- Offizieller Beitrag
Stielporlinge = Polyporus P. Micheli ex Adanson s.str.
Kurzbeschreibung für die mitteleuropäischen Arten:
Einjährige Porlinge, abgestorbene Fruchtkörper können wegen der im Alter sehr zähen Fleischkonsistenz auch deutlich länger als ein Jahr zu sehen sein;
Zersetzer (Saprobionten), seltener Wund- oder Schwächeparasiten an Laub und (selten) Nadelholz;
Fruchtkörper deutlich gestielt (zentral bis seitlich);
Hutunterseite mit sehr weiten bis sehr feinen Poren;
Fleisch weißlich, schwammig - brüchig bis korkig hart;
Sporenpulver weiß;
Sporen zylindrisch bis allantoid, glatt, dünnwandig, inamyloid;
Basidien meist 4-sporig; keine Zystiden vorhanden;
Hyphenstruktur dimitisch
Die Typusart der Gattung ist Polyporus tuberaster (Sklerotienporling)
Als Speisepilze kommen in der Gattung eigentlich nur der Sklerotienporling und der Schuppige Porling in Frage, solange sie jung sind. Die anderen Arten sind zu zäh. Sehr junge Kastanienbraune sind bisweilen auch noch recht weich.
Einige Arten können aber auch bitter schmecken.
Giftpilze gibt es in der Gattung nicht.
Artenliste:
- Polyporus alveolaris / mori = Bienenwabenporling
- Polyporus arcularius = Weitlöchriger Porling
- Polyporus badius = Kastanienbrauner Stielporling
- Polyporus brumalis = Winterporling
- Polyporus ciliatus / lepideus = Maiporling
- Polyporus leptocephalus / varius = Löwengelber Stielporling
- Polyporus melanopus = Schwarzfußporling
- Polyporus squamosus = Schuppiger Porling
- Polyporus tuberaster = Sklerotienporling
- Polyporus umbellatus = Eichhase
Achtung: Das sind nur die wichtigsten, in Mitteleuropa vorkommenden Arten.
In Südeuropa, vor allem aber in subtropischen und tropischen Regionen kommen viele weitere Arten vor, die hier nicht berücksichtigt sind!
Provisorischer Bestimmungsschlüssel für die oben genannten Arten:
1a) Fruchtkörper büschelig mit mehreren Einzelhüten aus einem Strunk entspringend, Stiele teils verzweigt ---> Polyporus umbellatus (Eichhase)
1b) Fruchtkörper einzeln oder in lockeren Gruppen, selten und nur wenige Exemplare mit zusammenwachsender Stielbasis ---> 2
2a) Hutoberfläche grobschuppig ---> 3
2b) Hutoberfläche glatt, filzig oder sehr fein schuppig ---> 5
3a) Fruchtkörper ausgewachsen zentrisch bis schwach exzentrisch gestielt ---> Polyporus tuberaster (Sklerotienporling)
3b) Fruchtkörper ausgewachsen seitlich gestielt oder zumindest deutlich exzentrisch ---> 4
4a) mit Mehlgeruch ---> Polyporus squamosus (Schuppiger Porling)
4b) ohne Mehlgeruch ---> Polyporus alveolaris / mori (Bienenwabenporling)
5a) Poren mittelmäßig fein bis sehr weit (generell weniger als 4/mm) ---> 6
5b) Poren fein bis sehr fein (generell mehr als 4/mm) ---> 7
6a) Poren sehr groß (meist mehr als 1mm lang); deutlich langgezogen rauten – oder rhombenförmig ---> Polyporus arcularius (Weitlöchriger Porling)
6b) Poren selten (erst im Alter) langgezogen; rundlich bis eckig; ca. 1-3/mm ---> Polyporus brumalis (Winterporling)
7a) Hutoberfläche filzig, faserfilzig oder feinschuppig, Stieloberfläche schuppig bis faserfilzig (Schuppen und Stielgrund kontrastierend), Stiel idR. nicht schwärzend ---> Polyporus ciliatus (Maiporling)
