Krustenflechte auf Kalksandsteinmauer.

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 596 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. März 2023 um 19:54) ist von Bemoeh.

  • Hallo ans Forum,

    Hallo KaMaMa,

    Hallo Martin,

    ein interessanter Flechtenfund auf einer alten Kalksandsteinmauer gibt mir doch Rätsel auf. Konnte einige krustige Pröbchen entfernen.

    Flechtenfarbe weißlich/gräulich/grünlich mit sehr vielen kleinen bereiften Apothecien deren Rand Lagerfarben ( hell bereift ) die Scheibenfarbe variabel gräulich/grünlich/beige je nach Licht und ist kristallisierend unter Lupe.

    Konnte an der Unterseite Stellen mit weißen Haftfasern (? Fotos) feststellen.

    Beim Farbtest mit K wurden die Scheiben grün ( Foto ev. Feuchtigkeit ) aber das Lager wurde teils gelb, C und P- negativ ( Foto ). Die Reaktion mit K irritiert mich etwas.:sick:

    Die winzigen Apothecien haben eine Größe ( Foto ) von ca. 3µ bis 1,2 mm sind stark bereift.

    Bin so Richtung L. muralis gekommen aber die vielen Apothecien und deren Farbe passen wohl nicht!?

    Wie ist deine Meinung dazu in welche Richtung könnte es gehen?:hmmm:

    Gruß und Dank für deine Hilfe

    Bernd

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  • Hallo Bernd,

    auch für mich sieht das sehr nach L. muralis aus.

    Im Lecanora-Teilschlüssel aus dem Buche "Die Flechten Deutschlands" für placodioide Arten (am Rand gelappt) komme mit dem, was ich bei dir hier sehe und lese, zu L. muralis.

    Die Reaktion K+gelblich stört dich?

    Ich lese hier für L. muralis: P+/+ gelblich; K+/- gelblich (!); C-.

    Die Farbe der Apothecien ist ok.

    Das sollte schon passen!

    Von L.muralis hatte ich noch nie eine Probe genommen und untersucht.

    Die Unterseite kenne ich deshalb noch nicht - interessant!

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    dann war ich mit L. muralis ja auf dem richtigen Weg. Habe soeben noch einen Knubbel mit P getüpfelt und auch ein gelbes Ergebnis bekommen, passt. ( Foto ) P hatte ich nicht getüpfelt, warum auch immer.

    Bei Lichens maritim habe ich auch noch mal nachgelesen, auch dort steht K+/- gelb und P +/- gelb.

    Auf der selben Runde habe ich noch eine farblich sehr schöne Krustenflechte mit einigen anderen Flechten auf einen Weidepfahl gefunden, ist alles in Arbeit.

    LG

    Bernd

  • Hallo Martin,

    nach langen Überlegungen und Tests habe ich eine mutige Vermutung für die Flechte:angry:.

    Fundort/Substrat alte Strommasten als Weidepfahl ( aus Nadelholz ). Ein herrlicher Flechtenmix mit Cladonia, Physcia, Gelbflechte usw. und Central die Lecanora.

    Flechtenlager gräulich/grünlich mit vielen Apothecien ( ca. 0.4 bis 1,6 mm Ø ) sehr variabel, Rand lagerfarben wellenförmig gedrückt, Scheiben variabel apricot,schmutzig, beige/bräunlich.

    Farbtest P+ sofort kräftig gelb

    K+ leicht hellgelb

    C- negativ

    J+ sofort blauschwarz. Dazu eine wichtige Frage: wann testet man eine Flechte mit Lugol?:blush:

    Nun meine Vermutung: Sieht ja ähnlich aus wie L. muralis aber ich tippe auf Lecanora varia ( spec. auf Nadelholz ) ????

    Nun Martin, was sagst du dazu, war ich zu mutig?

    LG

    Bernd

    1 Wegesrand mit Weidepfählen aus Nadelholz

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    13 mit UV leicht orange rötlich

  • Hallo Bernd,

    erst Mal Glückwunsch zu dem tollen Zaunpfahl, der ist wirklich schön bewachsen!

    L. varia kann das aber nicht sein, da diese Flechte eine Krustenflechte ohne Randlappen sein sollte.

    Beim ersten Blick auf deine Fotos dachte sofort an L. muralis, nur der Zaunpfahl als Substrat hat mich etwas stutzig gemacht.

    Ich wüsste nicht, sie schon Mal auf Holz gesehen zu haben.

    A b e r: In meinem dicken Flechtenbuch steht als mögliches Substrat eben auch der Zaunpfosten mit aufgezählt!

    Man darf sich nicht verrückt machen lassen, wenn eine normalerweise auf Gestein vorkommende Flechte mal wo anders wächst!

    Man findet auch viele typische Rindenflechten auf Steinen unterhalb der Bäume wachsen.

    Färbetest passt auch - Bingo - L.muralis passt!

    Die Blauschwarze Färbung übrigens geht mit ziemlicher Sicherheit auf ein amyloides Hymenium zurück, denn nur die Apothecienscheibe und sonst nichts verfärbt sich.

    Bei vielen Flechten ist die Hymenialgallerte (klebt die Asci und Paraphysen zusammen), die Ascuswand, das Ascoplasma oder andere Strukturen amyloid.

    Das scheint bei L. muralis ebenso der Fall zu sein, daher die Färbung!

    Ich habe allerdings nichts darüber bei L. muralis gefunden, das wird nicht abgefragt beim Bestimmen dieser Flechte.

    Lugol wird wie bereits beschrieben, beim Miksokopieren eines Hymenium-Querschnittes oder -Quetschpräparates verwendet, um beim Schlüsseln die Amyloidität der Strukturen im Hymenium zu überprüfen.

    Gelegentlich wird die Flechte auch makroskopisch überprüft (z.B. das Mark) - das wird aber weitaus seltener verlangt.

    Lugol kann man auch bei Pilzen gut verwenden (ich habe kein Melzers).

    LG, Martin

  • Hallo Bemoeh,

    deine Flechtenfotos samt chemischer Untersuchung haben mir sehr gefallen. Bisher habe ich in dieser Richtung noch keine Erfahrung. Ich bin noch immer beim Sortieren der Arten und Familien nur nach morphologischen Gesichtspunkten.

    Ich möchte nur anmerken, dass hier die sehr häufige Lecanora muralis auf unterschiedlichen Substraten vorkommt, u.a. auf Metall, Glas, Rinde und natürlich auch auf Holzbalken.

    Beim Foto-Vergleich von deinen Weidepfahl-Aufnahmen mit Bildern von Lecanora varia in Büchern oder im Internet konnte ich keine ausreichende Ähnlichkeit feststellen.

    Gruß, lulich

  • Hallo Martin,

    ja, so schnell sind Hoffnungen auf einen neuen Fund geplatzt, das L. muralis auch auf Holz vorkommt konnte ich nirgends finden.

    Aber trotzdem eine meiner prächtigsten L. muralis und dann noch auf einen so geschmückten Weidepfahl.

    Danke für den Hinweis über die Verwendung von Lugol, meine Tests bei anderen Flechten waren bisher auch immer negativ.

    Auf zu neuen Funden

    LG

    Bernd