Hilfe! Finde diesen Pilz nirgends, Egerling???

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 1.661 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Januar 2023 um 14:16) ist von Alexzander.

  • :/Hallo, habe einen Pilz auf einem Hochbeet, der immer wiederkommt. Sieht für mich aus wie ein Ehering. Finde ihn aber nirgends. Hut bis ca. 12cm. Schuppig, Lamellen im jungen Zustand cremefarben, später Braun. Im Hochbeet ist unten Totholz von Laubbäume. Geruch sehr angenehm, Geschmack mild. Geruch nach Beschädigung leicht aromatisch. . Jetzt wird es Interessant: wohne in Bolivien, Klima subtropisch bis tropisch. Wer kann helfen?

  • wohne in Bolivien

    Da würde ich mich ehrlich gesagt nicht auf Aussagen aus einem deutschen Pilzforum verlassen, bei allem Respekt vor dem enormen Fachwissen, das hier versammelt ist.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hi,

    das ist schon einer aus der Gattung Agaricus, wobei natürlich in Bolivien noch ganz andere Arten als hierzulande vorkommen können. Das macht es bei dieser ohnehin schon sehr komplexen Gattung noch schwieriger bis unmöglich, auf Artebene irgendwas Belastbares zu sagen. Daher halte ich mich da auch zurück ;)

    VG, Boris

    • Offizieller Beitrag

    Salve!


    Es gibt ja eine Menge Champignonarten, bei denen die Lamellen cremeweißlich sind, und im Alter blass grau werden.
    Wichtiger ist die Farbe des Sporenpulvers, nur: Wenn nicht genug reife Sporen an den Lamellen kleben, sieht man von der Farbe halt nix. Bei Agaricus augustus ist es ja ähnlich (ebenso bei einigen Arvenses), daß die Sporen erst spät zur Reife gebracht werden. Dadurch sieht man bei Agaricus augustus oft auch bei aufgeschirmten fruchtkörpern noch die Lamellenfarbe (creme) ohne anhaftendes Sporenpulver.
    Insofern würde ich den Fund hier schon für Champignons halten. Vorausgesetzt natürlich, daß Sporenpulver im Abwurf wäre dunkelbraun. Sebstverständlich ist in Bolivien mit einem völlig anderen Artenspektrum als in Europa zu rechnen - auch wenn einzelne Arten sowohl in Europa als auch in Südamerika vorkommen können. Ebenso selbstverständlich sollte man sich bewusst machen, daß es auch giftige Champignonarten gibt. Eine genauere Bestimmung wird hier voraussichtlich schwierig, denn dazu würde man zumindest mal eine Weltmonografie der Gattung benötigen (gibt es überhaupt eine?) und ebenso voraussichtlich auch etliche mikroskopische Details.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Innerhalb von 3 Stunden sind die Pilze bereits doppelt so groß wie heute morgen. Ehrlich gesagt, bin ich mir fast sicher, dass es ein Champignon ist. Ich hefte zwei Bilder von geöffneten Köpfen an. Liege ich falsch in der Annahme, dass giftige oder ungenießbar Champignons unangenehm riechen und schmecken. Diese duften wunderbar. Ich habe zumindest ein ganz klein wenig probiert und auch heruntergeschluckt. Mal sehen. Es wäre so schade, wenn man damit nichts anfangen kann. Nach jedem Regen kommen die haufenweise aus dem Beet.

  • Also mir wäre das alles viel zu gefährlich, ganz ehrlich. Ist Bolivien nicht Amazonas? Da gibts doch alle möglichen Pilze. Kann man sicher ausschließen, dass es im Amazonas nicht auch eine tödlich giftige Champignonart gibt? Ich würde im Ausland an Wildpilzen ohne lokalen Sachverständigen gar nichts essen. Und mit Ausland meine ich schon z.B. Frankreich.

    Ich hätte mich nicht mal zu der Geschmacksprobe getraut (und definitiv auch wieder ausgespuckt).

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Wie schade... aber ganz ehrlich, wenn da von den Einheimischen niemand Sachverstand hat, würde ich da jetzt nicht hergehen und als Erster dort versuchen essbare Pilze zu suchen.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo

    Wenn diese immer wieder kommen, sollte es auch Möglichkeiten geben anhand verschiedenen FK/Alter auf Artenebene zu bestimmen. Es gibt genügend Fachkundige Mykologen die sicherlich interessiert sind diese zu bestimmen. Mittels Mikroskop oder Sequenzierung, die Problematik was ich hier sehe -> handelt es sich immer um die gleiche Gattung/Art oder fruktifizieren auch noch andere munter in diesem Cluster zusammen. Die ganze Übung kann ja nicht bei jedem Wachstumschub angestossen werden. Was ich damit sagen will, es gibt dir leider nicht die Garantie anschliessend dort ohne Kontrolle einfach so zu ernten.

