Pilzgattungsnamen - Woher kommen sie?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.417 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Januar 2024 um 13:18) ist von MisterX.

  • Hallo Pilzfreunde,

    ich habe mich gefragt, woher eigentlich die Gattungsnamen/Sektionsnamen der Pilze kommen. Das kann man ja dann zur Bestimmung einsetzen. Bei vielen ist es klar, bei manchen habe ich eine Vermutung, aber bei einigen erschließt es sich mir leider nicht.

    Hier die Liste. Ergänzungen und Berichtigungen sind sehr willkommen, ich würde es allerdings gerne auf Gattungen beschränken, die für die Speisepilzsammlung relevant sind (Gattungen mit Speisepilzen, Giftpilzen, Verwechslungspartnern oder sonst für Speisepilzsammler relevanten Pilzen). Unsichere oder unbekannte Gattungen habe ich mit (?) bzw. (??) und Fettdruck gekennzeichnet.

    *Ackerlinge - Wachsen gern auf und neben Äckern

    *Becherlinge - becherförmig :saint:

    *Blumenpilze (Phallales) - Wachsen wie eine Blume mit langem Stängel und manchmal bunter Spitze (z.B. Hundsrute) (?) 🌼

    *Boviste - (??)

    *Düngerlinge - Wachsen gern auf gedüngten Wiesen oder direkt auf Dung 💩

    *Egerlinge/Champignons (alle Sektionen) - ??

    *Fälblinge - Lt. R, Lüder: Haben immer falbe (blasse) Hutfarben

    *Faserlinge - (?) besonders stark fasernd??

    *Flämmlinge - ??

    *Gürtelfüße - ??

    *Hallimasche - Lt. R. Lüder kommt der Name aufgrund der abführenden Wirkung von "Heil im A..." <X

    *Häublinge - Hut Haubenförmig (?)

    *Hautköpfe - Huthaut nicht oder kaum rau, samtig oder schuppig, Gegensatz zu Rauköpfen

    *Helmlinge - Hut jung helmförmig

    *Kahlköpfe - Hut kahl, also nicht samtig oder schuppig (? --- so könnte man ja dann viele Gattungen bezeichnen...)

    *Kremplinge (inkl. Holzkremplinge) - Hutrand auffällig stark und lange umgekrempelt/eingerollt

    *Lacktrichterlinge - Huthaut sieht und fühlt sich lackartig an, Trichterlingshabitus

    *Leistlinge, alle (nur echte Leistlinge, nicht jedoch Kohlenleistling und Afterleistlinge/Hygrophoropsis) - haben Leisten ^^

    *Lorcheln - ??

    *Milchlinge - Milchen 8)

    *Morcheln - ??

    *Mürblinge - Sind mürbe und fasernd zerbrechlich

    *Porlinge - Haben Poren :thumbup:

    *Rauköpfe - Huthaut samtig oder feinschuppig, Gegensatz zu Hautköpfen

    *Risspilze - reißen im Alter radialfaserig ein

    *Ritterlinge inkl. Erdritterlinge, Holzritterlinge, Rötelritterlinge, Weichritterlinge - Lamellen ausgebuchtet angewachsen/mit Burggraben

    *Röhrlinge - Haben Röhren ✔

    *Rüblinge - ?? (vielleicht weil manche Arten wurzeln?? :/)

    *Sägeblättlinge - Lamellenschneiden gesägt

    *Scheidenstreiflinge (Amanitopsis) - Wachsen aus einer Volva/Scheide und haben auffällige Streifen außen am Hut

    *Scheidlinge - Wachsen aus einer Scheide

    *Schirmlinge inkl. Körnchen-, Stachel-, Falten-, Mehl- und Riesenschirmlinge - Sehen aus wie ein Sonnen- oder Regenschirm :umbrella:

    *(Haar)Schleierlinge - Haben eine oft gut sichtbare Schleier/Cortina (braune Ringzone)

    *Schleimfüße - Hut und Stil schleimig

    *Schleimköpfe - Hut schleimig

    *Schnecklinge - Klebriger/schleimiger Hut, fühlt sich an wie eine Schnecke :snail:

    *Schnitzlinge (??)

    *Schüpplinge (insb. Stockschwämmchen) - Haben fest verwachsene, schwer ablösbare Schuppen

    *Schwindlinge - ??

    *Seitlinge - Wachsen seitlich aus dem Substrat 👉👉👉

    *Stäublinge - Geben bei Sporenreife Staubwolken ab

    *Stoppelpilze/Stachelinge - Fruchtschicht stachelig/stoppelig

    *Täublinge - Manche Arten so scharf, dass die Zunge taub wird

    *Tintlinge - Viele Arten zerfließen Tintenartig (Ausnahmen in Sektion Coprinellus)

    *Träuschlinge - ??

