Flechtenspaziergang über den Römischen Gutshof

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 797 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Januar 2023 um 16:21) ist von FreakPlanet.

  • Hallo,

    heute Nacht hat's geschneit und tagsüber kam die Sonne raus.

    Nach der Arbeit ich bin auf dem Heimweg zum Römischen Gutshof über dem Neckar gefahren, um mal nach dem Rechten und den Flechten zu schauen.

    Auf den alten Kalksteinen und den Bäumen dort wachsen hübsche Flechten.

    Die Flechten sind zwar bestimmt nichts Besonderes, aber heute sind sie vom tauenden Schnee durchfeuchtet und sie glänzen in der Sonne!

    Ein paar Fotos von meinem Rundgang:

    Bild 1 Der Schnee liegt auf den ausgegrabenen und rekonstruierten Grundmauern des Römischen Gutshofes.

    Bild 2 Die Januar-Sonne bringt den Schnee zum tauen.

    Bild 3 Eine Zierliche Gelbflechte (Rusavskia elegans) begrüßt den Besucher.

    Bild 4 Gewöhnliche Mauerflechten (Lecanora muralis) hier im Duett

    Bild 5 Eine kleine Areolen-Kraterflechte (Circinaria contorta)

    Bild 6 Eine noch junge, rosettig gewachsene Graue Raureif-Flechte (Physconia grisea), aber schon mit sorediöser Thallusmitte und wie es sich für eine Raureifflechte gehört mit kräftig bereiften Lappenenden

    Bild 7 Eine Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parietina) und die Graue Raureif-Flechte (P. grisea) versuchen sich gegenseitig überwachsen.

    Bild 8 Die hier muss ich erst noch bestimmen! => Offenbar P. sulcata (siehe #5)

    Bild 9 Ein feuchtes, schattiges Mäuerchen hält...

    Bild 10 ...was es versprach: Gallertflechten; vielleicht Collema tenax, die Zähe Leimflechte, mit großen, braunen Apothecien. Sie lässt sich's in der Sonne gut gehen.

    Der Schatten ist gleich wieder weg, der ist nur von mir.

    Bild 11 Auch an schattigeren Ecken weicht der Schnee und gibt hier eine Mauerflechte frei.

    Bild 12 Buntes Flechtenmosaik

    Bild 13 Lindenflechte an Ahornborke

    Bild 14 Scheinbar ist auch Schneckenwetter. Donnerwetter, die halbe Flechte verputzt! Ein paar Apothecien durfte stehenbleiben.

    Bild 15 Moose sind auch faszinierend...

    Bild 16 Ein Schönfleck - aber welcher wohl?

    Bild 17 In den schattigen Mauerritzen wuchern Gallertflechten (Collema spec?)

    Bild 18 Mir unbekannte Schönheit

    Bild 19 Eine Gallertflechte mit kugeligen Isidien

    Bild 20 Eine seltsame, weiße Krustenflechte mit interessanten Apothecien. Was mag das sein?

    Bild 21 Punktflechten-Raureifflechten-Schwielenflechten-Durcheinander

    Bild 22 Eine große, beim Wachstum des Baumes in Streifen gesprengte Kuchenflechte (Lecanora)

    Bild 23 Detail der Kuchenflechte. Im Birkenriss haben zwei Blattflechten Fuß gefasst und streiten miteinander um Raum und Licht.

    Bild 24 Bunte Flechten an eine Mauer

    Bild 25 Einige kleine Schönflecke, vielleicht welche von Herrn Hepp (dann Caloplaca flavescens, Hepps Schönfleck) => Sporen sind nicht rhombisch! => C. pusilla, der Kleine Schönfleck liegt hier wohl eher vor.

    Ich hoffe, euch haben die Bilder genau so Laune wie mir der Spaziergang gemacht! :)

    Es war ein schöner, kleiner Ausflug und er hat sich trotz der Kälte gelohnt, wie ich finde.

    LG, Martin

    3 Mal editiert, zuletzt von KaMaMa (28. Januar 2023 um 11:21)

  • Hallo Martin, tolle Bilder, vor allem wenn man die Originalversion über die Lupe aufruft.