7b) Hutoberfläche radialfaserig, glatt oder glänzend, nicht filzig oder schuppig, Stiel ebenfalls nicht schuppig, gelegentlich sehr fein filzig, dann aber auch schwarz (Filz nur in schwarzem Bereich) ---> 8
8a) Hutoberfläche speckig glänzend ---> 9
8b) Hutoberfläche matt ---> Polyporus leptocephalus / varius (Löwengelber Stielporling)
9a) Wachstum direkt auf Holz, seltener an vergrabenem Holz (dann scheinbar auf Erdboden); generative Hyphen ohne Schnallen ---> Polyporus badius = Kastanienbrauner Porling
9b) Wachstum meist auf Erdboden (bzw. an vergrabenem Holz); generative Hyphen mit Schnallen ---> Polyporus melanopus (Schwarzfuß – Porling)
Anmerkung zum Schlüssel:
Wegen der großen Variationsbreite der hier behalndelten Arten kann es insbesondere bei der Beurteilung von zu jungen (noch nicht alle Merkmale entwickelt) oder zu alten (überständig, Merkmale teils schon verfallen) Einzelfruchtkörpern zu falschen Ergebnissen kommen. Darum sollte wenn möglich immer eine Kollektion von mehreren Fruchtkörpern in veschiedenen Entwicklungszuständen untersucht werden. Dabei sollte man auch auf die Beschreibungen der Arten achten (Gesamtbild) und ggfs. Das Schlüsselergebnis noch mal mit einem anderen Fruchtkörper der selben Kollektion nachvollziehen.
Gattungsabgrenzung / ähnliche Arten:
Die Gattung Polyporus war früher wesentlich umfangreicher, da sehr viele holzbewohnende Pilze mit Röhren und Porenschicht hier zusammengefasst waren. Mittlerweile enthält die Gattung (in Mitteleuropa) nur noch klar gestielte Arten.
Gestielte „Porlinge“ kommen allerdings auch in anderen Gattungen vor:
- Podofomes: monotypische Gattung mit nur einer Art ---> Podofomes trogii = Tannen – Stielporling; mitzumindest im Alter krustenartiger Hutoberfläche
- Grifola: monotypische Gattung mit nur einer Art ---> >Grifola frondosa = Klapperschwamm<
- Boletopsis (Rußporlinge): mit zwei Arten in Mitteleuropa, monomitischer Hyphenstruktur und eckigen Sporen; Bodenbewohner; Beispiel: >Boletopsis leucomelaena = Schwarzweißer Rußporling<
- Albatrellus (mit zB. >Albatrellus confluens = Semmelporling<, >Albatrellus cristatus = Kammporling<): Bodenbewohnende Porlinge mit monomitischerHyphenstruktur und breit ellipsoiden Sporen; Mykorrhiza – Pilze
- Abortiporus (Saftwirrlinge): meist eher undeutlich gestielt und gerne mit mehreren Fruchtkörpern zusammenwachsend, zum Beispiel: >Abortiporus biennis = Rötender Saftwirrling<
- Pelloporus mit einer gestielten Art: Pelloporus tomentosus = Gestielter Filzporling mit festem Fleisch und filziger Hutoberfläche
- Coltricia (Dauerporlinge) mit 4 Arten in Europa, die sich meist nur mikroskopisch unterscheiden lassen. Am bekanntesten wäre >Coltricia perennis = Gebänderter Dauerporling<
- Ganoderma: Als Arten mit Stiel wären in Europa vor allem >Ganoderma lucidum = Glänzender Lackporling< und >Ganoderma carnosum = Dunkler Tannen – Lackporling< zu berücksichtigen.
Hallo, Leute!
Ich hoffe, der eine oder die andere kann was damit anfangen.
Feedback, Kritik und Ergänzungen erwünscht, ich will ja auch wissen was nicht funktioniert, wenn was nicht funktioniert.
Und Polyporus melanopus ist absichtlich nicht verlinkt. "Under construction" sozusagen.
LG, Pablo.