    *Trichterlinge - Hut im Alter Trichterförmig

    *Trüffeln - ??

    *Wasserköpfe - ??

    *Wulstlinge (Amanita) - Haben eine wulst- oder knollenartige Stielbasis 🍄

    *Zählinge - Zähes fleisch

    *Zärtlinge - Kleine, zarte, zerbrechliche Pilze

    Würde mich bei den Unbekannten über Hinweise freuen. Wenn relevante Gattungen vergessen wurden, gern ergänzen

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

    Einmal editiert, zuletzt von MisterX (25. Januar 2024 um 13:31)

  • Und beim zweiten Durchlesen fällt mir schon die erste Ergänzung ein ^^

    Schwefelköpfe - Nicht, wie man meinen mag aufgrund der schwefelgelben Farbe beim Grünblättrigen, denn andere Arten haben diese schwefelgelbe Farbe nicht. Der Name kommt anscheinend davon, dass sie als sehr kleine Pilze wie Streichhölzer aussehen.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo

    Bei den Gürtelfüßen haben da nicht alle einen "Gürtel " am Stiel?

    Ich selbst gab bisher nur den wohlriechenden Gürtelfuß einmal gefunden,deswegen weiß ich es grad gar nicht.

    Lg Kathrin

  • Champignon: franz. Pilz

    Egerling: Egart

    Lorchel: Lorke?

    Morchel: kleine Möhre?

    Trüffel: franz. truffle, Tuber: lat. Beule

    Vielen Dank, Christine.:good:

    Mensch...ich wälze hier Pilzbücher und durchforste das Netz und hätte so viel einfach auf Wikipedia finden können. :dumb:

    Bovist: Fuchsfurz

    :rofl:

    Bei den Gürtelfüßen haben da nicht alle einen "Gürtel " am Stiel?

    Das kann gut sein!

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Bei den Gürtelfüßen haben da nicht alle einen "Gürtel " am Stiel?

    Also heißt das, dass die Velumreste der Cortina nicht wie bei den Haarschleierlingen einen Ring im oberen Stielteil bilden, sondern weiter unten am Stil verbleiben und so einen "Gürtel" und keinen Ring bilden?

    Das würde Sinn ergeben. So sehen viele Gürtelfüße in etwa auch aus. Diese Velumreste sind, wahrscheinlich weil sie tiefer liegen, auch nicht immer vom Sporenpulver braun gefärbt, anders als die angedeutete Ringzone bei den Haarschleierlingen, die eigentlich immer auch Rostbraun ist.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Vielen Dank für die hilfreichen Kommentare bis hier. :good:

    Es fehlen noch folgende Gattungen:

    *Blumenpilze (Phallales) ?? 🌼

    *Faserlinge - ??

    *Flämmlinge - ??

    *Kahlköpfe ??

    *Häublinge ??

    *Rüblinge - ?? 🥕

    *Schnitzlinge ??

    *Schwindlinge - ??

    *Träuschlinge - ??

    *Wasserköpfe - ?? 💧

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

    Einmal editiert, zuletzt von MisterX (20. Februar 2023 um 08:36)

  • Ich interpretiere Rita Lüders Buch so, dass Wasserköpfe so heißen weil sie einen hygrophanen Hut haben (steht so in einer Tabelle). Wird aber nicht direkt so gesagt.

    Bei Flämmlingen habe ich die Theorie gehört, dass sie aufgrund der gelb-orangenen Farben wie kleine Flammen im Wald wirken können. Ist aber nicht bestätigt.

    Bei Faserlingen liegt nahe, dass sie halt besonders stark fasern, vor allem im Gegensatz zu anderen Dunkelsporern. Faserblätterpilze sind es natürlich alle, also auch hier noch mit Restzweifeln.

    Häublinge...da fällt mir nur ein, dass - analog zu Helmlingen - der Hut wie eine Haube aussieht.

    Rüblinge vermute ich jetzt einfach mal wegen den doch recht zahlreichen wurzelnden Arten...die könnte man ggf. ja auch schon für Rüben halten.

    Blumenpilze...langer Stiel, manchmal bunt an der Spitze wie eine Blüte (Himbeerrote Hundsrute)? Würde halbwegs Sinn machen.

    Kahlköpfe sind halt Kahl...vielleicht im Vergleich zu anderen Kleinpilzen, die ev. Verwechslungspartner sind...was besseres fällt mir da nicht ein.

