Flechtenfunde in Herford am Homberg

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 962 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. April 2023 um 20:44) ist von KaMaMa.

  • Hallo ans Forum,

    Hallo KaMaMa,

    Hallo Martin,

    ein irrer Flechtentag heute auf dem Homberg bei Herford - ein kleiner Hügel mit Laubbäumen + alten Obstbäumen, zufällig war eine Gartenbaufirma beim beschneiden der alten Bäume.

    Eine große Vielfalt von schönen Flechten war zu finden, teils hoch in den Ästen der Apfelbäume, werde noch einige Funde einstellen.

    Vorab schon eine schöne Physcia hoch auf einem Ast am Apfelbaum, umgeben von Xanthoria parietina. Fotos aus Entfernung, keine Testmöglichkeit.

    Eine graue anliegende Blattflechte Ø ca. 15cm mit vielen weißen Punkten ( Pseudocyphellen? ), Apothecien mit schwarzer + teils brauner Scheibe mit hellen bereiften Rand.

    Meine Vermutung Physcia aipolia?:blush:

    Marti, was sagst du zur Flechte??

    LG

    Bernd

    1a

    1b

    1c

    1d

  • Hallo Bernd,

    ich sage zu der Flechte: Ein sehr schöne Fechte.

    Und auch ich könnte mir hier sehr gut eine Ziegenschienenfläche vorstellen.

    (Ich wollt unbedingt den deutschen Namen ausprobieren, um zu sehen, was dabei herauskommt :D).

    P. aipolia natürlich.

    LG, Martin

    PS. Ich war gestern nochmal in Bad Dürrheim, und es waren auch dort Baumschnittarbeiten an den Alleebäumen!

    Leider hatte ich kaum Zeit, leider...

    Trotzdem könnte ich einige schöne Ramalinen abstauben.

  • Hallo Martin,

    das hast du gut gemacht, warst du etwas beschwipst!? Ich brauche auch manchmal wenn ich vor den Flechten sitze ein Gläschen Wino.:cocktail:

    Sende mal einen Flechtenüberblick vom Homberg, zum Anschauen, aber ohne Bestimmung, da wird noch dran gearbeitet.

    LG

    Bernd

    1a Am Weidenstamm

    1b Am Weidenstamm

    1c Am Weidenstamm

    1d schon mal eine Probe, ev. c. pacifica + X. parietina

    2a An Ahorn

    2b An Ahorn

    2c An Ahorn

    3 Auch der Nistkasten wohl mit X. parietina

    4a

    4b

    4c

    5a

    5b

  • ... wie beschwipst?

    Das war die Autokorrektur beim Eingeben von "Ziegenschwielenflechte" im Wischmodus auf meiner Händy-Tastatur.

    Jaja, so heißt sie auf deutsch!

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    ja, mit dem Wischmodus habe ich auch so meine Probleme, vermeide ich meistens.

    Jetzt wird es wieder Flechtig;),

    habe die Strauchflechte vom Homberg-Ahorn Foto 2a - 2c mal genauer betrachtet und bin zu Evernia prunastris-Pflaumenflechte gekommen!?

    Farbe Oberseite gräulich/grün, körnig sorediös runzelig, Unterseite hell/weiß, rinnig, Ränder körnig sorediös.

    Farbtest auf Rinde K+ Gelb, C,P negativ.

    Was meinst du dazu?:blush:

    LG

    Bernd

    1

    2a

    2b

    2c

    2d

    2e

    3a

    3b

    3c

  • Hallo Bernd,

    da bin ich ganz deiner Meinung!:thumbup:

    Durch die Reaktion K+gelb, die weiße Unterseite und die Sorale gut kenntlich.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    habe nun die gelbe Flechte vom Homberg genauer unter der Lupe betrachtet, Substrat die Borken an mehreren Weidenstämmen, und habe einige interessante Merkmale entdeckt: Fotos 3a bis 3c mit einigen kleinen weißen Rhizinen auf der grünlich/weißen Flechten-Unterseite und 4a bis 4d mit winzigen ca. Ø 0,3mm Apothecien, Scheibe dunkelgelb mit lagefarbenen Rand?? :smilec:

    Oder sind es ev. dunkelgelbe Pyknidien?? :smilec: Beides soll bei C. pacifica vorkommen.

