Clitocybe obsoleta?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 887 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. April 2023 um 08:33) ist von Steigerwaldpilzchen.

  • Hallo zusammen,

    zuerst einmal sorry für die eher schlechten Bilder. Leider hat mein Handy nicht mehr daraus gemacht. Trotzdem möchte ich versuchen hier mit meinem Fund weiter zu kommen.

    Gefunden habe ich die Exemplare hauptsächlich unter Fichten und Birken.

    Hutdurchmesser ca. 2-4 cm

    Der Hut fühlt sich speckig an und ist hygrophan.

    Besonders auffällig ist der sehr intensive Geruch nach Anis.

    Ich tippe hier auf Clitocybe obsoleta - Wohlriechneder Trichterling? Wächst der auch zu dieser Jahreszeit?

    Mein erster Verdacht war der Clitocybe fragans (Weißer Anistrichterling) aber für den sind mir die Sporen etwas zu klein.

    Bei einem meiner ersten mikroskopier Versuche habe ich wenigstens mal die Sporen zu sehen bekommen.

    Diese sind ca. 7-8µm lang und 3-4µm breit. Kann man hier die Aussage treffen, dass sie glattwandig, elyptisch mit Tropfen sind?

    Nun denn, soweit meine bisherigen Erkenntnisse.

    Freue mich über Euer Feedback.

    Viele Grüße und schöne Ostern

    JoBi

  • Hallo,


    Weiße Anis-Trichterlinge finde ich sogar hauptsächlich in der kalten Jahreszeit (Spätherbst bis Frühling).


    Leider ist das ein etwas wirres Artenaggregat. Auch C.obsoleta wurde l. Gröger mehrmals beschrieben. Gegen die Art (im Sinne von Bresinsky) spricht hier die geringe Größe und Färbung.

    Ein wichtiges Merkmal ist die Farbe des Sporenpulvers. Diese ist bei Trichterlingen keinesfalls immer Weiß. Bei C.fragrans wäre sie cremeorange bei C.obsoleta blass creme.


    Dein Sporenquotient (Durchschnittslänge geteilt durch Durchschnittsbreite) liegt etwas unter 2,0 - das spricht eher gegen C.obsoleta.


    LG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Thiemo,

    vielen Dank für Deine Antwort.

    Der Spornquotient wird in Pilze der CH bei

    C. fragrans mit 1,5 - 2 angegeben, für

    C. obsoleta steht da 1,7 - 2,1.

    Der Sporenquotient würde für mich bei beiden passen.

    Der Sporenquotient beschreibt aber nur das Verhältnis Länge zu Breite.

    Gemäß den absoluten Angaben der Länge sowie Breite sind angeblich die Sporen von C.obsoleta etwas kleiner. Ich dachte diese Angaben passen besser zu meinen Sporen. O.K. ohne Berücksichtigung der Messunsicherheit, die auf jeden Fall gegeben ist!

    Wenn man die Bilder der Sporen aus Pilze der CH mit meinen vergleicht fällt der Tropfen auf. Der ist bei C. obsoleta ebenfalls beschrieben.

    Bei C.fragrans kommt der nicht vor. Daher dachte ich eher an C.obsoleta.

    Die Lamellenfarbe würde ich eher in Richtung cremefarben beschreiben. Bin mir aber nicht sicher, ob ich die Abgrenzung zu mehr oder weniger orange Anteile hier wirkich sicher hinbekommen würde. Da müsste man beide mal im direkten Vergleich sehen.

    Makroskopisch hat Laut GPBaWü C. obsoleta keine dunklere Hutmitte und C. fragrans einen sehr starken, deutlichen Anisgeruch. Trifft beides auf meinen Fund zu :-O

    Einer von beiden wird es wohl sein. Ein paar Kriterien passen zu beiden Möglichkeiten, ein paar aber auch nicht.

    Nochmals besten Dank für Deine Unterstützung!

    VG JoBi

  • Hallo JoBi,


    Gröger schreibt von einem Sporenquotient von größer gleich 2,0 für C.obsoleta. Dort wird auch die Beschreibung von GPBaWü angezweifelt und für eine weitere Art gehalten, da mehrere Autoren den dunklen Nabel der Hutmitte als Merkmal nennen. Scheinbar hat jeder eine anderes Bild der Art. Wie du siehst, ist das alles leider sehr unsicher. :hmmm:


    Vielleicht meldet sich noch jmd. mit mehr Erfahrungen in der Sektion.


    LG Thiemo

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  • hallo

    Wenn der Geruch Anis war, es gibt auch eine weisse Form -> Clitocybe odora var. alba.

    Und sonst kann man diese noch durchgehen -> Verbreitung Clitocybe odora var. alba J.E. Lange 1930

    Oder dann mittels Schlüssel von Emil Nüesch versuchen zu bestimmen.

    Nur die Sporen reichen aber nicht.

    BG Andy

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure weiteren Infos.

    Was mir auf jeden Fall auch aufgefallen ist, ist der Sachverhalt, dass Du bei der Durchsicht von Literatur mit 3-4 unterschiedlichen Autoren mal locker 4-5 unterschiedliche Meinungen / Sichtweisen zusammen bekommst.

    Gibt es irgendwo Referenzen oder Empfehlungen bei welcher Gattung welche Literatur am Besten heranzuziehen ist?

    VG JoBi

  • Hallo JoBi,

    genau das ist bei dem Sammelsurium von Clitocybe das Problem. Außerdem wurde die "Groß-Gattung" lange Zeit stiefmütterlich in einem Topf geworfen und nun kommt Schritt für Schritt raus, dass es deutlich mehr Arten gibt, die nicht einmal miteinander so nah verwandt sind. [Nicht direkt zum Thema gehörend aber sehr interessant und die Schwierigkeit bei den Trichterlingen aufzeigend ist folgener Artikel zum Feld-Trichterling der lange Zeit fehlinterpretiert wurde Z-Mykologie_80_2014_0011-0042.pdf]

    Für meine Bestimmungen halte ich mich an den Gröger (Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa), da dieser neben den üblichen Makro und Mikromerkmalen auch die unterschiedlichen Sporenpulverfarben als zusätzliches Merkmal berücksichtigt. Ich finde, dass dieser für den Formenkreis ganz gut geschrieben ist. Was Allerdings der "beste" Schlüssel für Clitocybe ist weis ich nicht. Die beliebte Funga Nordica ist jedoch (auch) bei den Trichterlingen zu oberflächlich. Dort wird übrigens C.obsoleta mit C.fragrans zusammengefasst betrachtet.

    LG Thiemo

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