    Bleiben dann noch Schnitzlinge, Schwindlinge und Träuschlinge, wo ich nicht mal eine Hypothese vorweisen könnte.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • In der Liste fehlen übrigens Tellerlinge, Räslinge und Raslinge...auch hier keine Ahnung. Raslinge vielleicht weil sie oft auf Rasen/Wiesen wachsen...

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Gemäß diesem Vortrag (46:37) heißen Schwindlinge so, weil sie eintrocknen ("schwinden", also schrumpfen) und danach wieder aufleben können:

    Pilzvortrag: Hans Filler - Helllblättler Teil 2 (Youtube)

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • sich mit exzessiv mit Trivialnamen auseinanderzusetzen wurde mir im Biologiestudium quasi untersagt (damals war ne PCR noch richtig teuer). wenn es gute Eselsbrücken gibt, immer her damit, ansonsten heißt es halt pauken.

    Pilze schneiden dabei noch wesentlich besser ab als viele Pflanzen, von daher sehe ich schon durchaus die Vorteile dieser Einstufung. Einher geht aber immer die Gefahr von Verallgemeinerungen und falschen phänotypischen Klassifizierungen.

    Von daher würde ich immer empfehlen, nicht anzunehmen "nomen est omen" und eher den Einzelfall betrachten. Wie gesagt, wenn es irgendwo Sinn macht frühzeitig auf Systematik zu gehen, sind das wohl Pilze. wollte das nur mal los werden, obwohl ich stark davon ausgehe, dass ich dir nix Neues erzähle. die Trivialnamen umspannen halt oft mehrere Gattungen oder haben zuviele Namen für die Gleiche. dementsprechend besteht die Gefahr; die Dinge komplizierter zu machen als sie sind. edit: das ist das Gleiche, was ich eigentlich meinte ist, dass es auch durchaus historisch gesehen 2 namen für ein und denselben Pilz geben kann.

  • Raslinge vielleicht weil sie oft auf Rasen/Wiesen wachsen...

    Konnte jetzt den Vortrag fertig ansehen und später heißt es dort, dass Rasling so heißen weil sie rasig wachsen, also büschelig nebeneinander, den Boden bedeckend.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Von daher würde ich immer empfehlen, nicht anzunehmen "nomen est omen" und eher den Einzelfall betrachten. Wie gesagt, wenn es irgendwo Sinn macht frühzeitig auf Systematik zu gehen, sind das wohl Pilze. wollte das nur mal los werden, obwohl ich stark davon ausgehe, dass ich dir nix Neues erzähle. die Trivialnamen umspannen halt oft mehrere Gattungen oder haben zuviele Namen für die Gleiche. dementsprechend besteht die Gefahr; die Dinge komplizierter zu machen als sie sind.

    Ja, da hast du sicherlich Recht.

    Mich hat es halt interessiert, wo die Gattungsnamen herkommen. Auch dank guter Hinweise hier habe ich tatsächlich für die meisten Gattungen gute Gewissheit bzw. immerhin eine gute Hypothese.

    Es fehlen noch:

    Tellerlinge (flach aufgeschirmt wie ein Teller?)

    Räslinge

    Schnitzlinge

    Träuschlinge

    Rüblinge (bin nicht davon überzeugt, dass wurzelnde Arten namensgebend sind)

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Zu Trompetenschnitzlingen steht im Handbuch für Pilzsammler von A. Gminder, dass hier gattungstypisch ist, dass sie im Schnittbild oft dreieckig aussehende Lamellen haben. Meine Vermutung wäre, dass Schnitzlinge so heißen, weil die Lamellen "wie geschnitzt" aussehen.

    Bisher vergessen auf der Liste waren die Schönköpfe, die wohl so heißen, weil sie bunte, auffällige Hutfarben haben. Ausnahme: Mairitterling (Calocybe Gambosa), der trotz seines Namens - ebenfalls lt. Gminder - zu den Schönköpfen zählt. Außerdem Schmierlinge/Gelbfüße: Gelbe Stielbasis bzw. schmieriger Hut (z.B. Kuhmaul).

    Tellerling :plate:: Glaube immer noch am ehesten an die oft flache "Tellerform" des Hutes. Das nehme ich mal so hin.

    Rüblinge 🥕: Vielleicht auch, weil sie oft eine leicht rübenförmige Stielbasis haben (z.B. Horngrauer Rübling). Bis mir ein besserer Grund begegnet nehme ich das mal so hin.

    Keine Ahnung immer noch zu Räslingen und Träuschlingen.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.