    BG Andy

  • Hallo Alexzander,

    meine Meinungen zu deiner Anfrage:

    1) hierzulande ist es in der Tat so, dass diejenigen Champignons, die nach dem essen Probleme machen, unangenehm riechen - nur was heißt unangenehm? Fragt man die Leute, empfindet nicht jeder den typischen Karbolgeruch als unangenehm. Wichtiger als die Kategorisierung angenehm/unangenehm wäre also zu sagen, nach was genau der Pilz riecht.

    2) die hierzulande wachsenden problematischen Champignonarten haben fast ausnahmslos eine stark gelb verfärbende Stielbasis. Daher ist zu empfehlen, einmal die Stielbasis anzuschneiden und bei auftretender Gelbverfärbung schon mal nicht ans Essen zu denken.

    3) Dass es sich bei den von dir präsentierten Pilzen um Champignons handelt, steht mMn außer Frage. Bei Champignons lassen sich die "Röter" und die "Gilber" unterscheiden. Hierfür müsste man einen der Pilze längs durchschneiden und ein paar Stunden liegen lassen und danach die Fleischverfärbung untersuchen. Da bei deinen Pilzen die Lamellen rosagrau und nur wenig leuchtend rosa sind, handelt es sich vermutlich um einen "Gilber". Auch sieht man auf der Unterseite des Stielrings einen "Zahnradkranz", das haben vor allem die "Gilber" der Sektion Arvenses. Nun kommt noch die Geruchsprobe: anisartig/gewürzartig/bittermandelartig versus karbolartig/chemisch/tintenartig.

    4) Wenn du dann planst, die Pilze zu probieren, weil sie röten oder weil sie gilben und nach Anis/Marzipan riechen, ist das deine eigene Verantwortung. Niemand hierzulande kann dir letztlich sagen, um welche Art es sich handelt, und so etwas soll man grundsätzlich niemals essen. Es bleibt dir also nichts anderes übrig, als in Bolivien vor Ort jemanden zu finden, der den Pilz kennt und erforscht hat und weiß, ob er verträglich ist oder nicht. Oder du bist ganz verwegen und hast mit deinem Leben schon gewissermaßen abgeschlossen. Hierzulande gibt es keine wirklich schlimm giftigen Champignons in dem Sinne, dass es zu Organschädigungen oder so etwas kommt, die Giftwirkungen beschränken sich auf sehr unangenehme Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt. Dann kannst du den Pilz in der Weise testen, dass du dir nicht sofort beim ersten mal den Magen damit vollschlägst, bis du satt wirst, sondern ein bis zwei Löffel voll davon zu dir nimmst, dich dann in einen gemütlichen Liegestuhl setzt und schaust, was mit deinem Körper passiert. In diesem Fall hält sich ein potenzielles Unwohlsein wahrscheinlich halbwegs in Grenzen. Aber das ist wie schon gesagt verwegen; ausdrücklich raten kann man dir dazu nicht.

    5) dass Pilze als Dreck bezeichnet werden, kennt man auch aus Großbritannien oder den Niederlanden, dort werden sie auch als "Krötendreck" bzw. "Krötenschei**" bezeichnet.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan, danke für deine ausführliche Antwort.

    Da ich mich in Deutschland 20 Jahre lang mit Pilzen beschäftigt habe, weiß ich ein wenig einzuordnen. Es war mein Fehler, nicht genauer zu schreiben.

    1. Der Geruch ist unbeschädigt typisch pilzartig, wie man das von Champignons kennt. Nach Beschädigung leicht nach Anis

    2. Der Stiel verfärbt sich nach Anschnitt binnen ca.2 Std. rot

    3. Wie gesagt, haben wir mit meiner Frau ein wenig ( etwas mehr als eine Messerspitze) probiert und heruntergeschluckt. Ohne irgendwelche Folgen. Wir werden ganz langsam erhöhen und stets einige Tage dazwischen vergehen lassen.

  • Hallo Andy, auch dir ein Dankeschön für die Antwort.

    Es handelt sich um einen Pilz, der immer wiederkommt. Das traue ich mir schon zu einzuschätzen. Nun haben wir festgestellt, dass sich das Myzel auch auf ein weiteres Hochbeet ausgeweitet hat.

    Nochmal zu den Lamellen:

    Bei geschlossenem Hut- cremefarben

    Nach Öffnung- zart rosa

    3 Stunden später- hellbraun

    5 Stunden später- braun

    Am nächsten Tag- dunkelbraun

  • achso, vielleicht such interessant anzumerken. Ich habe etwas gegoogelt nach Warnungen in dieser Region vor Giftpilzen. Das Ergebnis waren die standardmäßig in Europa typischen Arten: Weißer und grüner Knollenblätterpilz, Fliegenpilz, kahler Krempling, Karbolchampignon etc.

    Diese 9 Gattungen:

    1. Amanita phaloides

    2. Amanita muscaria

    3. Paxilus involutos

    4. Chlorophyllum molydites

    Jetzt wird es lustig:

    5. Agaricus

    "Es una de las especies a la cual pertenece el champiñón, pero también tiene ejemplares tóxicos en Córdoba. Se diferencian por su olor fuerte y por el color amarillo. El comestible es blanco."

    Übersetzung: "Ist eine Spezies zu der auch der Champignon gehört, aber es gibt auch giftige Exemplare on Cordobá. Sie unterscheiden sich durch ihren starken Geruch und die gelbe Farbe. Der essbare ist weiß"

    Bei dieser wunderbar detaillierten Beratung fühlt man sich doch ganz sicher😂

    6. Lepiota cristata

    7. Stropharia coronilla

    8. Leucocoprinus birnbaumi

    9. Corprinus atramentarius

    Und man ist genauso schlau wie vorher

  • Hallo Alexzander,

    ich habe gerade mal meine Pilzbücher, die sich auf Gegenden außerhalb von Mitteleuropa beziehen, durchsucht, aber Südamerika habe ich nicht. Mein "Field Guide to Southern Mushrooms" bezieht sich auf Nordamerika bis zum Golf von Mexiko.

    Dort ist zu Champignons im Allgemeinen ausgeführt, dass es in Nordamerika keine bekannten tödlich giftigen Pilze gibt, und die Beschreibungen erstrecken sich von essbar bis Magen-Darm-giftig, wie hier auch.

    Dann habe ich noch "A Field Guide to Australian Funghi", in den ich mal reingeschaut habe, weil ich mich aus einem Vortrag erinnern kann, dass die Funga von Südamerika und Australien viele Überschneidungen aufweist, weil die früher mal zusammenhingen. Aber das Buch ist wenig umfangreich. Aber von tödlich/stark giftigen Champignons ist auch dort nichts erwähnt.

    Hilft dir jetzt also leider nicht so wirklich weiter.

    Aber wenn ich an den Vortrag zur Südamerikanischen Funga zurückdenke: Ich glaube, ich würde mal an einer Uni nachfragen, oder schauen, ob ich Fachartikel zur südamerikanischen Funga im Allgemeinen im Netz finde, und dann die Autor*innen anschreiben, ob sie mich an jemanden verweisen können, der/die Ahnung von Champignons hat.

    Viel Erfolg

    Sabine

    P.S.: Auch ich wäre mir für Selbstversuche zu schade.

  • Also ich würde diese Pilze nie im Leben essen, auch nicht ein paar Teelöffel und hätte auch keine Geschmacksprobe genommen. Auch wenn man erstmal nur eine kleine Menge probiert und dann schaut, ob sich Unwohlsein ergibt: Es gibt so viele Pilze, bei denen schon diese Menge gefährlich sein könnte (Amanitin-haltige Pilze), bei denen die Schädigungen mit teils wochenlanger Latenz eintreten (Orellanus-Syndrom) oder erst nach mehrmaligem Genuß auftreten (Equestre-Syndrom, Paxillus-Syndrom).

    Auch darauf, dass hier im Forum keine wirklich gefährlich giftigen Champignons bekannt sind würde ich mich nicht verlassen. Habe mal gegooglet, ob es z.B. auch im Ausland stimmt, dass es keine tödlich giftigen Röhrlinge gibt. Aus den USA ist für eine Art namens Rubroboletus pulcherrimus ein Todesfall bestätigt. Auch bei den hier nur magen-darmgiftigen Riesenschirmlingen findet sich ein bestätigter Todesfall in Asien (Korean J Gastroenterol 2018; 71(2): 94-97, Mushroom Poisoning by Macrolepiota neomastoidea). Da gibt es sicher eine erhebliche Dunkelziffer.


    Auch lange bekannte Speisepilze, bei denen eigentlich die wesentlichen Gattungsvertreter alle als essbar galten, wurden zu Giftpilzen erklärt, bspw. der Weiße Rasling. Weiß man sicher, ob dieser Champignon nicht ein unbekanntes Gengift enthält? Dort gibt es ja scheinbar überhaupt keine Pilztradition. Regelmäßig untersucht wird da wahrscheinlich gar nichts und solche Giftpilze überhaupt nicht erkannt.

    Dort jetzt selbst anzufangen, die mögliche Giftigkeit von Pilzen auszutesten halte ich für sehr gefährlich, auch wenn eine hinreichend sichere Gattungseinordnung das Risiko zum gewissen Grad begrenzt.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hi.

    Ohne jegliche Gewähr erinnert der mich an Agaricus subrufescens. Brasilien ist ja auch nicht so weit weg, von wo die Art ursprünglich beschrieben wurde. Müsste man aber freilich genauer untersuchen und gucken ob in Südamerika da noch andere ähnliche Arten vorkommen. Die Chemikalien zum Prüfen der Schäffer-Reaktion wirst du ja eher nicht rumliegen haben.

    LG.

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.