Vermeintliche Perlpilze, ein Scheidenstreifling und ein Pilz aus Schaumstoff

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 5.086 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Juni 2014 um 10:39) ist von Tobn.

  • Hallo zusammen,

    trotz anhaltender Trockenheit hat es mich die letzten beiden Tage wieder nach draußen gezogen. Der eine oder andere Fund war auch zu machen - vor allem Perlpilze bzw. Graue Wulstlinge hab ich viele gesehen. Die meisten jedoch sehr klein und von Maden zerfressen. Ich hab mich viel mit der Abgrenzung dieser beiden Arten beschäftigt - so ganz sicher bin ich mir aber noch nicht. Hier drei(vier) Exemplare, die ich für Perlpilze halte.

    Perlpilz A




    Bei dem bin ich mir ziemlich sicher: Der Hut hat Rotanteile und das Fleisch rötet auch eindeutig an den Fraßstellen. Geriefte Manschette. Kein auffälliger Geruch. Anmerkungen?

    Perlpilz B





    Auch bei dem bin ich mir ziemlich sicher. Der Hut hat Rotanteile und das Fleisch rötet auch eindeutig an den Fraßstellen. Zusätzlich scheint das Fleisch unter der Huthaut generell leicht rotstichig. Geriefte Manschette. Kein auffälliger Geruch. Einsprüche?

    Perlpilz C = Gelbberingter Perlpilz bzw. Amanita rubescens var annulosulphurea (danke, Pablo)





    Bei dem bin ich mir nicht so sicher. Dem Hut fehlen die Flocken, die Rotanteile sind da. Die Manschette ist eindeutig gerieft. Der Stiel ist äußerlich leicht rötlich angehaucht. Das Fleisch im Stiel und auch im Hut ist aber weiß. Auch unter der Huthaut gibt es keinen Rotton. Kein auffälliger Geruch. Was könnte das sonst sein?

    Scheidenstreifling Narzissengelber Wulstling (danke, Pablo)





    Mit diesen Pilzen hab ich bisher keine Erfahrung. Ist mein Erstfund. Hab ihn auch nur wegen Mangel an anderen Pilzen genauer angesehen. Nun würde mich interessieren, ob es sich um einen Scheidenstreifling handeln könnte. Leider habe ich zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, dass man unter die Scheide schauen sollte, um nach einer Knolle zu sehen. Kann jemand einer Prognose mit den bestehenden Bildern wagen?
    Fundort: Im Buchen- und Eichenmischwald
    Geruch: unauffällig

    Schaumstoffpilze = Beutelstäublingsmumien (danke, Pablo)
    Zum Abschluss noch etwas Kurioses. Habe heute einer recht dunklen Ecke unter einem Nadelbaum (vermutlich Fichte) folgende Objekte gefunden.


    Die fühlen sich an wie Schaumstoff und waren auch extrem zäh und elastisch. Die Außenseite hatte etwas ledriges. Die Fundstelle war sehr trocken und ich sah 7 oder 8 solcher Teile in unmittelbarer Nähe der Fichte. Hat jemand eine Idee, was das mal gewesen ist?

    Vielleicht hat ja jemand Lust, mir ein paar Tipps zu geben. Ich freue mich über jede Antwort. Ansonsten hoffe ich nun auf Regen - viel Regen.
    Viele Grüße
    Tobn

    Einmal editiert, zuletzt von Tobn (15. Juni 2014 um 23:29)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Tobn!

    Woher die Unsicherheit bei den perlpilzen A) und B)?
    Alle Merkmale sind doch wunderbar zu sehen:
    Geriefter Ring (teils auch Stielspitze), Hutrand ungerieft, Knolle ohne Warzengürtel und "Bersteigersocken", Rötungen gut zu erkennen.
    Da kannst du auch nach den rot überlaufenen Stielen gehen, Das reicht.

    Perpilz c) ist Amanita rubescens var annulosulphurea (Gelbberingter Perlpilz). Unterscheidet sich von der Typusform durch Gelbtöne an Hut und Stiel und schlankeren Wuchs (wobei auch normale Perlis sehr schlank sein können).
    Die anderen merkmale sind konstant, also auch hier die Rötung beachten.

    Der vermeintliche Scheidenstreigling ist ein Narzißgelber Wulstling (Amanita gemmata, giftig). Der Ring ist vergänglich, hier sind nur noch Reste vorhanden. Der Hut ist etwas sonderbar gefärbt, was an der Trockenheit liegt. Die Scheide ist gar keine, denn sie geht nicht um die gesamte Stielbasis herum. Das ist genau das, was man beim Panther (Amanita patherina) als Bergsteigersocken bezeichnet. Dieses Merkmal haben Panther und Narzißgelber gemeinsam, aber beim Narzißgelben ist es manchmal nur schwach ausgeprägt.

    Die Schaumstoffpilze sind Ruinen von Beutelstäublingen (Lycoperdon excipuliforme) aus dem Vorjahr.


    LG, pablo.

  • Danke dir, Pablo, für den Rundumschlag. Eine Sache ist mir noch nicht ganz klar: Das Bergsteigersöckchen meint das spiralförmige Gebilde, das von der Basis teilweise rundherum nach oben läuft, richtig? So wie beim Patherpiltz.
    Mit abgesetzter Knolle meint man die wie eingepfropft wirkende Stiel-Knollen-Verbindung mit dem überstehenden Rand, oder?

    Beim genaueren Hinsehen fallen mir nun auch die gezahnten Schneiden bei den Lamellen des Narzissengelben Wulstlings auf.

    Danke und viele Grüße
    Tobn

    Einmal editiert, zuletzt von Tobn (16. Juni 2014 um 08:38)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Tobn!

    Ich fang mal mit dem einfachen an: Die Lamellenschneiden sind eher beflockt als gezahnt, aber das ist ja eine Frage der Begrifflichkeit. Daß du das erkannt hast ist mal das Entscheidende, guter Blick für's Detail!
    Bei Wulstlingen (Alle Arten der Gattung Amanita) ist das allerdings ein eher schwaches Merkmal, weil das eben viele Arten machen.

    Die Begriffe "Bergsteigersocken" und "abgesetzte Kolle" meinen etwas ganz ähnliches. Da steigt aber nichts spiralförmig auf, sondern es geht um ringartige Zonen nahe der Stielbasis. Der unterste Ring ist eben der "Wulst", das ist das Eingepropfte. Manchmal finden sich darüber noch weitere, dünnere Ringe, die man auch noch als Bergsteigersocken bezeichnen kann, aber eben nicht mehr als "Eingepropfte Knolle".
    Natürlich ist beides beim Panther viel stärker ausgeprägt als beim Narzißgelben, bei dem ist das alles etwas feiner, weicher und unauffälliger. Aber bei beiden eben variabel.
    ich erlaube mir mal, ins NAchbarforum zu verlinken, da sind einige gute Pantherbilder, wo auch die Stielbasis in unterschiedlichen Ausprägungen gut zu sehen ist:
    >Pantherportrait<
    Da kannst du dich mal durch die Beiträge lesen.


    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,

    danke für deine ausführliche Antwort und den Link. Ich kann mir nun definitiv mehr unter den beiden Begrifflichkeiten vorstellen. Ich werde bei den kommenden Funden dieser Gattung auf die genannten Merkmale achten. Wenn ich fündig werde, folgen vielleicht weitere Fotos.

    Viele Grüße
    Tobn