    Ich sehe das erstmalig bei dieser Flechte.

    Die Farbtests K,P,C waren alle Negativ, meine Vermutung bleibt also Candelaria pacifica.

    Was meinst du zu meiner Vermutung? Bin gespannt die Flechte war nicht ganz einfach.

    LG

    Bernd

    1 Weidenborke

    2a

    2b

    2c

    2d

    3a

    3b

    3c

    4a Pyknidien oder Apothecien??

    4b Apothecien??

    4c

    4d Apothecien??

  • Hallo Bernd,

    was ich hier sehe einer mich eher an C. concolor, denn der Thallus erscheint mir feinlappig und parallel zum Substrat ausgerichtet; nicht jedoch mit aufsteigenden Schuppen. Am Thallusrand ähneln die Flechten im Habitus, wenn ich das richtig weiß. Du musst also zeigen, ob die Thallus-Schuppen vorkommen oder ob nicht. Ob die Unterseite berindet ist oder nicht, ob die Asci 4- oder 8-sporig sind, etc. (Das könnte ich gerne mikroskopieren).

    Hier habe ich einen schönen illustrierten Vergleich der beiden Flechtenarten von Norbert Stapper gefunden. Ich hoffe der Link funzt. Mit seiner Hilfe kannst du das "Rätsel" lösen!

    Auch ich halte die Strukturen für Apothecien in Bild 4b folgende; ev. Apo-Initiale in 4a.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    der Link hat geklappt, habe ich abgespeichert und werde mich genauer mit beschäftigen, der erste Einblick ist sehr interessant.

    Leider kann ich die wichtigen Details ( Schüppchen + Berindet ) mit meiner Lupe nicht immer richtig deuten, aber dein Link ( sehr detailreich ) könnte helfen.

    Mal schauen was meine Proben noch hergeben, werde dich informieren wie weit ich komme.

    Was könntest du gerne mikroskopieren wie du schreibst?? :shy:

    LG

    Bernd

  • Hallo Martin,

    es ist geschafft, ich habe die Candelaria noch mal nach Norbert Stapper überarbeitet, toll beschrieben mit Fotovergleich.

    Meine Proben nochmal mit Stereo-Lupe und einsetzbaren mini Mikroskop ( geht direkt auf PC + hilft etwas ) vergrößert, es wurden noch mehr Details sichtbar ( Fotos ). Durch den Text- und Fotovergleich mit Stapper ist es C.Concolor, super. Deine Meinung passt!

    Deine Hilfe würde mir beim erkennen der Details sehr helfen, da fehlt mir doch die Erfahrung. Könntest, würdest du das an meinen Fotos kennzeichnen, wenn das geht und dort auch zu erkennen ist?:blush:

    Läppchenoberseite feinkörnig, Rand ganz leicht sorediös, Unterseite weiß glänzend kräftige Rhizinen, wie ich eine Berindung erkenne weiß ich

    nicht:hmmm:.

    Das war jetzt ganz schön schwierig aufzuschreiben, hoffentlich nicht zu viel Unsinn.

    Mein Dank und schöne Ostergrüße

    Bernd

    0

    0a

    0b

    0c

    0d

    0e

    1a Läppchen Unterseite

    1b Läppchen Unterseite

    1c Läppchen Unterseite

    1d Läppchen Unterseite

  • Hallo Bernd,

    deine Frage zielt im Wesentlichen auf die Berindung der Unterseite der Flechte ab, wenn ich dich richtig verstehe.

    Das ist nicht ganz einfach zu erkennen und doch auf deinen Fotos gut dargestellt! :thumbup:

    Denn, um die Berindung zweifelsfrei zu erkennen, muss ein Thallus-Querschnitt untersucht werden:

    Ich beziehe mich im Folgenden auf die mikroskopischen Unterschiede, wie sie Stapper in seiner hervorragenden "Illustrierten Bestimmungshilfe" perfekt zeigt:

    Der Unterschied ist in den Tafel 7 (C. concolor) und Tafel 8 (C. pacifica) wunderbar zu erkennen.

    Wenn du die drei Bilder auf Tafeln 7 und 8 betrachtest, sind die Querschnitte mit der Thallusoberseite nach oben orientiert.

    Sofort erkennt man die grüne Algenschicht, die im oberen Bereich des Marks eingebettet ist, weil das Sonnen licht von oben einfällt.