    Das Schlimme an Deinen Beiträgen ist aber, daß ich und vermutlich auch einige Andere, immer mehr vom Flechtenfieber angesteckt werden.:wink:

    Also trotzdem 8o danke für den Ausflug.

    LG Emil

  • Hallo Emil!

    Gegen das Flechtenfieber helfen ausgedehnte Spaziergänge in möglichst ungestörter Natur, ausgerüstet mit makrofähiger Kamera.

    Man sollte unbedingt dem Drang nachgeben und sich durch fotografieren erleichtern. Anschließend hilft die Teilnahme an den hiesigen licheno-therapeutischen Sitzungen, das Durchlebte zu verarbeiten.

    Uns kann also geholfen werden!

    LG, Martin

  • Hallo Martin


    Wow unglaublich tolle Bilder! Danke dir sehr. Ich verstehe leider (noch) nicht viel von Flechten, aber ich verstehe, dass das Fieber dafür voll ausbrechen kann. :happy:

    Beste Grüsse und weiterhin tolle Spaziergänge wünscht

    Corinne

    ——————————————————————————————————————————————————————————————-

    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben. Zur Pilzbestimmung für

    Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

  • Hallo!

    Ein Nachtrag zu einer der Blattflechten:

    Die Flechte in Bild 8 scheint "nur" eine ungewöhnlich gewachsene Parmelia sulcata zu sein.

    Thallusrand schmal bräunlich.

    Unterseite flächig tief schwarz, zum Rand der Wachstumszone hin braun.

    Rhizinien einfach und schwarz; zur Wachstumszone hin weniger.

    (Wenige) längliche Pseudocyphellen auf der Oberseite, zu Soralen erweitert.

    Farbreaktionen: Rinde K+ gelb; Mark K+ erst gelb, dann orange mit roten Anteilen (ev. von Rinde einblutend), P+ gelb(-orange), C-.

    Seltsam wirkt auf mich die Ausprägung der Lappen, mit den am Rand rinnig aufsteigenden Rändern.

    LG, Martin

    Bilder:

    Bild N1 Thallusrand bäunlich; weiße Pseudocyphellen sind länglich

    Bild N2 Unterseite junger Thallus ist braun mit dort wenigen, kurzen Rhizinien

    Bild N3 Sorale

  • Hallo Martin,

    es ist sensationell was dir da wieder vor die Linse gekommen ist, so historisches Mauerwerk und alte Parkanlagen verbergen doch tolle Funde.

    Also für alle Flechtenliebhaber mit offenen Augen raus in die Natur!!!!!!!!!!!

    Es ist für alle Flechtenliebhaber eine Freude was du uns zeigst!!

    LG

    Bernd

  • Hallo Martin,

    ich bin es nochmal, habe mir Gedanken zu Bild 20, seltsame weiße Krustenflechte ( ev. auch Bild 18 ) gemacht und bin auf Circinaria calcarea gekommen.

    Könnte das eine prüfbare mögliche Richtung sein?;)

    LG

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    sehr gute Idee, Circinaria könnte gut sein!

    Ich würde aber eher in Richtung C. contorta (hoffmanniana) gehen.

    Einerseits wegen der sternförmig rissigen Apothecienränder, der rundlichen Ap-Scheiben (C. calcarea hätte sehr unförmige Scheiben) und der sehr starkten Bereifung.

    Die beiden Flechten sehen seltsam aus, womöglich sind da schon die Schnecken d'rüber hergefallen.

    Dass sie nass, sind ist auch nicht unbedingt hilfreich.

    Anhand der Bilder alleine schwierig, vielleicht ist es auch etwas aus der Gattung Aspicilla?

    Ich übernehme Circinaria mal als Arbeitshypothese - prima!

    Danke für den Hinweis!

    LG, Martin

  • Wow mal wieder richtig Top - Danke fürs mitnehmen...

    die ein oder andere Flecht kannte ich aber wie so oft lernt man hier extrem viel dazu..

    „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann, Aber Pilze wird es immer geben“ :cool: