. entfärbt mit etwas kleineren Sporen bis zu 9 -10Mikrometer.

    Bei den Sporen hilft nur fleißiges Messen (mindestens 20 besser 30), da die Größen nah beieinander liegen. Deine angegebene Hutgröße liegt wie auch die Sporenmaße genau im Überschneidungsbereich (emetica 5-10cm, silvestris 3-6cm Hutdurchmesser). Die Stiellänge kann man hier nicht zur Unterscheidung heranziehen, da der Pilz hier aufgrund des Gras/Moos von sich aus einen längeren Stiel ausbilden muss um für die Sporenverbreitung seinen Hut in ausreichende Höhe zu bringen.

    Der Wuchs direkt im Moos an nicht sumpfigen Standorten spricht für R.silvestris. Jedoch scheint der moorige Standort für R.emetica nicht immer zwigend nötig zu sein. Mir wäre die Hutfarbe nicht dunkelrot genug für R.emetica s.str. Ist also eine schwierige Sache die zwei hier auseinander zu bekommen. Bin gespannt was Stephan dazu meint.

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

    Einmal editiert, zuletzt von Steigerwaldpilzchen (5. Januar 2023 um 09:36)

  • Hallo Thiemo

    Vielen Dank für Deine Einschätzung.

    Ja ich hatte meine Mühe mit der Bestimmung zwischen R.emetica s.st. und R.silvestris

    Aber weil ich Sporen über 10 µm gemessen habe war ich eher bei R.emetica s.st.

    Ich lege noch die Sporenmesstabelle bei.

    LG Hubi

  • Wow 40 Sporen ausgemessen..... Nicht schlecht, ich belasse es jeweils bei Max. 20 Sporen. Auch noch ein gutes neues Jahr.......BG Andy

  • Hallo zusammen,

    noch ein paar Facts aus dem SARNARI zur Unterscheidung emetica/silvestris:

    - emetica bevorzugt als Baumpartner die Fichte, silvestris die Kiefer (letztere kann nach SARNARI sogar unter Laubbäumen!); auf dem Standortfoto sieht man eine Fichte, es liegen am Boden aber auch reichlich Kiefernnadeln

    - emetica hat die größeren Sporen; die von Hubi geposteten Sporenmaße passen besser zu emetica

    - der Grad der Septierung der Dermatocystiden unterscheidet sich: bei emetica sind die DC mehrfach septiert (in der Mikrozeichnung bis 4-fach), bei silvestris gar nicht bis höchstens einfach septiert; dies ist auf den geposteten Mikrofotos nicht perfekt zu sehen und müsste noch einmal gecheckt werden

    - Guajak-Reaktion bei emetica ganz negativ, bei silvestris sehr langsam und träge (leider stehen keine Sekundenzahlen dabei!); tja, ist nach 60 sec hellgrün nun "ganz negativ" oder nur "sehr langsam und träge"?

    Hubi, du hast den Pilz untersucht - an deiner Stelle würde ich noch mal die Septen der DC zählen: immer nur 0 bis 1, oder oft 2 bis 4?

    Wenigstens steht für mich außer Frage, dass es einer der beiden ist.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan

    Vielen Dank auch Dir für die Erklärungen. Ich werde den Pilz nochmals untersuchen, wie Du vorgeschlagen hast. Ich werde mich

    wieder melden.

    LG Hubi

  • Hallo Zusammen

    Ich habe die Guajak Reaktion gefilmt und konnte die Farbe überprüfen, sie war negativ = 0 Farbe nach 8 sec

    Bild 1

    Ich habe das Exsikkat nochmals untersucht und konnte mit Kongorot keine überzeugenden Bilder von den Septen der Dermatozystiden herstellen. Darum versuchte ich es mit SV und siehe da, es zeigten sich die erwünschten Septen.

    Bild 2

    Bild 2a

    Bild 2b

    4

    Bild 2c

    Da es mehrfache septierte Dermatozystiden hat, bin ich bei R. emetica angelangt.

    Nochmals vielen Dank für Eure Einschätzungen und Erklärungen. Somit konnte ich, wie immer wieder, sehr viel dazu lernen.


    LG Hubi

  • Hi,

    Dann sieht das erneut nach einem R.emetica s.str. fernab jeder Feuchtstelle aus. Zusammenfassend kann man doch sagen, dass man die Spei-Täublinge immer sorgfältig durchmikroskopieren muss, die Ökologie alleine reicht nicht. :/

    Auch wenn man öfters hört, dass man in SV keine Strukturen anschauen soll, finde ich wie Hubi, dass man die Septen dort meist besser als in Kongo erknennen kann.

    Gute Arbeit!

    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Hubi,

    super dass du zu einem befriedigenden Bestimmungsergebnis gekommen bist. Die mehrfache Septierung ist wirklich gut zu sehen.

    Wenn es heißt, dass man in SV keine Strukturen anschauen soll, liegt dies daran, dass sie in Sekundenschnelle hinwegschmelzen können, vor allem dann wenn man die Schwefelsäure erwärmt, damit sich mehr Vanillinkristalle lösen können. Dann wird das SV einfach zu aggressiv gegenüber den Zellstrukturen. Daher: immer kalte Schwefelsäure verwenden und sich damit zufrieden geben, dass sich nur wenig Vanillin darin löst. Im Prinzip reicht es aus, wenn sich die Schwefelsäure durch das Vanillin hellgelb färbt, und das tut sie auch im kalten Zustand.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hubi 8. Januar 2023 um 09:23

    Hat den Titel des Themas von „Kirschroter Speitäubling (RUSSULA EMETICA s.str.)“ zu „Kirschroter Speitäubling (RUSSULA EMETICA)“ geändert.