    Das Mark besteht aus sehr locker gepackten Hyphen, wodurch Luft an die Algen gelangen kann.

    Oberhalb der Algenschicht sind dichtgepackte, weiße, kugelige Zellen zu erkennen.

    Darüber befindet sich eine dünne, dunkle Schicht aus extrazellulären, gelben Flechtenhilfsstoffen, die das Sonnenlicht filtern, damit sich die Algen wohl fühlen und nicht gebraten werden.

    Die Oberrinde besteht aus kugelig wirkenden Zellen und sie erinnert dadurch an ein Pflanzengewebe, das aber nicht vorliegt.

    Aufgrund der Ähnlichkeit handelt es sich bei der Oberrinde von C. concolor und C. pacifica um ein sogenanntes Pseudoplektechym.

    Auch unterhalb des Marks von C. concolor befindet sich als Abschluss eine Lage mit kugeligen Zellen.

    Es liegt bei C. concolor eine pseudoplektechymatischen Berindunge der Thallusober- und -unterseite vor.

    Offenbar (3. Bild auf Tafel 7 auch weitab der Thallusmitte, nahe an der Wachstumszone (distal).

    C. pacifica (Tafel 8 fehlt genau dieser Abschluss nach unten.

    Die Markschicht liegt hier offen, sogar die Algenzellen schauen aus der Unterseite hervor, wodurch die Unterseite grünlich wirkt.

    Makroskopisch bedeutet dies, dass die Unterseite von C.pacifica flauschig wirken müsste, da das Mark freiliegt und einzelne Hyphen austreten können (Tafel 6, Bild unten).

    Auch sollte die Unterseite grünlich wirken, da die Algenzellen nicht so gut verpackt sind (Tafel 3).

    Die Unterseite von C. concolor wirkt über größere Bereiche weiß (Algen tief drinnen) und glatt (weil berindet).

    Ferner hat C. concolor ausgeprägte weiße Rhizinien (Tafel 6 oben), während bei C. pacifica nur dünne Mark-Hyphen aus der Unterseite austreten.

    Auf deinem letzten Foto 1d, sind lange, kräftige, weiße Rhizinien und eine glatte, weiße Unterrinde zu erkennen:

    Kopie von Bild 1d

    Der Text zu deinen Fotos 1a, 1b und 1c (einem Ausschnitt von 1b) irritiert mich etwas:

    Du schreibst, du würdest (nur) die Unterseite zeigen.

    Tatsächlich aber zeigst du zumindest bereichsweise einen sehr schönen Querschnitt durch den Thallus!

    Bestimmt hast du also an der Flechte herumgeschnippelt, und das ist gut so.

    Im unteren Teil von Bild 1b ist eindeutig ein Thallusquerschnitt zu erkennen, der richtig orientiert ist (Oberrinde im Bild oben):

    Ausschnitt aus Bild 1b

    Das luftig-lockere Mark reicht nicht bis zur Unterseite des Thallus.

    Im Bild wird der Thallus von einer kompakten, weißen Schicht, der Unterrinde, nach unten begrenzt!

    Ferner sind kräftige Rhizinien zu erkennen, die aus der Unterrinde herausragen.

    Und du zeigst das in deinem Foto gut!

    Die Zellstruktur ist halt nicht auflösbar, das ist alles...

    Ich hoffe, geholfen haben zu können.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    das hast du sensationell und verständlich an meinen Fotos dargestellt, ich bin begeistert!:smile1:

    Nun weiß ich auch die einzelnen Schichten einzuordnen und erkenne die Berindung.

    Ja, ich habe versucht die winzigen Läppchen von beiden Seiten zu betrachten und auch einen Schnitt versucht, war schwierig aber eine Rasierklinge

    hat geholfen. Die winzigen Pröbchen flutschten immer davon.

    Deine super Doku werde ich nun schön archivieren für neue Versuche.

    Endlich ist das Rätsel der gelben Flechte gelöst, nun kann ich wieder ruhig schlafen.

    Wir wandern ab Dienstag wieder im Bereich Hermann, Externsteine und Velmerstot, dort sind viele Steinbrüche zu finden, mal schauen was vor die Linse kommt.

    Vielen, vielen Dank und Gruß

    Bernd